min,
minner,
minder,
minst,
komparativisch bzw. superlativisch gebrauchtes
Adv.
/
Adj.;
zur etymologischen Einordnung der Formen s.
Pfeifer
2000, 873
;
Kluge/S.
2002, 621
; ; in 6 neben
min
(bzw. einer seiner Formen) vielfach
lat.
minus
gebraucht.
1.
›quantitativ, meßbar weniger bzw. am wenigsten‹ (von der Größe, Anzahl, Entfernung, Länge, Fläche, Häufigkeit, Masse, dem Alter als der Anzahl der Jahre, dem Umfang einer Bezugsgegebenheit gesagt); oft ütr.: ›als meßbar gedacht‹ (von Kollektiva, Abstracta gesagt); im einzelnen z. B.: ›kleiner / kleinst (von der Größe)‹; ›geringer, weniger (von Zahlen, Beträgen, auch Handlungen)‹; ›schwächer (z. B. vom Glauben)‹; ›die Minderheit (bei Abstimmungen) bildend‹; ›jünger (an Jahren)‹.
Phraseme:
minder oder / und me(r)
o. ä. unter quantitativem Aspekt;
auf das mindeste
;
minder denne gar nichts.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 17.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
minder nemen
;
js.
(z. B.
der gesellen
)
minder
(auf das Gen.obj. bezogenes präd. Attr.)
machen
;
der mindere
›zahlenmäßig unterlegene‹
teil, ein wenig minder von
[einem Ort entfernt],
minder denne eine fliege, eines rippes minder
(vom Mann gesagt),
minder dan x sextarius des mistes, nicht minder denne
[ein Betrag],
ein wenig min
(
als 300
);
der minste stern / tropfe, der mindere
›jüngere‹
Priamus, der mindere glaube / schade, minder frucht, minner blutes / lobes, minnere
›jüngere‹
jare, minder küe / leute, das minste kräutlein, das minnere fas, das minnere teil
›die Minderheit‹
, das mindere gedächtnis, das minste stük, die mindere anzal, die minste kraft / schuld, die minste rübe / sonne, die minnere stat
›die kleine Stadt‹; speziell: ›die Kleinseite von Prag‹,
die minnere welt
›der Mikrokosmos‹,
die minste welt, minder Asia
›Kleinasien‹.
Wortbildungen:
minderjärig
,
minderteil
›Minderheit‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu minste kraft, diu in mîner sêle ist, diu ist wîter dan der wîte himel.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
den menschen heizen ouch alsus | di obirwisen microcosmus, | di minre werlt, sprichet zu duze daz.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 111, 18
(
md.
,
1308
):
Welich butener ouch minner vaz machet.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
ir was wail 300 of enwenich min, ind deilten sich in dri deil.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1580
):
Und pleicht sulche malzit dan wol 50, 40, 30, 25 daler mehe oder min zu kosten.
J. W. von Cube. Hortus
83, 5
(
Mainz
1485
):
Serapion [...] spricht daz zweyer hande centaurea sy. eyn die grosser. die ander die mynner.
Wolf, Gesetze Frankf.
390, 7
(
hess.
,
1513
):
das solichs
[
bezalung
]
ufs minst vor drien des rats bescheen sol.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Dir gschicht gar recht! vor hettest ichts, | Jetzt hastu minder denn gar nichts.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Damit das minderjaͤrigen [...] geholffen werden mag.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
gnade heisset das, das der man von den luten mynre mag nemen, denne ire bruche zcu sagen adir gebrochen haben.
Strauch, Par. anime int.
34, 20
(
thür.
,
14. Jh.
):
dar umme heizit der mensche di minre werlint.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Der oleboum [...] brenget [...] niht minner frucht als andere boume.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 17, 8
(
schles.
,
n. 1350
):
wenne sÿ haben mynris gloubins vnde mynris gedechtnis.
Köbler, Ref. Nürnberg
259, 9
(
Nürnb.
1484
):
der vertrettung derselben kinden oder personen in iren myndern iaren.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
da fúr des vigendes gewalt vil minre ist denne ein fliege gegen einem bern.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do nam ime
[
Adam
]
got ein rippe us der siten und mahte darus frowe Eva. darumb het noch ein ieglich man eines rippes minre denne eine frowe.
