misbrauchen,
V.
1.
›jn./etw. mißbrauchen‹; mit Obj. d. P. eher vereinzelt, mit Obj. d. S. regelhaft gebraucht, dann auf Gegenstände unterschiedlichster Art bezogen, die man ihres genuinen Zweckes entfremdet, demnach: ›etw. zu einem anderen als dem üblichen Zweck brauchen, etw. zweckentfremden‹; Syntagmen:
jn
. (z. B. got, die schwester
) m., etw
. (z. B. den gewalt, die geburt
›das Werk e. P.‹ / zunge, ein ampt / gut / opfer, die dinge / fabeln / die sinne, js. gebot / kraft / namen, gottes geschöpfe
) m., etw. mit lügen / worten, zu seinem geist m
.; e. S
. (Gen.obj., z. B. der begnadung / beiwonung / dispensation / gesundheit / gewalt / güte / freundlichkeit / kirche / stärke / warheit, des geistes, des namen gottes
) m., sich e. S
. (z. B. der bräuche / freiheiten, der frucht, eines gutes, des herkommens, js. geduld / gnade
) m
.; etw. mit schanden m
.Wortbildungen:
misbräuchig
Belegblock:
Nun ist aber diese verachtung niergends anders auß erwachsen / dann allein auß der vngeschlachter mißbreuchiger pronunciation oder außdruckung der woͤrtter.
ir oppir vorkoufin ire prister und missebruchin si, ouch phluckin ire wib dovan.
Wie das ander Gebot [...] anzeigt, das Gottes Namen offt misbrauchet und nicht geheiliget, sondern entheiliget und geschendet wird.
Wie vbel hab ich meine Zunge mißbrauchet.
Schlechtes Volk hat Lust zu hadern, | Pöfel mißbraucht der Gewalt.
Dergleichen Fabeln sind auch [...] durch vngeschickte Leute mißbraucht worden.
Mißbrauch nicht meiner gut und freundligkeit.
daß niemand veranlaßt werde / solch meine frey gebohrne [...] geburt
[›Werk‹]
[...] auff allerley weise zu mießbrauchen. das wir vorgemelt landlüt [...] bi iren guͦten fryheiten, brüchen, alten harkomen, sover sy sich derselbigen nit mißbruchend [...] bliben lassen wellend.
Mißbrauchen / übel brauchen / verwuͤste͂ / muͦtwillen. Abuti. Deß leybs stercke vnnd gesundtheit Mißbrauchen. [...]. Einsi nammen schandtlich Mißbrauchen.
und ist kain ding nimmermehr so guͦt / man kans mißbrauchen.
2.
›jn. mißbrauchen‹ (im Sinne der Sexualmoral der Zeit); speziell: ›(eine Frau) vergewaltigen, zur Vergewaltigung frei geben‹.Belegblock:
Wer die unvernufftigen thir ficht an | Das weib ein weib, der man ein man, | Wer die misprauchet in der ee.
das sy aller menner / weiber / toͤchter vnd magt / ires rechtens machen / sy zu mißprauchen nach ires hertzen muͦtwillen.
Sy antwurten
.
Soll wir denn gewonen [Var. 1475
mißbrauchen2
–1518: ]
vnser schwester als ein gemeine.3.
in jeweils nur einmal belegter Verwendung:a) ›sich zu etwas hergeben‹;
b) ›etw. zu befolgen verweigern‹;
c) ›sich fehlverhalten‹.
Belegblock:
Zu a):
Wessen sol sich die Menschliche Boͤßheit nit mißbrauchen / da sie sich auch wider die Goͤttliche Heiligkeit [...] auffbaͤumet?
Zu b):
welcher sich, [...], des vilfeltigen abmahnens mißbrauchet, solle [...] zur straff gezogen werten.
Zu c):
abe sach were das unsere g. h. vermeinten, das sich ein armeman misbraucht het und den armen man nit erlassen kunten noch entragen wollen, so [...].