mensch,
der
(meist),
das
(deutlich seltener, überwiegend für 6, mit relativer Häufigkeit für 9 belegt);
-en
, auch
-ens
(für
der
)/
-en
, auch
-er
.
– Bedeutungsansätze 1 bis 3 bezogen auf christlich-religiös bestimmte Gebräuche, 2 und 3 dabei als Spezialisierungen von 1 auffaßbar, Semantik von 1 auch in die Gebräuche 4 bis 8 hineinstreuend; 5 bis 7 auf eher natürliche bzw. sozial bestimmte Gebräuche bezogen; in 8 und 9 ist
mensch
stark von der syntaktischen und textlichen Umgebung her bestimmt.
– Zur Lautung von 'Leute / Mensch' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
und zur Lautung von 'Mann / Mensch' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›Mensch in den ihm innerhalb der Sinnwelt ,Religion‘ zugeschriebenen Qualitäten‹; dazu gehören seine Erschaffung durch Gott, seine Gottesebenbildlichkeit, der Sündenfall, seine zwei Naturen (
äusserer / innerer mensch
), seine Erlösungsbedürftigkeit, seine Ausgesetztheit gegenüber dem Teufel, seine Nichtigkeit wie seine Gottähnlichkeit.
Syntagmen:
den menschen peinigen, den äusseren menschen bezwingen, den viehelichen menschen von den dingen abgeziehen, den menschen anbeten
(als Form der
abgötterei
),
got den menschen erleuchten / reinigen / erhören / suchen / trösten, erschaffen, zum bilde gemacht, adam genant, ins paradies gesezt haben, der endechrist die menschen betriegen, der teufel den menschen anfechten, die dinge den menschen nicht berüren mögen, leiden den menschen minniglich machen, die minne den menschen edeln
;
der / ein m. nakt / anschlägig / bresthaft / witzig / vernünftig / zufällig, gegen got krank sein, etw. mer achten denne got, edel geschaffen, aller künste vol, von der geschaffenheit gefreiet, dem tod das leben pflichtig sein, (ein) nichts, ein pilger, ein himlischer m., gottes son, ein bild, das werkstük, angewünschte[r] son gottes sein, den adel von got haben, Christus gleich werden
[können],
den glauben haben / verlieren, zwischen himmel und erde hangen, zwei naturen haben, zweierlei natur sein, sünden, sünder sein
, [etw.]
vornemen, williglich leiden, im brot und wort leben, sich gros achten, sich arm dünken sollen, bei im selber bleiben sollen, die sünde mit reue stechen sollen, ein inwendiger m. werden
[müssen],
seine kräfte mit got vereinen sollen, um das almosen des herren bitten sollen, abtrünnig werden, sich vermessen, sich in got lassen, got anrufen, got dankbar sein sollen, sich vor der hauptsünde hüten sollen, Belial auswerfen (sollen), die pein abledigen (mit dem willen), got minnen müssen, sich selber mit eigenschaft besitzen, seines selbes nicht ledig sein, trost in der creatur suchen (und nicht finden), von hinnen faren, mit feindschaften behaftet sein, angefochten / angelaufen / bekümmert werden, der äussere m. dem inneren gehorsam sein sollen, die menschen im tod anfangen zu leben
;
j. ein m. sein
;
dem menschen frommen, das [...], got dem menschen antworten / beistehen, leiden / schmerzen zuschicken, zu hilfe kommen, guttaten tun, das sacrament gestiftet haben, der teufel dem menschen gram, der ehestand dem menschen gut sein, pein / jamerkeit dem menschen annäme sein sollen, im menschen das feuer der andacht / üppigkeit brennen, got wesenlich in dem (gefreieten) menschen sein, in dem menschen ein gut wirken, zwischen m. und got
[nicht]
unterscheid, nicht wan
›nichts als‹
ein sein sollen
;
der anhebende / arme / äussere / auswendige / blinde / böse / dienstliche / feindliche / geistliche / gotfindende / gotförmige / gotgebildete / himlische / innere / inwendige / irrende / junge / oberste / pure / sündliche / tödliche / traurige / ungestandene / vernünftige / viehelische / volkommene / ware / weltliche m
.;
der adel / lauf / ursprung / tod, die andacht / freude / narung / natur / sele / seligkeit / sünde / unteurigkeit des menschen, die gedanken des menschen, die anfechtigung / be-, erschaffung des menschen
(gen. objectivus),
die art, das herz / wesen der menschen, die übeltat aller menschen
.
Wortbildungen:
menschenblöde
›Sündenverfallenheit, moralische Schwäche der Menschen‹,
menscheliecht
,
menschenfeind
(gebraucht für den
teufel
als Feind des religiös verstandenen Menschen),
menschenfischer
,
menschenlieber
1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Do zu daz her [Got] gesippe | Menschen nature worde, | Zu tragene die borde | Von angebornem rechte | Vor menschlich geshlechte.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Diabolus. Teuffel sathan Faland alte schlang vatter der luͤgen beelzebub versucher menschenfeindt starcker Behemot.
Luther, WA (
1522
):
Alßo nennen die naturlich meyster etlich thierer menschenlieber oddr leuttselig, als da sind die hund, pferd, delphin.
unnd unß warnet, das wyr nit menscheliechte [...] auffnehmen.
Ebd. (
1545
):
Der Bapst sey nicht ein pur mensch, sondern aus Gott und Mensch ein vermischte person.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 2, 25
(
Wittenb.
1545
):
sie waren beide nacket / der Mensch
[
Mentel
1466 /
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
adam
o. ä.]
vnd sein Weib.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
HERE, himelesche vater, duͦrch dine milte geschuͦfes tuͦ den minschen in drivaldeger werdeheyt.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ein meister sprichet: den himel enmac niht berüeren, und meinet, daz der mensche ein himelisch mensche ist, dem alliu dinc niht sô vil ensint, daz sie in berüeren mügen.
zwischen dem menschen und gote enist (niht) aleine niht underscheit, sunder dâ enist ouch kein menige; dâ enist niht wan ein.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
daz der mensche gewâren trôst vinde, der trôst suochet an den crêatûren.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Ich bin ein mensche von menschheit | Und ein sunder vor Gote, | Des wil ich under sime gebote | Mit der hoffenunge leben | Daz er mir geruche geben | Aplaz miner sunde.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
ein warer Gotlicher samen ist / der da in der menschen hertzen / durch die Predig geseyet wirt.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
321b, 13
(
Frankf./M.
1649
):
Gottsfoͤrchtige heilsame Lehrer vnd Priester / welche [Christus] zu Menschenfischern verordnet hat.
Jostes, Eckhart
59, 23
(
14. Jh.
):
Geleicheit dez obersten gotz di ligt an uberirlicheit dez innern und dez auzzern menschen, daz ist an einer unwandelhaftikeit von allen nidern dingen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
der sebende grad der otmutkeide, [...] ,Ich bin ein worm und nit ein mensche‘.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 19
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
der mensche ist das allerachtberst, das allerbehendest und das allerfreiest gotes werkstück.
Ebd.
26, 4
:
das ein mensche aller künste, hübscheit und wirdigkeit vol sei, dannoch muß es in unser [Tot] netze fallen.
Ebd.
33, 18
:
Seit jeder mensche dem Tode das leben, der erden den leib, die sele Uns pflichtig ist zu geben.
Strauch, Par. anime int.
