materie,
die
;
-n
, auch
/
-n
, teils lat. Formen, im Pl. dann
-alia
(vgl. 2; dazu ).
– Zur Kulturgeschichte des sog. ,Begriffs‘
materie
s.
Lex. d. Mal.
6, 375
ff.
1.
›Urstoff, Substrat, Substanz alles Werdenden sowie des Gewordenen / Seienden‹; der Urstoff wird teils als sinnlich faßbar, oft als fest, mit diesen Eigenschaften Form präsupponierend, dennoch mehrfach als
ane form
gedacht; bei nicht stofflich denkbaren bzw. gedachten Bezugsgrößen wird ein Urstoff ex negativo, durch Verneinung alles Stoffhaften, vermittelt und damit doch an stoffbezogenes Denken und Sprechen angebunden; in naiver Fassung ist
materie
›Ausgangsstoff, aus dem durch Formgebung etw. hergestellt wird‹.
Zur Sache:
LThK
1962, 7, 163
f.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,  3,  3, (
die
10,  1 (mehrfach),
2
, ; vgl.
1
,
2
 2.
Syntagmen:
die m. in dingen behalten / bekennen, x materien
[wo]
finden, die m. pro forma nemen, das insiegel, der pfennig m. haben, die sele die m. verloren haben, silber die m. auswerfen, das feuer die m. enzünden, zu asche machen
;
die m
. (Subj.)
etw. erfordern, der form begeren, mit der form einig sein, der natur (nicht) entschleifen
;
die erde, die sele, das herz (eine) m. sein
;
j
. (z. B.
got
)
der materien nicht bedürfen
;
gottes geist, die form ane m. sein, das feuer nicht ane m. stat haben, etw. aus m. formieren
(z. B.
die münze
)
/ machen
(z. B.
dinge
)
/ zeugen
(z. B.
götzen
),
die sele aus keiner m. gemacht sein, got die sele in der m. glorifiziert haben, von m. etw. machen, die sele von der götlichen m. gemacht sein, der mensch von der m. gekommen sein
;
die m. des brotes / feuers / kindes, der hostie / minne, der erde, der metalle, der 4 elementen
;
die blosse / götliche / grundlose / himlische / köstliche / rechte m
.;
die schuld, der nachgebure, die unteilliche, die verserung der m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
darumb seyn wir gnadloß, dorr und des ewigen fewrs materien worden.
Ders. Hl. Schrifft.
Bar. 6, 24
(
Wittenb.
1545
):
Aus allerley köstlicher materien
[
Dietenberger
1534:
vmbgelt
]
hat man sie [Götzen] gezeuget.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu materie, dâ got alliu dinc ûz gemachet hât, daz ist snœder dan ein kol wider dem golde. Der einen haven machen wil, der nimet ein wênic erde: daz ist sîn materie, dâ er ane würket. Sô gibet er im eine forme, diu ist in im, diu ist in im edeler dan diu materie.
Voc. Ex quo, M
194
(
Eltville
1467
):
Materia eyn materi – dicitur quasi ›mater rei‹ in uocibus et scientiis.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
iz [insegel] dru ding an im sol haben: | materien formen mit buchstaben.
Jostes, Eckhart
2, 34
(
14. Jh.
):
Di materie und di forme und di verstantuzze und daz wesen daz hat si [sel] in der einichait verlorn.
Ebd.
30, 10
:
Swer bechent ein materie in allen dingen, der bleibet unberuͤrt, wan materie ist ein sache der form; doch mag materie nicht besten an form, noch form an materie.
Strauch, Par. anime int.
33, 8
(
thür.
,
14. Jh.
):
hi ane ist uns bewisit di grundelose materie dissis kindis
[Jesus].
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 17, 17
(Hs. ˹
omd.
/
schles.
,
14. Jh.
˺):
Zwar ich
[Maria]
binz aller tugent nature | und der materjen nachgebure.
Langen, Myst. Leben
220, 6
(
nobd.
,
1463
):
Die sel ist komen von dem himelischen landt des väterlichen vnd des gotleichen herczen / vnd ist gemacht von der gotleichen materien der mynne.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
so wirt in eim moment | Der leichnam fran | Die war persan | Gocz sün, doch an | Materig kan | Das nit werden gethan.
Reichert, Gesamtausl. Messe
143, 3
(
Nürnb.
um 1480
):
die recht materi des protes, so aufgesetzt ist und geordnet von der kirchen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz Cristus menschlich natur an sich nam in einer unteillichi der materien.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Er [phenning] sol haben sin gewicht und sin materie, sin múntze und sin bilde.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
der von der matery
[
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
erden
;
Luther
1545, Weish. 15, 13:
thon
]
der erde macht die krancken vaß vnd die gegossen.
