martrer,
der
;-s/-Ø
;starke Schreibvarianz durch Umlaut (
-a-
zu ), Anlehnung der Schreibung an lat.
martyr-
, Ausfall des medialen -r
, Dissimilation des finalen -r-
zu -l-
, suffixales -erer
neben -rer
.2.
›Märtyrer, Bekenner und Blutzeuge christlicher Glaubenstatsachen‹; im Vordergrund der Belege stehen: die Zeugenschaft, das Leiden, der Tod der Märtyrer (verstanden auch als Aufruf zu einem bekennenden und standhaften Leben), ferner das gesinde
der Märtyrer (bestehend aus aposteln
1, zwelfboten, beichtigern
1, heiligen
1; 2; 3, patriarchen
1, propheten, jungfrauen
3; 4, mägden
4); dies letztere dient als erbauend inkludierender Aufruf an die Textadressaten bzw. auch als Ausgrenzung vermeintlicher Märtyrer (d. h. derjenigen Blutzeugen, die – wie juden
oder Anderskonfessionelle – außerhalb der katholischen Tradition stehen); Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Zur Sache:
LThK
ff.1986, 7, 127
Phraseme:
der marter buch
(s. dazu die Bemerkung unter marter, die
, 1).Syntagmen:
got den m. stärken
; j. (kein) m. sein / werden
; der m. frölich blühen, sich um gottes willen töten lassen, die m. frölich / willig sterben, unrecht leiden, hingerichtet werden, Christum bekennen, got ire minne zeigen, in das ewige leben gesast sein, mit dem blut bezeugen, das [...]
; Maria über die m. sein, zu den martrern zusammen gefüget werden
; der m. Hus
; der fromme / gute / heilige / reine m
.; der genosse / leib / lon / tod, die edelkeit / gedult / krone
(mehrfach) / marter / schar, das blut / buch / her / sterben der m., Maria die trösterin der m
.Belegblock:
das er [Tuͤrcke] ein heiligen moͤrder und merterer mecher ist.
der Roͤmischen Kirchen heilige Bisschove, Fabianus, Cornelius, Sixtus, [...], haben jr Blut druͤber vergossen, und sind Marterer worden.
’Sie sint tôt‘, sprichet diu geschrift von den marteræren, und sint gesast in ein êwic leben.
wiz bezeichent di unschult | rot der martere gedult.
Wer auch immer ausserhalb der eynigkeit der Kirchen leydet / der kan zwar die schmertzen leyden / aber er kan kein Martyrer sein.
wie denn der gute fromme Maͤrtirer Johan Huß / Christum vnd den Bapst gegen einander hat mahlen lassen.
Du [Maria] trosterin der marterer, | gnadreicher prunn der peichtiger.
Doch stercket Got sein martrer billich, | Das sie starben frölich und willich.
die martrer, die mit ire manigvaltigen sterbene libes oder gemuͤtes dem lieben got gern zogtin ire minne.
Reinekeit des libes gelichet men der wisheit der lilien [...], in dem widerstande gelichet men sv́ roͤti der rosen vnd der edelkeit der marterer.
Juden vnd haiden, die da sterbent vmb jrn geloben, das sint nit martrer, wan si sterbent nit vmb die warheit.
Maͤrterbuch / Liber martyrum.
Ebd.
24
: Maͤrterer / m. der vmb Gottes / oder seines Worts willen sich toͤdten laͤst.
Martrer, von dem Griechischen wort Martyr, [...]. Heyst ein zeugen / kundtschaffter. Also waren die etwo bey den alten genant / welche Christum nit allein mündtlich bekenten / sonder auch mit jrem bluͦt bezeugten / das er der war Son Gottes [...] were.
Du [muͦter, magt] pist uͤber aller engel schar | Erhoͤht pei got in himelreich, | Uͤber all martrer wirdikleich.
hie hebt sich an der martrer püch.
Wolfsynd, ein martererin und heilige junkfrau, ligt zu Reispach.
Johannes ist worden ain martrer durch der gerëchtikhait willen.
wie haben die auserwelten heiligen gottes als grosse swere truebsal vnd pein geliten, die heiligen czwelffpoten vnd martrer, die heiligen peichtiger vnd junkchfrauen.
Luther, a. a. O. ;
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1862
; Rosenthal. a. a. O.
19, 8
; Dubizmay, kurß zu Teutze
21, 4
; Bindewald, Texte schles. Kanzl.
51, 52
; Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
23a, 7
; Sappler, H. Kaufringer
26, 132
; Bauer, Geiler. Pred.
80, 2
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 62
.3.
›durch aktive Übernahme oder durch Zufügung physischer oder psychischer Zwänge leidende, duldende, gequälte Person (männlichen oder weiblichen Geschlechts)‹.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Belegblock:
Maria di hoeste martir was. | [...] | alle ander merterere liden | pine an ires selbes quele: | Maria wart gemarteret in der sele.
das er
[Person mit Leistenbruch]
auch sin lebtach ein mertler moist sin und fillicht sich zum geistlichen stande deste balder geben. Von den mertereren gemeyne schribit sente Lucas [...]: ,wer do mir wil volgen, der vorsache synes selbis unde neme uf syn creuce unde volge mir‘.
sú wenent, sú sint dar umbe grosse súnder, so sint sú vor gottes oͮgen hohe marteler.
es wirt [...] | oft und vil der manne diet | von den weiben ser betrogen, | [...] | die mann sind recht martrer.
Ir wisset bayde selber wol | Das ich [Esel] bin Marterer genoß | Dann mein arbait ist so groß | Das ich von layde moͤcht ymmer sagen.
4.
›ausgedientes Pferd, alter Klepper, Schindmähre; leidendes, gequältes, duldendes Tier‹; als Ütr. an 3 anschließbar.Belegblock:
[wir] mytten dornoch bose arme pferde, merterere genant.
Da wurd ich
[ein Pferd]
erst ein merterer. | Der läre karr war mir zu schwer.