80, 13
(
thür.
,
14. Jh.
):
der mensche: der ist fon zweigerleige nature und ist ein ewic strit schussin deme geiste und deme fleische.
Thür. Chron.
6r, 28
(
Mühlh.
1599
):
wie der Mensch suͤndiget / wird er gepeiniget.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
waz vruͦmet iz dem menschen, ob her di werlt allesament gewinnet, und daz her sîner sêle abenemunge lîdet?
Sermon Thauleri
1va, 24
(
Leipzig
1498
):
Also ist des me͂sche͂ laufft aller edelst vnd aller volkõmest wan er aller eigenligst in seinen vrspru͂gk gehet.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
7b, 17
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
Swenn ab’ daz selb feurlein vnserr mı͂n durnehtik were so edelt si den menschen auzzermazze͂ sere vnd ellev seinev werk.
Ebd.
8b, 21
:
der gvtet di got tvt vnd hat getan dem menschen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
182
(
Nürnb.
1517
):
soltu wissen, das die menschen in dreierlei gestalt arbeiten, Belial außzuwerfen: zum ersten von dem leib des besesen, (zum) andern von dem fleisch der sünden, (zum) dritten von dem süntlichen geist.
Stackmann u. a., Frauenlob
9, 20, 13
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Daz mensche wirt in driu geteilt, | swenn ez von hinnen vert: | die sele zu dem himelrich, | ob irz der lichnam habe beschert; | daz fleisch den würmen endelich, | daz han sie schier verzert; | daz gut den erben. so sin leben | naturliche ist volbracht.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
142, 32
(
Nürnb.
1548
):
wie der Ehestand ein Gottes werck / vnd an jm selb nuͤtz / vn̄ dem menschen gut sey.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
wan der mensche ist recht als ob er drú menschen si: sin vihelich mensche als er nach den sinnen ist, und sin vernúnftiger mensche und denne sin oberster mensche, sin gotformiger, got gebildeter mensche.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Was hat ein Mensch mer dan den Glauben! Wan er den verluͤrt, so ist er nichtz me.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
so merken, das nach der beschaffung der ersten zwei menschen alle natur, wesen und art der menschen in sünt geboren und also herab gestiegen von einem samen in den andern und weret also für und für zu end der selbigen samen. aber solchs, wiewol vil böser art sind im menschen, die in den ersten menschen nit gespürt sind worden, das ist ein solche ursachen, das sie die vernunft geregirt hat und nicht die leibliche art.
Goldammer, Paracelsus
6, 186, 9
(
1530
):
got hat bei ihm behalten die seligkeit der mentschen und hat sie nit aus seiner hand geben.
Ebd.
7, 170, 28
:
dieweil nun gott also die mehrung der menschen nit von hurischen werken, sonder in dem ehestand will haben.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
130
(
schwäb.
,
1455
):
alle menschen gar gemain, | Wir syen billgerin hie auf erd.
Warnock, Pred. Paulis
6, 80
(
önalem.
,
1490
/
4
):
so ist ain frag, worumb gott den ersten menschen hab genempt Adam, [...]? Ain antwurt: won Adam von den fier elementen zesamen ist gesetzt, darumb solt sin nam grad fier buͦchstaben hon und nit me.
Schmidt, Rud. v. Biberach
42, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
in dem menschen enprv́nnet nút daz fur der andacht, want das fúr der vppikeit.
Ebd.
170, 20
:
nach dien ein ieklicher engel old mensche der ierarchlich ist, daz ist wol geordenot, vnphat nach siner eigen begriffelicheit, daz er von got wirt gereinigot, erluͥcht vnd volbracht. Daz sint die gotformig wuͥrkvnge, die vns glich machent gotte.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 133
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
die genad, di da spricht, das got sey zedienen, wann er das öbrist gut ist vnd dem menschen zu hilf kömen, wan er gottes svn ist, wann er ein pild gotz ist, wann er ein gesell ist in der sälikait.
Maaler (
Zürich
1561
):
Jch bin ein Mensch / das ist / praͤsthafft / zuͦfellig.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 171, 3
([
Augsb.
]
1548
):
Gott hat den menschen erschaffen / zum ewigen leben / und hat in gemacht zum bilde / das er gleich sein soll / wie er ist.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der mentsch nümpt im für, aber der allmechtig ordnets und schaffts.
Klein, Oswald
22, 153
(
oobd.
,
1422
):
Doch hat der mensch ain adel | von got.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
241
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
der mensche hat gesundet von des tewfels inplasen.
Ebd., S. 
253
:
Mensch Ain pöser mensch wie der pöser ist wenn der tewfel vnd wie der menschenn freẅd in dem hymel grösser ist wenn die freẅd der engel.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
1611
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Und ist doch menschenplöd swär, | daz ain mensch ainen tag | aller sünden lawter peliben mag, | ez tüe denn got den swinden schlag.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
die menschen, als angewünscht sün gottes, waeren beliben in jrer vrsprünglichen natur.
Reu, Süddt. Kat.
1, 598, 13
(
Nördlingen
1542
):
was der mensch mer achtet dann Gott, das ist sein Abgot.
Bauer, Imitatio Haller
61, 5
(
tir.
,
1466
):
ob er [got] halt dem menschen czue schikchen ist leiden vnd schmerczen, so sol er im dankchper sein.
Dies., Zist.-Pred. Haller
71, 514
(
tir.
,
1466
):
got [...], der kchöm vnd suechet den irrentten menschen vnd wolt da trosten den traurigen menschen.
Alberus, Barf. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
ders., Eckharts Trakt., S. f.;
Froning, Alsf. Passionssp.
1632
;
Jostes, a. a. O.
30, 18
;
91, 16
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Gille u. a., M. Beheim
75, 20
;
109, 87
;
143, 62
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
81
;
150
;
Bihlmeyer, Seuse ;
Lauchert, Merswin ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 28
;
475, 25
;
Rieder, Gottesfr. ;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Wyss, Luz. Ostersp. v.
1
;
Primisser, Suchenwirt ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 141
;
Klein, a. a. O.
2, 38
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
179, 20
;
205, 36
.
2.
phras.:
alter mensch
im Unterschied zu
neuer mensch
; ersterer ist (je nach heilsgeschichtlichem Bezugspunkt und innerkirchlicher / konfessioneller Interpretation) der
alte Adam
(vgl.  2), der in
sünde
verharrende, noch nicht erlöste, nicht
im glauben
stehende, nicht
neu geborene
Mensch; letzterer ist der im
geiste erneuerte, auferstandene
,
im glauben
stehende,
nach got geschaffene / gebildete / gerechte
, von
sünde
und
sünden freie
Mensch.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch ,Didaxe‘.

Belegblock:

Luther, WA (
1544
):
Hie nennet ers den alten Menschen ablegen und den newen anzihen oder sich ernewern im Geist.
Pfefferl, Weigel. Ges.
13, 22
(
Hamburg
1646
):
Jch muß mihr auch absterben vnd mit Christo begraben werden, auff das ein newer Mensch in mir aufferstehe.
Ebd.
17, 8
:
wo Gott selber also der Mensch ist, das heißet Christus, [...], es heißet glauben, gehorsam, Newer Mensch.
