me
(letzteres deutlich seltener), Komp. zu
; großenteils quer zu den folgenden Bedeutungsansätzen als
Adj.,
Adv.,
Konj.,
Pronomen
(indefinit),
Zahlwort
(unbestimmt), substantivisch gebraucht; steigerbar (
merer, merst
, s. zu letzterem auch
meist
); nähesprachlicher Ausdruck mit hoch komplexem Bedeutungsspektrum. Die folgende Gliederung dieses Spektrums unterliegt dominant semantischen Aspekten: 1-10 allgemein mit besonderer Betonung des ,Mehr, des Gesteigerten‘ im Verhältnis zu einem als ,normal‘ Angenommenen; bei 11-16 kommt eine Zeitkomponente hinzu (bei 11 die Textlinie betreffend); 17-19 mit Heraushebungen sozialer, religiöser, rechtlicher Provenienz; 20-21 mit adversativer Funktion.
1.
a) dient als zwar schwach, aber systematisch gebrauchte Partikel dem analytischen Ausdruck des Komparativs, z. B.
mer wichtig
›wichtiger‹ (usw.); hier anschließbar b) eine ebenfalls der Steigerung – am ehesten dem Superlativausdruck dienende Konstruktion,
mer als / den
o. ä. ›überaus, höchst‹, z. B.
mer als / den war
(usw.); sie entspricht teils dem lat. Superlativ (z. B.
mer als war
›verissimus‹).
Belegblock:
Zu a):
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
54, 14
(
Frankf.
1535
):
er [stein] wechset in Arabia vnnd Cipern / aber das in Cipern ist mehr weycher
(hier zusätzlich analytischer Komparativ).
Opitz. Poeterey
3, 31
(
Breslau
1624
):
vnnd wil auch nachmals besten fleißes mich bemuͤhen / an groͤßeren vnd mehr wichtigen sachen [...] mein heil zue versuchen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
223
(
Nürnb.
1517
):
Wöllest nit mer weis sein, dann not ist.
Fuchs, Murner. Geuchmat
703
(
Basel
1519
):
Vil mer gedultig sindts [wyb] denn Job. | Ein solche frouw ich billich lob.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
23, 31
(
Zürich
1521
):
blintzlingen werffen sy [mennschen] sich selbs hin in / so doch hie meer not wer vmbsichtig zuͦ sin.
Merz, Urk. Lenzb.
99, 9
(
halem.
,
1557
):
daß ir faͤldfart zuͦsamen mit den haͤntschten inen je lenger ie meer nachteylig ... dohar, das also die vnuerschrotnen roß stetz einander jagend.
Mer dann raͤcht vnd billich ist.
so si [prelaten] am maisten gewaltes haben so si ye mer gutig sind.
Zu b):
Schorer, Sprachposaun
12, 8
(o. O.
1648
):
das newlich in der Kirchen gefundene Spruͤchlein wird hiemit mehr als wahr gemacht.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
13
(
Nürnb.
1517
):
dise ding sein mer dann war gewesen.
Roloff, Brant. Tsp.
1225
(
Straßb.
1554
):
Ir hant ein hubschen jüngeling / | Den hant ir lieb mehr dann zuͦ vast.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2123
(
schwäb.
,
1453
):
Dort stet ain man, ist schalkhait vol | Und uffsecz fremder me den vil.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
19, 15
(
tir.
,
1464
):
Er ist gewësen mër denn arm vnd dürfftig, als lang er gelëbt hat.
2.
dient adverbial dem Ausdruck des erhöhten / gesteigerten Grades, der Konsequenz / Zielstrebigkeit / Stärke der Handlung, die durch das Verb ausgedrückt wird; etw. seltener attributiv mit Verbalsubstantiv gebraucht; im einzelnen z. B.: ›zielstrebig‹ (vom
geilen
); ›heftig‹ (vom
krieg
); ›tief‹ (von
verdemütigen
); ›innig‹ (von
lieben
).
Phraseme:
als viel mer
›um so mehr‹;
ie mer und mer
›zunehmend‹;
ie mer [...], ie mer [...]
›je [...], desto [...]‹.
Syntagmen:
m. gedenken / geilen / heischen
(von Menschen)
/ begeren
(von einem
geist
)
/ toben
(vom
menschen
)
/ wüten
(vom
krieg
),
etw. m. ablegen
(z. B.
laster
)
/ verdemütigen
(z. B.
die sele
),
etw
. (z. B.
die vesper
)
michels m. begehen, jn. m. lieben / fürchten / schänden / fangen
(dies vom
teufel
, Subj., gesagt),
jm
. (z. B.
got
)
m. danken, jm. (Maria) m. glauben, dan [...]