In dem 34. jore wart sant Jocop der minre byschof gemaht zuͦ Jerusalem.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Zuͦ Constantinopel, in Kriechen und minder-Asia: Tuͤrkischer keiser Bajazet zuͦ Capha.
Ebd.
5, 199, 22
:
dass die teilten raͤt al den burgeren erofnet soͤltid werden, dan gmeinlich der minder dem evangelio zuͦtrat.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
DJewil nit der minderteil in gerichtsstenden kuntschafft leysten vnd bewysung zethuͦn / [...] / Habē wir zuͦuorderst anzeigen woͤllen / die vrsachen dadurch ein züg nit kuntschafft geben / sonder verworffen werden mag.
Schmidt, Rud. v. Biberach
167, 17
(
whalem.
,
1345
/
60
):
als ein lok mag nuͥt verderben von dem hoͮbte, also mag oͮch daz minst stuͥkli des zites nvͥt verderben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
A. 15. Jh.
):
vmb wz sachen man vnder vͥns mit den henden
[›durch Abstimmung, das Heben der Hand‹]
samnet, daz die schidung da, weders daz mer oder daz minder sie, stän sol an vͥnserm schultheissen.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
1415
/
20
):
als Turiens der kúng die minren statt buwte Zúrich.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
323, 37
(
Genf
1636
):
minderjaͤhrig / Qui est de bas aage, en minorité, Minor ætate.
Löffler, Columella/Österreicher I, (
schwäb.
,
1491
):
zimpt es sich oͮch in dem dritten jaͮr nit minder dann zwen sextstarius des gemegerotten mist zuͦ den wurtzen der winreben gelegt haben on den tuben mist.
Plant u. a., Main. Naturl.
293ra, 23
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
dc mer hat dise welt in driv also geteilit. Dc minste heizit Europa.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1378
):
darnach namen in ander 30 burger und trugen in für daz rauthus der niwen
[Var.:
mynder
]
stat zuͦ Praug.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
also rait ich alle jar auf das minst ainest oder zwirend gen Venedig.
Ebd. (zu
1529
):
auff ain mall haben sie auff das minst 8000 leib brots ausgeben.
Ebd. (zu
1530
):
ain [viertail] kalb um 1 fl 15 creutzer, minder und me.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz hirn hât minner pluotes wan kainerlai ander väuhten.
Bastian, Runtingerb.
2, 252, 31
(
oobd.
,
1396
):
Auch han ich gewalt, in dem virtail jars der gesellen miner ze machen oder gar urlaub zu geben.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1484
):
dass ir des rats im rat süllt tailt sein und ettlich der minnern anzal mit ettlichen aus der gemain, auch ainer klainen anzal, all sachen ausserhalb der andern handen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
es warn mynder armer lewdt an denselben enndten.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
als er
[
Heinrich, herczog zu Bayren und zu Sachsen
]
ye minner lobes begeret, als ym das ye mer widerfur.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
150 meil oder ein wenig minder von dem ort, da [...].
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb.
133, 27r
(
oobd.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
wie man mit haymlicher maysterschafft die Sun, in unserem himel an Naglen soll, damit sy einflies in die minder welt, das ist in unseren leychnam, das sy geb [...] den anstrich des lebens.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich nim nicht minner den hundert markch.
Di minnest
[
rube
]
di was lang | recht alz ein zuberstang.
Piirainen, Stadtr. Sillein
102, 17
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
UAz der purgmeister tut dem dorfe czu vrome mit wilkuͤr der meysten monigen daz mak daz mynner teil nicht wider reden.
J. W. von Cube. a. a. O.
118, 9
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Bindewald, a. a. O.
151, 16
;
151, 29
;
Opitz. Poeterey
45, 31
;
Vetter, a. a. O. ;
Pfaff, Tristrant ;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 4
;
Grossmann, a. a. O. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 21
.
2.
die Weise einer durch das Verb ausgedrückten Handlung oder eines Zustandes als ›weniger‹ (komparativisch) bzw. als ›am wenigsten ausgeprägt‹ (superlativisch) charakterisierend.
