mischen,
V.;
im Part. Prät. reimbedingt vereinzelt:
gemischen
; Bedeutungsansätze 2 bis 9 als Tropen auf 1 beziehbar.
1.
›etw. mit etw. anderem in der Regel gleichen oder ähnlichen, vereinzelt: anderen Aggregatzustandes mischen, vermischen, etw. mit etw. anderem verrühren‹; meist auf Flüssigkeiten (auch Zähflüssiges), vereinzelt auf Diskontinuierliches bezogen.
Fachliche, didaktische, berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  2, , ,  1,  1,  1.
Syntagmen:
etw. mit etw. m
. (z. B.
asche mit salz / pech, mist mit honig, feiste / queksilber mit öl, drek / erde mit wasser, wein mit galle / wasser, blut mit dem opfer, mirre mit dem weissen des eies
),
etw. unter etw. m
. (z. B.
gift unter honig, wachs unter öl
),
etw. in etw. m
. (z. B.
vergift in den trank
),
etw. durcheinander m
. (z. B.
wein
und
wasser, honig
und
saft
);
das gemischte korn
.
Wortbildungen:
misch
(Interj.),
mischer
,
mischig
›gemischt‹ (dazu bdv.: , ),
mischkandel
.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
150, 15
(
Frankf.
1535
):
der nem essig / vnnd mische darunder des puluers Litargiri [...] mach darauß ein cristier.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
meine schwiger [...] sprach: „Klitel, kletel, misch mesch, es hat ein schmeckel.“ Domit sie zuͦverstehen gab, das einem das hinderthürlein aufgangen wäre
(hier interjektional gebraucht).
Schmitt, Ordo rerum
474, 16
(
omd.
,
1466
):
Promiscuus gemenget [...] mischig [...] gemischt.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4904
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
[der tuvel] schencket en di suntlichen gallen | unnd muschet en dar mede iren win.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
der [Galilêêr] blût hatte Pilâtus gemischet mit irme opfere.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
64, 6
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen eyner sucht
›krank wird‹,
so nemen si di erde und myschin si mit wassir.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 50
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
der erden kloßes bauer; des meres streum trenner; der luft unstetigkeit mischer.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1414
):
31 guld. ½ort für ein vergulte mischkandel, schanckt man hertzog Wolgast.
Keil, Peter v. Ulm
94
(
nobd.
,
1453
/
4
):
dornach scholtu nemen hönig vnd wermut-saft vnd epichsaft. Vnd mysch das vnter einander.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
So du gescheissest fru, | Das wurff in munt dan alles nu | Unnd keu ein stro hubschlich dar zu. | Piß es recht wol gemuschet ist.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
237, 32
(
els.
,
1362
):
Do von múschetent sú furgift in sinen trang.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein tranck von weyn vnd wasser durch ein anderen Gemischt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gifft wirdt offt vnter Honig gemischt.
Morrall, Mandev. Reiseb.
117, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die nement sinen aigen dreck und múst daz mit wasser.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
45, 14
(
oobd.
,
15. Jh.
):
wellichew fraw irew recht zw vil hat, die nem lilgen wass vnd distel wasser vnd misch das durch einander.
Belkin u. a., a. a. O.
92, 12
;
110, 7
;
Bechstein, a. a. O. Mt. ;
Keil, a. a. O.
22
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
209v, 17
;
Bremer, Voc. opt.
13114
.
Vgl. ferner s. v.  2,
1
 1, ,  10.
2.
›etw. mit etw., das in kleinerer Menge hinzugefügt wird, versetzen, verlängern‹.
Phraseme:
die gemischte mark
›(geringerer) Wert einer Legierung‹ (; a. 1400 f.).
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,
2
.
Wortbildungen:
mischach
›Verlängerung des Backgutes mit minderwertigem Mehl‹,
mischeln
2.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Gemischet was daz isen | Mit erden, die da risen | Von dem isen stete muz.
iserin | Gemischet was sie [sule] unden.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern (
halem.
,
1482
/
4
):
sollent si keinen rindskopf uͥber jaͧr in das fleisch zuͦ veilem kouf nit howen, [...] oder daͧrunder muͥschlen.
