misgewächs,
das
,
miswachs,
der
;
es/–
.
1.
›Mißwuchs, Fehlwuchs, Mißbildung, wahrgenommene Abweichung von der Normalgestalt des Menschen, eines Tieres oder der Pflanzen‹; speziell: ›Mißernte‹ (infolge von
feuer, hagel, hagelschlag, hagelwind, kälte, schauer, ungewinde, ungewitter, unheil, grossem wasser
); in den Belegen wird
miswachs
der Strafe Gottes, dem Eingriff des Teufels, der Zauberei, der Einwirkung von Kometen zugeschrieben;
misgewächs
ist mehrfach Gegenstand rechtlicher (abgabebezüglicher) Regelungen; dehumanisierend auch auf das
bild
eines Mönches bezogen; als Metonymie: ›mißgebildeter Mensch, Zwerg‹;
vgl. [+ Subst.],  5.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  1.
Wortbildungen:
misgewächsde
,
miswachstum
,
miswachsung
.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
das, wo gleich ein mißwachsung vor augen, wir dennoch uns an disen trost hielten.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
124, 2
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
gaint aff zu Puytze vandem zyenden umb misswaiss wylle ind, want id der hailgel aldae geslagen hadde, umb genaden wylle.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1420
):
auch sal unser herre vortg. dis jair, wan is miswaß gewest ist, dem vorg. Hermanne [...] 40 mlr. korns geben.
Grimm, Weisth. (
mosfrk.
,
1506
):
ob ein misswachstumb käme, dass die lehenleut nicht hetten korn zu bezahlen.
Köbler, Ref. Wormbs
237, 32
(
Worms
1499
):
so ein bestender oder buman ein guͦt vmb das teil bestanden hat ist der verlyher aber nit schuldig von mißwachs wege͂ an synem teil nachzulassen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Mißgewachs des obst in Hessen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wye dy sonne yren schin vor loss, unnd wass missewachs dar noch quam.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147v, 20
(
Leipzig
1588
):
Anno 423. [...] hat ein Comet gebrant / Darauff ein gross Misswachs der Fruͤchte gefolget ist.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
Dye ungetrewe [...] dye bringen groß unheyl, das ungewinde, groß wasser, groß hagelwinde, mißwachs / koment.
Sudhoff, Paracelsus f. (
um 1520
):
also das sie ein misgewechs, das ist geret ein misgeratung sind der schöpfung. also was in der schöpfung wol geraten ist, das ist zweifüßig geworden, und was misgeraten ist, daselbig ist in sein misgewechs gewachsen, [...]. also mag di verhengnus gottes in seiner beschaffung der menschen solchs misgewechs lassen mitlaufen und nit alles in die volkomenheit lassen komen eines wolgestalten menschen. also lassen wir sie in der form sein ein misgewechs von got beschaffen, aber nit im ewigen.
Ebd. (
1527
):
in tieren ist ein misgewechs, wie wir haben gesehen zu Freiburg im kalb, das misgewechs war spreklet schwarz weiß.
Ebd. (
1536
?):
was aber on die elementen wird und on den geist des gestirns, dasselbig ist ein misgewechs, ein fluß und ein abortus, gar unnatürlich.
Goldammer, Paracelsus
3, 282, 12
(
1530
/
5
):
wie möcht ein maler ein seltzamer bild malen mit aller seiner kunst, dann ein münch ist, der so gar ein mißgewechs
(hier dehumanisierend)
ist undter allen kleidern.
Leisi, Thurg. UB
8, 273, 31
(
Diessenhofen
,
1396
):
Beschaͤhe aber, dz von missegewaͤchsd, von hagel, [...] dz beschaͤh.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mißgewaͤchß (das) Ein zwerch.
Herborn u. a., a. a. O.
112, 1
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
205, 4
;
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›einzelne Wucherung, Mißbildung am oder im menschlichen Körper; Mißwuchs bei Feldfrüchten‹.
Bedeutungsverwandte
(zu letzterem): vgl. .

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
Das drit buch [...] von den französischen krankheiten, platern, scheden, lemi, tüppel und andern misgewechsen so von inen entspringen.
Welti, Urk. Rheinfelden
665, 5
(
halem.
,
1561
):
hagel, wind, mißgewechs, regen, gefrist, vngewitter vnd ander infell.
Schweiz. Id. (›Mißwuchs‹ wird hier als Grund für die Minderung von Abgaben angegeben).