milch,
die
;
-Ø/–
.
– Zur Lautung von 'Milch' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
a) ›Frauenmilch‹;
b) ›Milch der Haustiere‹; die Belege bringen
milch
außer in biologischen und hauswirtschaftlichen Zusammenhängen oft als hoch bewerteten Vergleichsgegenstand für Glaubenswahrheiten, für textlich herausgehobene Schönheit, speziell religiös ausgezeichneter Personen, auch für die Schönheit geliebter Frauen; mehrfach Verwendung in religiöser Metaphorik.
Zur Sache und zum Denken über Milch s.
Lex. d. Mal.
6, 621
.
Phraseme:
zu milch werden
›erblassen‹;
jm. etw. mit der milch eingiessen
›jm. etw. mit der Muttermilch eingeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , (
der
), , ,
2
, , , , , ; zu b) im Orientierungsfeld als alltäglichem Nahrungsmittel:  1, , , , (
das
),  1,
1
 1, , ,  2,  1,  1, , u. ä.
Syntagmen:
m. geben
(z. B. von
schafen
, ütr. auch vom
prediger
gesagt),
m. begeitigen / auftragen / essen / trinken, über einen schwulst binden, die eselin m. haben, der wiesel milch haben wollen, jm
. (z. B.
dem kind
)
m. geben / stelen
;
(die) m.
(Subj.)
js. getränk sein, aus der brust gehen / fliessen, jm. (der frauen) verschwinden, die beste m. der frauen sein
;
etw. wie m. schmecken, weis als m. scheinen
(z. B.
js. glieder
) /
sein
(z. B.
js. hals / kele / nacke
);
der m. begeren / bedürfen, sich der m. genären
;
bei der m
. (ütr.)
bleiben, etw. in m. sieden, j. mit m. begossen sein, seine natur mit m. ersättigen, jn. mit m. nären / speisen, etw.
(z. B.
balsam
)
mit m. trinken, sich von m. laben, in der fasten von m. essen dürfen, jn. von der m. entwenen, um m. bitten, die ku um die m. minnen, wasser unter der m. verkaufen, ein kind von der m. ziehen, got zu einer m. haben
;
die m. der warheit, wollust, m. zur reise
;
(die) frische / lautere / süsse / kleine / dicke / gebratene / geissene / geronnene / geankete / gelieberte
(s. v.
1
)
m.
;
1
eimer / stauf m
.;
j. (das meidlein) weis wie milch, hände schöner / weisser denne m.
;
die bekommung der m.
;
das essen von m., der zehente von der m
.;
der mem vol m
.
Wortbildungen:
milach
(wohl deformierte Schreibung von mit Kollektivsuffix
-ach
),
milchäsche
›Gefäß aus Eschenholz‹ (vgl.
1
 2),
milchbar
›Milch gebend‹ (16. Jh.),
milchbengel
abwertend für die Innerschweizer (zum Gw vgl.  2),
milchblume
Bezeichnung verschiedener Pflanzen (a. 1667; vgl.
Marzell
5, 368
f.),
milchbrunnen
›Kühlhaltebrunnen für Milch‹,
milchbruder
,
milchbütte
,
milchdieb(in)
›weibliche Person, Hexe, der man die Verzauberung von
milch
zuschreibt‹ (dazu bdv.:  1, , , , ),
milchdiebstal
,
milchdremmel
›grober Klotz, bäurischer Kerl‹,
milcheimer
,
milchen
(V.) ›melken‹,
milchen
(Adj.) ›aus Milch‹,
milcher
1. ›Milchverkäufer‹ (a. 1324 f.),
milchessen
›Milchspeise‹ (dazu bdv.: ),
milchfas
,
milchflüssig
,
milchfrau
(Beleg s. v. ),
milchfresser
,
milchgaden
(Gw zu  1),
milchglaube
,
milchhafen
(Gw zu
1
 1),
milchhar
›Barthaar des Jünglings‹,
milchig
,
milchkalb
(Beleg s. v.  2),
milchkas
(Gw zu ),
milchkessel
,
milchkiz
(wie
milchlam
),
milchkoch
,
milchkopf
ein Milchgebäck,
milchku
,
milchkraut
Name verschiedener Pflanzen (Zugang über
Marzell
5, 368
),
milchkübel
,
milchlam
,
milchling
1 ›Säugling‹ (a. 1525); 2 ›den Anfechtungen der
keuschheit
nicht gewachsener Weichling‹,
milchludel
(Gw zu ),
milchmaul
(Gw zu
1
 2),
milchmaus
›Wiesel‹ (a. 1603),
milchmiete
›Einnahme aus der Verpachtung einer Alp‹ (a. 1546),
milchmodel
›Milchtopf‹,
milchmulde
,
milchörlein
ein kleines Milchgebäck,
milchquark
ein aus Quark bestehendes Härtungsmittel,
milchrind
›mit Milch ernährtes junges Rind‹,
milchsak
(wie
milchflasche
; 1. H. 16. Jh.),
milchsäugling
,
milchsechter
(a. 1646; Gw zu mhd.
