mor,
der
;
-en
, sehr vereinzelt
-es/-en
, auch:
-leute
.
1.
›Dunkelhäutiger, Person, die im Unterschied zu einer als
weis
klassifizierten Person auf einer vorausgesetzten Hell-Dunkel-Skala als relativ dunkelhäutig bis schwarz kategorisiert wird oder der man infolge zusätzlicher, vereinzelt körperbezogener (z. B.
dickes maul
), ansonsten aber vor allem religiöser, historischer, sozialer und politisch-geographischer Kriterien und Wertungen eine dunklere Farbe zuschreibt‹; extensional kann jede Person, die farblich zwischen dem der Eigengruppe zugerechneten ,Weißen‘ und dem Menschen schwarzer Hautfarbe steht, als
mor
semantisiert und pragmatisiert und somit als
türke, araber, tatar, ägyptier, ethiopus, heide
(
der
),
maure
, aus dem Zusammenhang heraus auch als ,Inder‘, ,Schwarzafrikaner‘, ,Grieche‘ in den Gegensatz zu (im lateineuropäischen Sinne) gestellt werden. Hinzu kommt eine extensionale Restriktion auf die erwachsene männliche Person:
mor
für Kinder ist nur in 2 Wortbildungen (als
morkind
und
morlein
), und zwar in literarischem Zusammenhang, belegt, für weibliche Personen begegnet , ebenfalls in vergleichsweise schwacher Belegung sowie mit teils anderen (erotischen) Konnotationen. Die Bewertung von
mor
ist vereinzelt neutral bis positiv, mehrmals negativ.
Syntagmen:
den moren beim angesicht kennen
;
mor, tor, mar, nar rufen
(hier zur Beschimpfung gebraucht);
der m. schwarz von leib sein, von seinem erbe entrinnen
(bezogen auf die Mauren Spaniens),
die moren jn. überfallen, Ägypten verwüsten, ir blut in Köln gestürzt haben, den teufel weis malen, gleiche religion
(wie die
türken
)
haben, sich von sünden abwaschen / reinigen, sich für die schönsten leute halten
;
j. ein m., schwarz als ein m. sein, sich als ein m. schwärzen
;
einem moren an der farbe gleich sein
;
bei den moren in ansehen stehen, jm. wieder die moren helfen
;
der schwarze / weisse / scheusliche / stolze
(bezogen auf die Mauren),
goldfarb gekleidete m
.;
der leib, die gestalt, das angesicht / land / reich des moren
;
der beschirmer / könig der moren
;
das her mit moren
.
Wortbildungen:
morenkopf
(als Zierstück oder Wappenzeichen),
morenschwarz
(dazu bdv.: , ),
moreske
›Söldner vermeintlich maurischer Herkunft‹,
morfarb
›dunkelfarbig‹,
moriak
Bild, Figur eines
moren
,
morian
›Söldner, Sklave‹,
mörisch
2 (von einer Sprache, im Beleg vom Arabischen gesagt; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Der erste son heisset Chus, der ist der Moren vater, daher das wort ,Chus‘ noch einen Moren heist, der hat sich wol besamet und ausgebreitet, hat gezeuget funff soͤne, Die haben sich gesetzt ynn das land Reich Arabien, Moren land hat an sich das Rote Meer und stoͤsset an Egypten.
ob sie wol der geburt nicht alle Gog sind, Griechen, Moren, Araber und der gleichen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
580, 2341
(
Magdeb.
1608
):
Niemand mag auch fuͤruͤber gehen / | Wenn vnser Kinder jhn ersehen / | So ruffen sie / Mohr / Thor / Mar / Nar / | Ein geckerekekeck fuͤrwar.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Die Mohren halten sich vor die schoͤnste Leut / darumb mahlen sie den Teufel weiß.
Beym Angesicht kennt man den Mohren / beym werten den Thoren.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Do erschein des tuvels craft | Als ein kind morvar, | Swarz und ungetesche gar.
Uber al die kirchen er sach | Alsam die cleinen morkint, | Die rouc unde swarz sint.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
ein spenneken mit enem moriacen, dat cloept mit enem hamerken op einre perle moder.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Die more die in Coelne ir bloit | sturten, die haint Got also goit, | dat Got hilpt Coelne.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1395
(
Köln
1476
):
Rysch was der swartze moriaen, | Der vp der Waydt vur was geuayn, | Dorch dye grauen vyssz gevallen.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1580
):
War prachtich, plach einen morian vor einen diener zu halten.
Voc. inc. teut.
q vv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
More Ethiops mauritar’.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
33, 4
(
Frankf./M.
1550
):
Esopus war ein armer gekauffter knecht [...] darzu vberauß heßlich / vnd gantz schwartz / das er auch deshalben Esopus / das ist / schwartz / oder ein scheußlicher Mor / genent wirdt.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
263, 8
(
wmd.
,
1634
):
wo zu Nacht von Weisser Baan | Sie [Sonn] reit zun schwartzen Mohren.