Reichert, Gesamtausl. Messe
15, 6
(
Nürnb.
um 1480
):
Herre, [...] den alten menschen den zeuch mir auß, das ist alle suende. Als sanctus Paulus spricht: ,Legent von euch den alten menschen und bekleydet euch mit unserm herren Ihesu Cristo‘. Darumb so sol der priester Got den herren des biten, das er in kleyd mit eynem newen menschen, der da nach Got geschaffen ist.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
Daz weschen [...]: daz ist ein reinigunge von súnden und gebresten, und daz us tuͦn in eime groben sinne daz ist der alte mensche, alle die untugende und sitten und die gewonheit, und dise nuwe kleidere daz sint nuwe túgende und ein himelsche goͤtliche leben und den nuwen menschen der nach Christo gebildet ist.
Illing, Albert. Sup. miss.
1610
(
els.
,
n. 1380
):
[Ir] suͥllent anlegen den nuwen menschen, der noch gotte geschaffen ist in gerehtikeit vnd heilikeit der worheit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 532, 31
(
Hagenau
1534
):
Der eusserlich mensch hatt keyn warumb. Es sind zwen menschen / alter / und newer / inwendiger / und außwendiger / Adam und Christus / fleyschlich gesynnet sein / und geistlich gesynnet sein.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
14, 18
(
tir.
,
1464
):
Da Christus gestarben was, da starb auch zu geleicher weis v̈nser alter mensch, das da zerstört würd der leichennam der sünnde.
Vgl. ferner s. v.  2,  2.
3.
›Gott in Gestalt des Sohnes Jesus Christus, seltener des Vaters und des
wortes
, und in seiner Qualität als Mensch‹; in dieser Wesensform mischen sich Prädikationen, die sich eher auf die Göttlichkeit der Gestalt (Erlösungstat, auch Wunder) richten, mit solchen, die sich eher auf ihren Menschencharakter beziehen lassen (z. B. auf die Geburt, das Leiden); teils verbindet sich mit der Annahme der Menschheit Gottes der reziproke Gedanke der Möglichkeit einer gottähnlichen Seinsform des Menschen.
Syntagmen:
[Mariae] bauch got und menschen tragen
;
got, das wort m. (geworden) sein, got / Jesus got und m. sein, j. / got m. werden, got als m. gelitten, genug getan haben, gestorben sein, Jesus / Christus m. geboren (worden) sein, got von neuem m. geworden sein, j. got / mensch / könig sein, ein m. Christus sein, ein m. Jesus genant sein, in einem menschen (in Christus) alle menschen ein m. sein
;
der m. Christus
(Subj.)
regieren
;
der fromme / süsse m., als viel als j. ein m. ist
›so weit j. Mensch ist‹;
der ware / volkommene
˹
m. und got
˺;
des menschen son
a) ›eine menschenähnlich gedachte Herrschafts-, Lichtgestalt‹; b) vgl.  2.
Wortbildungen:
menschenkind
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
Wenn du glaubest von hertzen, das Christus mensch worden ist [...], so [...].
Ebd. (
1526
):
do er [Abraham] hoͤret, wie sein same solle Gott und Mensch sein.
Ders. Hl. Schrifft.
Mt. 10, 23
(
Wittenb.
1545
):
Jr werdet die stedte Jsrael nicht ausrichten / bis des Menschen Son komet
(hierher?).
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Mitten den [luchtere] wart ich gewar | Der des menschen sun waz glich | Mit eime cleide (daz waz rich) | Gecleidet, podere genant. | [...] | Und ist ein priesterliches cleit | Und gezemet wol der pfafheit.
Daz Got der hoch gerichte | Des menschen sune glichte, | [...] | Wen her nam ane sunde | Diz brode menschlich gewant, | Wen her vleischlich nie vater vant.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez was ein mensche, der mensche enhâte niht namen, wan der mensche ist got
(zur Unnennbarkeit / Namenlosigkeit Gottes vgl.
Quints
Verweise zum Beleg in Anm. 4 zur Textstelle; Beleg hierher?).
Pfefferl, Weigel. Ges.
12, 24
(
Hamburg
1664
):
Darzu ist auch das wordt sichtbarer Mensch worden darzu ist auch Christus von Maria gebohren, ein Mensch.
Dubizmay, kurß zu Teutze
15, 18
(
hess.
,
1463
):
Ich lobe deyn [maria] heyligen bauch der da trug got vnd menschen.
Froning, Alsf. Passionssp.
288
(
ohess.
,
1501ff.
):
das sie [Judden] solden tragen haß und nyt | uff Jhesum den frommen mentschen!
Feudel, Evangelistar
13, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
des menschyn sun hat nicht do her syn houbit an geneyge.
Jostes, Eckhart
29, 37
(
14. Jh.
):
Dicz ist ein mensch; in disem menschen sint alle mensch ein mensch, und dirre mensch ist Cristus.
Ebd.
43, 18
:
di einunge geschah uf einen punct der zit [...], alzo daz ein volchomen mensch und volchomen got da waz.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
79, 18
(
omd.
,
1487
):
Wÿ vnder einer solchen cleinen gestaltt des brottes warer gott vnd mensch moge sein.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
so ist dennoch eben diese Person / die da am Creutze hanget / Gott vnd Mensch.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
159
(
Nürnb.
1517
):
Derhalb ist das ewig wort – ein geburende speis der engel und der heiligen – mensch worden.
Reichert, Gesamtausl. Messe
88, 27
(
Nürnb.
um 1480
):
der [...] empfangen ist von dem Heyligen Geyste; gebornn auß Maria der junckfrawen und ist worden mensch.
Warnock, Pred. Paulis
26, 68
(
önalem.
,
1490
/
4
):
,Nisi manducaveritis carnem filii hominis‘ ect. – ,Es sig denn daz ir essint daz flaisch des menschenkind
[
Luther
1545, Joh. 6, 54:
menschen Sohns
]
und trinkint sin bluͦt, anders ir werdent nit in úch haben daz leben‘.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Inder selben stund also | Got ward mensch und mænsche Got.
[Ihesus] bewarte och inen das | Er Got und mensch baidú was.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
enhetti únser vrowe irn willen in Gottes willen nit genaiget, so enwaͤre och Got nit mentsch worden.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
64, 15
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Wan Christus, alse vil er ein mensche ist, so waz er voller gnaden von anegenge siner enphahunge.
Pfefferl, a. a. O.
3, 12
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
356
;
Gille u. a., M. Beheim
78, 116
;
zu Dohna u. a., a. a. O.
81
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Wyss, Luz. Ostersp.
9826
;
Rieder, a. a. O. ;
Andreae. Ber. Nachtmal
70r, 11
;
Klein, Oswald
126, 38
.
Vgl. ferner s. v. ,  14, .
4.
›erwachsener Mensch in seiner Qualität als zu vernunftgeleiteter Erkenntnis Befähigter, als ens rationale, als Wesen mit der Fähigkeit, sich seines eigenen Status kritisch zu versichern‹.
Wortbildungen:
menschensin
›Erkenntnis-, Urteilsvermögen des Menschen‹.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen Rosenw.
76, 5
(
Hamburg
1646
):
weil daselbst / [...] die zaͤuberer wohnen / welche sich taͤglich bemuͤhen / die augen der maͤnschen zu verblaͤnden / daß sie ein ding fohr das andere ansaͤhen.
Pfefferl, Weigel. Ges.