sëhster
aus lat.
sextarius
ein Milchmaß; ; laut : ›Milchseiher‹),
milchseihe
,
milchsiene
(halem. Schreibung für
milchseihe
; vgl. ; ),
milchstelen
,
milchsuppe
,
milchteine
›Milchgefäß‹,
milchtöpfen
(dazu bdv.:
1
 1; zum Gw s.
R. Hildebrandt, Ton u. Topf.
1963, 321
),
milchtorte
ein Milchgebäck,
milchwämpel
,
milchweppel
›Euter; Milchzitze‹,
milchweis
(Adj.),
milchweise
(
der
) ›Milchfarbiger, Hellhäutiger‹,
milchwerk
›Tätigkeit der Milchproduktion und -verarbeitung in einem Haushalt‹,
milchzan.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
97, 11
(
Hamburg
1646
):
so warf er seine augen auf ihre schoͤne Glieder | welche so zahrt und so weiß schienen | als milch und bluht.
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
11, 5
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
den ich gesworen habe uwirn vetiren zu gebene eyn milch- und honkvluzzeges lant.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
10 pf. vor eyer und 1 scot vor milch zur reyse.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
15, 29
(
preuß.
,
1419
):
3 beslayn eymer, 3 treuge, 4 mulden, 1 milchkessil.
Ebd.
17, 11
(
1422
):
4 beslagene eymer, 2 czobir, 5 milchmulden, item 4 pfluge mit eyden.
Ebd.
21, 40
(
1440
):
das gerethe im hoffe daselbist: eyn beslagen milcheymer, item 5 milchmulden.
Ebd.
86, 14
(
1407
):
in dem fyhofe 7 milchmulden und 4 kessel und 7 eymer und 2 milchboten.
Ders., Gr. Ämterb.
57, 14
(
preuß.
,
1513
):
1 saltzfas holtzenn, 1 milchfas, 1 milchseygenn, 4 milchbotten.
Ebd.
573, 26
(
1422
):
3 milchfas, 4 standen, 2 spaten, 2 ax.
Ebd.
665, 32
(
1437
):
5 gropen, 10 milchtynen, 1 rost, 1 potterfas.
Luther, WA (
1518
):
Wer wunschruten, schatz beschwerung, cristallen sehen, manthel fahren, milchstelen ubet.
Ebd. (
1518
):
Man mag auch der Milchseugling wegen viel zulassen.
Ebd. (
1520
):
wie ein muter dem kind neben der milch auch ander speisz gibt.
Ebd. (
1521
):
das wir nit ym weichen anfang und milchglawben bleyben.
Ebd. (
1521
):
Die Brueste disser braudt sein die prediger, di do milch geben.
bleyb bey der milch und eynfeltigen synn der schrifft.
Ebd. (
1539
):
Hoc non zeuberin, Milchdieb, Teuffelshuren nec quaerunt remissionem peccatorum.
Ebd. (
1545
):
kein Milchdiebin, keine Zeuberin ist, die nicht gutte wort gebraucht, gotts wort.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Petr. 2, 2
(
Wittenb.
1545
):
seid girig nach der vernünfftigen lautern Milch / als die gebornen Kindlin.
Apherdianus (
Köln
1575
):
Lacteum milchig.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Sie [Mutter] hat dir milch gegeben / Ich [Christus] aber hab für dich mein blut vergossen.
Alberus
P ijr
(
Frankf.
1540
):
ein weit milchdöpffen / ein aul.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
114, 1
(
Eisleben
1565
):
das die best milch ist der frawen, darnach der esel vnd dar nach der geyß.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
11, 16
(
Frankf./M.
1563
):
denn es haltens dieselbigen darfuͤr / daß nur allein die Schwartzkuͤnstler / Milchdiebin und Wettermacherin / welche sich alle dem Teuffel zu eygen ergeben / in die Zauberzunfft gehoͤren.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
592, 2718
(
Magdeb.