Gerhard, Hist. alde e
1131
(
omd.
,
um 1340
):
Da geschach an allen wan, | Daz die morn us mornlande | [...] | Vorwusten di Egyptier.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Strichen wirt er von dannen | [...] | Durch Lybiam gediche, | Ouch durch der moren riche.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Fuscus Rothschwartz / Mohrenschwartz / schwartzbraun.
Mayer, Folz. Meisterl. (o. O. o. J.):
Und wart sich swerczen allz ein morn, | Ein nerren cleit er im besan.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1528
):
Der morn angesicht sind selten huͤbsch der pflechsten nasen und dicke meuler halben.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz dusú ellú enworfnú bild und disú usgeleiten verbildetú wort sind der bildlosen warheit als verr und als ungelich, als ein swarzer mor der schoͤnen sunnen.
Owe, got, wel ein anblik! Es samnent sich dú grúwlichen bilde der swarzen moren, dú helschen tier hein mich umbgeben; sú luͤgent der armen sele, ob si in mug werden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
fluß gyon. Er selb ist der do umbget alles daz lant der moren.
auch ir morleut
[
Eck
1537, Zeph. 2, 12:
Morenlennder
;
Luther
1545:
Moren
]:
ir wert getoͤtt mit meim schwert.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
623
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Der teüffel kam in moͤres gstalt | Mit vil verheissens manigfalt.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
er [Türcke] bedarff der Moresken, seine Heer der Janitscharn vnd beschnittenen damit zu stärcken.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
da ain mentsche in ain lachun vallet und gar unsuber wirt, und kaͤmi denn ain mor und wuͤschi in schône [...]: so waͤre der mentsch als schoͤn worden von dem moren als ob in ain guͦter und ain suber mentsch gewaͤschen hetti. also ist es ôch umb den priester.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
978, 36
(
halem.
,
1498
):
viij eln und j f. moͤrlifarb Lúntsch [tuͦch] zuͦ eim rok.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Und besamnet ein unmesig her mit ungewonen lütten: moren, Tatten, hunczhöpter.
ein kung, der ließ Asverus; der was in Indea gewaltig vncz an der Moren lant.
Merz, Urk. Lenzb.
112, 12
(
halem.
,
1570
):
marchstein, [...], derselb hat drey egken, hat mhh. kuglen vnd ein morenkopff gegen denen von Mörken.
Wyss, Luz. Ostersp. nach
2934
(
Luzern
1583
):
König Balthasar, der Moren könig, vnd all sin gesind sond schwartz von Lyp sin.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1563
):
ist kunig Maxymillian zu Eslingen eingeriten [...] mit vil seltzamer manir 6 camel mit moren, deutsch und welsch volck.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
düe statt [Jherusalem] [...], den mehrerntheil mütt Christen bewohnt, wehnig Moren, noch vül wehniger Thürcken.
der Grüech und der eine Vönetianer, wëlche beede der mörischen oder arabischen sprach wol erfahren.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
Von schwartzen minchen, die kamen her, die waren aus India, die waren schwartz moren und kristen.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1561
):
Weiße moren vor Goletha [...] Die weißen moren, so bei Goletha in Affrica ankomen, dern seind 80 schiff, dise haben Goletha belägert.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
dieweil die Türcken / Moren / Arabes [...] / sich von jhren vilfaltigen vbertrettungen vnd sünden / [...] / abzuwaschen.
die Türcken vnd Moren (welche baide Nationes fast gleiche Religion vñ Ceremonias haben).
ist bald jhrer Badknecht einer da (die mehrtails schwartze Moren).
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wann man einen Mohren gleich sein lebenlang badet / so kan man jhn doch nicht weiß waschen.
Klein, Oswald
26, 13
(
oobd.
,
1427
):
da manger stolzer mor so frei | von seinem erb müsst hinden aus entrinnen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
1974
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Ein morenkopf biß under die achsel von bronzo.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
9, 29
(
tir.
,
1464
):
die vnrain haut die wart geczwungen, das si sach als der moren leib.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
71, 17
;
Hoffmeister, Kuffstein. Gef. A vijr;
Vetter, Pred. Taulers ;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Bachmann u. a., a. a. O. ;
Rauwolf. a. a. O. ;
Haszler, a. a. O. ; ; ;
Klein, a. a. O.
19, 26
;
Voc. Ex quo H
638
.
Vgl. ferner s. v.
2
.
2.
›Teufel, Teufelsgestalt‹; Motivierung von den Negativzuschreibungen von
mor
1 her.
Bedeutungsverwandte:
 3.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
In der qual der leyden more | Offenbaret Got ir ore, | Di in nicht wolden horen hy.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der [geist] waz in sinem angenomen bilde geschafen als ein ungestalter more mit fúrinen ogen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 559
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ir wißt all wol, ir hellisch morn, | das ir habt all ewr er verlorn | von dem kristengelauben rain.