2
meinung,
die
;
/–.
1.
›eher weniger als mehr begründete Einschätzung, Vermutung, Ansicht e. P. hinsichtlich e. S. oder P.‹; offen zu 2;
vgl.
2
 1.
Syntagmen:
eine m
. (Subj.)
jn. entschuldigen
;
einer m. sein, eines m. sein, der m. sein, das [...] /
[+ Hauptsatz];
sich auf eine m. bringen lassen, aus einer m
. [etw. tun],
sich in einer m. üben, in der m. sein
[+ Hauptsatz],
ein buch nach seiner m. lesen, etw. nach js. m. eine torheit sein
;
die m. des babstes
;
die m. nach gutdünken
;
die blinde / einfältige / gefaste / unbegründete / ungleiche / wiederwärtige
›gegensätzliche‹
m
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Opinio. Meinung opinion dichtung gutduͤncken beduͤncken wohn achtung vrtheil.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
569, 1985
(
Magdeb.
1608
):
Dennoch war er der meinung nicht / | Das jhr vorsatz zur schlacht gericht.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 15. Jh.
):
alle seine freunde waren in der meinung, er wäre tot.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Wohn. Beduͤnckung. Zweiffel. Mainung. Einbildung.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
souiel köpff, souiel Sinn, Also auch souiel vrtheil vnd meinung seyn.
Nach der ein jeder seiner Fantasey vnd sonderbaren meinung nach diß Buch erwegen vnd lesen wird.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dise menschen entschuldiget ir einvaltige meinunge, das si nút enbettent.
Maaler (
Zürich
1561
):
Der hat ein boͤse Meinung von eüch / hatt eüch in einem bösen zig.
Bauer, Geiler. Pred.
80, 10
(
Augsb.
1508
):
das du nit also hingangest dich zuͦ uͤben in guͦten wercken auß ainer blinden mainung.
Ebd.
104, 24
:
So du denn sihest, das dise menschen / soliches verachten / und ynen alles ain kindspil ist. so bedunkt es dich ain thorhait sein nach diner mainung.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
481, 10
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Schmitt, Ordo rerum
155, 20
;
Vgl. ferner s. v. ,  1,  2.
2.
›eher begründete als unbegründete bzw. als solche angesehene Auffassung; Überzeugung; Rechtsstandpunkt; innere Haltung, Gesinnung (oft religiös oder moralisch begründeter Art)‹; vgl.
2
 1, auch 2.
Phraseme:
mich betriege meine meinung
›es sei denn, daß ich mich irre‹;
seine meinung aufs bretspiel setzen
›seine Auffassung offen legen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
2, , , ; vgl.  2,  7,
1
 7,
1
 2,
2
I,  2,  1.
Syntagmen:
eine m. anzeigen / erdenken / fürbrengen / fürtragen / haben / reden / verstehen / verwandeln, vor jn. bringen, zu verstehen geben
;
js. m
. (Subj.) [wie]
sein, eine m. wol erwegen sein, js. m. sein, das [...] /
+ Hauptsatz,
js. m. hoch steigen
;
j. der m. sein, das [...]
+ Hauptsatz,
sich einer m. geweren
;
jn. um seine m. fragen, etw. in der m. tun, das [...] / als ob, nach js. m. etw. bleiben sollen
;
jn. von seiner m. abwenden / abbringen
;
die m. Aristotelis, der lerer / meister, des fürsten / priesters / volkes / herren
;
die m. vom wiedertauf
;
die gute / irrige / schriftliche / ungewisse / unterschiedliche / zweispältige m., mancherlei m.
;
der grund der m
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 242, 6
(
preuß.
,
1414
):
das das land adir erbar lute ir meinunge in gutten truwen [...] solden unde mechten vorbrengen.
Luther, WA (
1531
):
do wir wissen, das gesetz Moisi helffe nicht, guthe meinung unnd eigen gottes dinst sollen auch nicht helffen.
Mannack, Rist. Pers.
123, 2
(
Hamburg
1634
):
lassen die Forchtsamkeit fahren / vnd gewehnen sich mit der zeit jhres Hertzen meinung auch in gegenwahrt hoher vnd grosser Leute.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Eins Manns Narrentheidung wuͤrd offt eines gantzen Volcks meynung.
J. W. von Cube. Hortus
73, 25
(
Mainz
1485
):
diß ist zü wissen vnd ist auch der meister meynung daz [...].