3, 8
(
Hamburg
1646
):
Das sich das ewige gutt außgieße vnd gemeinsamer mit seiner reicheit vnd vberflus, vnd nicht für sich selbst alleine in ihme Lebete, Hat er ihm gemacht vnd geschaffen ein gleichnis vnd bildtnuß, Nemblich die vernufftige Creatur als den Engel vnd Menschen, zu seiner gemahlschafft.
Opitz. Poeterey
24, 18
(
Breslau
1624
):
es muß ein Mensch jhm erstlich etwas in seinem gemuͤte fassen / hernach das was er gefast hat auszreden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Der eine [kor] ist der usser mensche. | Der ander der vernúnftige mensche.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
11, 7
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
WEnne der mensch nuͤ erkennet die geprechen und ubel, die ym besunder anlygent, [...], peyde der sele und des leibs, das ist unteilich des ynnern und des ewsern menschen, nüe darnach czu behalten rechte ordenung, stet dem menschen czu von not, das er auch bekenne die ubel, scheden und geprechen und die dinck, die im czukomen.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
es ligt aber alles am inwendigen menschen und nit an seiner gestalt. wan die philosophia sol gründen in microcosmo, das ist im inwendigen menschen und nit im ansehen vor den augen.
Bremer, Voc. opt.
4002
(
halem.
,
1328ff.
):
Homo mensch [...] est animal racionale mortale. Et dicitur (homo) quasi humo, quia de humo creatus est.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
kain ander crêatûr hât vernunft ân den engel und den menschen.
Schülke, Geistl. Gemahelsch.
2068
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
Gotez gericht niemant ervächten mag: | wie dem gnad gesech, dem slag, | dem gericht, dem parmung, | [...] | dew menschensynn sind zü tieff.
Wagner, a. a. O.
1, 17
;
5.
›Mensch in seinen natürlichen bzw. ihm zeittypisch als ,natürlich‘ zugeschriebenen, eher allgemeinen als individuellen Eigenschaften‹; die Belege, die unter vorliegendem Ansatz zusammengefaßt sind, betreffen: die Körperlichkeit des Menschen, sein Leben von der Geburt bis zum Tod, darunter seine Krankheiten, ferner seine Psyche, auch seine allseitigen Stärken und Schwächen, mehrfach seine kosmologische Einbettung, oft seine Stellung zwischen überirdischen Wesenheiten (
got, Christus, engel, teufel
) und den Tieren (
affe, hund, vieh
).
Bedeutungsverwandte:
 12,
1
(
der
12,  46.
Syntagmen:
einen menschen aufopfern / ermorden / erschlagen / sehen / fangen / hochachten / vergraben, gerade machen, vor aussetzigkeit behüten, im feuer, in der erde einen menschen suchen, der bliz den menschen ertöten
;
das m
. (Subj.)
fliehen, ein / der m. arbeiten / bluten / erlamen / kallen / schweigen / schlafen / sterben / umkommen / verderben / vergehen (als ein rauch), der m. unkeusch
, [wie]
genaturt, in vielerlei stücke gesezt, eine welt, des anderen menschen wolf sein, der eine m. vom anderen essen, der m. grosse achseln, keinen sterz, ein geschwer haben, den leichnam
(›Körper‹)
lieb haben, im
›sich‹
selbs nicht gutes gönnen / tun, die sterne sehen, etw. als gering achten, aus etw. reden, nach freuden ringen, aufrur machen, jm. so viel als ein hund gelten
;
aufrecht wie ein m. gehen
;
j. (k)ein m. sein, j
. (z. B.
der herre
)
mer als ein m. sein, himmel und erde ein m. sein, ein bild als ein m. sein, das idolum halb m., halb got sein
;
dem menschen etw. lieben
›gefallen‹,
wol anstehen, angeboren sein, das [...], dem menschen etw. an die stirn schreiben, ein pulver dem menschen schlaf bringen, das simulacrum einem menschen gleich sein, der affe dem menschen an den gliedern gar gleich sein
;
an einem menschen nichts mangeln, aus menschen götter machen, den geist aus dem menschen ziehen, das blut aus dem menschen ausdünsten, sich über einen menschen erbarmen
;
der alte / arme / aufgeschossene / ausgemergelte / ausgestochene / ausgezeichnete / betrübte / geborene / junge / kraftlose / kurze / liebe / listige / wesenliche m
.;
mörder aller menschen
; [eine Anzahl]
menschen
;
ein m. aus stok und stein
;
der leib
(mehrfach)
/ atem, die beschaffung
›Verfaßtheit‹
/ fromkeit / haut / liebe / natur / proportion / stärke / stimme / vergeslichkeit / weisheit, das as / fleisch / blut / leben / gewissen, die partes des menschen
;
dreier menschen alter
.
Wortbildungen:
menschdiet
›die Menschen‹ (Gw zu mhd.
diet
›Volk, Leute‹; ),
menscheln
1. ›Geschlechtsverkehr haben‹ (dazu bdv.: ), 2. ›sich als Mensch in seinen Schwächen zu erkennen geben‹ (a. 1633),
menschenalter
,
menschenantliz
,
menschenart
›Natur, Art des Menschen‹,
menschenbein
›Knochen eines Menschen, Skelett‹,
menschenbrunz
(Gw zu ),
menschendrek
›Kot des Menschen‹,
menschendicht
,
menschenfeistes
,
menschenfreund
,
menschenfrucht
›Leibesfrucht‹,
menschenfus
(pars pro toto für
mensch
),
menschengebot
(dazu bdv.: ),
menschengedicht
(auch
menschendicht
; dazu bdv.: ),
menschengesaz
,
menschengeschlecht
,
menschengeschwäz
,
menschengesez
,
menschengesicht
,
menschengestalt
, ˹
menschengot
,
menschgot
˺ ›Gott und Mensch‹ (Kopulativkomposita),
menschenhand
(pars pro toto für
mensch
),
menschenknecht
›Scharfrichter‹ (a. 1448),
menschenkörper
,
menschenkraft
›Macht des Menschen‹,
menschenlieber
2,
menschenmist
,
menschenmund
,
menschennagel
›menschenähnlicher Nagel im himmlischen Jerusalem‹,
menschennatur
,
menschenpech
(s. den Belegkommentar
Gagliardi
),
menschenprasser
›Vernichter von Menschen‹,
menschenprediger
›selbstbezüglicher Prediger‹,
menschensatzung
,
menschenschein
›Gestalt, Art des Menschen‹,
menschenschmalz
›Fett eines (hingerichteten) Menschen, das nach einem festgelegten Ritual als Arznei gegen Podagra gebraucht wurde‹ (17. Jh.; ),
menschenstam
›menschliches Geschlecht‹,
mensch(en)werk
1. ›Mensch, menschliches Geschöpf‹, 2. ›von Menschen vollzogenes Tun und Lassen; alles daraus Resultierende‹,
menschenwiz
›menschlicher Verstand (abwertend)‹,
menschenwort
,
menschenzeit
›Menschenalter‹
menschenzüchtiger
(dazu bdv.: ; a. 1448),
menschenzunge
,
menschgestalt
(Adj.),
menschgöttin
(dazu bdv.: ,  123),
menschheit
4 ›Mensch aus Fleisch und Blut‹,
menschvieh
›Gestalt ohne Seele‹,
menschwerdung
3 ›Embryogenese‹. Bei M.