1608
):
Die Katz will haben Speck allzeit /
|
Der Wiesl ein frische Milch bereit.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Man sol der Katzen die den milchhafen leckt / die Milch nicht vertrawen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Die
[
kuo
]
minnest dû umbe die milch und umbe die kæse und umbe dînen eigenen nutz.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô der mensche [...] noch gât an den stüelen und heltet sich nâhe bî den wenden, labet sich noch mit milche.
Klett, J. v. Soest
7, 1207
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
so wyl ich dich
|
hy toten, du jung millich mul!
Follan, Ortolf. Arzneib.
165, 5
(
rib.
,
1398
):
nym gelehete milch, de herte sy, vnde bint se vbber den sw(u)lst der vote.
Lau, Qu. Siegburg (
rib.
,
1516
):
Darna sall gelden ein worp milchduppen 16 heller Cols.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Da ich [Hoffart] die zwoe dorheit hatte gedan,
|
In der zijt da ich die milch zende hatte.
J. W. von Cube. Hortus
87, 26
(
Mainz
1485
):
diß plaster geleyt uff die brüste der frauwen verswyndet ir die milch.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1566
):
den schniedern [...] zu undern etwa ein sauer milchsuppen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 24
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Jr hals was als wyß / als keyn mylch ye wart.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Dises mägdlein [...] war [...] gleissend wie ein badbecken, wolschmeckendt wie ein Parmason-käß, in summa: vermischt in einander wie milch und bluͤt.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
uz den brusten milch vluzit,
|
des mancher muter barn genuzit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
4870
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
das kein unkuscher adder ebrecher
|
adder melcheling adder trunkenbolt
|
bessitzen des ewigen lebens solt.
Küther, UB Frauensee
231, 41
(
thür.
,
1460
):
He sal auch den medir milliche geben und eyn halp schogk eyger.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Lacteus Milchweiß.
Skála, Egerer Urgichtenb.
90, 5
(
nwböhm.
,
1572
):
hab der Iung nichts Zu Essen gehabt (das) hab er den leuthen Milch gestolen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
15, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
In einem jeden forwerge mag der voigt oder die kesemutter das kochen und milchwerk vorsorgen.
Ebd.
19, 11
:
Eine kesemutter bedarf: Milchkannen [...], milcheschen, seigetücher, ramtücher.
Ebd.
41, 39
:
Einen kalk zu machen, der [...] erhartet. Nim weichen milchquark und so viel frisch geleschten kalk, mische es [...] und vorschmiere damit, was du wilst, es heldet.
Gille u. a., M. Beheim
137, 134
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
leipliche klaine dinge,
|
Als da sind aier, mus und milch,
|
semeln, pirn, äpfel, nüss und silch.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
158
(
Nürnb.
1517
):
wir kranken bedürfen einer milch.
Ebd.
159
:
die seel ist tod, die got nit hat zu einer speis [...], es sei gleich ein grobe speis, [...], oder ein milch.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Wie bist zurissen und zuflambt,
|
Das ich mich dein offt hab geschambt
|
Inn dein alten zurissen hudeln,
|
Das man schier sicht die millich-ludeln!
Franck, Klagbr.
222, 16
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
den zehend von der woll / milch / honig / wax / keß / schmaltze / fordern sy
[Kleriker]
gleich mit gewalt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
din
[des
geminten
]
munt, [...] ein tabern was der suͤssekeit, der milch und des honges von den suͤssen, luͤstlichen worten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
do wurt der armen naturen so we daz sú dicke zabelt, rehte als wie ein kint das von der milch gezogen wurt.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
207v, 29
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim pfersich / vnd súd die in gaissiner milch vnd gib im / das ze trinkend nuͤhter.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
begeitigt die milich als die kind nu geborn redlich on triegkeit.
Goedeke, Fischart. Schiff/Schmachspr.,
5
(
Straßb.
1576
):
von aim Bry, | [...] | Noch dan gekocht on Wiber hand, | Kestlich von Milach zugerüst.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
um 1400
):
daz si
[
Metzger
]
dabi wegen sond alles flaisch, [...], ussgenomen allain rehte milchlember und milchkitzi, daz muͤgend si nauch dem ougen verkoufen.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1590
):
doch bedarf kainer unser burger fürohin kain frucht, die er ime selbs erbawet [...], auch ain milchrindt und flaisch, [...], nit versteuren.