Köbler, Ref. Wormbs
29, 6
(
Worms
1499
):
Vnd soll ein ygklich Libell tzuspruch oder klag luter vßtrucken [...]. wes oder wie des klegers bit vnd meynung sy.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Also hoch ist (leider) der Menschen [...] vngewisses vnnd vnbestendig vrtheil, sinn vnd meinung zu vnser zeit gestiegen.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
26, 4
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Es gee nu für sich mit deiner meinung, das ein mensche aller künste, hübscheit und wirdigkeit vol sei.
Logau. Abdank.
168, 7
(
Liegnitz
1651
):
Nach meiner meinung / ist der beste FRJEDE; Hier der FRJEDE im Gewissen mit GOTT: Dort / im Genissen bey GOTT.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Denn auch die Heyden sind der meynung gewesen / das unserer Arbeit bester theil dem Vater⸗land gebuͤhre.
Reichert, Gesamtausl. Messe
5, 20
(
Nürnb.
um 1480
):
des priesters meynung sol nicht seyn, das ein dieb sterbe.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
das si aͤllú irú werch tet in der mainung reht alz ob si vor Gottes antlút stuͤnde.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
8r, 9
(
Zürich
1521
):
vnd mich betrieg dann min meinung / meint er mit disem eben das.
Maaler (
Zürich
1561
):
Meinung die wol erwaͤgen vnnd erdauret ist. Pensata sententia.
Ukena, Zuger Trag.
2457
(
halem.
,
1598
):
Do bin ich ouch, was ist es jetz | Dein meinung nun vfs Bretspil setz.
Morrall, Mandev. Reiseb.
4, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz ich diß buͦch in frantzoser sprach machet, dar umb [...], und daz ich ouch dester baß den lútten moͤcht ze verstond geben min maynung.
Heydn. maister
18v, 1
(
Augsb.
1490
):
Diser hat seins maisters Taletis mainung vnd opinion verwandlet.
Moscouia
B 1v, 9
(
Wien
1557
):
wo heer der Namen [Rvssia] khumbt / sein mancherlay mainung.
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
6, 18
;
7, 11
;
Ralegh. America iijv, ;
Perez, Dietzin
1, 209, 7
;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
404b, 28
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
15, 19
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
136, 7
;
257, 22
;
Opitz. Poeterey
15, 23
;
Franck, Decl.
354, 8
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Behrend, Spangenb. Anbindbr. ;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 555, 5
;
Schorer, Sprachposaun
41, 18
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Vgl. ferner s. v.  4, ,  4, (
das
2,
2
 7.
3.
›Inhalt, Sinn, Gedanke; Äußerung, Erklärung; Satz, Formulierung als Ausdruck eines Gedankens (im Unterschied zum bloßen Wortlaut)‹; auch: ›Lehre‹;
vgl.
2
 24.
Phraseme:
in kurzer meinung
›kurz zusammengefaßt‹;
das hat seine meinung
›das will heißen‹.
Bedeutungsverwandte:
 5,  7, ,  2, (
der
1,  5, , , ; vgl. (
der
1, (
das
2, (
das
).
Syntagmen:
die / eine m. anheben / entdecken / leren / reden / treffen / verstehen / vollenden / zerstören, eine m
. [wo]
hin(ein)setzen, die m. mit worten beschirmen
›verschleiern‹,
jm. eine m. fürwenden
;
die m
. [wo]
stehen
;
etw. die m. sein
;
auf einer m. bestehen, auf eine m. revozieren
›sich einer Formel, Formulierung anschließen‹,
jn. auf eine m. befragen / bitten, in der m. von etw.
(z. B.
von dem geheimnis
)
einhellig sein
;
die dunkle / verständige m
.;
der sin der m., der teil der meinungen
›einzelner Aussagen‹;
die m. Pauli
; im Übergang zur Präp.:
meinung des [...]
›laut‹.

Belegblock:

Mannack, Rist. Pers.
256, 27
(
Hamburg
1634
):
ey sage mirs doch etwas deutlicher / ich verstehe deine meinunge nicht.
Luther, WA (
1531
):
Jn Moisi Reich und ampt were es ein anders gewesen, das hat seine meinung, das ampt ist da, ob er, der richter schon eben die selbige sunde an ihme hatt, das schadet nit.
Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
54, 9
(
um 1571
, Hs.
1615
):
wie dan auch der Text Moises bezeiget sambt der mainung Pauli, also daß der Mensch [...].