,
e. S
. (Gen.obj., z. B.
des leides
)
m. klagen
;
e. S
. (Dat.obj., z. B.
dem wort
)
m. glauben, den [...]
;
die merere bestätigung / andacht / hilfe / läuterung / verwunderung / warnung
.
Belegblock:
leret er nu auch zu mehrer warnung, wie man sie [wolffe] kennen sol an jren fruͤchten.
Schade, Sat. u. Pasqu.
(
md.
,
1521
):
ist es in [...] umb weltlich eer und guͦt zuͦ thuͦn, geilen und heischen nur ie mer und mer zuͦ den kirchen.
Froning, Alsf. Passionssp.
7781
(
ohess.
,
1501ff.
):
Marien ist zu gleuben vor war | myr dan aller Juden schar!
Perez, Dietzin
1, 320, 30
(
Frankf.
1626
):
daß sie solches Laster des Sauffens je mehr vnd mehr abgelegt.
Schönbach, Adt. Pred.
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
dirre vint ist dir nahn geherberget [...], als vil mer stet er zu vorchtende.
Weil aber der [...] Geist [...] ie weiter und hoͤher steigt / ie mehr sie funden / ie mehr
[›verbissener‹]
zu wircken und suchen begehret / wie [...].
Valli, Baldemann
464
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Sie claut irs leids ie mer, ie me.
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
enist enkein merer noch nútzer helfe zuͦ einem woren fúrgange wan der heilige wirdige fronlicham.
Strauch, Schürebrand
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
gebet, do úch got zuͦ vermant und úch merren andaht bringet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 552, 16
(
Hagenau
1534
):
und gedenckt ymmer mer unnd mehr / wamit er solches verdienet habe gegen Gott.
habend wir zuͦ merer lutrung, [...], bschlossen, und den selben artikel also gesezt.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
27, 10
(
Zürich
1521
):
das der krieg nienan grusamer ist / vñ meer wuͤtet / dañ vnd’ den Christen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 14
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wie er [tewfel] uns ie mer und bas
[›mit immer größerer Sicherheit‹],
| mit den sünden müg gevahen.
Klein, Oswald
9, 36
(
oobd.
,
1421
):
ie grösser er, ie merer toben und wüten.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
446
;
Bauer, Imitatio Haller
103, 18
.
‒
Vgl. ferner s. v.
1,
2.
5.
›noch mehr, zusätzlich, überdies, darüber hinaus, sonst noch‹; oft in sprachlichen Zusammenhängen gebraucht, in denen es um eine die vorhandene Information ergänzende, überschreitende Neuigkeit geht.
Phraseme:
was mer ist
›was hinzukommt‹;
was wilst du mer?
Syntagmen:
m. finden / fragen / sagen / sprechen, mereres sagen, jn. mereres leren, jm. mereres beweisen / zustellen
;
m
. (Gen.obj.)
bedürfen
;
jm. m. danken, das [...]
;
von anderen worten m
.
Belegblock:
van guedicheit, jae me van gnedicheit der zit, is ummer Coellen sere grois zo verheven.
Froning, Alsf. Passionssp.
1305
(
ohess.
,
1501ff.
):
mer woln keuffen broit und wynn | und was mer
›wir‹
bedorffen mene.
Leman, Kulm. Recht
(
Thorn
,
1584
):
von dysen worten synt alle gerichte gemacht. beyde geystlich vnd werltlich. Noch sprach got hy mer.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
17, 30
(
Zürich
1521
):
Ja das mehr ist / kriege͂ macht ietz priester / kriege͂ macht bischoff.
da ward in ir freyhait bestät, und das me wer zuͦ Augspurg aus der stat ziechen wolt, der solt drey nachstuirr geben.
Bauer, Geiler. Pred.
98, 22
(
Augsb.
1508
):
Wenn du nun allso dein ainniges schaͤflin bewarest / als es dir enpfolhen ist / was wilt du me.
Andreae. Ber. Nachtmal
74r, 5
([
Augsb.
]
1557
):
Mehr kan ich daruon nicht sagen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;
8.