Warnock, Pred. Paulis
6, 95
(
önalem.
,
1490
/
4
):
hett in [den menschen] gott von ainer himelschen materi gemacht, so hett er nit zergengklich mugen werden.
Sudhoff, Paracelsus (
n. 1560
):
Ich sage aber, das in disem mineral gefunden werden drei substanzen und materien, als nemlich mercurius, sulphur und ein mineralisch wasser.
Maaler (
Zürich
1561
):
Materi (die) Allerley zeüg oder rüstung darauß man etwas macht.
Dreckmann, H. Mair. Troja
16, 8
(
oschwäb.
,
1393
):
ez ist auch natürlich, daz ain yeglichiu fraw dez manns allzeit begert, reht alz diu materi begert der form.
Rot
288
(
Augsb.
1571
):
æs gelt / dann man spricht / er hat nit es / das ist gelt: Vnd wirt also materia pro forma genommen.
Ebd.
328
:
Materi vom wort Materia oder materies, allerley zeug / darauß man etwas machen kan / Als Stain / kalch / holtz vnd dergleichen seind / ein materi eines Hauß.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Daz feur hât die art, daz ez sein materi, dar ein ez aribaitet, ze aschen macht.
Niewöhner, Teichner
693, 11
(Hs. ˹
moobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
dye natur nicht furbas mag, | wann ir die materi entsleifft.
Ebd.
17
:
das er [got] da mit tet volfüren | allew dinck sunder rüren | das er nit pedarfft materi.
Ebd.
23
:
ein iglich maister muß besorgen | dy materi zw den sachen.
Buijssen, Dur. Rat.
7, 24
(
moobd.
,
1384
):
und [die jungern] behielten di ler in worten und di materig in dingen, daz ist ym brot und im wein.
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb.
120, 17
(
oobd.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
das dz lebendig queckh sylber Coagulierlich und das lebendig gekhocht sylber schweblisch sein die ersten matteri aller mettalen.
Ebd.
124, 28
:
wan sye
[
sun = sell
›Seele‹]
hatt die khrafft, von dem aller hochsten gott, der sye beschaffen hatt, und in der ersten matterj glorificiert und in dem forem gewirdigt, das der forem mit ainer solichen lieb ist gepunden an dy matterj, und die matterj ist so gar ainig mit dem forem, das sye durckh khain khrafft des feuers mug zerstört und von ein ander geschayden werden.
Quint, a. a. O. ;
Ders., Eckharts Trakt. ;
Pfefferl, Weigel. Ges.
20, 8
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
90, 14
;
Jostes, a. a. O.
56, 9
;
40
;
Strauch, a. a. O.
98, 23
;
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 6
;
Mayer, a. a. O. ;
Reichert, a. a. O.
142, 15
;
Vetter, a. a. O. ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 223
;
Warnock, a. a. O.
6, 89
;
Steer, K. v. Megenberg. Sel
209
;
283
;
Haage, a. a. O.
120, 5
;
J. Telle, Vom Tinkturwerk [...]. In:
J. Bär / M. Müller
, Geschichte [...].
2012, 495
ff.;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 292
f.
Vgl. ferner s. v.
1
 1.
2.
›Material, das der Handwerker zur Herstellung seiner Produkte verarbeitet‹; z. B. ›Baumaterial‹; bei Luther auf den Menschen als Baustoff und Bauwerk Gottes ütr.; eng an 1 (letzte Nuance) anschließbar.
Wortbildungen:
materiegeld
›an den Meister zu zahlende Gebühr anläßlich der Anfertigung eines Meisterstücks‹ (a. 1513/4),
materiemeister
›Handwerksmeister‹ (a. 1513/4),
materien
1 ›als Handwerker arbeiten‹,
materier
›Bewerber um eine Handwerksmeisterschaft‹ (a. 1576).

Belegblock:

Luther, WA (
1517
):
derhalb kan keyn hoffertiger heylig, weyße ader gerecht gottis materien werden und gottis werck yn yhm erlangen.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Schneider arbeiten lieber in frischer Materi / als das sie ein altes Kleyd flicken.
Gerhard, Hist. alde e
2811
(
omd.
,
um 1340
):
van der materien da | [...] | Aza, der herre wolgemut, | Veste machte di stete gut.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1511
):
alle ire materilia bley und ander zusatz [...] vorordnen und bestellen.
das kohl und alle materialia und notturfft gehet auf die fürsten sambt allem gezeuge.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
156, 29
f. (
nobd.
