meisterin,
die
.
1.
s.  2.
2.
›Person, die einer Gruppe von Menschen (im weiten Sinne von
meister
3) oder einer Gemeinschaft (z. B. einem Kloster) vorgesetzt ist‹; ütr.: ›meist positiv herausragende und dadurch zu entsprechender Lebensweise, entsprechenden Haltungen und Haltungen verpflichtende ästhetische oder geistige Gestalt‹;
zu  3.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  1,  1, (mehrfach); vgl. .
Syntagmen:
eine m. haben / minnen, etw. heissen
;
die m
. (Subj.)
jm. etw. geben, jn. etw. inne machen
;
j., hoffart / masse / Euphonia / js. weib eine m. sein, j. als eine m. gebaren, liebe die m. über alle gesetze sein
;
der m. etw. zu behalten
›aufzubewahren‹
geben
;
die m. des klosters, der burg, der jungfrauen
;
die m. in der siechstube, über jn. / etw
. (z. B.
über das vermögen
),
von anschlägen
;
die andächtige / ersame / fürneme / geistliche / weise m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
lib ist meisterin und frau, der sol gehorchen alles.
Ebd. (
1525
):
Alle wort [...] sagen, das die liebe meysterin sey uber alle gesetz.
Thiele, Minner. II,
27, 101
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
want ich habe eyn meysterynne, | de ich boven allen vrouwen mynne.
Ebd.
32, 681
:
als dich vrauwe Venus, daz edel wyf, | onser alre meisterynne, | auch woil hait gemachet ynne.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Des bin ich [Hoffart] frauwe und anfuererynne, | Heubtfrauwe und meisterynne | Von allen anslegen.
Karnein, Salm. u. Morolf
589, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Die der jungfrauwen meisterin was, | sie hieß ir dar tragen einen stul.
Sievers, Oxf. Benedictinerregel (
hess.
,
14. Jh.
):
wan die gehorsamkeit die man der meistern irbudet, die wirt gode gedan.
Sprechin und leren gecimet der meisteren, swigen und horen gevellet der jungersen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 16
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Astronomia, des gestirnes meisterin, hilfet da nicht mit irem sterengewalte.
Pyritz, Minneburg
3032
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
,hie schuß mit stichen! | Wer sich daz gesinde mein!‘ | So sprach der burg meisterin.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Si [ewige wisheit] gebaret etwen als ein wisú meisterin, etwen hielt si sich als ein vil weidenlichú minnerin.
Adrian, Saelden Hort
4923
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so man den [swestran, nunnen] git ain maisterin, | ain priolin, ain abtissen | dú nur kan zelen, klaffen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Darumm mach ich üch frow und meysterin über mich und über all min vermügen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Meisterin (die) Ein meisterlich weyb / Regiererin / Fürnembste. Magistra.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Die Euphonia, dy ist des lauts wolstand, die diser ding fürnaͤmste maisterin vn lererin ist, soll hie auch gelten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
mâz ist ain maisterinn aller werk.
UB ob der Enns
10, 132, 15
(
moobd.
,
1382
):
Agnes die Stadlerin, die zeit maisterin des heiligen Geystes chloster.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
um 1400
):
was (man) dann der maisterinn
[›Aufseherin in einem Badehaus‹]
zu behalten gibt, verleust si ettwas, si sol es bezallen.
McClean, Havich
4890
(
moobd.
, Hs.
15. Jh.
):
mein weib ist maisterinn | pey der chüniginn.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 540, 21
(
moobd.
,
1485
):
Der maisterin in der syechstuben ordenung. Item ain yede maisterin soll verpflichtet sein, ob vnd bei den armen in der syechstuben zu sein vnd aufzesehen, das [...].
Koller, Reichsreg. Albr. II.
126, 9
;
182, 26
;
Leisi, Thurg. UB
6, 270, 10
;
7, 145, 4
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Vogel, a. a. O.
1, 239, 11
.
3.
›die Mutter Gottes als religiös herausgehobene Person‹; tropisch: ›als Person gedachte abstrakte Gegebenheit (wie die
ewige weisheit
)‹;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 4, , , ,  3.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich [Gottes Gnade] bin von allem meisterynne | Und von allen bosen artzetynne.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Du ler der zwelffpoten gemein | Und der ewangelisten meysterin, | Aller merterer sterke zwar.
Gegrusset seist, meinsterin frey, | Du hoch wirdig jungfraw Marei!
Kehrein, Kath. Gesangb. .