›quantitativ mehr‹ (von zählbaren Bezugsgrößen, oft von -sachen, auch -personen, -handlungen usw. gesagt).
Syntagmen:
der reime m. sein
, [der Personen]
m. sein wenne [...]
;
m. eier / fas / personen / messe / pfenninge, andere knechte m
. (nachgestellt),
m. der gäuche
(z. B.
finden
),
m. der dinge
(z. B.
essen
),
m. denne
[eine Anzahl]
man, m. denne 12 tafeln, nicht m. denne 1 weihe
;
die merere zal, die mersten bürger
.
Wortbildungen:
›Dreifaltigkeit‹ (hier anschließbar?),
›mehr-, verschiedenfarbig‹.
Belegblock:
Quint, Eckharts Pred.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô man der [lîplîche dinge] ie mê izzet, sô man ir ie seter wirt.
nach dieser [Weibsperson] waren noch andere mehr / die / wenn sie nicht so braun weren gewesen / ires Leibs Koͤmligkeit halben mit den Weibern in gantz Europa wol hetten moͤgen verglichen werden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
(
osächs.
,
1343
):
anderweit sante her andere knechte mêr wan der êrstin, und den tâten si des glîch.
Skála, Egerer Urgichtenb.
202, 3
(
nwböhm.
,
1577
):
hab 3 Menttel. als ein neu schwartzen, Item 1. Mahefarben [...] dauon bekommen.
Valli, Baldemann
5
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Der rime sint wol zweihundert | Und sehs und vierzig und niht mer.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
695
(
schles. inseldt.
,
1481
):
was sal ich czw horchen, wnszer seÿn meer wen ich alleÿne.
Reichert, Gesamtausl. Messe
11, 13
(
Nürnb.
um 1480
):
pfarrer, die unter in leute haben, die sollen mer oder mynder messe halten.
Fuchs, Murner. Geuchmat
2807
(
Basel
1519
):
Man findt der geuch noch mer vff erden.
daß derer [Miracula] vil mehrer seynd / die bißhero nicht angezeigt / [...] worden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 5, 3
(
Hagenau
1534
):
Die Griechen haben gehabt nicht mehr denn zwelff taffeln / darrynne alle yhre rechte gefaßt waren.
Ruh, Bonaventura
306, 19
(
Basel
1507
):
Das ander dient [...] zuͦ der nüwen ee, dye da bestympt vnnd bescheint der personen merfaltikeit.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Chrysolitus ist ainer der zwelf stain und ist mervar.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Wan dan in dißen markt Weiz die mehristen burger alle hantwercher sein.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
173, 8
;
‒
Vgl. ferner s. v.
,
1
,
.
9.
›quantitativ mehr‹ (von meßbaren oder als meßbar gedachten Bezugsgrößen oft kollektiver Art); speziell (am ehesten hier anschließbar): ›zeitlich länger‹.
Phraseme
(zur speziellen Nuance):
ie mer und mer
›zunehmend, fortwährend‹.
Syntagmen:
das mer nit das minder sein
(in der Ehe);
etw. ein meres wert sein, etw. nicht m. dann zweier ellen breit sein, eines glaubens m. werden
;
m. schreiben, ein mereres taxieren, meres verzeren,
˹
m. geben / lösen
˺
, dan [..], m. verlieren, als [...], jn. / etw
. (z. B.
sin selbes lip
)
mer und mer lieben, m. von etw. wissen, etw. (ein schif) m.
›größer‹
machen
;
m. dan ober die hälfte
;
der merere teil, die merere gabe / menge / zeit, das merere
›schwerere‹
stük, m. holzes / nutzes / weines, m. fuge / gut / güte / sand / werk
.
Wortbildungen:
›Klagebegehren um einen höheren als den tatsächlich geschuldeten Betrag‹ (so
);
›Wuchergewinn‹,
›mehrmals‹.
Belegblock:
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe
(
Wolfenb.
1593
):
Da mus ich mehr von wissen.
Quint, Eckharts Trakt.
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz der name oder daz wort, sô wir sprechen ,guot‘, nennet und besliuzet in im niht anders, noch minner noch mê, wan blôze und lûter güete.
Fischer, Brun v. Schoneb.
(
md.
, Hs.
um 1400
):
im libeten ie di werdin wip | [...] | me und me von tage zu tage.
Der fride ist mehezitz getroffen und widder zu neit gemacht.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
39, 8
(
omd.