Luther
tendiert
mensch-
im Sinne dieses Ansatzes zum Präfixoid in einer offenen Reihe meist negativierender Deteminativkomposita; vgl. außer den aufgeführten und im Folgenden belegten Ausdrücken z. B. noch
menschenandacht
(),
menschenarm
(im Unterschied zu
fürstenhand
; ),
menschenauge
(),
menschenbrauch
(im Unterschied zu
götliches ampt
; ),
menschendienst
() usw.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb. XI (o. O.
1558
):
Das kindermachen hatt aber noch wunderbarliche seltzamme nammen, [...] als: stropurtzen, ficken, nobisen, raudi-maudi, schiri-miri, nullen, menscheln, [...] pfefferstossen, immberreiben, fleyschlen.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Wen er
[5068:
Crist
]
ist ein mittil man | Czwischen Got und menschen stan
(auslautendes
-n
reimbedingt).
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz nîmande was gedâcht, | daz immer mochte menschencraft | an in [burge, stete] werden siggehaft.
Ziesemer, Proph. Cranc Ez.
29, 11
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
menschinvuyz wirt dadurch nicht wandirn noch vyesvuyz wirt darinne gehen.
Ebd.
39, 15
:
und wen sy werdin sen eyn menschinbeyn, doby werdin sy setczin eyn gemerke, bis daz dy todingreber is begrabin.
Ebd. Dan.
10, 18
:
des rurte mich andirweide als ein menschengesichte
[
Luther
1545:
wie ein Mensch gestalt
]
und trost mich.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[Got] nam ummecleit | Von sim armen gestippe, | Do zu daz her gesippe | Menschen nature worde.
die gute | Der rechten Gotes irkornen, | Die waren glich den hornen | Durch schinic menschen nagele | Kegen dem ubelen hagele | Diser werlde.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
AETAS. Alter menschen zeit.
Anderson u. a., Flugschrr.
17, 4, 11
([
Wittenb.
]
1523
):
Seelsorger / eyn vnd ab zu setze͂ mus man sich gar nichts kere͂ an mensche͂ gesetz / recht alltherkomen / brauch / gewonheyt.
Luther, WA (
1520
):
als da ist sein [Babst] geistlich gesetz und menschen werk, da mit euszerlich pompen der Christenheit wirt regiert.
unnd [du] hangist noch mit den oren an menschen mund.
Ebd. (
1522
):
Das ander
[Leutseligkeit]
heyst Philanthropie, menschenlieb, gleych wie geytz mocht gelltlieb heyssen.
tzu weren den freuel menschenpredigern, die nit Christum, das liecht, betzeugen, ßondern sich selbs.
(So doch yhr stand
[der
München, Nonnen
]
und wesen ein ungoͤttlich und lauter menschen geticht ist, das keinen grund ynn der schrifft hat), wie viel mehr sollen wir diesen Goͤttlichen stand ehren?
Ebd. (
1532
):
Was dem menschen liebet, das ist sein Gott, denn da tregt jn sein hertz zu.
Ders. Hl. Schrifft.
4. Mose 18, 15
(
Wittenb.
1545
):
das du die erste Menschen frucht
[
Mentel
1466:
erste geburt
]
lösen lassest.
Ebd.
1. Thess. 2, 13
:
da jr empfienget von vns das Wort göttlicher predigt / namet jrs auff / nicht als Menschenwort / sondern [...] als Gottes Wort.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es verlieret keiner gern ein gut Pferd / ob es schon etliche Maͤngel hat / vielmehr soll man das stattlich Thier ein Menschen hochachten.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1634
):
[Schatz] für dem die Ehre Schmach, die Wollust Unlust heißt, | ein geistgestalter Mensch, ein menschgestalter Geist, | o Menschgott, Heiland, Heil!
Ebd. (
1632
):
Auf einer Jungfrauen ihren Geburtstag. Der Tag, schöne Menschgöttinne, | der Tag scheinet euch zu Sinne.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Nu sich, ich bin ein menscheit, | Griflich vleisch und bein.
Ebd. (Hs. 
v. 1406
):
Den grossen kunig Sabaot, | Got menschen und menschen got, | Haben si all sunder such.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
61, 21
(
wmd.
,
1634
):
O Tod, o MenschenPrasser, | O Menschen auch, vnd Thier, | [...] | Gebt ohren meiner Frag.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
124, 2
(
rhfrk.
,
um 1435
):
erbarmet uch uber mich armes vnseliges mensch [konnigynne].
Ebd.
120, 15
:
Das en ist ye keyn mensch / dan es ist der duffel.
Voc. inc. teut.
p viijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Me͂sche͂frucht Genimen.
Froning, Alsf. Passionssp.
107
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ir lieben mentschen alle, | swiget nu und lat uwer kallen!
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
besecht jhre zerschlagne Harnisch, So werden jhr gewißlich sagen [...], daß es die greuwlichsten streich seyn, so jhe durch Menschen händt gethan worden.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Aber dise werltliche habe | Got den ublen sunen schenket. | Wan er ebne daz bedenket | Daz sy ouch syne sune sin. | Wan sy haben menschen schin | Und sint nach im gebildet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Dar abe wirt ein gellen | Uz menschen munde gehort.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
72, 11
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Do sint ouch struze [...] und sint ouch do merkaczen, dy habin menschin antlicze.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
1, 2
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
freissamer mörder aller menschen, her Tot, euch sei verflucht!
Ebd.
10, 14
:
wann nu alle menschgeslechte, die gewesen sint oder noch werden, müßen von wesen zu nichtwesen komen.
Ebd.
25, 14
:
Solte gotes allmechtige und wirdige hant so ein unreines [...] menschwerk
[Var.:
menschenwerk
]
haben gewürket, [...], gemeilter würker were er.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
66, 18
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Menschenmist mit anderm hauskehricht vermengt.
Ebd.
199, 4
:
Von schmalz und feistem: Menschenfeistes. Schweinfeistes. Lorohl
[Kontext: Köder beim Fischfang].
Ebd.
218, 31
:
Nim petrosil mit kraut und wurzeln, und das in menschenbrunz gesotten, volgents abgesiehen
[Kontext: Fang von Hasen].
Logau. Abdank.
167, 24
(
Liegnitz
1651
):
Eß ist doch jmmer ein Mensch deß andern Teuffel / deß andern Wolff.
Gille u. a., M. Beheim
264, 4
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
deins [Maria] lobes ist so vil, daz es nit würt | val sungen nach durch saget | von allen menschen zungen gar.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
wie lieb Got hat sein mensch diet | und er am creütz fur uns verschiet, | des wil vergessen gar die welt.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Wie nun durch die vereyniung | Die gancz persan anpettung heisch, | So merckt: nit auß verwandelung | Ein Gottz in menschenart, | Sundern [...].
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
O Gott, nun hastu mit menschen geseczen nie kein volck also größlich beschwehret als uns arme vnder den römischen stuhl.
es wer dann, das man sein [Luthers] wiederpahrt, die alle zeit die wahrheit wieder fächten, jns feuer würff mit allen jhren opinionen, die do auß menschen götter machen wollen.
Sachs (
Nürnb.
1523
):
Des sind all menschen-fünd veracht | Und die bäpstling gebot vernicht | Für lügen und menschen-gedicht | Und hangen nur an Gottes wort.
Ebd. (
1557
):
Deß menschen leib, fleisch unde blut, | Welches von natur ist nicht gut, | Sonder vol begierd und affect.
