mittag,
der
;
-(e)s/–
;
in rund einem Drittel der Belege mit Binnenflexion, meist
mittentag
, auch
mittetag
; dies ist erstarrt und in die anderen Kasus, darunter den Nom., eingedrungen.
1.
›Mittag, Zeitpunkt des Höchststandes der Sonne; Zeitspanne von jeweils 3 Stunden vor und nach dem Höchststand in der Tageszeitenreihe
morgen, mittag, abend
‹; die Mittagszeit dient im Rechts- und Wirtschaftsleben als Termin, oft steht
mittag
über die Assoziation ,Helle‘ für die Klarheit des Denkens, speziell religiöser Erkenntnis (darunter mit Bezug des Seelenzustandes auf den Tagesablauf), sowie für die Forderung nach klar begründeten rechtlichen Entscheidungen;
zu (Adj.) 3,  1.
Phraseme:
zu halbem mittag
›gegen Mittag‹;
klar sein als der helle mittag
;
sich auf wildban verstehen als eine ku auf mittag
.
Syntagmen:
(mit Normalisierung der Belegformen auf
mittag
):
den m. in sich bearmen
;
der m. heis, götliches liecht sein
;
dem menschen m. sein, ein urteil als der m. sein sollen
;
die erde an einem m. finstern, das liecht in den m. zunemen, nach m. ruhe, keinen rat haben, jn. des kampfes nach m. grüssen, von dem mittage sagen, vor m
. [wohin]
kommen, holz niederschlagen, sich vor m. versäumen, zu m. essen / ausgehen / kommen, hinweg reiten, der pfärner jn. zu m. versorgen, jm. zu m. kraut geben
;
der helle / liechte m
.;
das liecht des mittages
;
nach / vor / um m
.
Wortbildungen:
mittagschein
›mittägliche Helligkeit (ütr.)‹,
mittagsimbis
,
mittagslinie
,
mittagszeit
,
mittagwächter
(a. 1473).

