misfal,
der
;-falles/-fälle
.1.
›Haltung des Mißfallens, Unbehagens, Ärgers, der Ablehnung, die e. P. hinsichtlich e. S. hegt‹; speziell: ›ablehnende Haltung gegenüber den Gegebenheiten der Welt‹ (als Forderung an den religiösen Menschen); Syntagmen:
m. haben
(z. B. ab / an einer schande, bei jm., in e. S
.), ab e. S. empfahen
, etw
. (Subj.) m. bringen
; jm
. (z. B. got
) etw. ein m. sein
; etw. mit m. betrachten, jn. in m. bringen, jm. etw. zu m. gezwat sein
; der m. zeitlicher dinge, der werke
; der ernstliche / erbsündliche / grosse / kleine / sämliche m
.Belegblock:
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 21
(Frankf./M.
1568
): achte ich es wuͤrde zu lang / vnd dem guͤnstigen Laͤser [...] verdruͤßlich seyn, vnd ein mißfall bringen.
Gille u. a., M. Beheim
227, 156
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): ob cristen gelaub allein | got wer ein missevele | Und im geviel der juden me, | so wer die cristenhait vor ee | und langst czu stort.
Rupprich, Dürer
1, 173, 14
(nobd.
, 1521
): do sie ein solchen mißfall darinnen hett, do führet ich ihn
[Bild eines
kaÿsers]
wieder weg. Baumann, Bauernkr. Rotenb.
458, 4
(nobd.
, n. 1525
): das nit allain bey fursten, [...], sonder auch bey iren selbs herrschaften nit clainen missfall, verdrieß und neyd pracht.
Illing, Albert. Sup. miss.
77
(els.
, n. 1380
): mit sunderheit sol der mensche betrahten mit ruwen vnd mit grossem misseual vnd schuldig gebende vor gotte siner grossen lewikeit.
Maaler
290v
(Zürich
1561
): Ein Mißfal vnnd verdrussz etwar ab empfahen. [...]. Ein Mißfal an einer schand haben.
2.
›jn. betreffendes Ärgernis, Unglück, jm. widerfahrende Widrigkeit; jm. eigener Makel, Unvollkommenheit e. P.‹; auch: ›gegen jn. gerichtete, jm. zugefügte Tat; Schaden (an einem Gut)‹.Syntagmen:
die misfälle lieb haben, jm. einen m. tun
; jm. m
. (Subj.) geschehen
; jn. vor m. behüten, etw
. (z. B. die habe
) zu m. handeln
; der grosse m
.; lilie sonder m
. (für Maria
); mitleidung des misfalles
.Belegblock:
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
12229
(rhfrk.
, um 1405
): Ich gleube daz sij die misfelle lieb hette | Odir daz sij mich zum dode lieb hette.
Köbler, Ref. Wormbs
348, 21
(Worms
1499
): so yemãt in gegenwer oder zu beschirmen syn habe vñ gütere handelte zu mißfall.
Schwartzenbach
A iijv
(Frankf.
1564
): Deß hab ich ein fehl / mangel / gebrest / entgeltnuß oder mißfall gehabt.
Thiele, Chron. Stolle
308, 10
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Durch metelidunge der bekummernisse unde sunderlichs missefals, czufelliglichs gedrengnisses, grosses schadens unnd wedderwertigkeit.
Menge, Laufenb. Reg.
1626
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Siechtag vnd misseualle | Es ist truken vnd ouch kalt | Nach siner nature gewalt.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 29
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): (du) veldpluem, demüetig tal, | (du) lilge sunder misseval, | Christus aus dir plüemleichen plüet.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 182
.3.
›Fehlgeburt‹; als Spezialisierung zu 2 auffaßbar.Belegblock:
Allg. Schau-Buͤhne
50, 52
(Frankf.
1699
): nach der Vermaͤhlung hat sie sich schwanger befunden / aber bald darauff den Mißfall eines jungen Sohns gehabt.