melancholei,
teils lat. Endung:
melancholia
;
die
;
-Ø/–
;
zu
mhd.
melancholîe
(), dies über
lat.
melancholia
aus dem
Griech.
(; ;
Kluge/S.
2002, 611
).
›Melancholie, Schwermut, Schwarzgalligkeit‹; auch: ›künstlerische Darstellung der
melancholei
‹; nach der hippokratischen Temperamentenlehre ist
melancholei
eine aus der Mischung von Säften (aus Blut, Schleim, gelber und schwarzer Galle) bestehende , ein Gemütszustand, dem man eine Reihe von Eigenschaften zuschreibt, z. B. Traurigkeit, Stumpfsinnigkeit, Phantasieerscheinungen, Schwindel, Mißlaunigkeit, Stimmungswechsel, Verzweiflung, Lasterhaftigkeit; teils stehen diese Eigenschaften im Gegensatz zueinander.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
5, 211
ff.
Syntagmen:
(die) m. vermeiden / vertreiben / hinwegnemen, wein die m. ausgehen lassen, jm. die m. austreiben, eine m
. ›Darstellung‹
kaufen
;
die m
. (Subj.)
hingehen, jn. anstossen, jm. beiwonen, den durst / hunger dämmen, den menschen schwermütig machen, jm. etw. einblasen
;
die feuchte m. heissen, feuchtigkeit m. genant sein, trägkeit m. sein
;
etw. von art m. sein
;
aus m. kommen, das [...], durch m. in der phantasei verwickelt werden, in m. den kopf schütteln, j. in m. fallen / geraten, verleitet sein, etw
. (z. B.
schwindelung, der siechtag
)
von m. kommen, etw
. (z. B. ein Kraut)
wieder die m. sein, j. zur m. ins bad gehen
;
die faule / grosse / schwere / hinfallende m
.;
das wirtshaus der m
.
Wortbildungen:
melancholieren
›sich der
melancholei
hingeben‹,
melancholisieren
›jn. einer der vier
complexiones
zuordnen, jn. einteilen‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Der Trawrig ist der Melancholey Wirthshauß.
Wenn der Teuffel wil sein Vnlust abwaͤschen / so geht er zur Melancholey ins Bad.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
88, 30
(
wmd.
,
1634
):
melancolieren | Hilfft warlich nitt ein Meidt.
J. W. von Cube. Hortus
102, 14
(
Mainz
1485
):
Platearius [...] brenget senfft stuͦlgenge vnd drybet vß dem menschen die melancoly das ist die yrdiß feuchtu͂g.
Ebd.
104, 15
:
schwyndelung des heubtes die do kommet von der flecma vnd melancoly.
Pyritz, Minneburg
5426
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
daz sie [mynnen glut] machet swinen bar | Den menschen, daz man went, ez sy | Von art gar melicoly, | Daz er kein freude niht mug gewegen.
Gille u. a., M. Beheim
246, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dy ander kumplex und ir stant | ist melancolica genant, | die an dem menschen ist pekant. | der mensch ist kalt und truken, | Neidig und hessig, pos und ark | und ungetreu, geitik und kark.
Loose, Tuchers Haushaltb. (
nürnb.
,
1515
):
adi 13 ottobris kauft von Türer maler 3 s. Jeronymus und 4 melemcholie von kupffer abgedruckt.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Jch hab von Antorff auß geschickt: [...] St. Hieronimus jm gehaiß, die Melancholj, die dreÿ neuen Marien.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Tragkeyt ist ein beschwerdter mut, | Der den menschen verdrucken thut, | Ist faul, langweylig und verdrossen, | [...] | Farenlessig, lab unnd urdrütz, | Vol kleinmütigkeyt und fantasey, | Umbschweyfender sinn, melancoley | Und der verzweiflung ein anfang.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
jhrer viel von oben eingangs gemeltem andern Laster deß müssiggangs [...] abzuhalten vnd allerhand andere [...] Melancoley zu vermeiden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
wird mit dem singen vertrieben die Melancholey vnnd Trawrigkeit deß Gemuͤhts.
Goldammer, Paracelsus
6, 61, 19
(
1530
):
so wir einfallen in solche melancolei, fantasei und unsinnigkeit, so ist unser arznei das wort gottes.
Sudhoff, Paracelsus (
1526
/
7
):
natürlich ist, das tristitia, melancholia und das schwer gemüt hunger und durst demme.
Ebd. (
1530
):
man sol die kranken qualificiren, das ist cholerirn, melancholisirn rc, phlegmatizirn und sanguinirn.
Lauater. Gespaͤnste
12v, 14
(
Zürich
1578
):
daß sich vil lüt selber berede͂d / sy saͤhind oder hoͤrind Gspaͤnst / welches allein vß melancholy vñ taubsucht / vß biddigkeit der empfindtnussen / vnd vß forcht kompt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Alles trauren vnd melancholy Hin legen.
Melancholy (die) schwartz gebluͤt das den menschen schweynmuͤtig machet.
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
625
(
Zürich
1560
):
was da dient zur liebe sust | Das sol byn üch syn allwaͤg fry | hiemit gadt hin dMelancoly.
Eis, Gesundheitsl.
121, 12
(
oobd.
,
1520
/
30
):
die swartzen cholera, das ist melancolia, wermet vnd macht sy
[Bezug auf
weyn
]
außgeen vnd beuget ir schäden.
Ebd.
133, 11
:
der kleyn Basilico
[Pflanze / Kraut]
ist wider die melancoleye vnd für den blutganck.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
wie daß ehegemelte seine Hausfraw Fastenzeit in der Kindbeth gelegen / vnd in solcher in schwere Melancholey gerathen.
Thiele, Minner. II,
30, 7
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
86, 12
;
Menge, Laufenb. Reg.
1360
;
2221
;
Sudhoff, a. a. O. ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Klein, Oswald
91, 8
;
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb., S. 
133
;
Vgl. ferner s. v.  1,  9.