Ebd. (o. J.):
Der vätter gepot und auffsetz | Hayßt er unütz und menschen-gschwetz.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
142, 6
(
Nürnb.
1548
):
sie haben je muͤssen schliessen / er [der Herr] sey / vnnd koͤnne mehr den̄ ein mensch / sintemal er die natur endern / vnd auß wasser koͤnne wein machen.
Ebd.
234, 33
:
das ist Gottes arm vn̄ macht / vnnd nicht menschen sterck / froͤmbkeit oder weyßheyt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Vnd derschluͦg alle die pfaffen [...]: vnd brantte menschen baine auff in.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 69, 4
(
Straßb.
1520
):
es ist kein crist vff erden so vnuerstendig / der nit grife das ein mensch vß dir
[Luther]
ret vnd nit cristus.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 88, 26
(
Hagenau
1534
):
Es gilt yhm [Tyran] ein mensch so vil als ein hunde.
Ebd.
188, 29
:
es ward bluͦt / mort / kriege / und ungluck darauß [Constellation des hymmels] / also daß uber hundert tausend menschen sind im jar hernach umbkommen.
Ebd.
2, 137, 14
([
Augsb.
]
1548
):
wir arme menschen / arbaiten nicht / wir muͤssen es dann thuͦn / unnd wems wol geht / der wirdt nur feüler.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Anatomia, Dissectio, Ein zerschneidu͂g / so mã den mensche͂ kerper allenthalb vff schneidet.
Centauri, vœlcker in Thessalia / oben mensche͂ / vnde͂ ross gestalt.
Nestor, Ein su
o
n Nelei / [...] / welcher vast wol beredt gewesen ist / vnd hat dreyer mensche͂
[dies Gen. zu folgendem
alter
]
alter gelebt.
Philanthropos, Ein menschen freünd / menschen lieber.
Lauater. Gespaͤnste
71r, 18
(
Zürich
1578
):
Man hatt sich nach vnd nach von der heiligen Gschrifft gelassen / vnd die menschen satzungen vnd gebott erhebt vnnd mer vff die selben gebuwen / dann vff das wort Gottes.
Wickram
4, 22, 19
(
Straßb.
1556
):
Es ist dem menschen und allen thieren [...] von natur angeboren / das ein yedes seine jungen lieb hat.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Eines Mänschen leben ist viel zu lurtz; das Hertz ist viel zu träg.
Goldammer, Paracelsus
2, 85, 3
(
1530
/
5
):
Der mensch ist mehr als ein viech. er hat in ihm ein funft wesen; dasselbig ist der mensch. und dasselbig funfte wesen hat ein leib, in dem und durch den es wirket. und also daß das funfte wesen entpfindlich ist, im selbigen ist es entpfindlich gemacht durch den leib
(als Anm.: „fünfte Wesenheit [...] neben den vier Elementen der Antike und Scholastik“).
Ebd.
139, 10
:
und [obrigkeit] verlassen sich nur auf menschenwitz, allen dingen endgegen oder furzukomen.
Ebd.
425, 7
(
1532
/
4
):
ob es [fasten und casteien] gleichwol menschengesatz und menschengebott wären, [...], so gibts doch das liecht der natur zu erkennen.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1520
):
der Avicenna [...] sezet [...], ein [...] ler der menschlichen samen und geberungen. und wie der selbige und die selbigen nicht mit weniger arbeit sich geübt haben, wol zu ergründen die menschwerdung, so schmekt doch ir philosophia als der arzten brauch ist.
Ebd. (
1527
):
dan himel und erden ist ein mensch und nit mer, [...]. darumb so oft ein biß der speise, also of himel und erden in der hant, das ist im selbigen bissen. dan in im ligen alle partes des menschen, und in im haben alle creata der sphaer und der globen sein volkomen leib.
Ebd. (
1530
):
das der arzt sol in der erden, im wasser, im feur, im luft ein menschen suchen und in denselbigen nicht vier menschen, sonder in allen ein menschen alein.
Ebd. (
1536
):
das der mensch in so vilerlei stucke gesezt ist [...], darzu aus dem firmament so vilerlei impressiones und sovil anwât von den elementen.
Ebd. (
1530
):
menschliche sêl nicht, sonder menschvich seind sie.
Ebd. (
um 1567
):
Recepten der alchimei. Was sol man dan von vil recepten sagen [...]? [...] kienruß, kreiden, menschendreck und har, eierschalen, jungfraumilch [...] solvirn, cementirn, fixiren.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 208, 29
(
halem.
,
1494
):
Als Hennsly Meͣtz vergangner tag hievor Götz Schultheisen nachtz sin husthür mit mentschenbäch beunsübert
(Gw des Belegs semantisch am ehesten zu
-pech
3; möglicherweise aber auch Beeinflussung von
1
bacht
1 her; im
Schweiz. Id.
4, 965 als ›Kot‹ interpretiert).
Maaler (
Zürich
1561
):
Artiger waͤsenlicher Mensch / an de͂ nichts manglet wie man jn haben wil. [...]. Mensch der jm selbs nicht guͦts thuͦt oder guͦts gunt. [...]. Es dunckt mich es stande einem Menschen nicht würß an / dann / rc.
Plant u. a., Main. Naturl.
293ra, 27
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Den minsten sterne͂ den der m͂sche mac gesehin der ist grozir danne dc ertriche.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
27, 10
(
Zürich
1521
):
Ach was grossen vffruͦr macht das thierlin / der me͂sch / der glich als ein rouch v’gat.
Morrall, Mandev. Reiseb.
105, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
etlich bettent ain bild an, daz ist als ain mensch und hat ain houpt als ain ochse.
Ebd.
105, 12
:
daz symulachra daz ist ainem menschen gelich, [...] Das ydola haisset, daz ist uß der natur, [...] halb mensch und halb ochß.
Ebd.
118, 19
:
daz ist wider die natur, wann ain ieglich wild tier flúcht daz mensch.
Heydn. maister
4r, 8
(
Augsb.
1490
):
Jch sage dem gelück groß danck am ersten daz jch ein me͂sch bı͂ vñ nit ein vihe. Nachmals daz jch ein man bin vñ nit ein weib.
Ebd.
17v, 22
:
Der geporne͂ menschen erste stÿmm ist wainen.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
20, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz der selb lauf des ersten himels haizzet der vernuͤnftig lauf, daruͤmb, daz er den vernunftigen bekantnuͤsse der klainen werlt geleich ist. Die klain werlt ist der mensch, daruͤmb, daz er aller ding aigenhait an im hat.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz [...] der stern kreft die lebleichen gaist auz dem menschen ziehent und machent daz behend pluot auzdünstend auz dem menschen.
das der plitzen oder der donr niht alle zeit den menschen ertœd.
der mensch hât kainen sterz.
Simia haizt ain aff. daz ist ain tier dem menschen gar geleich nâhent an allen gelidern.
Klein, Oswald
4, 67
(
oobd.
,
1423
):
Des menschen lieb wer gar enwicht, | die ains dem andern tüt, | hett wir der gab nit zuversicht | und hoffnung umb das güt.
Ebd.
9, 58
(
1411
?):
Seid uns in diser kranken zeit | all werltlich freud neur pringet laid | [...] | so wundert mich, worumb der mensch nach freuden ringt.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
164
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Die menschen haben gemainichleich iren leichnam lieb.
Turmair (
moobd.