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
sô verstüendet ir mînen sin und den grunt aller mîner meinunge, den ich ie gepredigete.
Skála, Egerer Urgichtenb.
35, 12
(
nwböhm.
,
1562
):
Bestehet vff seiner vorigen mainung das Er vnschuldig.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
51, 17
(
schles.
,
1364
):
daz habe w‘ ingenomen meynunge vnde luͤte Aldirhantuesten dez hochgebornen fursten [...] seligis gedechtnisses.
Reichert, Gesamtausl. Messe
13, 23
(
Nürnb.
um 1480
):
Was die ding alle bedeuten seyn, werdent ir in kurtzer meynung vernemen.
Dietrich. Summaria
20v, 32
(
Nürnb.
1578
):
der Euangelist hat / [...] / der Griechischen Bibel gefolget / vnd trifft doch die meinung zusam͂.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 5, 5
(
Hagenau
1534
):
Socrates / Pythagoras / haben wenig wort geredt / aber viel meinung.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1379
):
und tun si [ansprach ...] ab [...] an allen iren begriffungen, meynungen und punten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
39, 9
(
halem.
,
1534
/
5
):
Alls erstlich – das ruͤttlj oder strichlj / darmit man wortt von worten / oder teyl der meynungen / von meynungen / absündert / und [...] / pausiert / ein wenig still gehallten / oder aatem gereycht zuͦ werden. Dient zuͦ grosser fürdrung des verstands / vnd teilt ab die meynungen / so sust zerstoͤrt werdend so man der punctierung nit acht nimptt.
Bauer, Geiler. Pred.
467, 27
(
Augsb.
1508
):
beschirmende wort / das ist da ayner niemand in seinem guͦtbeduncken will undergeen / unnd sein mainung alzeit mit seinen worten thuͦt beschirmen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
die [evangelische pfarrer] haben all revocieren müssen, vast auf die mainung wie dem bischoff von Augspurg.
da hat ain rat und gericht hie zuͤ Augspurg dem herrn von Lier anstat der kay. mt. geschworen, vast die mainung des alten aidts.
Andreae. Ber. Nachtmal
21v, 15
([
Augsb.
]
1557
):
weil die Euangelisten die stifftung vnd einsatzung des hailige͂ Nachtmals nit mit einerlay worten beschriben haben: im͂ sinn aber vnnd maynung von disem gehaymnus einhellig seyen.
Rot
335
(
Augsb.
1571
):
Parenthesis, Interpositio. Ein vnter oder zwischen setzung / da man ein gantze meynung zwischen einer vnuolkomnen Red hinein setzt.
Meisen u. a., J. Eck
31, 13
(
Ingolst.
1526
):
und habend [...] dise meinung fürgewendt den gelaͤrten des bischoffs.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
darin [brief] stuend nit mêr dan dise nachvolgend mainung mit gar kurzen worten.
Moscouia
B 3v, 34
(
Wien
1557
):
vnd mit puechstaben darein [Hiernschalle] setzen lassen dise maynung. Frembdes suechend hat das seine verlorn.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
5, 1
;
Reichert, a. a. O.
16, 31
;
96, 28
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Vgl. ferner s. v.  3,  4,  3, .
4.
›nicht bezweifelbare Tatsache, Faktum, Sachverhalt; Bewandtnis‹.
Phraseme:
etw. hat eine sondere meinung
›etw. ist ein anderer Fall‹.
Bedeutungsverwandte:
 10, 11; vgl. (V.) 4 (subst.),
1
 4,
1
(
die
8.

Belegblock:

Pfefferl, Weigel. Gn. S. 
191, 26
(
Magdeb.
1615
):
So ist doch der Grund vnd Meynung vber alle / daß Christus der newe innere Mensch sey.
Dietrich. Summaria
25v, 3
(
Nürnb.
1578
):
Mit den andern Kindlein / so inn mutter leib sterben / oder sonst zur tauff nit koͤnnen kommen / hat es ein sondere meinung.
Warnock, Pred. Paulis
7, 243
(
önalem.
,
1490
/
4
):
daz der mensch alles sin leben sol buwen uff daz fundament ainer guͦtten [...] mainung.
Chron. Augsb. Anm. 3 (
schwäb.
,
v. 1536
):
wann man im die mainung ain wenig sagt, so kund er es von stund an dichten.
