1
mer,das
;-(e)s/-e
.1.
›Meer; Binnensee‹; in den Belegen werden beide hier angegebenen Nuanzen nur vereinzelt unterschieden, meist wird keine Trennung vorgenommen; einige Syntagmen und Wortbildungen legen die vorgenommene Nuanzierung aber nahe. Die Belege behandeln sachliche Eigenschaften (darunter die Gezeiten) des Meeres, oft seine Weite und Unbeherrschbarkeit, aber auch seine Befahrung, immer wieder seine Erschaffung durch Gott; mehrfach steht das Meer in religiösen Bildern.Phraseme:
das caspische mer
; das grosse / hohe mer
›Ozean‹; das rote mer
; das galliläische mer
; das stilstehende mer
›Binnensee‹; über mer
wird sowohl für die Fahrt ›nach draußen, an fremde Gestade‹, speziell ›nach Jerusalem‹, wie für die Fahrt ›von einem jenseits des Meeres liegenden Land her‹ wie für den Aufenthalt ›in einem jenseits des Meeres liegenden Land‹ gebraucht; von einem meer zu dem anderen
›von einem Ende der Welt zu dem anderen‹; das mer verfallen
›zur Galeerenstrafe verurteilt werden‹; das saufen geht über wie ein mer
›nimmt überhand‹.Syntagmen:
das m. besichtigen / umgehen / scheiden / umkeren
(vom Wind gesagt), ungestüm, tösen machen, got das m. beschaffen / bewegen
; der mane das m. auswerfen
; etw. das m. nennen
(doppelter Akk.); das m
. (Subj.) wüten / fallen / fliessen / wachsen / entwachsen, sich auftun / erheben, etw. herfürschäumen / auswerfen / etw
. (z. B. die flüsse
) / jn. verschlucken, den herren loben, das m. stil / ungestüm, die mutter der wasser sein
; auf das m. faren
(mehrfach), auf dem m. handeln / leben, einen streit haben, jn. auf dem m. angreifen / fangen, der engel auf dem mere und auf dem erdreich stehen, j. im m. sterben / ersaufen / ertrinken, sich im m. ertrinken
›ertränken‹, in das m. abstossen
, die sonne in das m. fallen, etw. (korallen) im m. finden, etw. jenseits des meres sein, j. über (das) m. faren / fliehen / ziehen, von einem m. bis an das andere herschen
; das m. Ozean
; das aufgetriebene / gesalzene / grimme / grundlose / schäumende / ungestüme
(mehrfach) / unergründliche / wilde m
.; das arabische / deutsche
›Nordsee‹ mer
; der arm / gries / sand / strom, die fische / kräfte, die tiefe, das gestade des meres
; die not auf dem mere, der wert
›Insel‹ im m
.Wortbildungen:
meradler
meraffe
meräffin
meral
meralant
meramsel
amsel
und lat. merula
), meranstos
meräsche
merbarbe
merbelchen
merbolle
2
), merbrasse
merdistel
merdrache
merelefant
merente
meresel
mereselhorn
meresflut
merfar
merfarbe
merfarer
merfenchel
merfischer
merflasche
merfras
merfrosch
mergestade
mergewächs
mergot
mergöttin
mergrabe
mersumpf
mergras
mergroppe
2
1), mergrundel
merhafen
merhase
merheld
merhonig
merigel
merisch
merjungfrau
merkarte
merkompas
merkraut
merkrebs
merlewe
merlinse
merman
mer|manstreu
merminne
mermönch
mermuschel
mernus
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
: 302
Seychellennuß
; vgl. auch s. v. indianisch
), merpatron
merpfau
merpferd
merpinsel
merport
merrich
merrabe
merrute
mersäge
mersand
mersau
merschale
merscharbe
2
1, , ), mer|scher
merschiffung
merschildkröte
merschmelehe
smelehe
›Schmiele‹; ), merschorp
scorpiô
; dient der Bezeichnung verschiedener im Meer lebender Tiere; s. ) merschwert
merschwum
mer|semde
merspaz
merstade
merstük
mertasche
mertaube
mertopf
2
›Kreisel‹; dazu bdv.: ), merträublein
mertreusche
mervogel
merwasser
merweib
merwidder
merwiesel
Belegblock:
Von disem nichtesnichte | Schuf Got daz michel ichte | Daz himel, erde, mer heizet.
