manung,
die
;
–/-e, -en
.
1.
›Aufforderung, Auftrag, Befehl von Seiten eines innerweltlich dazu Befugten (auch: des
freien willen
) oder von Seiten Gottes; zu etw. verpflichtende Bestimmung, Anleitung, Lehre; göttliche Eingabe‹; als Metonymie hier anschließbar: ›auf Grund einer Aufforderung stattfindende Versammlung‹ (; a. 1388/9);
vgl.  2.
Bedeutungsverwandte:
 2,
1
 7,  12, ,  1, (
die
1, ; vgl.  2, , (
die
3,  5, (
das
2,  2 (s. v. , V., 3),
2
 2.
Syntagmen:
eine m. ausschreiben / getun / hören
;
die m. sein, das [...], die m., zu [...]
, z. B.
etw. anzugreifen
;
der m. folgen / gehellen, gehorsam sein, mit werken antworten
;
eine gewonheit für eine m. halten, auf eine m. den schacht (nicht) bauhaft halten, mit / nach einer m
. [etw. tun],
sich nach einer m. etw. zu herzen gehen lassen, von einer m. gefreiet werden, nichts finden, ein brief von m. kommen, von m. wegen etw. tun
;
die m. des vaters / psalmisten
;
die getreue / götliche / grosse m
.

Belegblock:

Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
Vernemet, liebe sustere, die gebot des meisters, neiget daz ore uers herzen zu der manungen des milden vaders.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
381a, 15
(
Frankf./M.
1649
):
sondern er muß von newen auff die Reckebanck / vnd das ist der heutige Praxis, wiewohl in der P. Halsgerichts Ordnung Caroli V. von dieser redlich mahnung nichts gefunden habe.
Jostes, Eckhart
33, 29
(
14. Jh.
):
Ditz sol der sel ein groz manung sein zu auzgen ir selber.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
1335
):
Kumit aber der brif zu dinge, wi he dar kumet von manunge oder von bete, daz he gelesen wirdet, unde stet derselbe Cunrat denne dran, so darf im der widersache keine antwerte darumme geben.
Hajek, Guͦte spise
29
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Vnd nach dirre manunge erdenke auch ander spise.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
13a, 30
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
mit deinem rat geschuf vns der vater nach seinem pilde mit dein manvng / schuf sich der svn nach vnserm pilde der armen menschait.
Gille u. a., M. Beheim
80, 113
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Also sein manung iste, | Das niemant chrönt wirt mit dem lon | des ymer werndes leben fron, | dann der in diser friste | Vast vicht wider die veinde.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Umb Assumptionis Marie [...], als ain manung gein Kirchberg ausgeschriben, ward obgenannter groß Lienhart [...] verkundschaft, wie er zu Lendsidel in aim wirtshaws were.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú haltent ir [...] alle ir gewonheit fúr die goͤtliche manunge und den goͤtelichen willen.
kummet unser herre mit einer manungen, [...], do setzet er sine wise fúr und kert sich daran nút einen troppfen.
Ebd. (
1359
):
das er sich liesse und Gotz geiste volgete, sinen anwisungen und manungen volgete.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Also sprichet die ewige wiszheit: hoͤrent, mine lieben kint, mit kurtzen worten die getrúwen manung úwers vatters.
Steer, Schol. Gnadenl.
3, 66
(
alem.
,
M. 15. Jh.
):
das ist dann des freyen willen, das er diser manung
(›dem Wecken des
freien willen
‹)
gehel oder gehorsam sei.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
107, 1
(
els.
,
1362
):
Do er dirre manungen vil getet do bleip er do bi sant Hyldolfo so lange zit vncz [...].
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
Und zugend die von Bern von denen von Switz bitt wegen dar und nit von manung wegen, und zugend durch Tum us uf das veld.
Adrian, Saelden Hort
4848
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
die trieger, lieger, bieger | mit
˹
valscher manung
˺ [›Falschheit‹]
tuͦt er [túfel] | us disen ringen slichen.
Brett-Evans, Bonaventuras Leg. S. Francisci
52, 24
(
önalem.
,
v. 1478
):
stat, an der der orden der minren bruͤder wart angefangen von Sancto Francisco noch der manung der goͤttlichen berieffung.
Buijssen, Dur. Rat.
27, 7
(
moobd.
,
1384
):
nach der mannung dez psalmisten der do spricht: Wıͤr schollen fürchommen sein anplikch [...] und in psalm schol wıͤr im vrolochen.
Williams u. a., a. a. O.
819, 6
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Steer, a. a. O.
3, 62
;
5, 131
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
6
;
Rwb f.;
Vgl. ferner s. v.  1, .
2.
›militärisches Aufgebot (als Befehlshandlung wie – metonymisch – als aufgebotenes Truppenkontingent)‹;
zu  3.
Bedeutungsverwandte:
 5; vgl.  2,  3,  4,  2.
Wortbildungen
manungsbrief
(dazu bdv.:  2).

