morden,
V.
1.
›Gewalt ausüben‹ (allgemein);
vgl.  1.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1,  15, ,  10111213,
2
 123, ,  2,  1,  2,  4, , , (V., unr. abl.) 1, (V.) 12, , oder in substantivischem Kontext mit ,  1,  1,  1, ,
1
 12,  123, , (
der
23, , , gebraucht; mehrfach in cumulusähnlichen Katalogen; dabei ist oft unklar, ob im Skopus von Verbalinjurien und tätlicher Gewaltausübung ein als Spezialisierung aufzufassendes Handeln, nämlich ›jn. töten, ermorden‹ (vgl. 2), gemeint ist.
Syntagmen:
j. m
. (absolut);
jn., land und leute m
.;
um gut m
.; ˹
morden treiben, durch morden zwietracht machen, sich mit morden begehen, versündigen
˺ (jeweils subst.).
Wortbildungen:
morda
(Interjektion),
mördensunglük
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die so Got unsen trechten | Lieb haben daz sie gelouben, | Nicht slan, morden, steln noch rouben, | Unvor, brant, urloge lazen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
527, 635
(
Magdeb.
1608
):
Viel hundert tausent kamn gerant / | Mordten / beraubten / Land vnd Leut.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
, o. J.):
alle sollen [...] anbringen alles, was unsre gge. gebietende herrn straflich, als scheltword, metzerzucht, zanken, hauen, stechen, morden, dieberei.
Froning, Alsf. Passionssp.
426
(
ohess.
,
1501ff.
):
morden, stelen und rauben, | unkuscheit trieben mit frauen, | das kan ich [Schoppenstuck] alle gar.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Man roube, schinde, morde | Umme gut, so nemen sis.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Er [blutig hauffen] blündert kirchen, klöster und stifft, | Ser vil mördens-unglück anstift.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich [Tüfel] tuon nimer raisern erlouben | Stelan, mürden und rouben.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Chayn [...] beging sich donoch mit roubende und mürdende und mahte vil süne und döhter.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do schry niemant: vacha! vach! | Nür: morda! schewͤz! stich und slach!
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Wir liegen triegen g’färn anainander, schenden schmähen hädern [...], töten morden rauben.
Helm, a. a. O. ;
Peil, a. a. O.
554, 1520
;
Froning, a. a. O.
395
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
69, 13
;
Gille u. a., M. Beheim
240, 86
;
Barack, a. a. O. ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Adrian, Saelden Hort
4563
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
329, 5
.
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
›sich tötend, mordend betätigen‹ (absolut); trans.: ›jn. durch Anwendung körperlicher Gewalt oder mittels eines Werkzeuges töten, totschlagen, ermorden‹; im einzelnen auf die Arten des Tötens bezogen, z. B.: ›jn. erstechen‹; ›jn. erwürgen‹; ›jn. erschlagen‹;
als Spezialisierung zu 1 auffaßbar; vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 8, , (V.) 5,  1, , .
Syntagmen:
j. m
. (absolut);
j. jn
. (z. B.
Christen, gottes freunde, den fürsten, ein kind
)
m., jn. mit hellebarden, mit dem schwert m
.; subst.:
morden sehen, das morden erdenken, des mordens nicht geläugnen
.
Wortbildungen:
mordern
1.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
das man die Kneblin in der geburt hat morden sollen.
Ebd. (
1544
):
ob wir wol auch sagen, man sol nicht rauben, stelen, morden, neiden, hassen etc. so [...].
Ebd. (
1535
):
Jhe mher gemort, jhe mher Christen.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
einer, der gemürdet hæte, den man von rehte solte redern.
Skála, Egerer Urgichtenb.
63, 4
(
nwböhm.
,
1569
):
STeelen hab er Redlich helffen Aber nit Morden.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
187, 8
(
thür.
,
1474
):
also her danne [...] antwert, daz er daz nicht gethan, sundern in eyme irrethumbe, [...], zcugelouffin alß eyner, der da scheyde wolde, abir daz er yn hette wollen morden addir schissen, da spricht her neyn zcu.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
das sich ein geschlecht verpflicht hette, einen zu morden und ime ein offenbar droe und wegelage getan hetten vor gericht.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1427
):
daz die boͤsen Hussen [...] leẅt gemördt haben.
Gille u. a., M. Beheim
7, 1
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wie morden und rauben wart erdacht, | wie es sich hie auf erden ane truge.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
lebt er
[Luther]
noch oder haben sie jn gemordert, das ich nit weiß, so hat er das gelitten umb der christlichen wahrheit willen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Man soltte den fürsten morden, | Der dir da gäbe ritters orden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Moͤrden / Greüwlich toͤden.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Der sun bekennet, er hette seynem bruder müssen helfen ain claynen knaben mörden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1562
):
adj. 6. julius hat man ainen landsknecht, so gemört hat, [...] gerädert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô tuont die grimmen wüetreich, die mordent und tailent gotes freunt auf ertreich.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
136, 1
;
Jostes, Eckhart
76, 27
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 8
;
Gajek, Seidelius. Tych.
14, 18
;
Gille u. a., a. a. O.
99, 536
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Koppitz, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. .
Vgl. ferner s. v.  8, (Adv.) 1.
3.
›jn. psychisch, seelisch vernichten, ermorden, umbringen; (die Seele) töten; (die Psyche, die
sele
, das
gewissen / herz
) quälen / foltern‹; ›jm. etw. rauben‹; auch: ›jn. verbal zunichte machen, zerstören‹; als Ütr. zu
morden
1; 2 auffaßbar;
vgl.  3.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘; älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  14.
Wortbildungen:
mordern
2 ›(den Körper) kasteien‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und suln ir vleisch hir mordern | Mit vastene, mit wachen.
[Daz wir] Daz vleisch mit tugenden morderten, | Den geist zu gnaden vorderten.
Luther, WA (
1522
):
[Bischof] dencken nur yhrem wolffischen grym nach, die seelen tzuͦ morden.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
swanne der sŭndere vellet in die houbtsunde da er selber mit mordet sine sele.
Pyritz, Minneburg
5340
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ja waz ich [hertze] niht bedechtig | Daz er mocht haben an im den orden, | Daz er mich tet so freißlich morden.
Thiele, Minner. II,
32, 138
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
vrouwe
[Venus]
wandels oen, | dorch u dogent laist mich verstoen | wy gedaen das si uwer orden. | men seit, ir konnet stelen und morden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
und ettewenne brichet es [...] an den worten, und moͤrdet einen andern mit der selben wunden domitte er ist gewunt, und bringet ime ein boͤse urteil ouch in und moͤrdet ouch den nehsten uf den daz dis urteil vellet.
Goldammer, Paracelsus
5, 180, 19
(
1530
):
daß ir gemort habt von euers geiz und lusts wegen die selen.
Sappler, H. Kaufringer
20, 112
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
er [der vorsprech] begund den schuchster morden | mit seiner red valsch und böß.
Klein, Oswald
93, 16
(
oobd.
,
v. 1408
?):
Hort mein, dein ain | wort mort mir gail.
Qu. Brassó
5, 584, 32
(
siebenb.
,
1617
):
da Christus der Herr | [...] | Den Tod gewürgt, die Höll zerstört, | Die Handschrift, so das Gewissen mördt, | Mit sich ans Kreuz gehenket.