1
mangeln,
V.;
vgl.
Besch, Sprachlandschaften.
1967
, K. 53, mit Raumverteilung für die Handschriften eines Einzeltextes.
1.
›etw. / j. nicht da, nicht vorhanden sein, (jm.) fehlen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4, , (V.) 2,  1,  3.
Syntagmen:
drei tage
(Subj.)
m.
,
etw.
(z. B.
der wille
)
m., j. (jm.) m., jm. etw.
(z. B.
waffen
)
m., etw
. (Subj., z. B.
eine schale
)
e. S
. (z. B.
des deckels
)
m., nichts mer m., als / dan [...]
;
die mangelnde flotte
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
¶ Deesse. Mangeln fälen erwinden.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
198, 4743
(
Magdeb.
1608
):
nun mangeln nur drey tag / | Das man gewonnen ruffen mag.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
113, 21
(
Hamburg
1646
):
sein einiger will ist das jenige / was noch mangelt.
Köbler, Ref. Wormbs
30, 11
(
Worms
1499
):
mag der antworter die clag vnd Libell so etwas an weßlichen oder formlichen stucken mangelte anfechte͂.
Ebd.
257, 9
:
souil ime vber den wert des pfands noch mangelte oder vnuernügt vsstünde.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
wie die Spanier einen solchen Orth angreiffen moͤgen, den sie zu Wasser wegen mangelnder Flotte / zu sperren icht vermochten.
Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
Aiiijr, 17
(
Leipzig
1625
):
mangleten mir doch seinen Feind anzugreiffen / nothwendige Waffen.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
und mangelt nichts mehr / als die Signaturen ihrer sorten zu erfinden.
Wickram
4, 39, 15
(
Straßb.
1556
):
Also was es alles schon richtig / und manglet nicht mer dann das Richart nit zuͦgegen was.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das Manglet oder gebrist. Id abest. [...]. Es Manglet aͤben einer / Es faͤlt vmb einen. Vnus abest. [...]. Es Manglet sunst nüt denn das.
Morrall, Mandev. Reiseb.
142, 5
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
ir soͤllend wissen das dez volkes muͦß alle wegen als vil sin, wann es getar ir ainer nit mangeln.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
448
(
oobd.
,
1607
/
11
):
runde schälen, die manglen ihrer deckhel.
Ebd.
737
:
1 türckisch messer [...], an der schaid mangelt das ortband.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
43, 35
(
tir.
,
1464
):
das liecht, das da gemangelt hat Tobias, der da schrai: ,Was freüden mag ich gehaben?‘
Zingerle, Inventare (
tir.
/
vorarlb.
,
1481
):
ain newes messgebannt mit seiner zuegehörung: daran mengelt ain stol.
Peil, a. a. O.
92, 1538
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Bauer u. a., a. a. O.
876
.
2.
›Mangel leiden; darben; in einer Fähigkeit fehlen‹; auch: ›zum Mißerfolg führen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1, , (V.) 23,  4; vgl.  7, , .
Syntagmen:
mit Subj. d. P. / d. S. (letzteres vereinzelt), ohne Obj.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Carere. Entberen fälen gebrechen gerathen mangeln entrathen.
Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 21, 5
(
Wittenb.
1545
):
Wer aber all zu jach ist / wird mangeln
[
Eck
1537:
ist in armuͦt
].
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
Zu mangeln zwar gewohnt, nicht aber gar zu darben, | mußt‘ ich auch mitte fort.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
18
(
Nürnb.
1517
):
do ereugnet sich zuhandt der creatur nichtikeit und das unmöglich were, [...], das sie nit mangelte in sitten.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Die anschleg eins endlichen (secht!) | Die bringen gwönglich uberfluß; | All-zu gech doch offt mangeln muß.
Chron. Strassb. Var. (
els.
,
E. 14. Jh.
):
also groß hunger in der stat, das die muͤter
(ff. Var.:)
ohssent vnd liessent die kind manglen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Gib du mir vnd mangel du. | Es ist als nichtz der heiligen bit, | Sie helffen doch on gelt vnß nit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 74, 1
(
Hagenau
1534
):
wer muͤssig geet / der soll mangeln.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
dadurch würd einer allein bezalt / vñ muͤsten die andern mangeln.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1331
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
So würd manglen manger gottes knecht. | Ich [Cristus] wil úch allen gnüg geben.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
wan wir dan nütt me hand, so mangle er dan als wol als wir.
Guth, Gr. Alex. (Hs. ˹
oobd.
,
E. 14. Jh.
˺):
Solt ich allain genunk hann, | Und mangeln die da stann?
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
19, 5
(
tir.