,
n. 1474
):
das der gang nicht vile mehir wan ezweier ellen breit ist.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 36
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Nu hastu vor gehört, das wir der werlt mer nutzes dann unnutzes bringen.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
dy menner warn dy mere menge kein erffort gegangen.
Palm, Veter Buoch
(
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Also bezzerte er sich mit gotes helfe ie me vnd me, vncz er in rechten orden quam.
Ries, Rechenb.
H 5v, 1
(
Erfurt
1522
):
drey geselln wolln ein hauß kauffenn fur 200 flo: der erste gibt 3 mal mer dan der ander.
Logau. Abdank.
172, 21
(
Liegnitz
1651
):
was er
[Stein]
beschwert | Ist weit ein mehres wehrt.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
60
(
schles. inseldt.
,
1453
):
dem do hindin, Stephen Vberman, were me vaterlich gut wurdin wen den andern wer wurdin.
Köbler, Ref. Nürnberg
111, 9
(
Nürnb.
1484
):
alß dann ist der Clager in soͤlliche peene des rechten. der merbittung halben nit geualle͂.
allemal das mehrer soll nit das mehrer sein.
Jörg, Salat. Reformationschr.
478
(
halem.
,
1534
/
5
):
da aber jmmer dar der allt teil der vil merer was.
Müller, Stadtr. Ravensb.
133, 11
(
oschwäb.
,
um 1413
):
dem ist er nutz [...] schuldig denn sovil als er uss dem pfand mer geloͤsst hat denn sin schuld was.
Welti, Urk. Rheinfelden
841, 309, 25
(
halem.
,
um 1517
):
wz ein burger vor in der statt in sin huß zuo sinem bruch vnd nit vff mergwyn kaufft, dor von bedoͤrfft er keinen zoll geben.
yedoch dz jr die merer zeit hie heym beleibt.
Dirr, Münchner Stadtr.
(
moobd.
,
1310
/
2
):
swer mer holttzes chauffet, der geit ie von dem holze judici 60 dn.
Bastian, Runtingerb.
2, 120, 13
(
oobd.
,
1399
):
so hat daz merer stukch gehabt 41 markch.
Klein, Oswald
1, 21
(
oobd.
,
1421
):
Ain frauen pild, | mit der ich han mein zeit so lang vertriben, | wol dreuzen jar und dennocht mer | in treuen stet beliben.
Es ist ain altgesprochner rat | mer wann vor hundert jaren.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
1426
, Hs.
15. Jh.
):
und sullen auch chain scheff merär machen, dann die recht mass.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
Es solle auch an keiner schäzung mehres nit verzört werden alß von ganzen hoff 3 ß.
Froning, Alsf. Passionssp.
2744
;
6857
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
190, 3
;
Schib, H. Stockar
143, 16
;
‒
Vgl. ferner s. v.
1,
1
7.
10.
›meßbar mehr, ausgedehnter, größer, umfänglicher; zählbar mehr‹; alle im Folgenden zusammengestellten Belege in der Verbindung
der merere teil
›der größere Teil der Sachen, Personen, der Großteil, das meiste, die meisten‹; eng an
9 anschließbar.
Belegblock:
Luther, WA
48, 115,
Anm. (
1546
?):
Wiewol nu der groͤste vnd mehrer theil der Welt solch vnaussprechliche gnade nicht erkennet noch annimpt.
Das ym Weltlichen Reich das mehrer teyl sich halten nach des teüffels reich.
Reichert, Gesamtausl. Messe
1, 26
(
Nürnb.
um 1480
):
wenn dy kirch verbrent wuerd der merer teyl.
Wie dann das hie vor geschriben stat; das dann der merer teyl genomen ist auß dem buch genant Summa Johannis.
für den mehren thail meiner arbeit ist mir nichts worden.
Bell, G. Hager
548, 1, 16
(
nobd.
,
1611
):
je doch Der merer theile | Der auf Rüerer sint kumen vmb jr leben.
der mehrste theil dises lands ist sandig / trucken vnd staubig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
.
17.
›in der sozialen Hierarchie (darunter derjenigen der
engel
), im gesellschaftlichen Ansehen oder von Natur aus relativ zu einem Anderen (dem
minderen, wenigsten
) höher gestellt, der höheren sozialen Schicht zugehörig; höher geachtet; edler, überlegen, ausgezeichneter‹.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.)
12,
(Adj.)
6,
; vgl.
8.