,
1529
):
es sei der christlich glaub der reinest und freiest glaub, der am wenigsten und gar kain menschendicht und gebot hab.
Qu. Brassó
5, 418, 12
(
siebenb.
,
1601
):
ist solche grosse Teurung gewesen, dass [...] das ein Mensch vom andren hot gessen.
Strehlke, a. a. O. ;
Alberus, Barf. Vorr. Alb. ;
Lappenberg, a. a. O. ;
J. W. von Cube. Hortus
75, 102
;
Karsten, a. a. O. ;
Hübner, a. a. O. ;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. ;
Sermon Thauleri
90b, 5
;
Ermisch u. a., a. a. O.
218
;
Franck, Klagbr.
221, 28
;
223, 5
;
Rohland, Schäden, S. 
479
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
209v, 30
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Gilman, a. a. O.
1, 152, 7
;
Sudhoff, a. a. O. f.;
Goldammer, a. a. O.
5, 180, 20
;
Wyss, Luz. Ostersp.
41
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Brandstetter, Wigoleis
192, 36
;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
158
;
2703
;
Eis u. a., G. v. Lebenstein
42, 3
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 83
;
Voc. inc. teut.
p viijv
;
Vgl. ferner s. v.  8,
1
 1,  3, ,  3,
1
 5, , ,  4,  1, .
6.
›(meist) junge weibliche Person, junge Frau‹.
Bedeutungsverwandte:
,  123,  2, .

Belegblock:

Luther, WA f./19 (
1530
):
bis das sie das heilige edle mensch, die iungfrau Maria, aller welt furbildeten als eine mitlerin der armen sunder.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Phaenicia
170, 308
(
Nürnb.
1618
):
wie hart mein herz brennen tut | gegen Phäniciam, der schön jungfrauen! | dergleichen mensch tet ich nie schauen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Es kam einest zuͦ des dieners kundsami ein mensch, dur den luhte dú welt nah grosser gevellikeit.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Junges Mensch, achten des Huͦstens nit! Es ist ein Zuͦfal.
Adrian, Saelden Hort
2830
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
es [kint] kam gegangen in den sal | so rilich und so wol beclait | daz meniger jach: ,dis mentsch trait | ain bild als ain engel‘.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Du bist nŭt wyrdig ein semlichs mentsch zehaben, wann sy ist zekostlich.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1513-4
):
ein solch mensch weer vor zeiten auf den pranger gstellt worden und von kuplerei wegen hinaus gefuert.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Barbara von Friedingen, fürwar ain schöns mentsch.
Ist im auch ein saugamma zugestanden, ein saubere junge fraw, darneben aber ain sollich neidig mentsch.
Klein, Oswald
57, 1
(
oobd.
,
um 1402
?):
Ain mensch von achzehen jaren klüg, | das hat mir all mein freud geswaigt.
Lappenberg, Fleming. Ged. ; ;
Goedeke u. a., Liederb. ;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 76
;
7.
›Mensch als soziales Wesen, in seinen allseitigen sozialen Einbettungen‹; betroffen sind vor allem: die soziale Einordnung bzw. Hierarchie (z. B. als
haupt
wie als
eigener
), seine Rechtsstellung (als Rechtssubjekt wie -objekt), seine Stellung im Arbeits- und Wirtschaftsleben, seine Rechte und Pflichten, seine Eigenschaften und Tätigkeiten, so weit sie die Sozialformation betreffen.
Phraseme:
ich wil keines menschen wert sein
›ich will nicht für einen Menschen gehalten werden‹.
Syntagmen:
einen menschen belehenen / kaufen / hängen / empfangen
(als Leibeigenen),
zu rechte haben, zu etw
. (z. B. zu Grabenarbeit)
leihen, got den menschen zu arbeit erschaffen, das gotteshaus einen menschen wiederkeren
›ersetzen‹,
menschen für häupter haben, jm. einen menschen für / zu eigen geben, einen menschen gegen den anderen ordnen
;
das m
. [wo]
wonhaftig sein, ein / der m. stelen, müssig, an die arbeit gehen, kinder zeugen, ordnung / geschäfte setzen, schaden empfangen, einer leiche folgen, vom anderen etw. erben, in einem leben zusammen kommen, einen pfennig auf das haupt legen, volle tage haben
›rechtsfähig sein‹,
teurer wan ein gut / schaz sein
;
dem menschen das würfelspiel überreichen
;
etw
. (z. B.
der gute name
)
bei menschen nüz sein
;
der eigene / falsche / fronbare / rittermässige / schädliche / untüchtige / verstandene
›erwachsene‹
m
.;
der wille, das herz, die notdürftigkeit des menschen
;
der meierhof mit den menschen vermerkt
.
Wortbildungen
menschendienst
(dazu bdv.: , ,  2) ›Treueeid des Lehensnehmers und entsprechender Status als Vasall‹,
menschenkaufman
›Sklavenhändler‹,
menschenordnung
,
menschenrecht
›zeitgebundenes Recht im Gegensatz zum Evangelium‹ (dazu ggs.: ),
menschenstand
›verfassungsrechtliches Organ‹,
menschheit
5 ›Anzahl der Personen, die innerhalb eines Wirtschaftsrahmens abgabepflichtig sind‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
es ist allis umbkeret und eyttell menschenordnung an statt gottlicher ordnung kommen.
Es ligt aber das Euangelium auch ym weg und, unangesehen menschen recht und gut dunken, spricht: [...].
Ebd. (
1528
):
das sie auch aus den geboten Christi [...] rethe genacht
[sic!]
und in summa eitel menschen stende und werck gelert haben.
findestu einen buchstaben drinnen
[im
Psalter
],
der sich jns fegfeur oder auff die verstorben seele reime, so wil ich keins menschen mehr werd sein.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 2, 18
(
Wittenb.
1545
):
Es ist nicht gut das der Mensch allein sey
(auch zu 1 stellbar).
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
So eyn mensche das andir stylt. Der eynen menschen stylt. das ist ouch eyne ofene dubheyt. [...] man sal yn dorumme hengen. wenne eyn mensche ist vyl thurer wen eyn schatz adir eyn mychil gut.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
514, 244
(
Magdeb.
1608
):
Ein gut Gewissen ist bey Gott / | Gutr Nam bey Menschen nuͤtz vnd noth.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Swen eyn mensche Cuͦmt zuͦ achzen jaren, so hat her volle tage.
Köbler, Ref. Wormbs
333, 14
(
Worms
1499
):
Würffe aber yemant vss einem huse dadurch ein mensch od’ viche schaden entpfinge od’ stürbe soll der solichs gethan hett [...] gestrafft werden.
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
WJewol nach vszwysung der geschribnen recht / nach aller vernunfft vnd billicheit einem yeden me͂schen / ordnu͂g vnd geschefft zitlicher guͤter in sinem letsten willen / [...] zesetzen / nit zuͦverhindern ist, so [...].
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
93, 33
(
thür.
,
1474
):
so nemelich, wanne zcwey mensche in elichem lebin zcusammenekomen unde eekinder met eynander zcugen [...], daz danne daz wip alspalde belenet unde beerbet ist alles des gutis, daz sye habin.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
was will dann ich armes menschlein
[Bescheidenheitsformel]
in solichen sitten mir ein freiheit schöpfen.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Den thuet sich der mensch wider regen, | Stet auf und get an sein arbeit.