Phraseme:
min noch mer
›mehr oder weniger‹;
auf das minste / zu dem minsten
›im geringsten, entferntesten‹;
noch minder
›geschweige denn, daß [...]‹;
ie [...] ie [...]
›je [...] desto weniger‹;
nichts minder
›auf keinen Fall‹;
so j. minst mag
›so wenig wie möglich‹;
etw. ist nicht minder
(Formel zur Betonung einer Aussage:) ›jedenfalls, nicht zu bestreiten ist, daß [...]‹.
Syntagmen:
etw. minder befinden / erzeigen / vergessen, etw. minder tun, dan [...], etw. nicht minder beweisen, jn. min geschaden, min beschweren
(als
wenig
),
minner lieben
(als
icht
),
jn. am minsten
›möglichst wenig‹
verletzen, jm.
(z. B.
den toten
)
minner
(als
nicht
)
glauben, js. minner vergessen denne [...], die natur allerminst zu etw. geneigt sein, nicht minder als j.
(
anders
)
der poesie ergeben sein
.
Wortbildungen:
nichtsdestminder
.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz were dar vmme guͦt, daz man iz deste min vorgeze.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
ie wir dem einen verrer sîn, ie minner wir süne und sun sîn und der heilige geist minner volkomenlîche in uns entspringet.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4484
(
rib.
,
1444
):
Ich dachte zo krigen ryeme ind scheide | Die mich myn soulden besweren beide.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
903
(
Köln
1476
):
Dayr bynnen wust man myn noch meer: | Dye stat en weer gewunnen.
Strauch, Par. anime int.
44, 9
(
thür.
,
14. Jh.
):
Augustinus sprichit: ,minne ich icht mit Gode, also vil minne ich Got deste minnir‘.
Feudel, Evangelistar
104, 18
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
horen sy Moyses unde dy propheten nicht, noch mynner geloubyn sy den toten.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
derhalben die von Rotenburg der iren nicht mechtig wern, das nichtzit dest minder den pawrn uff dem land in der statt aus und einzuwebern gestatt.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so nim under zwifelichen dingen war wo du sihest das die nature aller minnest zuͦ geneiget ist.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Vil selten si ieman ansach, | Noch minder si ze ieman út sprach.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 314, 4
(
halem.
,
1508
/
16
):
und ist nüt minder, Waldman hat das regiment nach sinem willen gebrucht.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
2v, 617
(
Zürich
1521
):
so vil sy mind’ ir
[
lüt
]
arbeit saͤlikeit vnd vnglück befinden / so vil sind sy meer vnglückhaffter.
Ebd.
7v, 2
:
das sy [...] in keinen weg die geistlikeit moͤchten von inen thuͦn / minder dann ein schneck ir hüßlin.
Heydn. maister
30r, 15
(
Augsb.
1490
):
Ye mÿnnd‘ du den zorn truckest / ÿe mer er dich truckt.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
132
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
besunderleich ain vater der parmherczichait vergisset seiner sün mynner denn die muter.
Meisen u. a., J. Eck
25, 27
(
Ingolst.
1526
):
wann aber die predicanten ewer presten mit dem minsten anrierten, so würd das feuͤr im dach sein.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
das dy herczogen zu Bayren fürbas minner wider das kaysertum möchten ir hochfart erczaigen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
vertzüch hie by uns, untz das sie komme. Cre. Nichtz minder.
Meijboom, a. a. O.
3613
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
v. Ingen, Zesen. Ged.
383, 16
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Matthaei, Minner. I, ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 280, 31
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
27, 28
;
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 6.
3.
in einer je unterschiedlichen pragmatischen Situation oder Sinnwelt (z. B. Alltag oder Religion) ›unbedeutender, unwichtiger als eine Vergleichsgegebenheit‹ (dies komparativisch, nur vereinzelt belegt) bzw. ›am unbedeutendsten, am unwichtigsten‹ (dies superlativisch, dicht belegt); im einzelnen z. B. ›höchst beiläufig (von einem Wort)‹; ›billigst (von einem Löffel)‹; ›gewöhnlichst (von Alltagsdingen)‹; ›geringhaltigst (von der Münze)‹.