,
1475
):
Die materien des tuchscherer hantwerks hie zu Wurtzprug.
Ebd.
156, 33/35
:
ein duechscherergesell, so er begert zu materien, so muß er ½ fl geben. [...] und der ander ort gehort den zweyen gesworen meistern, die im die materien beschawen.
Ebd.
157, 2
:
Und wue er nit besteet, so sol er wider ½ jare gesellenweyße wandern, und darnach mag er wider zu materien anfahen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1616
):
der soll auch dem rat globen, der gemeinen statt bäw und die ime hierzue undergebene materialia getrewlich zue versorgen.
das ihnen anvertrawende holz, dilen, laten, fleckling und dergleichen zeüg und materialien trewlich zu verwahren.
Maaler (
Zürich
1561
):
Büchs (die) Von holtz odr anderer matery.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Materien oder materigin, wercken / machen. Jtem das Meisterstuck sehen lassen / wiewol einer ein Handtwerck gelernet hab / als sonderlich die Schneyder vnnd Schuchmacher im brauch haben.
Vgl. ferner s. v.  2.
3.
›heilender Stoff, Substanz von Arzneimitteln‹.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl.  3,  3, , ,  1.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
12, 3
(
Frankf./M.
1568
):
Jch hab in meiner Apoteckn | Viel Matery die lieblich schmeckn.
Perez, Dietzin
1, 44, 14
(
Frankf.
1626
):
zum gedachtnuß deren wunderbaren ding / welche er [Aesculapius] jhme in Sicionia in der Form vnd Figur einer Schlangen gemacht vnd sonderlich in den Materien vnnd Artzneyen zu den Augen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
45, 25
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Solches waßer mus 2 stunden mit sambt der materi in keßeln gesotten werden.
Keil, Peter v. Ulm
152
(
nobd.
,
1453
/
4
):
laß es sieden, piß die matorig in dem tuchlein ob schwym.
Ebd.
195
:
setze den hafen das er warm stee, so rürt sich die materij durcheinander vnd wirt gut
[als
Zug-salb
].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Wan sie [Artzet] kalte Matery bruchen und wil sie die kalte Matery nit helffen, so bruchen sie heisse und hitzige Materi.
4.
›Körperflüssigkeit, der man die Erregung von Krankheiten zuschreibt‹; speziell: ›Eiter‹; ›Sperma‹; ›Exkremente‹; als Metonymie: ›Beule, Eiterbeule, Hautwucherung, Geschwulst, dessen Entstehung in Verbindung mit Körpersäften gebracht wird‹.
Fachtexte der Medizin und Pharmazie.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  2, , ,  4.
Syntagmen:
die m. anrüren / auftun / kleinern / lindern / minnern / verzeren, aus dem leibe treiben
;
die m
. (Subj.) [wo]
wachsen
;
jn. von einer m. reinigen, die wassersucht von kalter m. kommen
;
die m. des mannes, der narbe
;
die blaterige / böse / faule / grobe / grosse / harte / kalte / unreine / vergiftige m
.;
viel der materien
;
die sucht von kalter m
.
Wortbildungen:
materien
2 ›sich entzünden, vereitern‹.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
4, 45
(
Mainz
1485
):
wer die wassersucht habe die von kalter materien komet genant yposarca der neme knobelauch.
Ebd.
82, 23
:
daz solichs [...] menschen von solicher materien reyniget durch den harn vnd stuͦllgang.
Ebd.
104, 24
:
die materien deß mãnes samen genant spermatica wirt durch yn [Coriander] gemy͂nert.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
86, 10
(
Frankf.
1535
):
die feilung vonn goldt genützt / stercket das hertz [...] lasset kein faule materien wachsen in dem leib.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
238r, 4
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
vnd truck das eytter / lechtichen reuß, es wer den das der / materien gar vil dinen wer.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
die hertikeit des geeders zuͦ milte͂ vñ zuͦ vzere͂ die grobe͂ materi der narbe͂.
dz dem gelid dester miner zuͦ fließ etlich vberflüßig geblüt vñ fuchtikeit die sich moͤht matürren oder zuͦ eytter werde͂.
Lauterbach, Orhein. Rev. (
nalem.
,
v. 1509
):
materi, so munch vnd nunnen [...] verreren, wechsel kindt mit den hekxgen machen.
Maaler (
Zürich
1561
):
die aller letst materi oder wuͤst / so der mensch von jm gibt. Extrema aluus. Ein materi die kein gefaar am krancken an zeigt. Tuta aluus.
