meist,
meinst,
zu letzterem s.
Frnhd. Gr. §  L
62, 4
; Adj./Adv./Indefinitpron.; lexikalisierter Superlativ zu , in 1 Beleg (s. u.
Ettmüller
) in den Komparativ gesetzt:
meister
; häufig in nähesprachlichen Formeln belegt.
1.
›zahlenmäßig größt‹, von der Mehrzahl einer Gesamtheit zählbarer Größen (z. B. der Augen eines Würfels) gesagt.
Phraseme:
das meiste
(adverbial gebraucht: ›zum größten Teil‹).

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
unde di vurleben meistlichen in den kellern unde in den huisen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
und wem die meisten augen khemen, | der solt beim Elsselein schlaffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1407
):
es fuͤrt auch das blaichrad hin und die walkmuͤl und das maist all hülczen pruggen, die an der Tannaw waren.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
63, 23
(
tir.
,
1464
):
in der selbigen stërkh des armes ist zerstreüt worden der maist tail der chëczer.
2.
›meßbar oder einschätzbar größt‹, vom Anteil an einer kollektiv gedachten Größe, Gesamtheit gesagt, die wie z. B.
menge
oder
volk
als aus einzelnen Einheiten bestehend gedacht wird.
Syntagmen:
am meisten
(adverbial: ›größtenteils‹),
als meist
(pronominal gebraucht: ›soviel‹);
der meiste haufe / teil
(z. B.
des rates
),
die meiste menge
.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
279, 36
(
thür.
,
1474
):
unde gestehen yn des dy meyste meninge des dorffis.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
):
wann daz dorf am meisten der thumberrn zu Bamberg ist.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1425
):
das unser der mainst taile in solich uffrur nit verwilligt haben.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
an dem montag morgen zoch der mayst hawfen uber dye Tra.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
und pat, das er im volk schickte, als maist er möcht.
Perez, Dietzin
1, 319, 8
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. ;
Dietrich. Summaria
22v, 5
.
3.
›höchstens, maximal, im äußersten Falle‹ (von einer Menge gesagt, die nicht über eine Obergrenze hinausgeht bzw. diese nicht überschreiten darf); ›nicht mehr als‹.
Syntagmen:
aufs meiste, zum meisten
, jeweils adverbial.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
ist dar gutt wein feyle, so lassen bornmeister und schöppen [...] 1 stöbichen uffs meyste holen.
Chron. Augsb. Anm. 1 (
schwäb.
, zu
1562
):
daß sie kainem frembden wochenlich über ain halb pfund kertzen uffs maist nit [...] verkauffen sollen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das ain soliche klayne macht Turckhen, der man auf das mayst hat geschetzt achttausent, durch die drew lanndt, [...] unbestrytten gezogenn sindt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
, Hs.
17. Jh.
):
dem soll alle jar ain raut zu aim halben vierling trait, [...], und ain keuschler zu aim halben viertl, und maisten ¼ trait gahr zu schlachen bewilligt.
4.
›oft, häufig (innerhalb eines durch die Umstände gesetzten Rahmens)‹.

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
3. Dr. 14. Jh.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
storben di lude in den großen steden [...] unde also meistlichen alle dage me dan hondert menschen.
Dietrich. Summaria
20r, 10
(
Nürnb.
1578
):
Allein die Juden / welche Christum am meisten hoͤrten / vnd vmb jn waren / die woͤllen das Euangelium nicht.
5.
›umfangreichst, umfassendst, stärkst; ausgeprägt‹; je nach Bezugsgröße auch mit ›größt‹ (z. B. von der
armut
), ›schwer‹ (von der
arbeit
) usw. zu übersetzen.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dat es dat meeste armoede, daer ic noit af hoerde.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Leit und meistez leit hân ich umbe sünde.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
liessenn die doimheren irre meiste nuwe clocke in den nuwen steinen clockentorn hangen vurß mit groisser arbeit.
v. Ingen, Zesen. Ged.
387, 7
(
Breslau
1641
):
Wer wuͤste daß er [Alexander] in zwoͤlff Jahren den meisten theil des Erdbodens unter seine Gewalt gebracht haͤtte?
Klein, Oswald
102, 73
(
oobd.
