mistätig,
Adj.,
meist subst.
›in einer der Sitte, dem geltenden Recht, der Moral widersprechenden Weise handelnd‹; im einzelnen z. B.: ›verbrecherisch‹ (meist); ›verschwenderisch‹; ›einer Pflicht nicht nachkommend; nachlässig‹;
zu [+ Adj.], .
Vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 12, , ,  1,  2, .
Syntagmen:
den mistätigen angreifen / begreifen / annemen / verschweigen, gefänglich hinfüren / (auf seine kost) halten, in die zucht bringen
;
der mistätige js. eigen vertun, den dienst bei den mistätigen zu erzeigen schuldig sein
;
der mistätige man / mensch / richter
, mit mixtura verborum:
die mistätige hilfe
›einem
mistätigen
zugeteilte Hilfe‹; subst.:
die pein der mistätigen
;
die ordnung gegen den mistätigen
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
hat eyn vrowe eynen mistedegem man, der ir eygen vertuͦn wille [...], se vorsprick iz wol mit rechte.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
1562
):
Auch sullen sich die dreger [...] frundlichen [...] halden, auch iren deinst und behulf bi den misdedigen [...] auf erfordern zu erzeigen schuldich sien.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon (
rib.
,
1504
):
denselven misdaedingen sall unse werdige here abt [...] up sine cost halden biz up den dritten dach.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1616
):
die mißtätige [...] durch den gerichtsboten und deßen beistand anzugreifen [...], fast und gefänglich [...] zu halten.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
380b, 37
(
Frankf./M.
1649
):
Man solle das Zeugnuß eines beschreyeten mißthaͤtigen Menschens nicht gelten lassen.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
wenne eyn galgen heisszet daz, do man missetetige lute von gerichtis wegin anhengit.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das [...] dye missetetigen unnd dye sulchen uff laufft machen, in dye czucht gebracht [...] werden.
Köbler, Ref. Nürnberg
314, 19
(
Nürnb.
1484
):
so mag der aigenherr alßdan̄ sein vordrung gegē dem mißtettigen oder versewmlichen besteer fuͤrnemen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
warzeichen, die ein redliche anzeigung, der mysstettigen hilff halben, machen, vnd peinlich zu fragen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
347, 16
(
els.
,
1362
):
dine gotter die du mich heissest ane bitten, die sint trúgenhaft vnd so mistedig.
Ebd.
548, 26
:
den bosen solt du din bluͦt geben, den missetetigen din fleisch.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Von den geboten gottes. wie man darauß die mystetigen menschen vertillgen sol.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
):
das alle die luͥt, so [...] zuͦ merkte komment, [...], sicher sin beiduͥ an lib vnd an guͦt, [...], vßgenommen die eynunger vnd misstätig, bennig luͥt.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Es wár solichen misztatigen und rohen priestern núczer das sy die gleichnúsz der mesz tetten [...], dann [...].
Koller, Reichsreg. Albr. II.
167, 44
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Öst. Wb.
4, 927
.
Vgl. ferner s. v. , .