Belegblock:
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 6, 12
([
Zwickau
]
1524
):
keiner soll der merer sein / dañ der dem andern diene͂ will / keiner gerechter / keiner sich früm͂er schetzen / sonder all gleichfoͤrmig für einander bitten.
Mayer, Folz. Meisterl.
(
nobd.
,
v. 1496
):
Das ander [gebot]: das durch yn [sun] vermitten | Do wurd vil sere | Das er kein merern lud zu hauß durch ichte.
der minder hat den meren nit zuͦ vrteilen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 191, 1
(
Hagenau
1534
):
daß also eyn burger nichts mehr ist / denn ein bawer.
so lang bis alle rechnung
[im Fegefeuer]
beschicht vom wenigsten und vom mehresten.
Adrian, Saelden Hort
1005
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
under wibes sunen merer | nie uf gestuͦnt noch herrer | den Johannes der toufer.
Plant u. a., Main. Naturl.
302ra, 1
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Do nante er den dritten Maeien nach dem worete Maiores. wan die merrē mahtent danne ir spil ze rome.
personen, so außerhalb der gefreiten geschlecht in der merern geselschaft, gehören.
ainander als die glider aines leibs, [...], allzeit mit rechten treuen mainen, der minder dem merern von dem gepluet und tugenden gepürliche ehr und die merern den mindern freuntlichen, guͦten willen erzaigen.
welches der vorberürt merer standt von den erbarn zünften zuͤ [...] danck angenommen.
also daß hinfüro alle jar drei burgermaister von herrn und ainer von der mehrern gesellschaft, ainer von der Kaufleitstuben und ainer von der gemain genomen werden.
Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der bischof von Würzburg, sampt dem bösten und merrern tail vom frenkischen adel hetten das schloss in.
ob die die da uieln gewesen sein der höchsten oder der nydristen, der merern oder der mynnern engel.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
wie wol der merer Adl [...] vil unlust mit dem mynnern adl hetten.
Marschalk, der der mêrer oder grösser im sal oder hoff ist.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
2. H. 16. Jh.
):
ist inen alsdann die merer obrigkeit zuersuechen unverwört.
18.
›qualitativ (oft: religiös) höher, erhöht, herausgehoben, bedeutender, überhöht, das Normale, Erwartbare, Natürliche übersteigend‹; teils in Verbindung mit
edler, höher, weiser
und im Gegensatz zu
gebraucht.
Phraseme:
um das minder das mer verlieren
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
8.
Syntagmen:
m. volbringen, got nicht m. werden, Christus m. sein, nicht m. sein, den [...], aus jm. m. machen, dan [...]
;
das mer(er)e recht / wunder / spital
.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Du [Got] wurde nie minner noch merer, | Echtiger, wiser noch herer.
Jch bin eine hoͤher person, bin ettwas mehr, dan das ich Zu euch gesanth bin in menschlichem fleische.
Jostes, Eckhart
62, 35
(
14. Jh.
):
Do bei
[30:
alleu dink lazzen
]
solt du [Martha] meren, und in dir merung engent dir alle bildung.
Schönbach, Adt. Pred.
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
in diser heilicheit des lichnames unsers herren Jesum Christum sone wirt niht mer vollenbracht von dem guͦten pristere und niht min vollenbracht von dem bosen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 7
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Dein kurze vernunft, dein abgesniten sinn, dein holes herze wil aus leuten mer machen dann sie gewesen mügen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
90, 14
(
Nürnb.
um 1480
):
dann Cristus sey nicht anders noch meer gewesen denn ein lautter mensch.
iezunder in dem ligt das merist, das die erden hierin zerbrochen werd.
wŭssend wir nŭt, ob er unser were, darumm wir umm daz minder das merer verlurend.
Sappler, H. Kaufringer
26, 152
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
michels mer
(als
das creuz
)
aun argen list | soll man leiden loben und eren.
19.
›mehrheitlich‹ (im Rahmen politischer, meist rechtsrelevanter Entscheidungsbildung).
Phraseme:
regelhaft Ellipse mit anschließender Substantivierung und schließlich Konversion (s. u.
2
mer, das
); ferner:
die mer(er)e hand
(mehrfach belegt) ›Mehrheitsbeschluß‹ /
menge
›Mehrheit‹;
der merere teil
›Mehrheit der Abstimmenden‹ sowie (metonymisch:) ›Mehrheitsbeschluß‹.