Sexauer, Schrr. in Kart.
247, 8
(
Basel
,
um 1510
):
Er [kuchenmeister] sol nit nemmen vß dem milchgaden aͮn vrlob ziger oder käß.
Schmidt, Rud. v. Biberach
37, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
wan honig suͤzer minne vnd milk lv́chtender warheit ist verborgen vnder diner zvngen.
Bächtold, H. Salat (o. O.
1531
):
Den was ich ein bluͦthund, den ein klotz,
|
Milchtremmel, kuͤbein, tangrotz.
Jörg, Salat. Reformationschr.
1, 314
(
halem.
,
1525
):
sj
[
Zürcher
]
wettend die milchbengel [...] wol ein anders leren.
Ebd.
210, 11
(
1534
/
5
):
wie die Zürcher / die 5 ortt namptend / kuͦkemenn / milchbengell / kuͤmüler.
Bremer, Voc. opt.
13055
(
schwäb.
/
oobd.
,
15. Jh.
):
Sinum [...] millichkar [...] est vas, in quo conprimitur caseus, ut liquor aquosus exprimatur; uel [sinum] est vas rusticum, in quo lac seruatur vulgariter millichkar.
Ebd.
13056
(
moobd.
,
15.
/
16. Jh.
):
Multra melchtra [...] milchchúbel [...] est vas rusticum, in quo lac mulgetur.
Maaler (
Zürich
1561
):
Briestmilch / Die erst milch, so man milcht / wenn ein kuͦ kalberet hat.
Die traͤgenden eßlinen habe͂d von stund an Milch. [...]. Meytle weyß wie Milch / Nichts dann milch vnnd bluͦt. [...]. Von der Milch nem͂en/entwennen. [...]. Zuͦ Milch werden / Weyß werden wie milch. [...]. Milchbruͦder / von einer milch auferzogen. Collectaneus. [...]. Milchin / Was von milch ist. [...]. Milchkoch / Der mancherlei speyß von milch zuͦrüst / als die senner auff den alpen. Lactarius. Milchkraut (das) Purgierend Milchkraut wie die wolffsmilch. Peplion, Portulaca. [...]. Milchoͤrle (das) Kuͤchle die auffgond vnnd ein hoͤle habend / wie küssele. Laganum. [...]. Milchsienen (die) Wie es die kübler machend vnden am boden außgespitzt vnd oben gantz weyt / also daß mans nit kan nider stellen. Futile.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
323, 22
(
Genf
1636
):
Milchhaar [...] Pubes, Lanugo.
Morrall, Mandev. Reiseb.
86, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
und da
[
paradys
]
louffent wasser inn, die sigent milch und hong.
Ebd.
164, 15
:
sie
[
ryssen
]
essend nun flaisch das roche ist und trinckent nun milch, wan sie hond vil viches.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
136a, 1
(
Augsb.
1553
):
Ain milchtorten zú machen Nim semelbrot vnnd reibs / milchram.
Ebd.
195, 1
:
Milchkepff zú machen Nempt ain 10 air vnnd ain halbe masß milch vnnd ain halbe handtúol schen mell.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 36
(
schwäb.
,
1562
):
So aber ein person, [...], umb die milch zu erhaltung derselben kinder wellt bitten, soll dasselb [hauß] solchen notturftigen personnen zuglassen [...] sein.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1564
):
damit es [kind] irem versprechen nach zú hohen dingen gelangen mecht, wolt im Alecto mit der milich avaritiam eingießen.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
war erlaubt in dem Capitel / daß man fuͤrohin in der Fasten von Milch / vnd Schmaltz essen doͤrffte.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz der unvernünftigen tier milchwäppel aigenleichen äuter haizent.
daz auz dem rehten prüstel ê milich gêt wanne auz dem lenken.
si [leêna, lewen weib] hât neur zwai milchwämpel ze mittelst an dem leibe under der prust.
Schmitt, Ordo rerum
191, 9
(
oobd.
,
1439
):
Lacticinia milchspiße [...] milchessen vel speis.
Ebd.
191, 11
(
2. H. 15. Jh.
):
Mulcrale milchvaß milich sechter [...] sechter oder gelten.
Ebd.