Phraseme:
der minste finger
›der kleine Finger‹;
der minste ze
›der kleine Zeh‹;
bis auf den minsten leffel
›bis auf die geringste Kleinigkeit‹;
das minste noch das meiste
›nichts, rein gar nichts‹ (polare Paarformel, vgl. );
es ist uns nun das minste
›das ist noch das Geringste‹.
Syntagmen:
etw. minder sein danne [...]
;
etw. auf das minste gefallen sein
;
der minste blume, die minste ere / frage / freude / münze / wunde, das minste ding / gebet / gebot / werk / wort
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1525
):
ir habt das hailig evangelium lang veracht, der väter treum und lugen geleret und dem gemainen volk große schwere und unträgliche bürden aufgelegt, aber ir mit dem minsten finder nit angeruͤrt.
Jostes, Eckhart
79, 13
(
14. Jh.
):
wer an got eins minder dann daz ander, so moht sich di sele in im verbergen.
Ebd.
97, 27
:
alle werk sein da
[
in dem gotlichen reich
]
geleich: mein minstes ist da mein meistes, und mein meistes ist da mein minstes.
Strauch, Par. anime int.
134, 27
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz ein mensche mit einer grozerin gnade mit eime minnerin werke me lonis fordinit und merunge der gnade dan ein andir mit eime vil grozerin werke mit minre gnade.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
32, 12
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy mynste muncze dy wirt von gesotem salcze und das gegossin in formen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Wiewol es umb uns ist das minst.
Ders. (
1562
):
Weyl er doch auch das aller-minst | Gebott gottes nicht halten thut.
Ders. (
1565
):
Und richt auff den rechten gottsdienst, | Der vor gefallen war auffs minst.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
208v, 14
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
trink das vnd lass dir vff / der minsten zehen.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
eyn bwman d’ dz getreit seyen solle. [...] Ob in die zwē minsten finger v’wunt werdē.
Maaler (
Zürich
1561
):
Minder vnnd kleinfuͤger in allen dingen. Omnibus rebus inferior.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
lasz sy auch nit rüren | Dein antlütz oder dein gewandt, | Es wär dann mit der glinggen handt | Vnd doch mit dem myñsten vinger.
Bauer, Geiler. Pred.
83, 6
(
Augsb.
1508
):
das du dein hertz mügest abzerren / von allem dem das minder ist. dann er
[
Gott
]
/ das sind alle zeitliche ding.
Ebd.
468, 28
:
zangkende wort da aines umb das minst ding / zangket und nit wil nachgeben.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1528
):
die mit dem minsten wort oder zeichen nie kain widerspenigkait oder aincherlei auffruͦr erzeigt haben.
Ebd.
334, 5
(zu
1532
):
alles beschreiben, was sie haben im segerer: kelch, monstrantz, meßgwand etc., hausrat, betgwandt, zingschir bis auff den minsten leffel.
Klein, Oswald
8, 22
(
oobd.
,
1423
?):
Das alle kunst mit reichem gunst ain mensch besäss, | der minsten blum, [...] | möcht er nicht ganz nach iren glanz natürlich häss | posnieren schon.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dem kain lastermahl, das minst noch das maist, aufgelegt werden mag.
Quint, Eckharts Trakt. ;
Jostes, a. a. O.
70, 40
;
Langen, Myst. Leben
207, 12
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Wiessner, Wittenw. Ring
8506
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
2, 20
;
60, 14
;
Anderson u. a., Flugschrr.
25, 5, 13
.
Vgl. ferner s. v.
1
 3,
2
 1.
4.
in einer als hierarchisch strukturiert gedachten, realen, fiktiven, sozialen, geistigen, diesseitigen, jenseitigen Welt ›unten, an der Basis der Hierarchie, niedriger, geringer, weniger angesehen, jünger (daher rechtlich nicht gleichgeordnet), weniger hoch zu bewerten‹, meist von Personen oder personenhaft gedachten Wesen gesagt.
Phraseme:
vom meisten bis zum minsten
(polare Paarformel).
Bedeutungsverwandte:
, .
Gegensätze:
1
(Adj.) 2, (Adj.) 12, (Adj.) 17,  7, (Adj.) 1.
