mat,
Adj.,
in 4 auch zur Interj.
tendierend; Einheit des Wortes fraglich (dazu Kluge/S.
sowie 2002, 605
Tazi, Arabismen im Dt.
); hier aufgrund der semantischen Zusammenhänge 1 Zeichen angesetzt.1998, 214
1.
›körperlich schwach, matt, erschöpft, kraftlos, müde‹ (von Menschen, Menschengruppen, auch Körperteilen, vereinzelt von Tieren gesagt).Syntagmen:
j. m. werden
(z. B. der träger einer bürde
) / sein
(z. B. der sieche
) / bleiben, der orden, das volk, die natur, die hände, der straus m. sein, j. des streites, vom hunger m. sein
; j. des lebens m. werden
(poetisch für ›sterben‹), fische m. werden
; etw
. (z. B. die stat, das land
) m. machen, sich m. arbeiten
; der matte bruder / herre / mund, die matte fliege, das matte glied
.Belegblock:
Dô sînen ordin sach sô mat | wesin dirre gotis helt.
dô mit âchte swinde | des tûvils gesinde | daz lant durchvarin hatte | und gemacht sô matte.
Die Haͤnde math / die Fuͤsse lahm / | Ein jedes ward jhm selber gram.
Ebd.
521, 446
: Math gemacht vnd gar auß gezert / | Rieffen die Bawren / Weib halt ein / | Odr es sol dein letzter trunck sein.
Leicht Burd wird in die laͤnge auch schwer / wenn der Traͤger mud vnnd matt wird.
Sint der struzs gephidere glich | Dem valken und dem habche hat | Und ist doch zu vligene mat
›unfähig‹
. Dan mancher wohl so math wirth
[vom
bir],
dos ehr nicht wol erbeten [...] kan. Wann fohren und andere fische vom fahren und tragen uber land matt worden
›dem Verenden nahe sind‹
. Manche [...] sind aber vom Hunger so math vnd schwach / das sie kaum die Hende auffheben koͤnnen.
und Ram die stat | er noten würt und machen mat.
Dann ich bin außgemergelt matt. | Mein gantzer Leib kein krafft mehr hat.
Peil, a. a. O.
146, 3005
; v. Ingen, Zesen. Ged.
391, 3
; Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
232r, 3
; Memminger Chron. Beschr. ;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
317, 10
; ‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›matt, verzagt, schlaff‹ (vom Menschen und seinen Geistes- und Gemütskräften gesagt); Ütr. zu 1, in einzelnen Belegen kaum davon trennbar.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j
. (z. B. der ketzer
) m. sein, j. an freuden m. sein, etw. m. sein
(z. B. das herz, die lüge
) / werden
(z. B. der gedanke / mut / sin / spruch, das gezänk / wort
); etw.
(z. B. einen spruch
) m. machen, jn. mit reden m. machen, j. der worte mat
›sprachlos‹ [wo] sitzen
; das matte herz
.Wortbildungen:
4
matte
Belegblock:
Ich weysz fast wol, das das wortlein ,lieben‘ denn Bapst und seine Romanisten blod, muhd und matt macht.
[Doctores] haben disen spruch [...] mat gemacht.
Matt machen. Weich vnd weibisch machen / [...] / kraftlos machen. Das Alter macht matt vñ schwaͤchet den Menschen.
ist daz hertze min | Irschrocken und von vorchten mat.
das der heilige Geist [...] gegeben werde / das er [...] die matten Hertzen / mit seinem kuͤlen sausen erfrische.
Ich weiz: sin lip, sin hertze, sin muͦt | Ist ewig an den freuden mat.
Daz ich iemer an diere statt | Müste sitzen wortte matt.
Herz, müt, sin, gedanck ist worden mat.
wild mild mein herz begriffen hat | quat mat
(Konstruktion und genaue Aussage unsicher).
also ist der chetzer mat, | wann er hat den angel florn, | christenleichs gelauben vorn.
3.
steht in weiteren, jeweils schwach belegten Übertragungen für eine gewünschte oder erwartete, aber nicht erreichte Qualität, z. B. ›schwach (von donnerschlägen
)‹; ›fahl (vom Mond)‹; ›naß, stickig (von einem Keller)‹; ›lasch (vom Geschmack)‹; ›unwirksam, stumpf‹ (von Pfeilen, ütr. von Sprüchen); ›trüb, unsauber (von Öl)‹.Wortbildungen:
matächtig
Belegblock:
wie soltenn die Romischen donnerschleg szo matt werdenn!
Languet oleum das öl ist madt, confusum mustum schentlich stehet der wein.
Nitt hinführo wacht albeyden, | Schlaff, o matter
(›fahler‹)
Monet, schlaff. do mosten sy das wasser uss den kellern trage, unnd dye kellere worden sere mad.
4.
›matt gesetzt, ohne weitere Handlungsmöglichkeit, zu Ende‹; als Subst.: ›Niederlage, Mattsetzung, Ende‹, jeweils mit Bezug auf das Schachspiel und (ütr.) auf eine ähnlich gesetzte Lebenssituation (in letzterem Falle Nähe zu 2).Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen
(teils ansatzweise phrasematisiert): j. m. sein, etw. m. werden
; es ist m. um jn.
; jn. m. kriegen
; jm
. (auch: dem teufel
) m. bieten / geben / legen / tun / sprechen
(z. B. an der stärke
), e. S
. (z. B. den schanden
) m. sprechen, zu jm. m. sprechen, der mat jm. nahe liegen
›j. geht seinem Ende zu‹; leides mat
(gen. explicativus).Wortbildungen:
mat
der
).Belegblock:
Wen ir [maget] wille ist so muͤr | Daz si schaches buzet vuͤr, | Wen betrubt der sunder stat | Und im nahin lyt der mat.
Mich hat gebracht und bringet noch | Daz miner freuden snelles roch | In leydes mat sich topelt.
In was gesprochen balde mat, | Als der sin spil verlorn hat | Das er allerest beginnen wil.
die spilent da mit follem rat, | biß das es würt schach und matt.
so sprichet er den schanden mat, | Und wirt sein nam mit lob getziert.