mengen,
V.
1.
›etw. (einen flüssigen, knetbaren, körnerartigen Stoff) mit einem anderen so mischen, verrühren, daß die
gemengten
Stoffe ineinander aufgehen; einen Stoff einem anderen beimischen‹; resultativ: ›etw. durch Vermischung mit etwas anderem zubereiten (z. B. Salbe)‹; auch: ›etw. (Viehtriften) zusammenlegen, zusammenfallen lassen‹; vereinzelt ütr., dann z. B.: ›etw. (abstrakt Gedachtes, z. B. den
heiligen geist
und die
sünde
) zusammenfügen, mischen‹.
Phraseme:
alles in einen kuchen mengen
›alles unter einen Nenner bringen‹.
Syntagmen:
etw. m
. (z. B.
mel
),
etw. und etw. (anderes) m., etw
. (z. B.
asche
)
mit etw
. (z. B. mit
butter
)
m., etw. in einander m., grol / has in das ampt m., die viehtrift unter einander m., etw. zu etw. m., etw. unter sein lob m
. ›seinem Lob etw. hinzufügen (ütr.)‹;
geist und sünde, betrübnis und friede gemengt sein
;
der gemengte wein, die gemengte narde, das gemengte brot
.
Wortbildungen
mengung
1 (dazu bdv.:  1).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Also muss es ymer gemenget seyn, das mans beydes fule, den heyligen geyst und unßer sund.
Ebd. (
1523
):
das doch ymmer betrubnis auch mitt unter dem frid gemengt sei.
die newen Juͤnger [...] mengeten die zwey yn ein ander, werck und glaufen.
Ebd. (
1525
):
Ich wolt gerne wissen, wie man den leyb und das blut mengen kunde, das doch eyn Christus ist?
Ebd. (
1544
):
Darumb wird es in disem Reich Christi alles in einen Kuchen gemenget und zusamen bracht.
Alberus, Barf. (
Wittenb.
,
1542
):
Nidrige Huͤtten / von Leimen mit sprew gemenget
(›gebaut‹).
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
der gemengete win, ir herren, ist | vil togunt, so man uns list. | der sulle wir gote hie schenken | und unser sele hie vortrenken | mit dem moste malagranat.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1574
):
vur weck und gemengt broit 14 alb.
J. W. von Cube. Hortus
4, 17
(
Mainz
1485
):
knobelauch eschen mit honig vnd meische͂botter gemenget macht ein rein gladt hudt.
Voc. inc. teut.
p viijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mengu͂g wl mischu͂g mixtura.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
142, 5
(
Frankf.
1535
):
[Gypsum] wirt vast starck vnnd reß so man jn mit staub in der muͤlen mischt / mitt hasenn har mit wasser vnd essig mengt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
288, 15
(
thür.
,
1474
):
auch erwedderumbe Nigkel von Obirnicz [...] daselbist eyne gemeyne vyhetrifft gehabit unde nach hat in daz felt unde flur, under eynander vormyschet unde gemenget.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
ein wîp, di hatte eine mermelîn buchsin der salbin einer tuͤren gemengetin nardi.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
mensche, du sicht brot und win mit wazzer gemenget, des soltu gelouben daz sei der ware lichname got gotes sunes.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
81, 32
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wann man die kelber abgewehnet [...] Man mus ihnen auch [...] von aftergetreide gemahlen mehl mengen.
Hajek, Guͦte spise
11
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
mache einen duͤnnen eyer teic, saffran vnd pfeffer stoz vnd tuͦ daz zvͦ sammene vnd mengez wol in einem vazze.
Keil, Peter v. Ulm
197
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Nym weinstein vnd lauters hönig vnd meng grün-span dorzu.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Essich und mirr wurden gemenckt, | Vermischet mit der galle, | Do von die lecz er [Got] fur dich tranck.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mengen. Miscere, Variare. Vnder sein lob Mengen vnd mischlen. Communicare aliquid cum sua laude.
Alberus, a. a. O. ;
Hajek, a. a. O.
32a
;
Rohland, Schäden
479
;
Keil, a. a. O.
224
; S. 