,
1464
):
Die reichen die hat gehungert vnd gedürstet vnd habent gemanngelt.
Qu. Brassó
4, 278, 2
(
siebenb.
,
1663
):
dass mancher armer Mann mit seinem Weib und Kindren hat müssen mängeln.
Dedekind/Scheidt. Grob.
115, 2
.
3.
›e. S. / P. entbehren; nicht über etw. verfügen, etw. nicht haben‹.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 23,  1; vgl. , ,  2,  4.
Syntagmen
(der vom Mangel Betroffene steht als logisches Subj.; die mangelnde Größe im Akk.obj. der S. / P. oder im Gen.obj. der S. / P., dies letztere häufiger):
j. etw.
(Akk.obj., z. B.
holz / freude, die glieder, nachfart
)
m
.;
j. e. S
. (Gen.obj., z. B.
des auges / gutes / nutzes / tisches / wissens, der druckerei / begierlichkeit / gnade / manheit / zucht / schulde, der freuden
)
m., j. e. P
. (Gen.obj., z. B.
eines jungen,
˹
dein / sein / irer
˺ jeweils pronominal)
m., das herz des gewaltes m
.
Wortbildungen:
manglung
1,
1
mangen
.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1635
):
so wollen wir stets küssen, | das wirt itzt stets mangeln müssen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
10, 37
(
Frankf./M.
1568
):
vorzeiten / als man der Truckerey gemangelt / hat man alle Buͤcher abschreiben muͤssen.
Perez, Dietzin
1, 128, 19
(
Frankf.
1626
):
wir weren zu frieden / liebe Mutter / daß wir der Augen Mangelten. Wenn wir ein so schoͤn Angesicht hetten / wie das / dem jr ewer Lieb vergleicht.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 81, 12
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
Heinrich ergatzte uns siner tugent: ich clage, daz wir din mangen.
Gille u. a., M. Beheim
70, 43
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
hachvart was er [Welczebok] nicht mengeln.
Ebd.
71, 178
:
darumbs gemangelt hand der gnadt | der in gegossen lieb von got | durch ir wesen unwiczlich.
Ebd.
75, 176
:
Da musten sy und ire chind | [...] | mangeln der selben habe.
Ebd.
127, 52
:
Er [gat] mag sein nit enperen nach | mangeln, wann er ist an mass hach | valkumen aller güter.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
we din son
e
die gefangen sint und mangen dez tisch ires vaters!
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wunsches gewalt ist mir geben, dez menig veriertes herz mŭss manglen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Das vierde ist allen glidlemigen, betterisen und allen den, die ir glyder mangelent.
Fuchs, Murner. Geuchmat Kap.
5, 15, 21
(
Basel
1519
):
was du wol manglen magst, das gyb andren lüten!
Bartsch, Reinfrid (
halem.
, Hs.
14. Jh.
):
ich wæn dem Aschalône | wære misselungen, | ob er des starken jungen | gemangelt het in sîner schar.
Wyss, Luz. Ostersp.
9550
(
Luzern
1545
):
O Jesus, min allerliebster sun, | muͤss ich dich hie verlassen nun, | bis an dritten tag, herr, manglen dyn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Solt ich jren nit moͤgen Manglen / Solt ich nit moͤgen on sy seyn.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
315, 24
(
Genf
1636
):
mangeln / beduͦrffen / eines dings von noͤhten haben.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Er mangelt holtz vnd leidet frost.
Heydn. maister
9v, 10
(
Augsb.
1490
):
gefraget / wer milt waͣr / sprach er der sein guͦt außteilt vñ begirlicheit froͤmbdes guͦtes mangelt.
Niewöhner, Teichner
334, 5
(
moobd.
,
1360
/
70
):
dez [zucht, manheit] mangelt man unmazzen ser.
Klein, Oswald
44, 59
(
oobd.
,
1431
/
2
):
ab irem [mütter] zoren mir da graust, | doch mangeln ich sein selten | scharpf mit spelten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
Sollen auch die zwölfer [...] zu erscheinen schuldig sein, des sich von richters ambt wegen erfordern wurt in manglung eines richters.
Bauer, Imitatio Haller
55, 26
(
tir.
,
1466
):
Es ist ain grosse gnad dem menschen, der da manglen ist der weltleichen freuden.
Dies., Haller. Hieronymus-Br.
31, 33
(
tir.
,
1464
):
Es ist ain gut wërch
[
chirchen
zu
bauen
],
aber in sölicher mass, das die armen menschen [...] nicht manglung leiden.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1217
;
Euling, Kl. mhd. Erz. ;
Jörg, Salat. Reformationschr.
