1
mangeln,V.;
vgl. Besch, Sprachlandschaften.
, K. 53, mit Raumverteilung für die Handschriften eines Einzeltextes.1967
1.
›etw. / j. nicht da, nicht vorhanden sein, (jm.) fehlen‹.Syntagmen:
drei tage
(Subj.) m.
, etw.
(z. B. der wille
) m., j. (jm.) m., jm. etw.
(z. B. waffen
) m., etw
. (Subj., z. B. eine schale
) e. S
. (z. B. des deckels
) m., nichts mer m., als / dan [...]
; die mangelnde flotte
.Belegblock:
nun mangeln nur drey tag / | Das man gewonnen ruffen mag.
sein einiger will ist das jenige / was noch mangelt.
mag der antworter die clag vnd Libell so etwas an weßlichen oder formlichen stucken mangelte anfechte͂.
Ebd.
257, 9
: souil ime vber den wert des pfands noch mangelte oder vnuernügt vsstünde.
wie die Spanier einen solchen Orth angreiffen moͤgen, den sie zu Wasser wegen mangelnder Flotte / zu sperren icht vermochten.
mangleten mir doch seinen Feind anzugreiffen / nothwendige Waffen.
und mangelt nichts mehr / als die Signaturen ihrer sorten zu erfinden.
Also was es alles schon richtig / und manglet nicht mer dann das Richart nit zuͦgegen was.
Das Manglet oder gebrist. Id abest. [...]. Es Manglet aͤben einer / Es faͤlt vmb einen. Vnus abest. [...]. Es Manglet sunst nüt denn das.
ir soͤllend wissen das dez volkes muͦß alle wegen als vil sin, wann es getar ir ainer nit mangeln.
runde schälen, die manglen ihrer deckhel.
Ebd.
737
: 1 türckisch messer [...], an der schaid mangelt das ortband.
das liecht, das da gemangelt hat Tobias, der da schrai: ,Was freüden mag ich gehaben?‘
2.
›Mangel leiden; darben; in einer Fähigkeit fehlen‹; auch: ›zum Mißerfolg führen‹.Syntagmen:
mit Subj. d. P. / d. S. (letzteres vereinzelt), ohne Obj.Belegblock:
Wer aber all zu jach ist / wird mangeln
[
ist in armuͦtEck
1537: ].
Zu mangeln zwar gewohnt, nicht aber gar zu darben, | mußt‘ ich auch mitte fort.
do ereugnet sich zuhandt der creatur nichtikeit und das unmöglich were, [...], das sie nit mangelte in sitten.
Die anschleg eins endlichen (secht!) | Die bringen gwönglich uberfluß; | All-zu gech doch offt mangeln muß.
also groß hunger in der stat, das die muͤter
(ff. Var.:)
ohssent vnd liessent die kind manglen. Gib du mir vnd mangel du. | Es ist als nichtz der heiligen bit, | Sie helffen doch on gelt vnß nit.
wer muͤssig geet / der soll mangeln.
dadurch würd einer allein bezalt / vñ muͤsten die andern mangeln.
So würd manglen manger gottes knecht. | Ich [Cristus] wil úch allen gnüg geben.
wan wir dan nütt me hand, so mangle er dan als wol als wir.
Solt ich allain genunk hann, | Und mangeln die da stann?
Die reichen die hat gehungert vnd gedürstet vnd habent gemanngelt.
dass mancher armer Mann mit seinem Weib und Kindren hat müssen mängeln.
Dedekind/Scheidt. Grob.
115, 2
.3.
›e. S. / P. entbehren; nicht über etw. verfügen, etw. nicht haben‹.Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen
(der vom Mangel Betroffene steht als logisches Subj.; die mangelnde Größe im Akk.obj. der S. / P. oder im Gen.obj. der S. / P., dies letztere häufiger): j. etw.
(Akk.obj., z. B. holz / freude, die glieder, nachfart
) m
.; j. e. S
. (Gen.obj., z. B. des auges / gutes / nutzes / tisches / wissens, der druckerei / begierlichkeit / gnade / manheit / zucht / schulde, der freuden
) m., j. e. P
. (Gen.obj., z. B. eines jungen,
˹dein / sein / irer
˺ jeweils pronominal) m., das herz des gewaltes m
.Wortbildungen:
manglung
1
mangen
Belegblock:
so wollen wir stets küssen, | das wirt itzt stets mangeln müssen.
vorzeiten / als man der Truckerey gemangelt / hat man alle Buͤcher abschreiben muͤssen.
wir weren zu frieden / liebe Mutter / daß wir der Augen Mangelten. Wenn wir ein so schoͤn Angesicht hetten / wie das / dem jr ewer Lieb vergleicht.
Heinrich ergatzte uns siner tugent: ich clage, daz wir din mangen.
hachvart was er [Welczebok] nicht mengeln.
Ebd.
71, 178
: darumbs gemangelt hand der gnadt | der in gegossen lieb von got | durch ir wesen unwiczlich.
Ebd.
75, 176
: Da musten sy und ire chind | [...] | mangeln der selben habe.
