manheit,
die
;
-Ø/–
.
1.
s.
1
(
der
2.
2.
s.
1
(
der
8.
3.
›Mannestum, Männlichkeit, Mannhaftigkeit; Tapferkeit, Mut als Eigenschaften, die man einer männlichen Person im Erwachsenenalter (teils im Unterschied zur
frau
, zum
weib
) zuschreibt‹;
manheit
in diesem Sinne umfaßt körperliche Kraft, Tugendhaftigkeit, Rechtschaffenheit (damit Anklänge an den Katalog der Kardinaltugenden); in einem weiteren Sinne wird
manheit
mit hoher gesellschaftlicher Anerkennung und Würde, mit Ansehen und Ehrenhaftigkeit sowie mit Glück in bewaffneten Auseinandersetzungen assoziiert; abwertend vereinzelt Öffnung des Gebrauchsspektrums in Richtung auf ›männliches Gehabe, Schein von Männlichkeit‹; tropisch (selten) kann auch das Verhalten von Tieren als
manheit
gedacht werden;
vgl.
1
(
der
34.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte, für das ältere Frnhd. oft gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
, ,  12,  146, jeweils im Orientierungs- und Handlungsfeld mit  1,  35, ,  34, (
der
12,  14, ,  23, , (
die
2, (
der
34,
1
 1,  1,  3, (
der
12,  1, , I, 7,  12,  5, , ; in Abgrenzung von  4, , , .
Syntagmen:
m. fassen
›sich ein Herz fassen‹,
die m. verlieren, js. m. verschmähen / fürchten, die minne die m. lämen / zwingen, jm. (die) m. beweisen / nemen / öfnen, die m. mit saufen beweisen
;
die m
. (Subj.)
zu klein / unerloschen / ellenthaft sein, jm. entgehen, erstorben liegen, die m. jn
. [wohin]
bringen, jm. etw
. (z. B.
land
)
/ jn
. (pron.:
mich
)
erwerben, js. m. jn. auf abenteuer aussenden
;
der m. blos für
›vor‹
jm. stehen
;
die furcht in m. verwandeln, mit m. jn. bei der erbschaft halten, etw
. (z. B.
einen einfal
)
mit m. erweren, von der m. zu keiser werden, jm. von seiner m. sagen
;
die m. des leibes, der getat
;
die gestrenge / jugendliche m
.;
der mut der m
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
werden auch moͤrcken im hertzen ain manheit und ein krafft, dann [...].
Ebd. (
1526
):
Wenn aber hertz und mut weg ist, so ist die manheit weg.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
654, 4625
(
Magdeb.
1608
):
Die Helden Froͤsch wolten herbey / | Den einfall mit Mannheit erwehrn.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Aber als jhn der König Arban vnnd sein gesindt ersahen, ware jhr forcht in Mannheit vnd keckheit verwandlet.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
12, 16
(
Frankf./O.
1557
):
da ein jeglicher seine Mannheit mit Sauffen beweisen / Ritter werden / und das Feldt behalten will.
Thür. Chron.
11r, 7
(
Mühlh.
1599
):
Da verbandt sich Pompeius mit Marco Marcello wider Julium / vnd fuͤrchten doch seine gestrenge Manheit / seine vernunfft / vnnd endtlich seine geschickligkeit.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
16, 15
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Noch dem erbarn stryte irkrigite Cyngius dy vruntschaft und erbarkeit alle der Tartirn durch der manheit unde der gerechtigkeit dy her bewyste den obirwundin provincien.
Pyritz, Minneburg
2197
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Syt du [Minne] manheit twingest und lemst | Und syt du auch daz wilt gezemst.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
der erst bluͦme ist manheit der getât; der ander ist luterkait des willen; der drit ist rainkait der werch.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der waz der erste der von sines libes manheit zuͦ keiser wart on des senatus gunst.
Fuchs, Murner. Geuchmat
5, 11
(
Basel
1519
):
Ein yeder gouch, so er by wyben sitzet, sol [...] ynen vil von syner manheyt sagen / wie er [...] beren gefangen / vnd mit Sampson dem loͤwen den mundt vff gerissen.
Wyss, Luz. Ostersp.
10398
(
Luzern
1545
):
so hätt syn
[Christi]
clarheyt, glantz vnd schyn | vns stercke, krafft vnnd mannheyt gnon.
Maaler (
Zürich
1561
):
Dapfferkeit (die) Mañheit. Fiducia [...] Bellicositas, Vis. Virtus, Grauitas.
Dreckmann, H. Mair. Troja
32, 18
(
oschwäb.
,
1393
):
der [die von Troy] wärt er sich ritterlichen, aber ez waz sein manhait ze clain wider alz vil.
Brandstetter, Wigoleis
192, 6
(
Augsb.
1493
):
vnder disem allem sagte er jm. wie er nicht mit manheit sunder mit krafft der stein vnd zauberey sigloß waer worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
und stellt ain greindez swein für in [elephant], sô verleust er alle sein manhait.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
53, 22
(
moobd.
,
1393
):
Das vierd zaichen der edel ist vestichait vnd manhait wider dÿ, dÿ wider strebent.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Wo kain feind oder streit ist, ist kain sig und manhait.
Moscouia
D 1v, 19
(
Wien
1557
):
der selb mit seiner schickligkhait vnnd manhait wurde die khinder seine fründt wissen vnd mügen bey der Erbschafft erhalten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1570
):
das ein fraw nicht mer verwirkt zu wandl den 12 ₰ außnomen ob si ainen man auß seinem hauß vodert und manhait allso verschmähet.
Qu. Brassó
5, 213, 18
(
siebenb.
,
1609
, Hs.
1726
):
als Carolus Magnus unser Väter Mannbarkeit und Mannheit nun zum öfternmal erfahren hat.
Peil, a. a. O.
416, 4835
;
v. Keller, a. a. O. ;
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 40, 10
;
8, 2, 9
;
v. Groote, Muskatblut ;
Gille u. a., M. Beheim
237, 206
;
Goldammer, Paracelsus
4, 250, 23
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
666, 5
;
Dreckmann, a. a. O.
17, 23
;
Brandstetter, a. a. O.
203, 9
;
Primisser, Suchenwirt ;
Rudolf, a. a. O.
61, 9
;
Klein, Oswald
86, 10
;
Weber, Füetrer. Poyt.
130, 1
.
Vgl. ferner s. v.  1, (V.).
4.
›ritterliche, militärische Tat‹; als Metonymie oder Synekdoche an 3 anschließbar.

Belegblock:

Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
,
16. Jh.
):
wie das der helt Paris zu Troi wol in der stat | auch manheit vil getriben han.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
der auch in dem streit mit den Hungern grosse manhait begangen hat.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
dern zwen fürsten grosse ding mit manheit und streit erstanden haben gein irn veindten.
5.
›Zeugungskraft, -fähigkeit, Potenz des Mannes; sexuelle Begierde‹; als Metonymie: ›Genitalien des Mannes‹;
vgl.
1
(
der
5.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  11,  8.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
wanne einre zo cloister geit ind ein moench wirt, so plecht men zo sagen: dem is sin manheit uisgeworpen.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
Scholt ich denn nicht meinn kumer da wenden, | So müst ich mein manhait gar ser schenden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Der keúsch zerbrochen oder der abgeschnitten der nieren vnd der beschnitner manheit
[Var. 1475
2
–1518 /
Eck
1537, 5. Mose 23, 1:
manschaft
]
der gee nit ein die kirchen gotz.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1570
):
Dises sigill ist wunderbarlich für alle zauberei der weiber, so etwan den mannen die manhait genomen.
Klein, Oswald
63, 39
(
oobd.
,
1416
):
kam si mir dan in solh genäch, | das ich die manhait retten solt, | ich fluh ir nicht.
Ebd.
66, 13
(
v. 1408
?):
Ain farb von itel grün | den possen rain verdackt | der jedem fürsten kün | sein manhait wol erwackt, | wenn er sich bei im strackt.
6.
›der
manheit
verglichene und minneideologisch bestimmte hohe Kraft und Sittlichkeit der
frau
‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
sprach sie
[V. 240:
Mynne
; 253:
frawe
]:
‚ich wil dirs nit verdagen, | man heißet mich die Manheit‘.
man gibt ewch, Manheit, manic haz; | daz hoͤr ich von den wisen.
Thiele, Minner. II,
21, 121
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
dar an
[Frau]
der manheit hoͤchstes heil | von angeng was und úmer ist.