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
20, 16
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
vru muse er hören geschrey unde in der mittagisszyt eyn hulyn.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So kumt der heilige rat | Sines heiligen geistes | Und gibet sines volleistes | Helfe also vil dar zu, | Spate, mitages, vru.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Ouch mit eime tode sin [Got Crist], | Des nacht was ein mittac schin, | Uns er hat czu grozen vrumn | Czwene tode ab genumn | Und hat si in luter tag | Verwandelt.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1632
):
der doch in seiner Macht, | was Auf- und Niedergang, was Mitter-Tag und Nacht | in sich bearmet, hält.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Daz sie [engel] got bekennent, als er alein in im selben wesen ist, daz ist der liehte mittac.
Dâvîd sprichet: ,des rehten menschen stîc wehset und nimet zuo in einen vollen mittentac‘.
Nû enwirt ez niemer âbent, dâ ensî ein morgen und ein mittentac vor liehte gewesen.
alsô tritet diu sêle ûf mit des engels liehte in götlich lieht, daz ist der mittac.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
dise rede macht, [...], | lit an dem waren mittentage; | ich meine waz dute mittach | [...], | von dem mittage ich sagen wil, | so stit di sonne an dem hoesten zil | und brinnet so mit irre kraft | daz di erde durret an irre macht | [...] | nu merke, vrunt min, und wizze, | daz bi diser sunnen hitze | uns di sunde gar bezeichent sint, | di uns machen durre und blint.
Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1593
/
4
):
die vier hohen feste, da selbsten das mittags-imbiß [...] zu haben, dazu dann alle mattschaftsgesellen jederweils macht haben zu gehen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
334b, 37
(
Frankf./M.
1649
):
Zur Verdammung gehoͤren die allergroͤssest vnd staͤrckeste indicea, welche so klar seyen alß der helle Mittag.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
An dem mittentage wit | Muste die erde vinstern.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Kamphes mag ouch eyn man sich weigeren ab man yn des grusset noch myttetage.
Jostes, Eckhart
13, 18
(
14. Jh.
):
Dez rechten menschen steik is weishet und nimet zu in einen vollen mitten tag. [...] alz daz gotlich liht uberschinet daz liht dez engels, und daz liht der sel und dez engels licht flizzen in daz gotlich liht alz ein fluz, daz heizet er den mitten tach.
Ebd.
70, 11
:
In dem lieht ist ez mitten morgen, und also tritet di sele uf mit dez engels lieht in gotlich lieht, daz ist der mittag.
Küther, UB Frauensee
259, 33
(
thür.
,
1489
):
Darvor sal sie der pferner widderumbe uff solche feste mit esßen unde trincken zu mittage [...] vorsorgin.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Auß dem Meridian aber / wird erkant / ob ein solcher Stern oder Punct / durch die Mittags Line streiche.
Gerhardt, Meister v. Prag
30, 4
(Hs. ˹
nobd.
,
1477
˺):
zcu dem mittentag ging er aber aus vnd sach einen mussig sten auf dem marckt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
O claͮres lieht des mittentages und der sunnen loͮffes hoͤchste zil.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
et judicium tuum tamquam meridiem, und din urteil sol sin als der mittag.
Roloff, Brant. Tsp. Widm.
86
(
Straßb.
1554
):
das er [...] / durch Gott [...] / am iij. tag Mertzens zwischen ix. und x vor Mittag beruͦffen ist worden.
Er verstande sich eben uff wildpan wie ein kuͦ uff mittag.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mittag (der) Medius dies, Meridies. Es nahet zum Mittag. [...]. Zuͦ Mittag oder zuͦ imbiß essen.
Plant u. a., Main. Naturl.
298ra, 21
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
dc dritte teil ist der mittetac darzvͦ horint drie stunden der vor vn̄ der nach drie.
Haszler, Kiechels Reisen (
schwäb.
,
n. 1589
):
allein das süe umb müttagzeütt ihr gebett thun in allen moscken.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1473
):
nach mittetag [...] sind eingeritten die [...] fursten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 595, 9
(
schwäb.
,
1588
):
dagegen soll man inen [soldner] mittags zu essen geben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
28, 16
(
noobd.
,
1347
/
50
):
so deu sunne dez tages kuͤmt an seinen mittemtager, so ist ez dem menschen mittag.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
ob er aber nit käm zu dem mittentag, so sollen die gmain den dieb antworten hinauß auf das gemerk.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
so ainer holz maisst, so vil er vor mittag niederschlecht, soll er nach mittag aufschnaiten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
man geit in [...] zu dem mittentag kraut und jedem ain stuk fleisch.
Helm, a. a. O. ;
Froning, Alsf. Passionssp.
6560
;
Ralegh. America ;
Oorschot, a. a. O.
370b, 2
;
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
38, 4
;
Haszler, a. a. O. ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Öst. Wb.
4, 319
 f.;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 85
.
Vgl. ferner s. v.
1
 5.
2.
›Mittagessen‹; schwach belegt und als Metonymie eng an 1 anschließbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Wolf, Gesetze Frankf.
274, 10
(
hess.
,
1468
):
man sal auch zu solichen brutlaufften [...] zu abentimsz [...] nyemants anders laden [...], dann die zu mittage dargeladen weren.
Öst. Wb.
4, 320
.
3.
›Süden‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,  1;  9, ;  1, , .
Syntagmen:
gegen m. gehen, ein land gegen m. bis
[wohin]
reichen, sich gegen m. neigen / wenden, der erdenmesser von m. gegen dem himmelwagen gehen, ein wind von m. gehen / kommen, der mond von m. gegen der bärenspitze wälzen
;
ein stern, ein gebirge / land / weg, eine seite gegen m
.;
der könig / wind, die königin von m
.
Wortbildungen:
mittägig
(Beleg s. v. ),
mittagwind
›Südwind‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Beckers, Bauernpr.
50, 17
(
Köln
1515
/
18
):
kompt d’ wynt vã Austro vã myddaich. so beduyt vns der wynt degeliche krãckheit.
Thür. Chron.
2v, 2
(
Mühlh.
1599
):
Africa / gehet von Mittage biß zum Nidergang der Sonnen.
Dietrich. Summaria
21r, 36
(
Nürnb.
1578
):
dagegen [...] die Koͤnigin vom mittage dem Koͤnig Salomo geglaubet hat.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Ein Koͤnig von der Sonn Auffgange, | Der ander von Mittag.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Stee auf: vnd gee gen mittemtag zuͦ dem weg der do nider steigt von iherusalem in gazam.
Wann do der mittag wint
[
Luther
1545, Apg. 27, 13:
Sudwind
]
weet sy massten sich zehalten den fúrgesatzten rate.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
das all die menschen die da wüne͂ in heissen lande͂ gegen mitte͂tag. haben dune hirn schaln.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Auster, d’ mittag wind / sud wind.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
darnach stǎchend die buoben, so uff den rossen sǎssend, einer gegen Orientt, der ander gegen Occident, der dryt gegen Mittag, der fiert gegen dem Nydergang, also das yetlicher ein glyd von sinem körper reyß.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der vnuerruckt punckt vnd end oder stern deß himmels gegen Mittag. Polus Australis.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera 
18, 19
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Darnach ge der erdenmezzer gerihts von mittemtag gegen dem himelwagen also lang, piz daz er an der andern nahte sein mark an dem himel ansehe.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
22, 4
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Si haizzet auch die mittentagerinn, daruͤmb, daz si an dem tail dez himels ist, da der mittag ist.
Ebd.
57, 9
:
deu uͤberschrenkung, durch die der mon weltzzet von mittemtag gegen der pernspitzzen, haizzet dez drakken haubt.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
so hat das land geraicht gen mittemtag bis an die bairisch gräntz, und von mittemtag bis zu mitternacht was des lands braite bis an den Böhmer und Thuringer wald.
Turmair (
Ingolst.
1519
):
Die gelegenhait diser unser gab beschliessen sich also: si strecken sich [...] gegen mittag bis an das pechel.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
der [marchgraf] gegen mittemtag und Italien haist bei den alten der marchgraf von der Etsch.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
2. H. 17. Jh.
):
die pigmark des walts [...]: von mittag der fluß Fröschling sambt demselben berg, von mitternacht alle quellen der prunnen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
680, 5452
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
19, 9
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
54, 29
;
Rauwolf. Raiß ;
Brévart, a. a. O.
22, 17
;
46, 21
;
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
375, 15
;
Moscouia
C 2r, 14
;
Voc. inc. teut.
q iijr
;
Öst. Wb.
4, 321
.
Vgl. ferner s. v.  9.
4.
›Mittwoch‹; beide Belege wohl als Deformation von
mitwoch
aufzufassen.

Belegblock:

Rechn. Hermannst.
362, 34
(
siebenb.
,
1503
):
Item statschriber hab ych gegeben am mittag [...] auff seyn lon flor. 5.
Ebd.
364, 1
:
Seckel Martin hat ingetretten an den solt am myttag in der karwochen.