,
v. 1427
?):
den maisten schaden ich da nam, | das tet ain ungrisch man.
6.
›konsequent, äußerst‹ (relativ zu dem Spektrum von Handlungs- und Haltungsmöglichkeiten, die jm. in einem bestimmten Rahmen gegeben sind).
Syntagmen:
so meist
(›schnell‹)
j. mag, sich am meisten
(›tiefsten‹)
demütigen, ein spiel am meisten
(›am konsequentesten‹) [wo]
treiben, etw
. (z. B.
den markt
)
am meisten
(›am stärksten‹) [wo]
ausbrennen
;
der meiste feind / jamer, das meiste hoffen / werk, die meiste freiheit / klage, die meisten tugende
.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Dô begonde her vorwîzen den stetin in den geschên wâren sîne meisten
[
Mentel
1466:
manig
;
Lang
1521:
groste͂
]
tugende.
Opitz. Poeterey
50, 21
(
Breslau
1624
):
Jhr meistes hoffen vnd genuͤgen | Jst lieben / vndt geliebet sein.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
und branten den markt am maisten zu Erlang aus.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
die im teutschen hof das spil am mainsten getriben und angericht hetten.
Dietrich. Summaria
27v, 9
(
Nürnb.
1578
):
in meinem Reich (spricht Christus) ist der herrlichste / der am meisten sich demuͤtiget.
Stammler, Berner Weltger.
103, 9
(
ohalem.
,
1465
):
es wer auch sein meiste klag, das er es nit langest gethon hette.
Bauer, Geiler. Pred.
85, 21
(
Augsb.
1508
):
mit denen worten dadurch du dein hertz aller maisten bewegen magst.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ain iegleich dinch seinen namen hât nâch dem maisten werch und von der maisten aigenchait, die ez hât.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1314
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
137, 22
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
7.
›adlig, vornehm, edel, in der sozialen Hierarchie hochgestellt (von Personen)‹; ›höchst (von Sachen, z. B. einem Siegel)‹.
Phraseme
(dicht belegt):
der minste /
(auch:)
wenigste / geringste und der meiste /
(auch:)
reichste
.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (Adj.) 7, (Adj.) 6,  3.
Gegensätze:
vgl. (Adj.) 1, (Adj.) 8.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
ind deese vurß gevangene, die verswoiren [...] si in deme eitboiche zo ewigen dagen ind darzo mit seven brieven mit der stede meisten segele.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 67
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
nim sie, herre! in dein volkomen genüge, da den minsten genügt als den meisten.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
es ist billich, daz man ein fuͦsstuͦch under die fuͤsse trette, der minste als der meiste
(in der Ordenshierarchie).
sich vor dem minsten als vor dem meisten huͤten.
Der der minsten niht ahtet, der vellet in die meisten.
Adrian, Saelden Hort
58
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
noch alles daz gelaisten | die richsten und die maisten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[kaiser Lauther] vodret zu im aus bêden Frankreichen die maisten, die muesten im allain erbhuldigung tuen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1636
):
Es soll sich auch kainer, weder der wenigist oder der maist, seiner burgerlichen marktsfreiheiten mit nichten begeben.
8.
›insbesondere, sehr, in hohem Maße‹.
Phraseme:
mir ist am meisten umb euch
›mir geht es vor allem um Euch‹.
Wortbildungen:
meistig
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
,
1521
):
euch nit allein als herfarnen der wurzeln, [...], sunder aller meinst als hochberümpten ubertreffenden astronimum dienstlich bittend.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
nobd.
,
um 1600
):
Nun Ist mir Am mainsten Vmb Euch.
Adrian, Saelden Hort
3151
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
es maistig in
[den
gesten
]
allen misse viel | do daz bluͦt riechent wiel | us dem vil werden hopt.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
4r, 7
(
Zürich
1521
):
die mentschen / [...] denen eynhellikeit aller meest not waͤr / Die mag weder die natur / [...] noch [...] vermanung vereynigen.
v. Birken. Erzh. Österreich .
9.
›besser‹.
Bedeutungsverwandte:
4
(Adv.) 1.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Maister wer es gewest, das man mit ainer rutten zugeblasen und ain windt hett gemacht.