misbrauch,
der
;-s/-bräuche
, auch -Ø
.1.
›Handlung oder Verhalten, die/das dem sozial Üblichen, Gewohnten, Funktionalen, religiös Begründeten entgegengesetzt ist; üblich gewordenes Fehlverhalten‹; im einzelnen z. B. ›nachlässige Bewirtschaftung eines Gutes; Raubbau an etw.‹; ›Überschreitung der anerkannten Grenzen der Moral, der religiösen Normen‹; ›mißbräuchlicher Umgang mittels e. S.‹ (z. B. mittels der Sprache); teils als Vorwurf gegen den jeweiligen weltanschaulichen Gegner gebraucht; vgl. 1.
Gegensätze:
.Syntagmen:
den / einen m. begehen / brauchen / haben / halten / ansehen / abschaffen / abtun / ausreuten / rächen / strafen
; m
. (Subj.) [wo] einschleichen / vorgehen / sein
; einem m. wiedersprechen
; auf den m. sehen
; der m. der güter, der freiheit / messe / sprache, des gedichtes / sacramentes / weines, eines namen, die misbräuche der geistlichen
(gen. subjectivus); der m. in den kleidungen
; der alte / äusserliche / böse / eingerissene / ergeizige / grobe / grosse / merkliche / papistische / schädliche / schändliche / schwere / simoneische / ungebürliche / vermaledeite m
.; die abschaffung / abstellung / pein
›Strafe‹ des misbrauchs
.Belegblock:
der grobe eusserliche misbrauch, da die Pfaffen [...] so leicht fertig mit dem Sacrament handelten.
mißbrauch heist [...] wenn man ein ding unnuͤtzlich oder anders / denn es von Gott geordnet ist / gebraucht.
Mißbrauch ist des guten brauchs Rost der sich jmmer anhaͤngt.
daß er dem Patriarchen [...] in dergleichen Ehrgeitzigen Mißbrauch vnnd anmassung widersprochen.
Wein / dessen Mißbrauch ein Quell vnd Vrsprung aller Laster vnd vngluͤcks ist.
das solcher Symonijscher misszgebrauch [...] mit anderen strefflichen handeln [...] befundenn / außgerewth [...] werden mochten.
in erfarung kommen, wie uf solchen bergwerg etzliche gebrechen schelnus missbreuche und unordenung weren.
Welchs wol vor ein mißbrauch der Deudschen sprachen von vielen gehalten werden mag.
BArm͂haͤrtziger got in dinem rich | Den grossen mißbruch ietz ansiech | Den die geistlichen ietzund triben.
daß in begehendten kündtstaufeten [...] allerhand missbraüch eingeschlichen.
habenn wir daruff zuͦ abstellung soͤlichs misßbruchs geordnett vnnd angesaͤchenn, das [...].
Mißbrauch (der) Abusus, Disperditio. Mißbrauch oder verwuͤstung der guͦteren.
die missbreuch, das niemands die abthuen oder den hundt will, als man sagt, zum fenster hinaufs werfen.
Gemainlich aber ward die disputation mit den missbreuchen der gaistlichen, [...], geendet.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 87, 63
; Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 8, 2
; Schmitt, Ordo rerum
281, 11
; Harsdoerffer. Trichter ;
Öst. Wb.
3, 775
; 2.
›erotisches oder sexuelles Fehlverhalten‹; als Spezialisierung von 1 auffaßbar; vgl. 2.
Belegblock:
mißbruch der lieb verwirrtt, | so das der lieb vernunfft | dritt in der narren zunfft.
die andern gewechs komen aus misbrauch. dan ein ieglicher misbrauch gebiret ein misgewechs, so er beschicht in der empfengnus.