Schwartzer Stuͦlgang od’ dariñ ein schwartze materi ist.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
73r, 19
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das erst ist, das man die materi lindri; das ander, das man es, wenn es zittig wirt, ufftüe; das dritt, das man da die statt súbri.
Weitz, Albich v. Prag
157, 21
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
das [kraut] zeucht die plattern vast aus vnd da mit all vnrain vergifftig matery.
Broszinski, a. a. O.
71r, 27
;
Rueff, Rhein. Ostersp.
648
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. .
Vgl. ferner s. v.  1.
5.
›Stoff, Inhalt, sachliche Information, Gegenstand, der einem Text als Dargestelltes / Berichtetes / Erzähltes oder (vereinzelt:) einem Gedanken zugrundeliegt; der Stoff (usw.) ist in einer
form
, in
worten, reimen
gefaßt und kann einen
sin
, eine
lere
haben, der / die über das stofflich Dargestellte hinausgeht‹; in einzelnen Belegen offen zu ›Geschichte, Darstellung, Text‹ sowie zu ›Thema‹ oder ›Sinn des Inhalts‹.
Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
(
der
1,
2
 3, (
die
7, ,  1; vgl.  6,  2,  1,  4,  3.
Syntagmen:
die / eine m. ausbreiten / bauen / (be)schreiben / dichten / durchprüfen / durchschauen / einfüren / handeln / nemen / vernemen / lesen / verkeren, wieder angreifen
›wieder aufgreifen‹,
zu deutsch bringen, in x teile teilen, die lüge nicht m. haben
;
die m
. (Subj.)
etw. antreffen
›betreffen‹,
sich
[wie]
getragen
›verhalten‹,
jn. fortschleppen
›mitreißen‹,
auf ir recht kommen, e. S
. (Dat.)
gleichen, die m. ungläublich, jm. kund sein, die m. unterweisen, wie [...]
;
genug der materien schreiben
;
ab der m. kommen
›vom Inhalt abkommen‹,
auf eine m. kommen, bei einer m. bleiben, mit einer m. an jn. zurük kommen, etw. nach der m. betrachten, von einer m. handeln / reden / schreiben / sprechen, jm. von einer m. sagen, zu einer m. schreiten
;
die m. des buches, der messe, vom ablas
;
die andächtige / angefangene / ausläufige / gute / lustige / neue / rechte / reiche / tiefe / weitläufige / wolgesezte m
.;
der anfang / fund der m
. (gen. explicativus),
die meinung, das register der m
.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ir di uch des gar beweget, | daz uwir munt tichtens pfleget, | nemet materien glich uwer macht. | nu han ich mich bedacht, | daz ich materien han genomen, | di obir mine macht ist komen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Daz man verneme deste baz | Dy materige vnd den syn | In der bucher anbegyn.
Jahr, H. v. Mügeln
278
(
omd.
, Hs.
1463
):
uf tichten mir ist kunt | in aller sprach matergen funt: | wie man sie lengen, kürzen pflit.
Pyritz, Minneburg
462
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Nu wil ich aber kumen wider | [...] | Uff dez buches rechte materge.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
142, 24
(
Nürnb.
1548
):
Wir aber woͤllen solches yetzund beruhen lassen / vnd bey der angefangenen Matery bleyben.
Trunz, Meyfart. Rhet.
1, 360, 13
(
Coburg
1634
):
Diese Figur betrachten die Redener beydes nach der materia vnd nach der Form / wie auch nach der Endvrsache.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 269
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
wann da ist di tat in irer rechten materi, auch ob dy form der vmbständung do nicht ensey.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
alse úch ouch in dem anevange diser materien mit ernste geroten ist.
von der ir [...] andehtiger guͦter materien und bewerter erlúhteter lere und exempel gnuͦg geschriben hant.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 111, 24
(
Straßb.
1520
):
Luͦgt vnd gedenckt das ir vch hie in der matery der messen nit sumen noch sparen.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
und sprach zuo ir, sy sött tŭffels nammen schwigen und sött im nŭt mer von dysser matteryen sagen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein werck das vil vnd mancherlei Materi innhalt / das vil sinnens bedarff / vnnd vil daruon oder weytloͤuffig zeschreyben. Opus argumentosum. Ein lange Materi zeschreyben.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Materi wirdt auch für ein meynung oder Jnhalt genommen / dauon man redt vnd disputirt / Als so man spricht / Was hat er für ein materi für sich genommen.
Niewöhner, Teichner
585, 10
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
lugi hat materi nicht. | sy enphecht von nichti glider.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
[er] hat materig tzu deutsch erpracht, | Die einem glerten nicht versmacht.