345, 6
:
junger part oder milchhar.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
sie assen nur aicheln, kesten, obs, honig und milich, was das erdrich tregt ungepawͦt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der gemain man [...] trank kain wein nit, [...], ersettiget die natur mit milich käs haber prei oder mues.
darumb zuenambt uns Homerus ,die frummen milchfresser‘ wie wir die Schweitzer noch ,küemelker‘ und die Ungern uns ,käsfresser‘ haissen.
dergleichen verstendig sagen, das die Teutschen von der weiß wegen des leibs bei den Kriechen Galatae ganz, kurz Galli genant werden von dem wort ,gala‘ das kriechisch ein ,milch‘ ist: wär auf unser sprach die ,milchweissen‘.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1597
):
zehendkäs soll man geben des sontags nach st. Jakobs tag, von ainer milchkuh ain käs.
Ebd. ff. (Hs.
E. 16. Jh.
):
Trink- und milchprunnen. Item, ain ieder trinkbrunnen, [...], soll aim ieden der sein bedarf frei sein. will aber ainer ain milchbrunnen aufrichten, den soll er mit willen haben oder im etwaß darfüer raichen.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
/
tir.
,
1462
):
xiiii trinckhgleser. vnd iii angster. v erden milchmödel.
Mollay, H. Kottanerin
19, 4
(
moobd.
,
1439
/
40
):
es mainen die weisen, es sei die milch pesser von der frauͤn, die ainen Sun bringt.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 679, 15
;
Stambaugh, a. a. O.
21, 11
;
J. W. von Cube. a. a. O.
75, 84
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
138, 16
;
140, 3
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
74, 8
;
Hübner, Buch Daniel ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
37, 5
;
Pyritz, Minneburg
4747
;
Hajek, Guͦte spise
25
;
80
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 294, 11
;
Gille, a. a. O.
327, 196
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Boner, Urk. Brugg
507, 9
;
Jörg, a. a. O.
314, 11
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Bastian u. a., Regensb. UB
133, 5
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
21, 24
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
32, 4
;
Schmitt, Ordo rerum
191, 13/5
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 85
;
Schles. Wb.
2, 878
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
2, 414
;
Öst. Wb.
3, 1563
.
Vgl. ferner s. v.  2,  3, ,
1
 1, ,  2, (Adj.) 7, (Adj.) 4.
2.
›Stillzeit; Jugend (beim Menschen); Zeit der Säugung (von Jungtieren)‹.
Wortbildungen:
milchjar
›Jugendjahr‹.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
308, 18
(
rhfrk.
,
1557
):
so es
[
milchkalb
]
aber von der milch ins hauß gemetzelt, gibt es sechs pfenning.
Perez, Dietzin
1, 320, 24
(
Frankf.
1626
):
weyß ich mich einer jungen Tochter zuerinnern / welche gleich nach der Milch zum Wein gewohnet wardt.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
78, 16
(
nobd.
,
1452
):
verkeuft man es [kalb] aber bie der milch, so sal er den zehenden ₰ gebe.
Bächtold, H. Salat ([
Freiburg
]
1537
):
Da nu Niclaus [...] uß den milchjaren zuͦ zitigerem, allerbestem, manlichem alter kommen was.
3.
›mit
milch
1 unter verschiedenen Gesichtspunkten verglichene Substanz oder sonstige Bezugsgegebenheit‹; im einzelnen: ›Milch der Fische‹; ›Mandelmilch‹; ›milchige Absonderung von Bäumen‹; ›milchartig empfundene Feuchtigkeit in Steinen‹.
Wortbildungen:
milchstein
,
milchweg
›Milchstraße‹ (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. 72, Nr. (
1634
):
besieht den Angelstern, merkt, wo der Milchweg geht.
Voc. inc. teut. qij r (
Speyer
um 1483
/
4
):
Milch im visch od’ im hering.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
138, 15
(
Frankf.
1535
):
Galactides ist ein milchstein / wann so man den stoͤßt odder reibt so gibt er weiß safft das schmecket wie milch.
Pyritz, Minneburg
5443
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Convekt de anise gar lutzel frumt,
|
Dar zu noch milch von mandel.
Hajek, Guͦte spise
74
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
mache von mandelkerne guͦte milch [...] vnd ruͤre die abe mit eime zuckere.
Voc. Teut.-Lat.
nn vjv
(
Nürnb.
1482
):
Weyßstraymen am hymel. oder milchweg [...] oder iacobs strassen am hymel. galaxia.
Bremer, Voc. opt.
47020
(
halem.
,
1329 ff.
):
Lactis milch [...] significat seminalem substanciam piscium masculorum.
Maaler (
Zürich
1561
):
Milch von einem feygenbaum.