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1484
):
so haben sy sy [die wein] mit wëlchischem wein gemischt.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
n. 1347
):
Swer daz trinchen mischet, [...], der geit dem richter zehen schilling pfenning.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1562
, Hs.
1735
):
Solches solle treulich und ungefährlich gehalten werden [...] und noch möll noch anderes mischach nicht daß wenigist darunter schlagen nach bachen solle.
3.
›etw. farblich mischen‹.
Wortbildungen:
mischeln
3.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
14, 41
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
das
[
nachen
des Maies]
bringet uns die suͤssen bluͦt, | wiß gemuͤst under rot.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
sam ain adamas | Was daz gestaine, | Von zwen marmell raine | Rott, grün gemischeltt drin.
Wiessner, Wittenw. Ring
3656
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Die aller beste varw daz ist | Weiss, ein tail mit rotem gmist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn si [negel] dünn sint rôtvar durch weiz gemischet, daz bedäut des menschen behenden sin.
4.
›sich in etw. einmischen, mit etw. befassen‹ (refl.); ›jn. in etw. hineinziehen, verwickeln‹ (trans.).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15,  5.
Wortbildungen:
mischeln
4,
mischung
2 ›Weltverhaftung, -gebundenheit des religiösen Menschen‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
in dise rede mischit sich | dî glôse unde sprichit blôz: | [...].
Schade, Sat. u. Pasqu. (
Arnau
1525
):
daß ein bischof oder ein clerik nit sollend besitzung empfahen und sich in weltlich bsitzung mischlen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
ob ich mich mit hindansetzung nothwendigerer Angelegenheiten / in unnoͤtigere mischte.
Gille u. a., M. Beheim
147, 98
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ob sy [Marei] innigleiche | on all mischung und aͮch all dy | hindrung der ding, dy sy hat hie | gewirkt uff dem ertreiche, | [...] | all czeit gehabt hab aine | Unczerrücz himel spehens leben.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Die Geistlichen verordnet sendt, | Allein den Gottsdienst zu verrichtn, | In Weltlich Hendel zu mischn mit nichtn.
Frau Mutter, nembt euch der sach nicht an! | Ir werd für war sonst auch drein gmischt.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
324, 14
(
Genf
1636
):
Sich in andere haͤndel (mischen) Sich anderer haͤndel annehmen.
5.
›sich jm. zugesellen, zu jm. hinzutreten; sich in eine Gemeinschaft begeben, unter eine Gruppe mischen; eine Gruppe unterwandern; sich mit jm. verbinden‹ (jeweils von Personen gesagt).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Wortbildungen:
mischeln
5.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
7, 8
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
Effraym der mischete sich under daz volk.
Wickram
4, 13, 14
(
Straßb.
1556
):
wann er sich also under sie mischen wolt / solten sie von im gon.
Adrian, Saelden Hort
6178
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so man sich die
[
edel pfeffer und bós musbaht
, ütr.]
entzwischent | die rainen wip sicht mischen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
ich sag dir zuo, mag ich mich under dis junckfrowen mischlen, das ichs zuo rŭsten wyll, das sy ein ander măl die fŭr farenden nŭt berouben werdend.
Ders., Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Do die sŭn Ammon den scharmutz gsăchend, do mischlettend sy sich so manlichen under Karlys volck.
Niewöhner, Teichner
564, 3570
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
wern die haiden nicht behuͤt, | daz si wern den christen czwischen | als die juden sind gemischen | in die christenhait uber all, | so wer haidenschafft nu smal.
Hübner, Buch Daniel ;
Bachmann, Haimonsk. .
6.
›sich mit etw. (meist: Gegensätzlichem) verbinden; mit etw. (Ähnlichem) einhergehen‹ (von sachlichen Bezugsgrößen unterschiedlichster Art gesagt); ˹›sich e. S. hingeben; etw. mit etw. verbinden‹˺ (letzteres seltener; jeweils mit Subj. d. P.).
Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch Fachtexte.