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
vnd woͤlt gern das gantz lesen vom jm selbs lernē, mit dem het es dise mainung.
5.
›auf ein bestimmtes Ziel, auf einen Zweck gerichtetes Vorhaben; Plan, Absicht, Wille; Vorsatz; der Zweck, das Ziel selbst‹; hier anschließbar: ›letzter Wille, Testament‹ ();
vgl.
2
 3.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
(in) der meinung / auf meinung
(letzteres seltener) ›in der Absicht, daß [...] / zu [...]‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2, (
das
34,  3, , ,  1,  1, , , , ; vgl.  3,  4,  4,  89, (
der/das
3,  3,  1,
1
 2.
Syntagmen:
die m. haben / anschlagen / anzeigen / eröfnen / fürsetzen
›sich vornehmen‹,
gewinnen / zerbrechen, verstehen, eine m. an jn. bringen, auf etw. richten, got die m. ansehen
;
etw. js. m. sein, js. m
. (Subj.) [wie]
sein, js. m. sein, das [...]
+ Hauptsatz /
zu
+ Infinitiv(satz),
js. m. jn. richten, etw. der m
. (Gen.)
geschehen, das [...], etw. guter m. tun
;
einer m. wiedersprechen
;
aus einer m. bedacht sein, zu [...]
, [etw.]
in der m
. [tun],
das [...] / zu [...], jn. in einer m. befestigen, etw. in einer m. geschehen, jn. zu einer m. reizen
;
die m. des keisers / herren / herzen, der majestät
;
die arge / argwönige / böse / echte / falsche / gerechte / gute / irrige / rechte / teuflische / verfürerische / verkerte m
.;
die m. gottes, des volkes
;
die m. in den werken
.

Belegblock:

Schöpper, Vorrede (
Dortm.
1550
):
Nit der meynung: als soͤlle͂ hinfurter die Westphelingen gãtz Oberlender werden.
Ebd. :
VOLVNTAS. Will hertz gemuͤt sinn meynung anmut wollgefall.
Luther, WA (
1544
):
des Herrn Christi meinung ist nicht, also die Busse zu predigen, dass man [...].
Denn es [heimlich beschlaffen] geschicht ia ynn dem namen und meinung der Ehe.
Wenn sie solche vermanung hoͤreten und wuͤsten, das die meinung mit dem beruff hette, wuͤrden ettliche frome hertzen solche winckelprediger und Meuchler wol anzeigen dem Pfarher.
Pfefferl, Weigel. Ges.
5, 6
(
Hamburg
1646
):
Gottes Wille vnd meinung ist heute gestern vnd in ewigkeit, das [...].
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2031
(
Köln
1476
):
Jn der meynongh was dat geschyet, | Dat man des sould erlouffen nyet.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
18, 11
(
omd.
,
1487
):
Waßer werck der mensch begÿntt, richt ÿn sein meÿnūg. Jst dÿ meÿnúng boße das werck seÿ wÿe gütt es wolle, es wirtt auch boße.
Opitz. Poeterey
22, 5
(
Breslau
1624
):
die auß keiner boͤsen meinung meinen gueten namen dadurch zue erweitern bedacht gewesen sein.
Gille u. a., M. Beheim
139, 309
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Waz er guthait mag pflegen, | volbringen ader tun furbas | nur in solcher mainung von des | ewigen lebens wegen; | So ist daz allez ungenem | got unserm lieben hern.
Ebd.
142, 242
:
und daz geschiht dann vane | Der ersten mainung wegen, | dy dann der mensch dez margens haͮt | gehaben, [...], | als ich vor fur waz legen, | Es sei dann daz der mensch dar nach | ain verkert mainung gewinn.
Dietrich. Summaria
18v, 1
(
Nürnb.
1578
):
sie [Juͤnger] fasten vil / solches ist nit der meinung geschehen / das sie damit jnen ein weg zum himel machen / [...] / sonder darumb [...] / das es ein leibs uͤbung wer.
Thiele, Minner. II,
11, 127
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
zerbrochen wirt nit myn meynung, | eynung ist mir die best wal.
Lemmer, Brant. Narrensch.
39a, 1
(
Basel
1494
):
Wer oͤfflich schleht syn meynung an | Vnd spannt syn garn fuͦr yederman | Vor dem man sich lycht huͤtten kan.
Ebd.
110b, 18
:
Syn meynung ist / er wolt gern schmehen | Vnd eym zuͦ faßnacht eyger legen.
