meditieren,
V.,
aus
lat.
meditārī
›nachsinnen‹
(
Georges
2, 846
).
›über etw. nachdenken, nachsinnen (im allgemeinen Sinne)‹; diese Nuance schwach belegt; speziell: ›im Vertrauen auf Gottes
einsprechen
denkend, einbildend, betrachtend, schauend mit den christlichen Heilstatbeständen beschäftigt sein, etw. in religiöser Andacht zu erkennen trachten‹, jeweils gedacht als eine Stufe auf dem
wege
, der
strasse zu got
.
Kennwort der Mystik Rudolfs von Biberach (s. u.); auch bei
Luther
belegt.
Bedeutungsverwandte:
 45,  45,  7, (V.) 34,  1, , , (V.) 1.
Syntagmen:
tages / nachtes m., das gemüt
(Subj.)
m
.;
j. die ehe
(Akk.obj.)
m.
; oft subst.: ˹
m. etw. sein
(+ Definition),
das einsprechen gottes das meditieren anheben
›beginnen lassen‹,
das meditieren ein jagen / suchen mit innigem gemüte sein, got mit js. geist, mit jm. im meditieren reden, das wort sich js. geist im meditieren geselligen / zufügen
;
das meditieren ewiger dinge
;
das fleissige meditieren
;
der palast des meditierens
˺.

Belegblock:

Luther, WA (
1539
):
meditirn, das ist: Nicht allein im hertzen, sondern auch eusserlich die mündliche rede und buchstabische wort im Buch jmer treiben und reiben, lesen und widerlesen, mit vleissigem auffmercken und nachdencken, was der heilige Geist damit meinet.
Schmidt, Rud. v. Biberach
16, 7
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Der erst weg ist rechtv́ meinvng. Der ander weg ist ewiger dingen meditieren, das ist betracten. Der dritte weg ist ewiger sachen clares beschowen. Der vierde ist minsamv́ beweiget vnd hertzunge. Der fvnfte ist ewiger dingen heimliche ofnunge. Der sechste ist vnphintlichv́ gottes bekorunge. Der sibende ist got formliche wúrkvnge.
Ebd.
36, 8
:
merkent, wie got mit vnserm geist in vnserm meditieren ret.
Ebd.
42, 10
:
want das gottes in sprechen gat vor vnd hebt an das menslichvͥ meditieren, want „vnser genuͥcht“, [...], „ist von gotte“.
Ebd.
45, 3
:
so wir meditieren nachtes vnd tages sine ê [...], so svͥllen wir vuͥrwar an zwifel wissen, daz (got) vnser gemal (vnd unser frvͥnt) gegenwuͥrtig ist.
Ebd.
46, 20
:
want daz ewig wort sich vnserm geist geselliget vnd zvͦ fuͤgt in sinem meditierenne.
Ebd.
50, 5
:
Daz meditieren vnd betrachten ewiger dingen ist ein iagen vnd suͦchen mit sinnigem gemvͤte, [...]. Vnd da merken wir, das der menschlich geist mag mit dem meditierene nuͥt in rvͥwe gesetzzet werden, vnzent das im mit der beschovd erzoͮget wird, das er mit dien gedenken suͦchte.
Ebd.
114, 24
:
Ist daz gemuͤt nuͥt gebunden, so es aller dingen vergisset, daz es nuͥt anders meditieren mag.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Meditirn, Trachten / gedencken / nachsinnen / ein ding wol besinnen / auff ein ding speculirn / vnd gedacht sein.
Schmidt a. a. O.
3, 9
;
35, 2
.