1 mischekennechin, item 1 mostkennechin, item 1 beslagen meernos.
sin
[die
erde, das
wasser]
gar unbeclecket | Uz den merschalen geblecket. do thet sich das rote mehr auff unnd gab yhnen eynenn weg.
Christus ist gangen über das gallilaeisch mehr. [...]. Das mher ist das volck odder die Menschenn, Ist unsteth.
er [der Türcke] sücht ander land zu rauben [...], wie ein meer reuber oddr strassen reuber.
Das sauffen gehet uber wie ein meer
[›nimmt überhand‹].
Gott nennet das trocken / Erde / vnd die samlung der Wasser nennet er Meer.
Ebd.
Ps. 69, 35
: Es lobe jn [HERR] Himel / Erden vnd Meer.
Ebd.
Ps. 72, 8
: ER wird herrschen von eim Meer bis ans ander.
Ebd.
Jes. 57, 20
: die Gottlosen sind wie ein vngestüm Meer / das nicht stille sein kan / vnd seine wellen kot vnd vnflat auswerffen.
Ebd.
Hes. 26, 5
: [ich] wil einen blossen fels aus jr machen / vnd zu einem Wehrd im meer / darauff man die fisschgarn auffspannet.
Ebd.
Mt. 4, 13
: und wonete zu Capernaum / die da ligt am Meer.
Ein wunder schrecklich Abenthewr / | Eine Meerschildkroͤt vngehewr. Ward [...] | [...] | Heimlich mit Manthiers Blut vnd schweiß / | Gespeiset.
Die Welt ist wie das groß Meer / vnd Geld ist der Schiffmann.
Du kauf⸗liebe / [...] / und du [...] unflaͤtigstes ungeheuer / das entweder der erdboden oder das mehr aus seinen waͤllen herfuͤhr schaͤumet.
ein trit wære bezzer in dem [in gotes willen, âne eigenen willen]. dan über mer gegangen âne daz.
Do ich den wonder an gesach. | Wart ich erveert ind nyet en sprach, | Mich duchte id were eyne meermynne.
Ebd.
6568
: ,Oever meer‘, sprach ich, ,steit myn syn, | Zo Iherusalem‘.
als Got dat mer van ein gescheiden heis, | da hie die juden dur leis.
Barbe [...] barff / meerbarbel merbrasse.
Aber e es nacht wart / so hett Markair wol gewollet / das er uber mere were gewest.
sie kament zu Kastel hinder einen holen berg, | des pflag ein Mereminne | und manig wilde getwerg.
Cretanus merdisteln [...] Diascorides [...] spricht daz diß krut wachs by dem mere.
kleyne weisse stein / die da funden werden an dem meerstaden.
Ebd.
124, 9
: Corallen haben ein gestalt der erden / vnd die findet man im meer in den cauernen bei den hohen bergen.
Ebd.
140, 10
: Der Stein wirt funden [...] inn dem meer sande.
Dryon, ist auch ein meerkraut / das wechst vff den meerfelsen unnd schnecken heusern.
Ebd.
EE ijv
: Lens lacustris [...] meerlinsen.
haben wir auch hinzugefuͤgt die letzte Reyse der zween fuͤrnembsten / vnd den Hispaniern nur zu wol bekanten Meerhelden Herrn Frantzen Draecks vnd Johan Hauckens Rittern.
Leo marinus merleue.
Es machte ouch Socrates eynen torm an dem meere unde doruffe eyne lucerne, do sich die merlewte noch richten.
Eyn edil man [...], eyn merverer und eyn lant schower.
E wige lucerne, [...]; rechte farender marner, [...]; des meres streum trenner; der luft unstetigkeit mischer; [...] erhöre mich!
Der romesche keyser frederich nam das crucze an sich met vele fursten, grafen unnd hern unde czogen ubir mehir.
her quam und wonete in dem merischen Kapharnaum.
Alle ding hast du geworfen vndir sine fuze, [...]. Di vogele des hemils, dy vische des meres.
Taͤglich fellt die Sonn’ in’s meer / | Scheinet aber morgen wieder.
Amsel. oder meramsel. merula.
Jch hab 5 stiber umb ein meer ruten geben.
Der meerfrosch macht das wasser trüb | Und fecht die visch in solcher üb.
Aselus ein meer-esel ist, | Gar gut zu essen alle frist. | Mustela ein meer-wiesel heist. | Sein fleisch ist wol-geschmack und feist.
mir ist bey gestanden | Minerva, die göttin der weißheit, | Das ich deß meerstücks bin gefreit.