Schib, H. Stockar
163, 12
(
halem.
,
1520
/
9
):
das ich bar zyssett hyan und us guttar mianug das gethon.
Ruh, Bonaventura
325, 12
(
oschwäb.
,
2. V. 15. Jh.
):
das sy [menschen] das hertz wol behütten, die zeit nützlich vertzeren, das recht mainung in allen wercken fürsatzen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
49, 20
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
daz ist dar umbe, wan sin meinung ist vor sinem werke.
Sappler, H. Kaufringer
7, 105
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
westen nicht die rechten mär, | wie der frawen mainung was.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
und ist sein [leuz, vogel] mainung, er well seineu air lebendig machen mit gesang.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
85, 29
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
so mag doch aigenleich daz gehaissen menschleichew gedaͤchtnuͤss oder petrachtnuͤsse, daz vnder den zwain gemain der gedaͤchtnuͤsse fursatz vnd maynung hat ze weltleichen vnd fleischleichen irrsal, pesunderleich an dem glauben vnd wurchunchenden dingen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
do fügt sie sich zuͦ sand Heimran auf meinung rat von dem lieben heiligen zuͦnemen.
Meisen u. a., J. Eck
31, 32
(
Ingolst.
1526
):
wie vil gelerter lüt [...] in ier stat an komen syend der meynung sich [...] uff die außgeschribnen disputation zuͦ verfuͤgen.
Luther, a. a. O. f.;
Stambaugh, Friederich. Saufft.
49, 5
;
Mieder, Lehmann. Flor. ;
Quint, Eckharts Pred. ;
v. Keller, Amadis ;
v. d. Lee, a. a. O.
17, 31
;
18, 5
;
20, 1
;
Opitz. a. a. O.
41, 14
;
Mon. Boica, NF.
2, 1, 273, 5
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Lauchert, Merswin ;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Roloff, Brant. Tsp.
102
;
Warnock, Pred. Paulis
25, 87
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
55, 2
;
Meisen u. a., a. a. O.
10, 13
;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Moscouia
C 4r, 43
;
UB Zug E
27, 27
;
Mommert, Humery.
1965, 150
.
Vgl. ferner s. v.  4,  3,  17,  8,  2,  1,  1.
6.
›soziale Bedingung; Entscheidung, Beschluß eines befugten Gremiums; Vorschrift, Weisung, rechtliche Regelung, sozial und rechtlich verbindliche Festlegung wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Handelns‹; auch: ›natürliche Bestimmung, Ordnung‹.
Gehäuft obd.
Bedeutungsverwandte:
1
 12,  7,  1, ; vgl.  3,  2,  2,  2, , (
der
2,  1.
Syntagmen:
die m. rügen / schweren / sprechen / urteilen / verkünden, jm. eine m. fürhalten / offenbaren / vorlesen
;
js. m. sein, das [...]
;
die m. der majestät / natur, des landfriedes / rates
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Nürnberg
123, 22
(
Nürnb.
1484
):
soͤllen Ritterspil Schachzabel vnd geringe erlawbte spil auf maynung eines Rats gesetze zugegebe͂ hierinn auch nit verpotten sein.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Dise meinung zeschweren ist ufgesezt und bisshar gehalten worden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
als man nun den fürsten, herren und stetten erzelt und geoffenpart hat die mainung des lantfrids, das gefiel nun allen fürsten.
Ebd. (zu
1548
):
und were der kay. mt., [...], ernstlicher bevelch, will und mainung, daß sie sich mit iren predigten dem Jnterim gemeß halten solten.
Ebd. (
1544
/
5
):
als inen aber die mainung, daß sie aller und jeder gewerb mießig stehen solten, verkündt worden ist, do habend etlich dovon gelassen.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
85, 47
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
naturleiche maister der sitte, die da die lewt [...] lernten, recht vnd ersamchleich ze leben, [...], daz der natur vnd ir züaigung maynung vnd schikchung was.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1494
):
Die obgeschriben mainung wirdet järlich in der freisässenstift mit mer worten gerüegt, gefragt und zu recht gesprochen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
106, 28
;
Vgl. ferner s. v.  2.
7.
