maulwurf,
der
;
–/
meist
-en
, auch
-e
und
;
etymologisch stark deformiert;
in der Folge hochgradige Formenvarianz: Erstglied auch
mault- / molt- / mult-
sowie
mu-
(z. B.:
maultwurf, moltwurf, multwurf, muwurf
), Zweitglied auch
-fel, -werf, -worf, -wurm
(z. B.:
maulwurfel, maulwerf, maulworf, maulwurm
), s. und
Kluge/S.
2002, 606
.
– Zur Wortgeographie von ,talpa / Maulwurf‘ in den rezenten dt. Mundarten s.
Dwa
3
.
›Maulwurf‹; über die Zuschreibung von ,Blindheit‘ auch ütr., dann dehumanisierend für: ›subversive, der Mehrheitsgesellschaft entgegen handelnde Person‹ (z. B. von Juden, den Kölner Webern geagt); als Metonymie (vereinzelt): ›Maulwurfshügel‹.
Zum ,Wissen / Denken‘ über den Maulwurf s.
Lex. d. Mal.
6, 409
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , ,  1, (
der
1, , , , , (
wer-
,Wetter‘?), .
Syntagmen:
den m. ausgraben / fangen / vertreiben, einen m. anbeten
(als
abgot
),
den m. in einen hafen tun
(zur Arzneiherstellung);
der m. arbeiten / aufwerfen
(letzteres elliptisch),
haufen machen, jn. verwittern, im garten sein, die wiese durchboren, blind / listig / schwarz / unrein sein,
˹
in blindheit bleiben, das liecht scheuen, nicht glauben, das [...], unter der erde liegen
˺ (jeweils von Personen);
der geizige gleich einem m. alles aufeinander haufen
;
die leber von einem m. nemen
(zur Herstellung von Tierarznei);
der blinde / irdische / irrische m
.
Wortbildungen:
maulwurffaher
,
maulwurfshaufe
.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
2, 20
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
an deme tage wirt eyn mensche wegwerfen di abgote [...], das er anbette moltwerfe
[
Wormser Proph.
1527:
maulwerffen
;
Froschauer
1530:
Schaͤren
;
Luther
1545:
Meulwürffe
]
und vledirmuse.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
mer doch envonden si [heren] niet vil: die wever moisten moultwurme werden ind laegen under der erden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
78, 26
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das auß einer tragenden kalben ein gute nutzbare melkkue werde. So nimb von einem maulwurf die ganze leber.
Ebd.
129, 6
:
Wann nun in einem garten [...] sehr viel maulwurfe seind, soll der maulwurffaher [...] ausgehen und [...].
Ebd.
263, 6
:
Winter und Fastenzeit [...] mag man [...] die hügel und maulworf zurzihen
[hier: ›-hügel‹].
Mylius (
Görlitz
1577
):
Grumus Moltwurffhauffen.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
Ich weiß, das sie dir gereit selbs milch geit, | So hat sie ein wisen an eim ort, | Dan das sie die maulwerfen haben durchport, | Und ist nit ferr von dem mistgraben gelegen
(obszön).
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
und tu irdische maulberff, barumb magstu auch nit glauben daz Got mocht machen daz ein juckfrawe mocht gepern?
O du irrische maülberff
[Bezug auf die Juden],
bleibst noch in deiner plinheyt?
Franck, Decl.
343, 18
(
Nürnb.
1531
):
Zu anderer faͤl außzuoͤrttern vnd zuerkennen haben sie vil augen / zu jren eygen felen seind sie blindt als die maulwerffen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
vnd die edechs. vnd der maulwerff
[
Luther
1545, 3. Mose 11, 30:
Maulworff
]
: alle dise ding die sint vnrein.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
317, 18
(
Genf
1636
):
maulwerffshauffe / m. La motte d’vne taulpe, Talpæ gleba.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
von den tieren die underm ertrich wonnent, als den missen, scherer oder muwerffen.
Deinhardt, Ross Artzney
339
(
oobd.
,
1598
):
Nimb ain neuen haffen, thue darein ain müllwerffer oder schern – mach im woll zue – vnd prenn ihn zue puluer.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
236, 32
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
133, 2785
;
Ermisch u. a., a. a. O.
128, 21
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Schmitt, Ordo rerum
306, 18/23
;
Hulsius
O iiijv
;
Tpma
8, 150
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .