misfal,
der
;
-falles/-fälle
.
1.
›Haltung des Mißfallens, Unbehagens, Ärgers, der Ablehnung, die e. P. hinsichtlich e. S. hegt‹; speziell: ›ablehnende Haltung gegenüber den Gegebenheiten der Welt‹ (als Forderung an den religiösen Menschen);
zu (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
1
 3, (
das
2,  1,  2, , (jeweils eher zur zweiten Nuance).
Gegensätze:
(
der/das
).
Syntagmen:
m. haben
(z. B.
ab / an einer schande, bei jm., in e. S
.),
ab e. S. empfahen
,
etw
. (Subj.)
m. bringen
;
jm
. (z. B.
got
)
etw. ein m. sein
;
etw. mit m. betrachten, jn. in m. bringen, jm. etw. zu m. gezwat sein
;
der m. zeitlicher dinge, der werke
;
der ernstliche / erbsündliche / grosse / kleine / sämliche m
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Pœnitentia. Penitentz rew buß leid mißfal.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
9, 21
(
Frankf./M.
1568
):
achte ich es wuͤrde zu lang / vnd dem guͤnstigen Laͤser [...] verdruͤßlich seyn, vnd ein mißfall bringen.
Gille u. a., M. Beheim
227, 156
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ob cristen gelaub allein | got wer ein missevele | Und im geviel der juden me, | so wer die cristenhait vor ee | und langst czu stort.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
do sie ein solchen mißfall darinnen hett, do führet ich ihn
[Bild eines
kaÿsers
]
wieder weg.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das nit allain bey fursten, [...], sonder auch bey iren selbs herrschaften nit clainen missfall, verdrieß und neyd pracht.
Illing, Albert. Sup. miss.
77
(
els.
,
n. 1380
):
mit sunderheit sol der mensche betrahten mit ruwen vnd mit grossem misseual vnd schuldig gebende vor gotte siner grossen lewikeit.
Ebd.
2677
:
das min herze din vol si in geworre forhten vnd misseualle aller zitlicher dinge.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Mißfal vnnd verdrussz etwar ab empfahen. [...]. Ein Mißfal an einer schand haben.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3825
;
Baumann, a. a. O. ;
Strauch, Schürebrand ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Roloff, Brant. Tsp.
87
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
2.
›jn. betreffendes Ärgernis, Unglück, jm. widerfahrende Widrigkeit; jm. eigener Makel, Unvollkommenheit e. P.‹; auch: ›gegen jn. gerichtete, jm. zugefügte Tat; Schaden (an einem Gut)‹.
Bedeutungsverwandte:
 14,  1, ,  1,  2, (
der
9,
1
 12, (
der
111, .
Gegensätze:
 14.
Syntagmen:
die misfälle lieb haben, jm. einen m. tun
;
jm. m
. (Subj.)
geschehen
;
jn. vor m. behüten, etw
. (z. B.
die habe
)
zu m. handeln
;
der grosse m
.;
lilie sonder m
. (für
Maria
);
mitleidung des misfalles
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4516
(
rib.
,
1444
):
Dese tartsche behoete yn vur misvalle.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich gleube daz sij die misfelle lieb hette | Odir daz sij mich zum dode lieb hette.
Köbler, Ref. Wormbs
348, 21
(
Worms
1499
):
so yemãt in gegenwer oder zu beschirmen syn habe vñ gütere handelte zu mißfall.
Schwartzenbach
A iijv
(
Frankf.
1564
):
Deß hab ich ein fehl / mangel / gebrest / entgeltnuß oder mißfall gehabt.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Durch metelidunge der bekummernisse unde sunderlichs missefals, czufelliglichs gedrengnisses, grosses schadens unnd wedderwertigkeit.
Menge, Laufenb. Reg.
1626
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Siechtag vnd misseualle | Es ist truken vnd ouch kalt | Nach siner nature gewalt.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
das ist nŭt der erst mißfal, den er mir thăn hat.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 29
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
(du) veldpluem, demüetig tal, | (du) lilge sunder misseval, | Christus aus dir plüemleichen plüet.
Bömer, a. a. O. ; ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 182
.
3.
›Fehlgeburt‹; als Spezialisierung zu 2 auffaßbar.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
nach der Vermaͤhlung hat sie sich schwanger befunden / aber bald darauff den Mißfall eines jungen Sohns gehabt.