›existentielle Neigung, Ausrichtung, Bezogenheit des Menschen auf seine profanen Eigeninteressen, auf das eigene, diesen Interessen verhaftete Selbst, auf alle den Weg zu Gott verhindernden, die mystische Heiligung störenden Gegebenheiten‹; zum anderen können Glaubenstatbestände den Zielpunkt von
meinung
bilden (vor allem Gott); infolge der
menschheit
Gottes und der Gottesebenbildlichkeit des Menschen auch: ›als Absicht, Zweck gedachte Existenz Gottes‹; teils Öffnung zu: ›existentielle Liebe des Menschen zu Gott und Gottes zu den Menschen‹; vgl. am ehesten
2
 7.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion‘, speziell der Mystik, auch der Didaxe.
Bedeutungsverwandte:
1
 1,  12356,  3,  1,  1,  2,  46, ; vgl.  3,  2,  4,  10.
Syntagmen:
eine (rechte) m. haben, m. auf got haben, seine m. mit got vereinen, minne m. wollen, die (irdensche) m. töten, die m. den creaturen geben
;
gottes m
. (Subj.)
gebären sein, die m. die kräfte ziehen, js. m. gerecht / götlich sein, sich in eine einfaltigkeit samenen
;
in der m. fest stehen, sich in seiner m. unbetrogen finden, got mit der m. anhangen, sich mit der m. zu got keren, mit der m. zu ewigen sachen geleitet / gewiesen werden, etw. nach (rechter) m. richten, das herz von eigener m. ledigen
;
die m. des herzen / gemütes, an den werken
;
die aufgehende / auftragende / einfaltige / gute / innige / rechte m
.;
der anfang, das werk der m
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Der mensche, der eine rehte meinung hât in allen sînen werken, der anevanc der meinung ist got und daz werk der meinunge daz ist er selber und ist lûter götlîchiu natûre und endet sich in götlîcher natûre in im selber.
Gotes hœhstiu meinunge ist gebern. Im engenüeget niemer, er engeber denne sînen sun in uns.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wan des menschen méinunge an den werken gereht und götlich ist.
Strauch, Par. anime int.
49, 19
(
thür.
,
14. Jh.
):
darumme ist bekentnisse bezzir dan minne, wan ez leidit di minne. abir minne wil begerunge und menunge.
Ebd.
56, 34
:
alse di sele foreinit ist mit urre begerunge und menunge und mit urre minne, so inist si noch in zit noch in stat.
Jostes, Eckhart
62, 13
(
14. Jh.
):
alle meinung, gerung und wille und verstantnuͤzze sament sich in ein einfaltikeit.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
me werdent wir hie meineidig wenne wir mit willen und mit beroteme muͦte unser hertze und unser meinunge einigen creaturen geben.
Ebd. (
1359
):
die [menschen] muͤssent vor irre hertzen lidigen von eiginer minnen, von eigener meinunge und von eigeme willen und gelossen sin in sworheit.
Als der mensche die irdensche meinunge getoͤtet hat, so setzet Got sine stat uf.
Eichler, Ruusbr. steen
91
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
wie der mensche guͦt ist mit sitlichen túgenden, mit rehter meinunge, vnd wie er geistlich werden mag mit innewendige tugende vnd einunge mit got.
Ebd.
456
:
hie mit lat er im genuͤgen, wan er vindet sich selber vnbetrogen in siner meinunge vnd getruwe in sime dieneste.
Ders., Ruusbr. obd. Brul.
1, 848
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Das
[viele
namen
]
ist die wise vnd das bekentnisse, die wir got gegenwertig haben súllent in der meinunge.
Ebd.
3, 57
:
er muͦs von innen gotte anhangen mit zvͦfvͤgender meinungen vnd minnen, reht als ein enbrant gluͤiende fúr.
Illing, Albert. Sup. miss.
986
(
els.
,
n. 1380
):
also daz vnser wonunge wurt in den himeln mit einer rehten wandelunge in allen werken gerihtet noch rehter bescheidenheit vnd rehter meinunge.
Schmidt, Rud. v. Biberach
42, 6
(
whalem.
,
1345
/
60
):
menslichv́ ,meditacio ist ein flissigú meinung des gemvͤtes ze suͦchenne mit erbeit die warheit‘.
Quint, Eckharts Pred. ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 211
;
1641
;
1738
;
Strauch, Schürebrand ;
Schmidt, a. a. O.
166, 6
.
Vgl. ferner s. v.  1,  5.
8.
›Sinn, Bedeutung, Aussage, tieferer Gehalt einer zeichenhaften Gegebenheit (z. B. von Wörtern, Texten, auch von Wunden, Handlungen)‹;
zu
2
 8.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
die
1,  1,  12347, ,  5.