Syntagmen:
j. der minnere / minste sein / werden, eine stat, die deutsche zunge die minste sein, der mensch dem engel minner sein
;
der minnere der grössere sein
;
den minderen beschirmen
; ˹
jn. minder achten / machen / schätzen
˺ (jeweils objektbezogenes präd. Attr.),
jn. den minsten heissen, sich vor minner achten, sich vor dem minsten hüten
;
der mindere
˹
den mereren nicht urteilen, dem mereren guten willen zeigen˺
,
der minnere etw. tun, dem minsten etw. leisten, trinken geben
;
der minste got
(in der griechischen Götterhierarchie),
der minnere adel / engel, der minste knecht, das minnere ampt
;
der minste in dem her
;
minner
›unedler‹
von stam
;
einer der minsten.
Wortbildungen:
minteuer
(Adj., auch subst.) ›geringer‹,
minstteuer.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der der minste wírt, der íst in der wârheit der meiste; aber der der minste wórden ist, der íst iezunt der aller meiste
(bezogen auf das Verhältnis von
wesen
›sein‹ und
werden
).
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
koning David, | da her an dem salme quid, | daz der mensche minner dem engel si.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
wat men geloist dat sal men leisten | beide den mynsten ind den meisten.
Ebd. (
Köln
1499
):
dat einre van uislendiger nacion ind minre van stam, [...], sulde ir
[
der Romer
]
here ind gebieder sin.
Strauch, Par. anime int.
16, 34
(
thür.
,
14. Jh.
):
mochte sich der minniste engil irbildin oder geborin werdin in der sele, da ingegin in were alle dise werlint nicht.
Feudel, Evangelistar
1, 17
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
iz ist nicht grozer sun uf gestanden undir den suͤnen der wibe den Johannes Baptista. abir der der mynner ist in dem riche der hemele der ist grozir denne her.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wer eime von disen minsten
[
Lang
1521:
kleine͂
;
Luther
1545:
geringsten
]
gibet trinken einen kelch alleine kaldes wazzeres in dem namen des jungern, vorwâr sage ich ûch: [...].
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Swer zv der meine sal kumen, das er sie verneme, der mvz sich selber vor minren achten, denne alle gotes creature.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
und ist alles vol geytz (wie vor geredt) vom minsten biß zum maisten.
Ders. (
1566
):
Was man dem minsten hab gethan, | Deß nem er
[Christus]
sich den selber an.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 135, 15
(
halem.
,
n. 1529
):
dass alwegen die untuͤren, geschweigt, die mintuͤren hond heissen schwigen.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Weltte nur der minste gott, | Wil mir
[
Parisz
]
der hütt wessen by, | Er tütt mich aller sorgen fry.
darum sy nit den hochflugk, ouch vil mintürer herrschaften rechte nit handt.
under welchen der minsttürist, ouch der letst, Peter vom Tor gsin ist.
Maaler (
Zürich
1561
):
Nit der Minst oder der hindersten einer seyn. Non in postremis esse.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
ist ain gantzer rat vom minsten bis auf den maisten, [...], auff das Rathaus gangen.
Ebd. (
schwäb.
, zu
1552
):
der minder dem merere von dem gepluet und tugenden gepürliche ehr und die merern den mindern freuntlichen, guͦten willen erzaigen.
Rot
336/7
(
Augsb.
1571
):
Patron, ein schirmherr / der ein mindern [...] beschirmet.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Betlahem, mit nicht du pist | Di minst under den fuͤrstinn | Des lands Juda.
Buijssen, Dur. Rat.
5, 12
(
moobd.
,
1384
):
Teusche zunge ist auch von alter her di mynniste und gegen latein di wildiste, di wir wizzen, davon haizzet si barbara, daz ist wilde, und darumb mu̇zzen wir ofte wort fu̇r worte nennen, so wir latein bedeutschen wellen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
528
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Ob ainer fragt, ob die die da uieln gewesen sein der höchsten oder der nydristen, der merern oder der mynnern engel, antwurtet der maister ij distinctione vj.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wer dem also, das wer dem hochsten hawbt ungepurlich und ob hallt schon das ain minner thet.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
do lyes er drey sün, das ist Pipinum, Karlomannum und Griphonem. Under den was Gripho der minner.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
6, 5
(
tir.