Der feind scharmützelt ymer-zu, | Vor der stat das meerport zu gwinnen.
hoch Meer / dz vmb die welt gehet / l’Occeane.
Das sie hin vnd her laufen mit ge walt, | vnd das [wort gottes] suchen mit groser klag | von einem mer mit groser bein | zu dem anderen drauricher ge stalt.
Dise crone waz von mersebeden, die sint also scharpf also dorne.
sin [got] tugend sint reht als daz mêr wider ain trophen.
Ob du nit geharnen / múgest, so isse ypericon mit win gemischet. – Oder / trink schellwurcz vnd mermantrew mit enander.
Aestuaria, Meer sumpff / oder meer graben.
Dann solchs noch gmain ist vilen schiffern | Unten am Rein vnd möranstößen.
wie das mer alle fluß verschluckt, [...], – also ist es auch umb die gotlosen.
Wie sich die kreften des mers erzeigen das da auflauft, aufsteiget seine tagzeit, also auch die monarchei. nun was ist die ursach des mers aufsteigen?
Diomedee [...] merfoͤgeli [...] falk [...] sunt aues in Grecia in magnitudine cignorum colorem habentes candidum et rostra magna et dentata.
Ebd.
47066
: Gladius merswert [...] merschwin.
Serra súrge [...] merseg [...] stoͤrr.
Ebd.
47137
: Tartuca merschorp [...] Tartuca enim generat oua parua oblonga et sunt minora ouis gallinarum et solet vendi loco illarum.
ein zentner vigan oder mertrúbel her in xvj den. und iij den. ze legerlon.
dyaquilon magnum vnd ist gemacht von mesue vnd bewërt ze lindren [...]: Rp. littargiri, [...], feni greci, semen lini, succi yrreos, succi von merböllen, ysopy.
item ein gwaltige merschiffung [zu halten] von siner heilikeit, Venedy, Jennow, von Spanyschen, Portugalischen, Franzesischen und Engelschen kuͤngen. Zuͦm sechsten, dass die kuͤngen von Portugal und England der merschiffung obriste hoptluͤt und patro sin soͤllen.
Ebd.
5, 323, 4
: do habe ires merpatrons Andre Doria neff [...] den strit gewunnen.
Das gesaltzen Meer [...]. Das grim͂ vnd vngestuͤm Meer [...]. Das schaumend vnnd aufftriben Meer.
Meeradler (der) gelaͤbt der fischen / Ein art wie ein moßwey / [...] / Jm Niderland ein Vißhaͦrn. [...]. Meeraͤschen. Cephalus, Piscis, Mugil. Meeralet. [...]. Meerbarbel (die) Besunderer meerfisch. Trigla, Mullus. Meerbölhinen (die) Suͦch Schwemmerganß.
Meerent / Seeuogel. Anas fera marina. [...]. Die Meergestad / Die aussersten marche͂ vnd graͤntze͂ der erden. Oræ terrarum. Meergraß / oder kraut dz im meer wachßt / hat bletter wie lattich. Alga, Fucus marinus. Meergropp (der) Gobio [...]. Meerhaffen (der) Schifflende. [...]. Meerisch / Das zum meer gehoͤrt / oder deß meers. Aequoreus, Marinus. [...]. Meermuschel / Ein groß bein von einem meerfisch / gestaltet wie ein horn / vnd dar ein man blaasen mag / die goldschmid giessend auch bildle darein. Buccinum. Meermuschel / wie sy die bilgere oder Jacobs bruͤder von S. Jacob bringend / mit zwo gestreymeten schalen. [...]. Krab / Ruder meerkraͤbs / Meerspiñ / Meertaͤsch. Cancer marinus. [...]. Meertreüsch (die) Mustela marina. [...]. Meerwider / Ein gattung der walfischen. Acies.
meergrundel [...] Apua.
dc mer hat dise welt in driv also geteilit. Dc minste heizit Europa.
da [marckt] lieffen zuher in freüden all pfenningloͤser, merfischer, metzger, koͤch.
Wz ist trew / das ertrich / was vntreü / das moͤre.
Welcher die nidertruchty mit dem stain oder der schweri der grossen merschal, das ist ain beschirmung zuͦ dem uff gegossnenn regen.
ich wont, ich wer erst komen her | auss Morenlant über see | uber das mer von Gallilee.
[wür] kahmen uff denn abendt an das galilesch mör.
hat sich begeben, das das teusch meer aufgeloffen und das bemelt landt der Cimberer mit wasser bedeckt.
Station, Stellung / zuͦlendt / Meerhafen.
daz grôz mer, daz daz ertreich umbfleuzet.
auch vleuzt des merwazzers vil in des ertreichs hölr, dâ von dicke die grôzen sê koment und diu stilstenden mer.
Achime mag ze däutsch haizen ain merfrâz. daz tir ist ain merwunder, [...], und ist fræziger dann kain ander mertier.
Draco maris haizet ain mertrack. daz ist ain grausam mertier und ist lanch und an der grœze sam ain rehter track, ân daz er niht flügel hât.
Monachus marinus haizt ain mermünch. daz ist ain merwunder. daz ist in der gestalt als ain visch und oben als ain mensch.
Scylla mag ain merjuncfrawe haizen, daz ist ain merwunder und ist den schefläuten und allen menschen veint.
der huͤter der perinne wirt undergetaukt in daz mer, und der selb pernhuͤter ruͤrt deu merwazzer mit seinem gestirn.
Dy posen gleichsner werden ainem merhasen geleicht, von dem Aristotiles schreibt, so er des nachtes aus dem mer geet, so isst er das traid ab [...], des morgens geet er wider in das mer.
Ich han gewandelt manig her | gen Preussen, Reussen, uber mer.
Wie daz mer tëgleich wechset vnd entwechset vnd wie, wa vnd von wannen es flewsset.
Papirus [...] schabrisch zeym [...] schabrischzeym alias seynd [...] merschmelchen.
1 hautt mit kopf und seinen zän darinn, von einem meerhelfantten, ros marus.
Ebd.
109
: dicker in silber gefasster schwaiff von einem see oder meerpferd.
Ebd.
199
: 1 frembder indianischer von mancherley farben schöner meerkrebs locusta.
Ebd.
227
: 1 meerfisch, genant simia marina meeraff, ist zum auffhencken außgedört.
Ebd.
237
: 1 andere art von orbis, ein meerflaschen genant, ist fast gantz rund.
Ebd.
244
: 2 gesteüd oder meergewechs mitsambt ihrer wurtzeln unden brait flatzschet [...], uff stainen oder felsen am meer gewachsen uff die art wie die korallene zinckhen.
Ebd.
248
: 2 zweyerley seltzamer merschwämb, der eine ist sam were er von lautter meer oder wasserlinsen zusamengewachsen.
Ebd.
952
: Ein trinckhgeschirr, in Indien gemacht, soll von meereselshorn sein.
Ebd.
1521
: Sein die 6 meermännlein und weiblein mit ihren streittwehrlein, item die 6 kindlein auf ihren meerfischen, item die 12 meerspinnen, krebs und schiltkrotten
[jeweils: als Brunnendekor].
czue geleicher weis, als das schef in dem mër, [...], also geschicht auch dem nachlessigen vnsteten menschen.
Luther. Hl. Schrifft.
Neh. 9, 6
; Wunderlich, Fierrabr.
50, 11, 13
; v. Liliencron, a. a. O. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 2, 9
; Eggers, Psalter
49, 2
; Jungbluth, a. a. O.
18, 9
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
233, 3
; Harsdoerffer. Trichter ;
Goldammer, a. a. O.
2, 90, 19
; Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Morrall, Mandev. Reiseb.
29, 22
; Heydn. maister
230, 11
; Bauer, Geiler. Pred.
101, 30
; Klein, a. a. O.
18, 17
; Voc. inc. teut.
q iv
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
318, 28
; 2.
steht mit gen. explicativus oder (seltener) als solcher für das Übermaß psychischer Nöte, Belastungen, für die Unfaßbarkeit religiöser Tatbestände.Belegblock:
dartzu alle bose exempel geystlicher und weltlicher bufferey ausz Rom als ausz eynem mehr aller boszheyt fleusset in alle welt.
was ist die welt denn ein grosses [...] meer aller bosheit [...], mit gutem schein und farbe geschmuckt.
vernünfticheit nimet got, als er ir bekant ist; dâ enkan si in niemer begrîfen in dem mer sîner gruntlôsicheit.
Der tiff versencht werden wil in den pach der gotheit, der muz auch tiff versencht werden in daz mer der pittern leidung.
wer kan diß tieff meer vnnd bodenlose pfuͤtz alles vnflats der verboßten leut alles erzelen.
zw einem mal pin ich gestaint / worden vnd tag vnd / nacht so was ich in der tieffe / des merß.
der sünden mer verprenn auf gnaden rost.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
1191
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