Ebd. (
1560
):
Mercator, der menschenkauffman geht ein, redt mit im selbst und spricht: Ich hab kaufft hie in Phrygia | Etliche schone jüngling da, | Die ich widerumb wil verkauffen.
Franck, Decl.
339, 33
(
Nürnb.
1531
):
das er [Theut] aber das würffelspil erster dem menschen uͤberreycht hat / soll jm der teuffel dancken.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 73, 27
(
Hagenau
1534
):
Unser herr Gott hat alle menschen zur arbeyt erschaffen.
Ebd.
2, 139, 7
([
Augsb.
]
1548
):
so kommet die Lauß in Grind / da wirdt sy stoltz / [...] / Und es ist doch ain Lauß und ain Grind / das ist / Er ist ain untüchtiger mensch / und regiert übel.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 78, 8
(
Straßb.
1520
):
ob vnsere kirchen ietz nach dem abscheidt christi menschen fur heupter hatt.
Steer, Schol. Gnadenl. 3, M
1
,
126
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
Das ist die natur, die geschriben ist in dem herczen des menschen vnd spricht: „Was ir wellet, das ew die menschen tüen, das schult ir auch jn hin wider tün“.
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 577, 2
(
alem.
,
1361
):
es hât enpfangen fro Anna von Wartenfels [...] 1 vierdenteil des twinges und bannes ze Lostorf; – item an der selben statt bi 36 menschen
(als Leibeigene).
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1444
):
Eingenomen den anschlag von der menschait an gold 70 gulden 2 ört, an gelt 1 lib. den.
Schmitt, Ordo rerum 116, 14.
1
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Hominium menschendienst.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
lies er [Octavian] ausgin die beschreibung, also das ein jedes mensch solt ein zins pfennig auf das hawͦpt legen.
Mollay, Ofner Stadtr.
359, 4
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
So man ydenman wil peclagenn, der anderswo ist gesessen Vnnd zu Ofen ist geerbit, So schol man der stat prieff senden yn das gerichte, do das mensch ist Wonhaftig.
Köbler, Ref. Franckenfort
22, 4
;
Dirr, Münchner Stadtr. .
Vgl. ferner s. v.  1,  14.
8.
›Individuum, einzelne Person; Einzelner bzw. mehrere Einzelne‹; verstanden als Vertreter einer Gruppe, deren Mitglieder durch ein Adjektivattribut so charakterisiert werden, daß der gesamte Ausdruck semantisch durch das Adj. bestimmt ist; in nhd. Übersetzung kommen in Betracht: ein subst. Adj., z. B.
der aussetzige mensch
›der Aussätzige‹, ein Subst., z. B.
der sündige mensch
›der Sünder‹, ein funktional prädikativ verwendetes Adj., z. B.
das schöne mensch
›[...] ist schön‹.
Syntagmen:
der arme / aussätzige / besessene / dürftige / einfältige / gelassene / geistliche / gerechte / gläubige / gotförmige / gutherzige / heilige / kranke / lungensüchtige / reisige / schuldige / sieche / sündige / torechte / ungelerte / unweise / verurteilte / wassersüchtige m., das schöne m
., teils kollektiver Sing. oder kollektiver Pl.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
122, 15
(
Mainz
1485
):
Castaneen synt schedelich lungensiechtigen menschen vnd brengen heubt wee.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
84, 6
(
Frankf.
1535
):
Das bad des allaun wassers dienet den wassersüchtigen menschen.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
also
[wie der
oleboum
]
sol tun der gerechte mensche.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
205
(
Nürnb.
1517
):
Knecht gots sein gewesen und noch: patriarchen, propheten, apostel, jünger Christi, prediger und heilig menschen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dis sint die menschen die S. Dyonisius nemmet gotformige menschen.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
127
(
schwäb.
,
1455
):
O sündiger mensch, bis vor gewitzt | Das dir die urteil nit werd streng.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
aines baders tochter von Augspurg, hieß Agnes, was ain fast schön mensch.
Ebd. (
1523
/
7
):
Der hertzog hett ain diener, der was ain boleck, gar ain waidenlich raissig mensch.
Bauer, Imitatio Haller
98, 20
(
tir.
,
1466
):
Der ist ain toräter mensch, der sich trösten ist, er well lange czeit leben.
Piirainen, Stadtr. Sillein
35a, 5
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
HEr ich ste hevt vor dir alz eyn schuldiger mensche.
Gerhard, Hist. alde e
2971
;
Gille u. a., M. Beheim
82, 125
;
Rupprich, Dürer ;
Bihlmeyer, Seuse ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
551, 21
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203r, 24
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Rieder, Gottesfr. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
195, 197
.
Vgl. ferner s. v.  5,  1,  1,  2.
9.
›Mensch in einem extrem unspezifizierten Sinne, jemand‹.
Syntagmen
, in allen Belegen mit unbestimmtem Artikel, Indefinitpronomen in teils adjektivischem Gebrauch:
ein mensch
›jemand‹,
mensch, der [...]
›jeder, der [...]‹,
(ein) jeder / ieglicher mensch
o. ä. ›jedermann‹,
kein mensch
›niemand‹,
einiger mensch
›jemand‹,
alle menschen
›jeder‹,
wenige menschen
›wenige‹;
viele der menschen
›viele‹;
das eine mensche
(›der eine‹)
das andere
(›den anderen‹)
fressen
.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
p viijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Me͂sch der da vilwort kan vnd tribt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wer ist undir ûch der mensche den sîn sun umme brôt bête, wie gibet her ime einen stein?
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 17
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
jegliches mensche ist uns ein sterben schuldig und in angeerbt zu sterben.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
wart ouch alsso gross hunger yn Ytalien, das eyn mensche das ander frass.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 5, 23
([
Zwickau
]
1524
):
ob ein mensch wider das ander thuͦt [...] / ist die liebe vnd vertraw da / so ist das leyden aber leycht.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
wan warum͂ vil d’ mensche͂ sint die do kru͂p oder halber lam sint.
Roloff, Brant. Tsp.
121
(
Straßb.
1554
):
Kein freüd hastu auff erd noch macht | Von allen menschen bistu veracht.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
alle mentschen sind undankpar und danken gott selten.
Ebd. (
1523
/
7
):
daß ain jedes mensch im hailigen reich, man und frauen, was zuͦ dem hailigen sacrament gat, [...] ain jedes jar zuͦ dem Turgkenzuͦg den zehenden tail ains reinischen guldin geben.
Ebd. (
1544
/
5
):
also daß nicht befunden wirt, daß ainichem mentschen ain laid und schaden widerfaren sei.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist kein mensch ohn ein aber.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Dillingen
1561
):
man findt jetzunder gar wenig menschen, die [...].
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Mancher Mensch wann er liset was dieser uñ jener vor das Vatterland erlitten / [...] wird hier durch angereitzet / [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne aber ain ander mensch zuo in [vogeln] gêt, sô peizent si ez.
Weber, Füetrer. Poyt.
123, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
kain mennsch auf erd möcht sein | so liecht oder so klare, | es wär ain enngel.
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Große, Schwabensp. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 4, 29
;
Goldammer, Paracelsus
7, 179, 18
;
Boos, UB Aarau ;
Sappler, H. Kaufringer
2, 271
;
Andreae. Ber. Nachtmal
68v, 8
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 57
;
Voc. inc. teut.
p viijv
;
Vgl. ferner s. v.  6.