Ebd.
127, 52
: Er [gat] mag sein nit enperen nach | mangeln, wann er ist an mass hach | valkumen aller güter.
we din son
e
die gefangen sint und mangen dez tisch ires vaters! wunsches gewalt ist mir geben, dez menig veriertes herz mŭss manglen.
Das vierde ist allen glidlemigen, betterisen und allen den, die ir glyder mangelent.
was du wol manglen magst, das gyb andren lüten!
ich wæn dem Aschalône | wære misselungen, | ob er des starken jungen | gemangelt het in sîner schar.
O Jesus, min allerliebster sun, | muͤss ich dich hie verlassen nun, | bis an dritten tag, herr, manglen dyn.
mangeln / beduͦrffen / eines dings von noͤhten haben.
gefraget / wer milt waͣr / sprach er der sein guͦt außteilt vñ begirlicheit froͤmbdes guͦtes mangelt.
dez [zucht, manheit] mangelt man unmazzen ser.
ab irem [mütter] zoren mir da graust, | doch mangeln ich sein selten | scharpf mit spelten.
Sollen auch die zwölfer [...] zu erscheinen schuldig sein, des sich von richters ambt wegen erfordern wurt in manglung eines richters.
Es ist ain grosse gnad dem menschen, der da manglen ist der weltleichen freuden.
Es ist ain gut wërch
[
chirchen zu
bauen],
aber in sölicher mass, das die armen menschen [...] nicht manglung leiden. Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1217
; Jörg, Salat. Reformationschr.
33, 7
; Bauer, Imitatio Haller
55, 24
.4.
›jm. an etw. / an jm. (dies letztere vereinzelt) fehlen, mangeln, abgehen, gebrechen‹ (mit Subj. d. S., oft mit es
oder ohne Subj. und häufig mit Dat.obj. d. P. / vereinzelt d. S. sowie fakultativ einer Angabe für die fehlende Bezugssache oder -person).Syntagmen:
jm
., einer Instanz (z. B. dem rate
) etw
. (z. B. der atem, das auge, die guttat, die kräfte, nichts
) m
.; es mangelt jm. etw
. (z. B. rat
), es mangelt an e. S
. (z. B. an spielen
), es mangelt e. S
. (z. B. der weishait
) an worten, es mangelt (jm.) (nicht) an etw
. (z. B. an proviant / schuz / schirm / beredsamkeit / liebe / gunst / ere / rat, an der sprache / zeit
), es mangelt jm. (nicht) an jm
. (z. B. an neidern
); jn. m., das [...]
; ohne Subj.: jm. nicht m., jm. e. S
. (z. B. des rates / papieres
) m
.; jm. an etw
. (z. B. an gut, vorrat
) (nicht) m
.Belegblock:
Wer dem Armen gibt / dem wird nicht mangeln.
Dem mangelt ein Aug / dem Hand vnd Bein.
Verstehestu dis noch nicht, so wiße das dir mangele vnd gebreche des geistes zeugnis.
es mangelt dier auch kein Raht.
war er wol sechs- oder achttausent gulden zu achters, die eim rade mangelten.
Meinen diße Leut des es der Weißheit Gottes / dem Ewigen Wort Gottes / an bequemen worten gemangelt habe.
Bey so hohen Gluͤck mangelte es ihm an Neidern und Widersachern nicht.
daß beydes der Athem vnnd Kraͤfften mir zugleich mangeln wolten.
hoffen wir / es werde vns an vornemer leute gunst vnd liebe / [...] / nicht mangeln.
einen arglistigen Man / dem es an Beredtsamkeit nicht manglete.
dermassen moͤcht der Türck vnd ein ieder lei weiden die schefflin Christi / den in manglet das sie von got darzuͦ nit erwelet seint.
damit in
[den
hartnaͤckigen leuten]
/ an irem letsten end / nit an irer sprach manglen werde. Ebd.
26, 23
: wiewol im an guͦt / gar nicht manglet.
Dem Manglet nüt / der nüt begaͤrt. [...]. Es Manglet mir grad noch yetz muͤts / Jch bin noch nit zuͦ mir selbs kom͂en. Mihi animus etiam nunc abest. [...]. Mir Manglet papyrs / Jch hab nit papyr. [...]. Mir Manglet radts / Ich weiß nit wz ich thuͦn sol.
Ist das dich got der vater ist lieb haben, was guethait ist dir denn manglen vnd abgen?
Boon, St. Prätorius
50, 37
; Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
253b, 22
; Opitz. a. a. O.
4, 10
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
253, 15
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
315, 29
.5.
›jn. / etw. (z. B. einen hund
) nicht auffinden können; jn. / etw. schmerzhaft vermissen, missen‹.Syntagmen:
mit Akk.obj.Belegblock:
Die liebsten mangeln wer der todt!
ein Wind, der was im lieb und het in nit fuͤr vil Geltz gemangelt.
die ir herrn suechten und nit vinden kunden. die sagten, daß man mangelt 86 edl, ritter und knecht.