milbe,
die
;
–/-n;
vereinzelt Schreibungen ohne
-b-
:
mile
.
1.
ein kaum sichtbares und kaum klar unterscheidbares Kleintier, dem allerlei schädliche Eigenschaften zugeschrieben werden: ›Milbe, Motte, Schabe‹, mit offenem Übergang zu ähnlich beeigenschafteten Tieren wie Mücken, Raupen, Würmern; als Metonymie auch ›Hautschorf, sofern er durch Milben (o. ä.) verursacht gesehen wird‹; mehrfach Nähe zu
rost.
Bedeutungsverwandte:
, (
die
), , mit Öffnung zu (
der
1 sowie zu , , ; vgl. ,
2
.
Syntagmen:
milben haben, der luft die m. (nicht) gebären
;
gelust
(Subj.)
m. heissen
;
milbe(n) etw.
(z. B. einen
schaz
)
fressen / zerstoren
, (e. S., z. B. dem
schaz
)
schaden tun, nicht vom himmelschaz fressen, das har / kleid essen, salz fressen, dem gewand die lobe singen
›lobsingen‹,
auf dem käse wachsen, ir haus bauen, das fundamant durchjagen
;
der brief von milben gebresten, die urkunde von milben schaden empfangen, etw. von milben miltau heissen, minne zu den milben haben
;
die arme / kleine m.
;
milben im har.
Wortbildungen:
milbenloch
(im Pergament),
milbenzan
,
milbstössig
›wurmstichig‹.

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Want den irdischen vullemunt
|
Dy mylen mugen durch jagen,
|
Verzeren und gar zunagen.
Wan der zorn und diz truren,
|
Di in dem gemute duren,
|
Diz leben libes halb durch jayn
|
Als di mylen eyn cleit durch nayn’.
Der glyssenere syn geczelt
|
Hat gebuwet und sin hus
|
Sam di myle buwet ir clus’.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
machit ûch [...] den ungebrechlîchen schatz in dem himele dô der dîp nicht genêhit, noch di melwin
[
Froschauer
1530 /
Eck
1537:
schaben
;
Luther
1545:
Motten
]
nicht zuͦstòren.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
356, 24
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
etwenn haizzet flaischlich gelust milwen etweñ rost.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Der lufft das millwlin nie gepar
|
So clein das sich Got moch verheln.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Die milbn habn abgfressen das har,
|
Vil pletz daran sind nacket gar.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 7
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Dem die milwan das har essend, der [...] nem nuss oͤl vnd boͧm oͤl gelich vnd salbe / das har.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Der eßig im glas: also ist auch der do singte die lobe mit eim poͤsem hertzen. Als die milb dem gewand vnd der wurm dem holtz.
Bremer, Voc. opt.
43003
(
halem.
,
1328-30
):
Tinea [...] snebeltzin [...] milwin [...] schnebelten [...] grind [...] scabies capitis. Et dicitur [tinea] quasi tenea a teneo/-es, quia tenet caput.
Ebd.
46085
(
schwäb.
,
1441
):
Termes milwe [...] schab.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1411
):
weere, daz dirre brief deheinest gebresten emphienge, es were an permend, an insigelen, an geschrifft, es were von milwen.
Ebd. (
1446
):
dasselbe urkuͥnd gebresten gebond emphachen von milwiluͥchren und ouch von swechi der geschrift von der tincten.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
307, 48
(
Zürich
1548
):
Ein schnek, der uf der erden schlicht,
|
Der möcht wol höher springen,
|
Dann min vernunft vergriffen hat.
|
Ein milwenzan ist grösser.
Maaler (
Zürich
1561
):
Milbstoͤssig oder wurmstichig werden. Vermiculari.
Milwen (die) Acarus. Wie sy auff dem kaͤß wachsend.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
ez haizt auch miltaw niht von miltikait, [...]: ez ist gehaizen von milwen miltaw, wan als die milwen daz gewant frezzent und verderbent, alsô verderbt ez die fruht.
Bechstein, a. a. O. Mt. ;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
8, 11
;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1606
;
Gille u. a., M. Beheim
48, 45
;
267, 11
;
Gerhardt, Meister v. Prag
35, 18
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
205 v
, 18;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Adrian, Saelden Hort
6412
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Asmussen, Buch d. 7 Grade
1606
;
Gille u. a., a. a. O.
48, 45
;
Schmitt, Ordo rerum
325, 27
;
326, 28
;
Vgl. ferner s. v. (Adj.) 11,  6.
2.
›Unkraut (im Getreide)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , , .

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
sein feint der kam vnd vberseet den milben
[Var. Hss. TF:
nullen
; 1475
2
–1518 /
Lang
1521:
raten;
Luther
1545, Mt. 13, 29:
Unkraut
]
in mitzt des waitzen.
so ir ausleset den milben is auswurtzelt auch den waitzen.