mitternacht,
die
;
vereinzelt
mitnacht
und
mittenacht
; die Regelform ist
mitternacht
(erstarrter Dat. von , Adj., 1).
1.
›Mitternacht als mittlere Zeitspanne zwischen
abend
und
morgen
‹;
mitternacht
dient außer als Zeitangabe auch als Orientierungsspanne, in der man biblische Ereignisse und abergläubische ,Erscheinungen‘ vollzogen sieht sowie ordnungs- und strafrechtliche Maßnahmen ausführt;
vgl. (Adj.) 3,
1
 1.
Syntagmen:
m. werden
(häufig),
(bei jm.) m. sein
;
bis m
. [wo]
wachen, der pferde bis in m. hüten, um m
. [wohin]
gehen / kommen
, [wo]
absegeln, ein geschrei darbringen, zu m. 12 ur schlagen, jn. um m. vom gericht nemen, zu m. aufstehen / richten / begraben, der han zu m. krähen, den tag zu m. anheben
›beginnen lassen‹,
zu m. als zu mittag sicher gehen, sich zu m. von dannen heben, jn. zu m. loben, jm. zu m. ein liecht scheinen
;
eins vor m., die kerstnacht
›Christnacht‹
zu m
.
Wortbildungen:
mitternächtlich
1.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
des hûben sî zu mittirnacht | sich von danen vlînde.
Beckers, Bauernpr.
54, 3
(
Köln
1515
/
18
):
Wañ idt an d’ kerstnacht tzo myddernacht der wyndt van nedder vp her gait dat bedutet eyn fruchtbair jair.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
122, 4
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da es mitternacht wart / da hort der konnig metten luden.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Ich stund off zu der mitternach zu lobene dich, herre.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
680
(
mrhein.
,
um 1335
):
e der hane zuͦ mitternath | hat gecrewet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Uf daz sie ouch entpfiengen | In mitternacht den heren | brutegoum.
Skála, Egerer Urgichtenb.
32, 5
(
nwböhm.
,
1562
):
wie man Licht angetzindt hingangenn vnd Zu Nachts bis In mitternacht der pferdt gehuet.
Gerhardt, Meister v. Prag
202, 9
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
der hauswirt kumt Spat oder zcu mitternacht oder so der han kret.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
54, 40
(
nobd.
,
1503-36
):
begreift man in
[
dipt
›Dieb‹]
formittagß, so sol man in for mitternach antwort, begreif man den dipt aber nachtmitdagß, so soll man in antwort nacht mitternach.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1469
):
und er [...] mit dem strang gerichtet, [...] umb mittnacht, vom hochgericht [...] wider abgenommen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er zuckt die leib der erschlagen [...]: vnd begruͦb sy zuͦ mitternacht.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Wan es umb dy Mitnacht wuͤrt, so rent einer uff einem Pferd [...], und laufft ein nackend Frau vor im anhin.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
30a
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Villicht keme denn der man | Umb mitternacht gan | [...] | Trunkner und völler denn ain schwin.
Morrall, Mandev. Reiseb.
172, 20
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wen die sunn uff gät gen dem paradyß, so ist es by uns mitenacht von des ertrichs wegen, das als sinwel ist.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Die [kelber] sein von dieser mitnechtlichen abgutzlete inner- und auserhalb [...] übergossen worden.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Bachmann, Morgant ;
Sappler, H. Kaufringer
2, 67
;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Leisi, Thurg. UB
6, 781, 28
;
2.
›Norden‹; oft im Orientierungsfeld von
2
,  12; ; ;  2, .
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
ein kloster gegen m. stehen, der Rhein gegen m. rinnen, js. herschaft sich gegen m., das reissenland sich gegen m. an das mer erstrecken, gegen m. drohen / wonen, einen cometen sehen, nach m. reisen, der wind von m. gehen
;
ein ort, völker, gelegen gegen m., von m
. ›nach Norden hin‹,
der magen von m
. (vgl. Beleg
Sudhoff
).
Wortbildungen
mitternachthalb
(dazu bdv.: , ).

Belegblock:

Beckers, Bauernpr.
50, 16
(
Köln
1515
/
18
):
Gait auer der wynt vã aquilone vã mydnacht So beduyt es ey͂ fruchtbar jair.
Voc. inc. teut.
q iijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mitternacht zeiche͂ am himel Septe͂trio.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Wie groß ein iedweder bogen sey / den ein Planet [...] in der Ecliptica vom Æqvatore gegen Mittag oder Mitternacht abstehe.
Gille u. a., M. Beheim
110, 47
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
In seiner rechten hande | het er vir scharpfer swert, warn lank | [...] | Daz vird pehielt er in der hant, | und gegen norden er sich want | und da drowen pegunne | Gegen der miternachte.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
die mitnacht vnd das mere hastu gebildet.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
alle die gegen mitter nacht wone͂ [...] die dicke hirn schalen habe͂.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
der magen hat kein underscheit, ist er aus Asia, so hungert in wie den in Europa, ist er vom mittag, so deuet
›verdaut‹
er gleich wie der von miternacht.
Bächtold, H. Salat (
halem.
,
1536
):
Ich wil sitzen im berg des testaments, in den siten des mittnachtlands.
Lauater. Gespaͤnste
37v, 22
(
Zürich
1578
):
Olaus Magnus [...] schrybt in siner historia von den voͤlckern gege͂ Mitnacht gelaͤgen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mittnacht / Die beyß / dem Mittag entgegen gesetzt. Septentrio.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
325, 32
(
Genf
1636
):
Mitternacht wind / m. Le vent de Nord.
Boner, Urk. Aarau
930, 6
(
halem.
,
1631
):
[blatz] sonenhalb an den Hirtzengraben gelegen vnd mittnachthalb an die gaßen stoßende.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1564
):
ain fürtreffenlicher fürst [...], dessen macht und herrschung sich vom occident bis gegen mittnacht erstreckt.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Wind [...] welcher von seyten Mitternachts vnd Niedergangs her wehet.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
so hat sie [Stadt] gegen Auffgang das Bayerland [...] Gegen Niedergang den Boden⸗See [...]. Gegen Mittag das Alpgebuͤrg [...]. Gegen Mitternacht das Wuͤrtenberger Land.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
2. H. 17. Jh.
):
die pigmark des walts [...] von mitternacht alle quellen der prunnen und waßer so in die Mürz zusammenfließen.
Vgl. ferner s. v.  1.