Syntagmen:
das merer behalten, ein mer(er)es machen
›einen Mehrheitsbeschluß fassen‹ oder ›einen solchen Beschluß durch eine Zusatzstimme herstellen‹;
das mer
(Subj.)
werden
(mehrfach),
das mere werden, das [...], das mer nicht an jm. stehen
;
das merer etw
. (einen Beschluß)
bringen
;
dem merern gehorchen
;
sich nicht an das mer keren, durch ein mereres entscheiden, durch das merer beschliessen / machen, jn. durch das merer erwälen, durch das mer erkennen, das [...], mit dem mer(er)en beschliessen / erkennen / machen, ein urteil fällen, etw. nach dem mereren volziehen
;
der merere rat, die merere folge / menge / wal, das / die merere urteil
;
das fürgehende merer
.
Wortbildungen:
2
(
das
) ›Mehrheit, Mehrheitsentscheid‹ (dicht belegt),
›Mehrheit bei Abstimmungen‹ (a. 1457).
Belegblock:
Es seyn die Burger vom Rath worden zu Rath mit der mehrern Meng deß Raths und der Schöpffen, daß [...].
Köbler, Ref. Nürnberg
393, 9
(
Nürnb.
1484
):
Wo zwuͦ partheyen einen hindergang thun auf etliche person vnbestympt ob sie durch ein merers zu entschaiden haben oder nit. so [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
(
nobd.
,
n. 1525
):
ob aber durch ain gemaind und die andern handwerk, auch ain erbern rat und den ausschuß das merer ain anders precht, dem könnten sie auch nit wider sein.
Wie es ir etlich [...] nit liep was, musten sie dennoch dem merern gehorchen.
do pilatus sach das es nichten verfienge wann das mer wurd gemacht wuff.
Do ward das mer: sitmal si irre viend haͤttid gesuͦcht und funden, so woͤltid si im nammen Gots nit abwichen.
Roder, Stadtr. Villingen
(
önalem.
,
1371
):
und dar uff zwo urtailen, ain mere und ain minder, bekennt werden, welher tail dann die minder urtail gein Friburg ziehen wil.
Ders., Hugs Vill. Chron.
(
önalem.
,
1497
):
und ward mit dem merer ratt erkent in den turn sin leben lang.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
(
whalem.
,
1484
):
Da wart an einem ostermentag von den zweihunderten mit der meren hand zü einem schulthessen erwelt Peter Kistler.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 41, 5
(
halem.
,
1489
):
Die Eigenossen redtent mit in, si sölltent [...] sagen, was inen were angelegen. Uff daz hand si ein merß gemacht.
habend wir vnss erkent vnd ist dz mer vnder vns worden.
das soͤlichs beschaͤche in bywaͤsen gemeiner der selben landschaft versamnung und mit der meren hand.
Ders., Zivilr. Bern
(
halem.
,
1615
):
In urtheilen und erkandtnussen uber fraͤffelsachen soll das mehr bestahn.
Welti, Stadtr. Bern
(
halem.
,
1539
):
so mit der merern folg der zweyhundertten vnnd grossen raths angnomenn, gesamnot vnd gemeret were.
Meer / Ein meer / Das meer / So in einem radt gemeeret wirt. [...]. Er hat das Meer / Sein meinung ist das meer worden. [...]. Mit allgemeinem Meer burgermeister werden.
und dem Lekerhennslin sol man die ougen ußstechen alz ain raut mit dem merren erkennt hautt.
nach dem allen macht ain ratt die ordenung und kort sich nit an das mer.
die andren stett wolten ewangelisch sein und behielten das merer, daß man solt ewangelisch sein.
da ward in ainem rhat erkhendt durch das meer, daß man der kai. maj. dieselb antwurt, [...], schriftlichen geben sollte.
was alsdann alle zünften ainhelligklich oder mit dem merern erkennen, darbei soll es stät beleiben.
trotzdem ward das merer tail, daß man das haus bessern und malen sollt.
Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Es wardt das mehre das die porten geöffnet und die ufrüerigen pauren ingelassen sollten werden.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
und was also durch meinen gn. herrn, [...] in seiner gn. kamer, es sei die merer oder minder urtail, zu recht erkant wirt, dabei beleiben [...] werden.
wo sich aber die vier oder der merer thail aus inen kaines entschidts verainen mügen, soll [...].
Roder, Stadtr. Villingen
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
305, 1
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
389, 20
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 196, 24
;
599, 50
;