,
1464
):
Ist das wir in
[
Jeronimum
]
aber minder machen, so sei wir auch minder machen das lob sant Johannes vnd der czwelffpoten.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ; ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 67
;
Jostes, Eckhart
60, 21
;
Bechstein, a. a. O. Lk. ;
Feudel, a. a. O.
21, 20
;
104, 23
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
4, 13
;
88, 1
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Adrian, Saelden Hort
2505
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 40, 3
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 153
.
5.
›minder, weniger‹ (gradadverbial), einer adjektivisch ausgedrückten Qualität nahekommend, z. B.
minder gewaltig
; in dieser Bedeutung nur komparativisch belegt.
Phraseme
(mehrfach als Teil einer Litotes):
minder gern / gros / häufig.
Syntagmen:
minder befülich / gleich / gewaltig / lange / lieb / müselig / stark / überlegen
.

Belegblock:

Logau. Abdank.
170, 20
(
Liegnitz
1651
):
also sey es nicht minder groß / das auch Jhr Gedaͤchtnuͤß im FRIEDE ist / [...] / so lange redliche frome Leutte bleiben.
Strauch, Par. anime int.
132, 14
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz geschehe wol, alse ein mensche cleinlichir wirt, daz he minnir befulichir bewegunge hait di un reize zu Gode.
Opitz. Poeterey
40, 20
(
Breslau
1624
):
in welcher
[
welt
]
Gold vnd Geldt | Nicht minder hauͤffig ist.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
do dis Vitellius vernam, do ersluͦg er Vespasianus bruͦder [...] derumb das Vespasianus deste minre starg were wider in.
Jörg, Salat. Reformationschr.
323, 7
(
halem.
,
1534
/
5
):
Und warend der artickell xxxiiij / ettlich glych wie die vonn orten gstellt / alls ob / ettlich minder / ettlich anders.
Maaler (
Zürich
1561
):
Minder gewaltig dann du. [...] Minder lange zeyt. [...]. Minder vnd mer muͤysaͤlig vnd überlaͤgen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
38, 9
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
34, 37
;
Jörg, a. a. O.
322, 8
.
6.
›minus, weniger (als die vorangehend genannte oder vorausgesetzte Zahl bzw. Größe) bei Subtraktionen‹.
Syntagmen:
x minus y
(1 Beleg); [eine Anzahl]
y min(ner)
mit Gen. (z. B.
eines jares, zweier gulden minder
o. ä.) oder mit Akk. der Zeiterstreckung (z. B.
zweinzig jare minder
).

Belegblock:

Ries, Rechenb.
H 5r, 19
(
Erfurt
1522
):
7 minus 4.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
In Jhêsû Christi jârin, | dô der vorgangin wârin | tûsint zweihundirt zehenre min, | dô der dútsch ordin nam begin.
Piirainen, Stadtr. Sillein
50b, 6
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
allez czu samen gereytet von der werlt beginn biz an gotez gepurt waren fvͤmf tavsent iar vnd czwei hundert iar eynes iarez minner.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
Do man zalt vom anfang der werlt oder von Adams zeiten füniftausent und zwayhundert jar minner ains jars.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
zudem so hetten wir in auch 450 mynner zwaier gulden in unser stat genommen.
Rot
329
(
Augsb.
1571
):
Miner, vom Latein minus / weniger / minder. Wir brauchen auch gar dz Latein im Teutschen / sonderlich im Gelt zelen / Als so wir sprechen / ein gulden / minus zweyer kreutzer.
Bastian, Runtingerb.
2, 150, 29
(
oobd.
,
1400
):
chauft von mir der Frey parichantter 3 zennten pawmwoll, je I zemten (!) umb II parichant minus I ortz.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Hetten nun, piß si alt Wälschland gar under sich brachten, schir piß in das fünfhundertest jar kriegt, lecht zwainzig jar minder.
Thiele, Chron. Stolle ;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Primisser, Suchenwirt ;
Klein, Oswald
18, 97
;
Zingerle, Inventare ;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 1696, 8
;
Voc. Ex quo M
431
.