33, 7
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Bauer, Imitatio Haller
55, 24
.
Vgl. ferner s. v.  6,
1
 10.
4.
›jm. an etw. / an jm. (dies letztere vereinzelt) fehlen, mangeln, abgehen, gebrechen‹ (mit Subj. d. S., oft mit
es
oder ohne Subj. und häufig mit Dat.obj. d. P. / vereinzelt d. S. sowie fakultativ einer Angabe für die fehlende Bezugssache oder -person).
Bedeutungsverwandte:
 17, (V.) 23.
Syntagmen:
jm
., einer Instanz (z. B.
dem rate
)
etw
. (z. B.
der atem, das auge, die guttat, die kräfte, nichts
)
m
.;
es mangelt jm. etw
. (z. B.
rat
),
es mangelt an e. S
. (z. B.
an spielen
),
es mangelt e. S
. (z. B.
der weishait
)
an worten, es mangelt (jm.) (nicht) an etw
. (z. B.
an proviant / schuz / schirm / beredsamkeit / liebe / gunst / ere / rat, an der sprache / zeit
),
es mangelt jm. (nicht) an jm
. (z. B.
an neidern
);
jn. m., das [...]
; ohne Subj.:
jm. nicht m., jm. e. S
. (z. B.
des rates / papieres
)
m
.;
jm. an etw
. (z. B.
an gut, vorrat
)
(nicht) m
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Spr. 28, 27
(
Wittenb.
1545
):
Wer dem Armen gibt / dem wird nicht mangeln.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
675, 5301
(
Magdeb.
1608
):
Dem mangelt ein Aug / dem Hand vnd Bein.
Pfefferl, Weigel. Ges.
22, 13
(
Hamburg
1646
):
Verstehestu dis noch nicht, so wiße das dir mangele vnd gebreche des geistes zeugnis.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
86, 17
(
Hamburg
1646
):
es mangelt dier auch kein Raht.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1594
):
war er wol sechs- oder achttausent gulden zu achters, die eim rade mangelten.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Meinen diße Leut des es der Weißheit Gottes / dem Ewigen Wort Gottes / an bequemen worten gemangelt habe.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
wie es vns auch mehr an Prouiant anfieng zu manglen.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
Bey so hohen Gluͤck mangelte es ihm an Neidern und Widersachern nicht.
Hoffmeister, Kuffstein. Gef. Aiii
j v, 20
(
Leipzig
1625
):
daß beydes der Athem vnnd Kraͤfften mir zugleich mangeln wolten.
Opitz. Poeterey
56, 23
(
Breslau
1624
):
hoffen wir / es werde vns an vornemer leute gunst vnd liebe / [...] / nicht mangeln.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
einen arglistigen Man / dem es an Beredtsamkeit nicht manglete.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
7, 36, 35
(
Straßb.
1520
):
dermassen moͤcht der Türck vnd ein ieder lei weiden die schefflin Christi / den in manglet das sie von got darzuͦ nit erwelet seint.
Wickram
4, 16, 13
(
Straßb.
1556
):
damit in
[den
hartnaͤckigen leuten
]
/ an irem letsten end / nit an irer sprach manglen werde.
Ebd.
26, 23
:
wiewol im an guͦt / gar nicht manglet.
Maaler (
Zürich
1561
):
Dem Manglet nüt / der nüt begaͤrt. [...]. Es Manglet mir grad noch yetz muͤts / Jch bin noch nit zuͦ mir selbs kom͂en. Mihi animus etiam nunc abest. [...]. Mir Manglet papyrs / Jch hab nit papyr. [...]. Mir Manglet radts / Ich weiß nit wz ich thuͦn sol.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
59, 337
(
tir.
,
1466
):
Ist das dich got der vater ist lieb haben, was guethait ist dir denn manglen vnd abgen?
Boon, St. Prätorius
50, 37
;
Peil, a. a. O.
531, 786
;
582, 2413
;
Ralegh. a. a. O. iijv, ;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
253b, 22
;
Opitz. a. a. O.
4, 10
;
Reichmann, Dietrich. Schrr.
253, 15
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Vgl. ferner s. v.  21, , ,  2.
5.
›jn. / etw. (z. B.
einen hund
) nicht auffinden können; jn. / etw. schmerzhaft vermissen, missen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2, .
Syntagmen:
mit Akk.obj.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1561
):
Die liebsten mangeln wer der todt!
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
ein Wind, der was im lieb und het in nit fuͤr vil Geltz gemangelt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
die ir herrn suechten und nit vinden kunden. die sagten, daß man mangelt 86 edl, ritter und knecht.