423
;
Sexauer, Schrr. in Kart.
246, 21
;
Schmitt, Ordo rerum
194, 11
;
385, 9
.
2.
›etw. in verschiedener Farbe bunt gestalten; etw. aus Stoffen verschiedener Machart, Qualität zusammenfügen‹; in allen Belegen als part. Adj.
gemeng(e)t
gebraucht: ›bunt, mehrfarbig, variiert; gestückelt‹.
Phraseme:
gemengt tragen
›bunt gekleidet sein‹.
Wortbildungen:
mengfel
›tuchdurchsetztes Pelzwerk‹,
mengung
2 ›zusammengestückeltes Tuch, Flicklappen‹.

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 196, 8
(
nrddt.
,
1397
):
vor marten duckere und menkfel, slicht und recht.
Feudel, Evangelistar
94, 13
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
nymant seczit eyne mengunge eynes snoden tuches in eyn alt cleit.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1470
):
ane gemenget schymmel unde graw mag man wol sechs und drissig ellen schern.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1507
):
2 verdeckte glaß mit gold varb und gemengt.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3272
(
Basel
1519
):
Ein langes hembd was schon gemengt, | Das jm syn libe geuchin schenckt.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Dú wangen wunder schoͤne gar | Und minneklich wol gevar: | Mit rot wis gemenget, | Rot uf wis gesprenget.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Die ander [vrawe] trug gemenget; | Gruen, rot, weis, gel gesprenget.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 765, 81
(
moobd.
,
1369
):
seinem Oheim [...] seinen
gemengten mantel mit der medrein chuͦrsen.
3.
›sich räumlich zu einer Gruppe hin (oder in eine andere Lebenswelt) begeben und sich dieser einfügen, in ihr aufgehen, sich mit der Gruppe verbinden, mischen, gemeinsame Sache mit ihr machen; sich in eine kollektive Tätigkeit (z. B. einen
gottesdienst, streit
) einer Gruppe begeben‹.
Phraseme:
sich unter die trebern mengen
›wie die Schweine leben, fressen‹;
sich unter die kleien mengen
(dasselbe).
Syntagmen:
sich in gottesdienst / streit, unter die heiden / völker, zwischen jn. hin, zu den knechten / rittern / unkeuschen m
.
Wortbildungen:
mengemüller
›Teilhaber an einer Mühle‹ (a. 1427),
mengeschäfer
›Schäfer, der ein
gemenge
2, eine Anzahl von Schafen, als Lohn erhält‹ (a. 1427).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dî her begundin | mit craft zusamin sprengin | und sich in strîte mengin.
Nû wolde er mit in intsam | in dî kirche wandrin | und dâ als dî andrin | in gotisdinst sich mengin.
Luther, WA (
1544
):
muͤssen doch diese, so sich ein zeit lang mit unter
[unter die
Kirchen gelieder
]
gemenget haben und sich felschlich gedecket mit dem namen und schein des rechten Christen, zuletzt auch offenbar werden.
Ebd. (
1537
):
darumb ist er mensch worden [...], das er sich solt unter uns mengen, sehen und hören lassen.
Ebd. (
1539
):
Iuvenes moneo, das sie sich unter die trebern mengen.
Ders. Hl. Schrifft.
Ps. 106, 35
(
Wittenb.
1545
):
Sie mengeten sich vnter die Heiden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
137, 2905
(
Magdeb.
1608
):
Wer sich stets menget vnter die Kleyen / | Wird auch gefressen von den Sewen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
16. Jh.
):
Zu den [ritter, knechte] wollen wir uns mengen unde mit in glich zu storme gan.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sie werden setzen den vuz | Zu den luten in vruntschaft | Mengende.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5612
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wer sich zu den unkuschen menget, | ein grosse schande her uff sich brenget.
Luther. Hl. Schrifft.
Hos. 7, 8
;
Schles. Wb.
2, 868
f.
4.