Wortbildungen:
mischeln
6.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Die sele nimt sie [gift] zu sich, | Sie mischet sich zum vleische nicht.
Wen daz Gotes liecht steit immer, | Daz iz nimmer me vorlischet | Nach valsches sich drin mischet.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 24
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
dannoch wirt das loben dicke mit gespötte gemischet.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
237r, 4
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
Von der angeprantten kolera, dy gemischt ist an geprantten meloncolica / czu einer manerley drüß nacher der manickeit der feuttikeyt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Die finster mischt sich nie dem licht | Noch auch die gotlich menschlicher beswerd.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
solicher grosser übertreffender fride und fröude, den die bloͤdekeit uwere naturen die lenge nút wol getragen [...] möhte, müschete und mengete es úch der heilge geist nút mit ettelicher bitterkeit.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
gedenk wie mit maͤnger sorkait gemischlet si ob iht suͤssez und vroͤlichez in disem leben únz an lachet.
Adrian, Saelden Hort
3135
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
dú sorg in fróde storte, | dú sich begund mischen | den hertzen.
Wiessner, Wittenw. Ring
37
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Dar umb hab ich der gpauren geschrai | Gemischet unter diseu ler.
Ebd.
4814
:
kümpt der sunnen schein entzwischen, | So macht die fröd mit sorgen mischen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
33, 12
(
noobd.
,
1347
/
50
):
die zwu snuͤr, der aineu ist under dem sumerlichen widerkerer
[›Wendekreis‹]
und dem pernkraizz
[›Polarkreis‹],
und deu ander zwischen den winderischem widerkerer und dem widerpernkraizz, die sint wonhaft, wanne si sint gemischet von kelden und von hizze.
Niewöhner, Teichner
333, 69
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
wer sich zu der hochvart mischet | wann er daz gelukch erwischet, | von wann er sey, er wirt unmaͤr.
7.
›sich wechselseitig bedingen, aufeinander reagieren‹; in den Belegen einmal auf eine Wechselrede bezogen, dann: ›hin und her argumentieren, sich austauschen‹, einmal auf einen Kampf, dann: ›hin und her wogen‹.
Wortbildungen:
mischeln
7.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Er sprach: ,ich sach sie mischen | Rede bi der criechen boum‘.
Maaler (
Zürich
1561
):
Vil reden durch einanderen Mischlen / als wenn jr vil durch einanderen redent.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
142, 5
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Aller erst der streit sich pitterleich ward mischen: | man sach meng wol gemaltes sper | durch mangen küenen ritter pluetvar wischen.
8.
als ein
mischen
metaphorisiertes ›mit jm. schlafen, sexuell mit jm. verkehren; sich körperlich vereinigen, heiraten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  2,  1, ,  1.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wel aber der vormunde des nicht gestaten vnde hant se ir vleıᷤch nicht gemischet der knape vnde de juncvrowe, man suͦndert si wol mit rechte.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
gemischt ist der heilig samen mit den auslendigen frembden heiden.
Niewöhner, Teichner
503, 97
(Hs. ˹
oschwäb.
,
1368
˺):
sy [vater, suͦn] sint gelich uff ainem spor | ann dez annevangez mischen.
9.
›in Menschennatur erscheinen; sich in dreierlei Gestalt (von
vater, son, geist
, s. u. Teichner 3153) als Einheit zeigen‹, von
got
in Bezug auf die Menschwerdung Christi und die Trinität gesagt; auch auf den hinsichtlich bestimmter Qualitäten
einfalten
wie
dreifalten
Menschen ütr.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
Also haben in die Sophisten gemalet, wie er Mensch und Gott sey, [...], mischen seine beide Naturen wuͤnderlich in einander.
Gille u. a., M. Beheim
118, 377
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wann es ist grosse maht und crefft, | daz er [got] sich tet verczwarken, | Mischen in unser blöden | natur.
Niewöhner, Teichner
564, 3178
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
rind und holcz und saff da czwischen | daz sind drew in ainn gemischen, | daz mans nicht geschaiden chan. | so ist auch ein pyderman | drivalt und ainvalt.