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
denen von Bischofsheim befelh tun, [...] gein Kulsheim, [...], auch andern, so zu uns verpflicht sein, soliche manung zugeschickt werd.
Ebd. (
n. 1525
):
Ain getruckter manungsbriefe ward an dem hailigen Pfingsttag von der versamelten bawrschaft zu Wurzburg hieher gepracht.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1363
):
und soͤllent die fuͦs lúte ietwederm teile nach iekliches manunge, die dar umbe werden beschigket, beliben einen manode, als si von huse scheident.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
v. 1536
):
An sant Martha tag haben die von Augspurg aus verpflicht auff die erste manung wider die Türcken 380 mann geschickt.
Ebd. (
1523
/
7
):
alle, die im schwäbischen pundt waren, die solten a die 3. marzo gen Ulm komen mit zwuͦ anlegung oder zwuͦ manung volck.
3.
›Mahnung aufgrund einer nicht eingelösten Schuld oder einer nicht erfolgten sonstigen Leistungsverpflichtung; Abmahnung wegen eines Vergehens‹;
vgl.  4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12,  2.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
vischet her dar ober dar inne nach drin manuͦgen, it gat ime zuͦ huͦt vnde tuͦ hare.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1349
):
Wernher Gnuͥtsche (!), Jans sin bruͦder [...] suͥllen inrunt dien nechsten acht tagen nach der manunge ze Berne in antwuͥrten ze veilem guͦte, und von dannant [...] niemer ze komenne untz an die stunt, daz die phenninge, dar umbe duͥ manunge denne beschehen were, gentzlich bericht werdent.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
314, 17
(
Genf
1636
):
Mahnung / f. Forderung der schuld [...], Appellario debitorum.
Thiel u. a., Urk. Münchsm.
72, 6
(
moobd.
,
1352
):
Waͤr awer [...], daz wir nicht begiengen den jartag, [...], vnd man vns dez ermonet mit disem brief, vnd nach der monvng wir daz versaͤzzen [...], so [...].
Küther, UB Frauensee
317, 26
;
4.
›Erinnerung an etw. in der Vergangenheit Liegendes; darauf gerichteter Aufruf‹; auch Bezug auf etw. in der Zukunft Liegendes, dann: ›Verheißung‹;
vgl.  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, (
der/das
4, , ,  2, (
das
4,  1, , .
Wortbildungen:
manungzeichen
›Denkmal‹ (dazu bdv.: vgl. , ).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Ir bôse, suntlîche unzucht | hatte sî vorhart sô sêre, | daz dikeiner hande lêre | noch manunge der sêlikeit | sî konde entzîn von irrekeit.
Eichler, Ruusbr. steen
877
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
wir mvͤßen [...] v́ber vns selber gan mit andaht, [...] vnd alsus anhangen mit rehter manunge vnd mit bevintlicher liebe.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
secht dise ander epistel schreib ich euch in den ich erstee eúwer reins gemút in manung
[
Luther
1545, 2. Petr. 3, 1:
ich ... erinnere
]:
das ir seyt gedencken der wort die ich euch vorsagt.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Manung. [...]. Manungzeychen. Monumentum.
5.
›Buße (für ein Vergehen)‹.

Belegblock:

Grimm, Weisth. (
rhfrk.
,
1436
):
Haben die obgeschriebene [...] mit einander geschlagen, der verliehre ein mahnung, das were [...] 11 schilling.
6.
s.  7.