So moͤht ich pawen lobes hort, | Materig und maisterleiche wort.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
13, 7
(
moobd.
,
um 1385
):
so sind vor isleichem puech dy mainung der materi angemerkcht.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
120
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Wilt aber du nu wissen wie uil matery in dem puͦch beschriben sein [...], so merkche daz ich ein gemaine tauel czu den vïr taylen gancz gemacht hab.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ; ;
Fischer, a. a. O. ;
Stambaugh, Milichius. Zaubert.
7, 19
;
v. Keller, Amadis ;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
20, 11
;
Mathesius, Passionale ;
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
290r, 39
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
37b, 26
;
Gille u. a., M. Beheim
125, 104
;
Trunz, a. a. O.
1, 21, 23
;
Eichler, Ruusbr. steen
1
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel ;
Roloff, Brant. Tsp. Widm.
50
;
14
;
Heidegger. Mythoscopia
63, 29
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
161, 12
;
Jaksche, Gundacker ; ;
Boot, a. a. O.
106, 7
.
Vgl. ferner s. v.  2,  7, .
6.
›Gemälde, Bild, Skizze; gemalter Gegenstand‹; über das Vergleichsmoment ,gezeichneter Inhalt‘ als Ütr. an 5 anschließbar.
Bedeutungsverwandte:
 1, , , ; vgl.  2, , .

Belegblock:

Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Jch hab gesehen zu Prüssel jm rathhauß jn der gulden kamer die 4 gemalten materien, die der groß meister Rudier gemacht hat.
hab der frau Margareth, [...] zweÿ materÿ auff pergament geriessen, mit ganczem fleiß.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
von einem maler, daz er im entwarf die heiligen alten veter und ire sprúch und etlich ander andehtig materien, die einen lidenden menschen reizent zu gedultekeit.
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 202
.
7.
›Grund, Ursache, Anlaß zu einer Handlung‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
; vgl.  6,  3,  2, (
die
6,  8.

Belegblock:

Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
686
(
pfälz.
,
1436
):
das solich pynlich leben vns ein materie ist gegen ein ander zu uollwircken wercke der barmhertzikeit.
Perez, Dietzin
1, 323, 13
(
Frankf.
1626
):
Weistu nicht / daß der Weg / den du gehest / ein Materi des Verderbens / ein Wurtzel aller Laster [...] sey.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 526
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Vber mitz verzihunge eigins willen [...] wurt materie vnd vrsache der hochfart ze mole vertriben.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Dise histori mag zuͦ vil Materi dienen, als die Bescheidenheit des Predicanten erkent.
Heydn. maister
24v, 19
(
Augsb.
1490
):
De͂ prauch golds vnd silbers als ein materi aller übeltaͤt hat er [Licurgus] aufgehebt.
Höver, Bonaventura. Itin. A
173
(
moobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so wirt den besintten bey besteen vnd ein matery der eeren vnd glori.
Bolte, a. a. O. ;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
75, 70
.
8.
›Angelegenheit, Sache, Gegebenheit; Verfahren‹.
Mehrfach berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  2,
1
 3,  23,
1
 8,  6,  3.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
10, 43
(
Frankf./M.
1568
):
Denn so jetziger zeit ein neuwe Matery zu schreiben erfunden ist / wirt in einem tag so vil Schrifft von einem Menschen gedruckt / als in etlichen Wochen von vilen geschrieben moͤcht werden.
Perez, Dietzin
1, 134, 25
(
Frankf.
1626
):
Also kan ich auch sagen / daß mein Mutter in dieser Materi ein Adler gewesen, dieweil sie [...].
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 234, 9
(
halem.
,
n. 1529
):
Nun dem haben geantwort die predicanten von Strasburg, als die, so vorhin gegen im [...] in diser materî im kampf stuͦnden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
um 1530
):
ir maj. hette den predicanten zuͦ dem Heilligen Creicz lassen fengclich annemen, und nit von des predigen wegen, sonder were er mit sollicher matterei umbgangen, wo die iren fürgang erraicht, daß [...] todtschlag daraus erfolgt hette.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
befelch, wie die von Gentt der von Pruckh furnemen hertzlichn sere bedachten, das sy die matery also an sich genomen hetten.
9.
›Kern, innerer, wertvoller Teil e. S.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (
der/die
8,  8, (
das
).

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
219, 12
(
Worms
1551
):
Dann zwar je groͤsser solche [krebs] sindt / | Je mehr man driñ materi findt.
Rot
328
(
Augsb.
1571
):
Materi [...] heist auch haͤrts holtz / holtzwerck / ghuͤltz / das holtz was vnder der rinden ist.