›etw. (konkrete und abstrakte Bezugsgrößen, refl. auch
sich
) mit etw. anderem so durchmengen, durchmischen, daß die Qualität der betroffenen Größe verwässert, reduziert, verfälscht, verunklart wird‹; an 1 und 3 anschließbar.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
einen flus / text m
.;
des himmels krone sich durch grau m., etw
. (z. B.
venin
›Gift‹)
in etw. (in den born) m., die natur sich in etw. m., federn mit anderen federn m., etw
. (z. B.
frieden, freude
)
mit bitterkeit m., etw. unter etw. m., wein mit gift gemengt sein, falsches zu etw. m., sich zu den mannen m
.; subst.:
Christus von keinem mengen sagen, das mengen jn. von der warheit füren
.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
):
Szo gar haben die Papisten alle wort vorkeret, [...], alsz unternander gemengt wie die bawleut zu Babylonien.
Ebd. (
1544
):
da ist schon der Saurteig unter das recht Christlich wesen gemenget.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swaz diu sêle gedenket oder gewürket mit irn kreften, swie lieht daz in ir sî, doch ist ez gemenget.
Thiele, Minner. II,
30, 150
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
sy [selich wyf] sprach: „en wil das nummer henghin | das man sule scande zo minnen mengin“.
Ebd.
32, 947
:
wan mach dat dir [›Tier‹] heme comen syn | dat syn doetlich quaet veniin | hait in desen edelen born [der minnen] gemenget?
Strauch, Par. anime int.
130, 29
(
thür.
,
14. Jh.
):
ginge ich uber ein wazzir und were ez gemengit und trube, so inmochte ich min antlitze dar inne nicht gesehin.
Jostes, Eckhart
80, 7
(
14. Jh.
):
di weil er [mensch] gemengt ist mit irdischen dingen, [...], er engelaubt ez niht.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3107
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wer sine kuscheid had gelobed, | der wirt gar ubel danne begabet | das her sich zu den mannen menget.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
yn dem eynen [flesche] was weyn mit vorgift gemengit.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
obd.
,
1524
):
Christus bevalch inen das evangelion zuͦ predigen, hat aber von kainem mengen gesagt. was hat uns von der warhait gefuͤrt dann das mengen, daß man immerdar menschen leer und das wort gottes gemengt und neben eingefuͤrt hat, die uns von der warhait gefuͤrt haben.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
übertreffender fride [...], den die bloͤdekeit uwere naturen die lenge nút wol geliden [...] möhte, müschete und mengete es úch der heilge geist nút mit ettelicher bitterkeit.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Adlers federn thon grossen schaden / wann sie vnder frembde federn gemengt werden.
Klein, Oswald
101, 5
(
oobd.
,
v. 1408
):
blick durch die braw, vernim den glanz, | wie gar vein blaw des himels kranz | sich mengt durch graw von rechter schanz.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Strauch, a. a. O. ;
Klein, a. a. O.
22, 145
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 79
.
5.
›nörgeln, kritisieren; Unruhe stiften‹; am ehesten hier anschließbar: ›sich in etw. (z. B.
in einen krieg
) einmischen‹.
Wortbildungen:
mengeln
,
mengern
,
mengisch
›aufrührerisch‹ (im Glossar der Ausgabe
Jörg, s. u., wird „rotwelsch“ angegeben
),
mengung
3 ›Nörgelei‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1534
):
Das ein iglicher bald uberdrüssig wird, [...], menget und schlegt sich jnn andere sachen.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Ir stete clefsche zunge | Pflac der mengunge | An den luten alle zit, | Wan sie reizte manigen strit.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
darumb können wir die [dinge] gegen gotte, der welt wol vorantworten. Darumb mengern und plengern die.
Wir haben niemandes ausgeschickt, mengt oder plenget iemandt, das ist uns leidt.
von stund spricht Schlegell derselben ein theil auss Sanct Ulriche wiederumb abe und mengete so under dem volcke, das dar nicht viel guttes von mochte kommen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
welcher sich in diesen Krieg nicht gemaͤnget / und daher das seine behielte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
da din ruschen, din mengelen, din wirrewarren sin; das bevilch diner muͦmen und blip bi dir selber.
Jörg, Salat. Reformationschr.
176, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
das meint man / umm das sj [kessler] sprachen zamen ghan / den umstendern unverstentlich / alls mengisch.