Syntagmen:
eine m. wiederholen, etw
. (z. B.
das testament
)
eine m. haben, j. eine m. im herzen haben
;
die m
. (Subj.)
auf deutsch sein
[+ Hauptsatz],
die m. sein, das [...], die m
. [wo]
beschlossen sein
;
der m. nichts nemen
;
etw
. (z. B.
vocales
)
in einer m. fürnemen
›verstehen‹;
die m. der worte / der wunder, der heiligen messe
;
die m. in dem text
.

Belegblock:

Luther, WA (
1536
):
Non est vetus testamentum historia rerum ab initio, hat gar ein viel ander meinung.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
was die krafft vnnd meinung dieses Verè sey.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
73, 17
(
Nürnb.
1548
):
Vnser Vatter in den himeln / oder / Vatter vnser der du bist im himel. Denn solche enderung / nimpt der meinung nichts / vnd ist zu beyden teilen diß die meinung / das [...].
Illing, Albert. Sup. miss.
2804
(
els.
,
n. 1380
):
Dis gebet lere der moͤnsche, das er den sin vnd meinunge in sime herzen habe, das er es kuͥnne betrahten in der messe, wenne hie inne ist beslossen die meinunge vnd craft der heilgen messen.
Sappler, H. Kaufringer
17, 108
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
noch haun ich kaum halben tail | der selben wort mainung und hail | ausbesunnen sicherlich.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
die mainung in dem text ist allso. als ob er spraͤch. [...].
Andreae. Ber. Nachtmal
23r, 15
([
Augsb.
]
1557
):
das man fürnaͤmlich auff den siñ vnd mainung / vnnd nicht auff die blosse wort achtung haben solle.
Niewöhner, Teichner
311, 93
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
da pey ist mir unbechant | seiner wunder mainung.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
wiewol sy [vocales] in dem anfannckh nicht in der meynung furgenomen sindt worden.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1525
):
Es ist meertail nur dy mainung der handlung geschriben, es wer ein ganz libell.
Mathesius, a. a. O. ;
Reichmann, a. a. O.
249, 21
;
Illing, a. a. O.
115
;
Vgl. ferner s. v.  5, (V.) 4.
9.
steht mit Adjektivattribut oder (seltener) mit gen. explicativus für den Inhalt des Adjektivs bzw. Genitivs.
Phraseme:
zu der lezten meinung
›letzten Endes, schließlich‹.

Belegblock:

Küther, UB Frauensee
393, 24
(
thür.
,
1530
):
hat er die geprechen, [...], seinen f. g. untherdeniger meynung [...] zu erkennen geben wollen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
191, 8
(
thür.
,
1474
):
Unde also danach dy beschuldigeten mennere antwertten unde yrer antwert meynunge
[›ihre
antwort
‹]
erczelin.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
19, 50
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
so tut es im doch czu seiner leczten maynung oder czu seinem leczten ende mer dann die bekantnuß aller nydern dinge.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
73r, 5
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das fúnftzehent ist ein pflaster von den wurczen uff die vorgeseiten meinung
[›wie gesagt‹]
: 15. Rp. radicis malue visci.
Jörg, Salat. Reformationschr.
45, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
Welche gar mit gantz verstendiger meynung
[›verständlich‹]
/ hatt angezeygt under andermm / die straaf und plag über Rom.
Steer, Schol. Gnadenl. 3, A
2
,
299
(
schwäb.
,
1447
):
wann der naturlichen bewegung an dem werck nach volget die mainung
[›Ziel‹]
ains rechten endes.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
/
4
):
Damit wir wider auf unsere alte mainung komen: nachdem wir dem vorsteer und eehalten haben urlaub geben, ist [...].
Ebd. (
1544
/
5
):
die weill dis buch mer mitt ainer dapferen, burgerlichen ainfalt dan mit hocher, Rettorischer art vnnd mainung zu beschreiben fürgenomen.
Nun will ich [...] zu dem gantzen handel des anfangs der zunftlichen regierung auch greiffen und denselben [...] on abbruch der warhait nach historischer art und mainung
[›nach den Grundsätzen der Historie‹],
[...], gantz ordenlich ertzelen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
76, 18
(
tir.
,
1464
):
Da mit das ich nicht ge von meiner mainung, so wil ich widerum chömen an den anfankch.