minnereich,
auch:
minreich,
minnenreich
,
Adj.
– Nahezu ausschließlich alem.; 14. Jh.; Texte der Mystik.
1.
›liebend (als Wesensqualität Gottes); liebevoll, liebend (vom Verhältnis Gottes zu den Menschen gesagt)‹;
vgl.  13, (Adj.) 5.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1390
/
1402
):
sine
[des
herren
]
minnenrichen troͤstlichen wort, die er dicke in glichnißen und in parabelen mit in rette.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
schwäb.
,
1493
/
4
):
zwen groß Fluͤß von beiden durchnaͤgloten Henden, zwen suͤß Prunnen von sinem goͤtlichen minnrichen Hertzen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1423
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Dar umb ziehent alle den bogen in | Und schießent in [Cristus] in das minrich hertze sin.
Schmidt, Rud. v. Biberach
3, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Die VI. [wonunge] werdent genomen in ein (herzelich) vmbevahvnge in minnericher vereinvnge.
2.
›liebend, voller Liebe‹ (vom Menschen und von Engeln als menschenähnlich gedachten Wesen hinsichtlich ihrer Liebe zu Gott gesagt);
vgl.  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , (Adj.), .
Syntagmen:
j. (Petrus) m. sein
;
minnereichlich leiden, etw. minnereichlich an jn. ordenen, der gotheit m. überfliessen
;
jn. für m. halten
;
der minnereiche geist / liebhaber / volleist, die minnereiche emsigkeit / schauung / sele / wirklichkeit, das minnereiche herz / getrauen
.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
161, 488
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
tausent | Stund tausent engelischer geist, | die dir dienen des aller meist | mit mynreichen ganczen volleist.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das ir alles liden lüstlich und begirlich wurt zuͦ lidende [...] durch ires geminneten willen froͤliche und minnenrichliche in nochvolgender wise one alle swermuͤtikeit.
Warnock, Pred. Paulis
7, 254
(
önalem.
,
1490
/
4
):
und tuͦnd es darumb, daz man sú
[ekstatische Tänzergruppen]
für minneriche und andechtige hertzen habe, so sú doch in der warhait voll glichsnery und boshait sint.
Schmidt, Rud. v. Biberach
2, 14
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Also sint oͮch alle die vas der menscheit vol vberfliezende der gotheit. Dis hat als genossen vnd gessen die minneriche sel.
Ebd.
30, 10
:
want tu nuͥt eigens dir selbvn hest gelan vnd das nvͥt als minrichlich in mich [Cristus] geordenot hast, darvmbe [...].
Vetter, Pred. Taulers ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
398, 21
;
Warnock, a. a. O.
3, 212
;
Schmidt, a. a. O.
48, 19
.
Vgl. ferner s. v. (Adv.) 4.
3.
›etw. (das Klosterleben, die Klosterregel) streng, gehorsam, aus Liebe zu Gott befolgend‹.

Belegblock:

Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
das ir deste fruhtberlicher die regele [...] des lieben herren sante Franciscus [...] gehalten künnent mit andehtigeme minnenricheme ervolgende durch alles uwer leben in demuͤtiger gehorsame.
von der zale der uzerwelten frúnde gottes, die hie in zit ein geordent geistlich leben libes und gemuͤtes minnenrichliche gehalten hant.