2
mandel,
der / die / das
;
–/
oder
-e
;
in den Wörterbüchern über
mnl.
mandele
() aus
mlat.
mandala
(
Kluge/S.
2002, 595
;
Pfeifer
2000, 833
) hergeleitet; bei wird Verwandtschaft mit
lat.
manipulus
angenommen; Herkunft, Wortgeographie und Wortgeschichte geben Fragen auf.
1.
›Garbenstand des Getreides‹; im einzelnen mit Tendenz zu ›meßbare Menge von Getreidegarben‹ (dies auch als Abgabe).
Bedeutungsverwandte:
,
1
, (
der
9.
Syntagmen:
die mandeln anzünden / einsammeln, stehen / liegen lassen, die zehente m. geben
(als Regale);
sich unter einen m. legen, vieh unter die mandeln treiben
;
der 30. m. kornes
(Abgabe).
Wortbildungen:
mandelkrähe
›Blaukrähe‹ (die sich zur Erntezeit auf den Garbenständen niederläßt; a. 1603; vgl.
Suolahti, Die dt. Vogelnamen.
1909, 16
),
mandeln
›Garben zu
mandeln
zusammenstellen‹ (auch als zählbare Einheiten für die Zehntveranlagung; a. 1358; 1520; dazu bdv.: ).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1638
):
Die Ernte bricht herein; | wer Korn hat ausgesät, der samle Mandeln ein!
Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 15, 5
(
Wittenb.
1545
):
[Simson] lies sie
[
Füchse
mit angezündeten Schwänzen]
vnter das Korn der Philister / Vnd zündet also an die Mandel
[
Froschauer
1530:
garben
;
Eck
1537:
frúcht
]
/ sampt dem stehenden Korn.
Ebd.
Hos. 12, 12
:
Vnd [sie] haben so viel Altar / als Mandel
[
Mentel
1466 /
Eck
1539:
hauffen
;
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530:
steyn hauffen
]
auff dem felde stehen.
Ebd.
Rut 3, 7
:
[Boas] kam vnd legt sich hinder einen Mandel
[
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
hauffen garben
o.ä.].
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1657
):
So ernt- oder schnitzeit ist, so solle keiner dem andern unter das abgeschnittene trait, heifel und mandl [...] weder pfert rintviech schwein noch die schäfferei treiben.
Byland, Wortsch. Zürcher AT. ;
Rwb f.;
Schles. Wb.
2, 842
.
2.
›Anzahl von 15 Stück einer zählbaren Sache‹ (in Inventarlisten im Orientierungsfeld mit (
der
), , u. ä), seltener ein Raummaß, dann: ›Stapel, Stoß (z. B. von Holz)‹; wohl auch ein Gewichtsmaß (in:
x mandel -fisch
); eine
mandel
wird relativ zur Bezugsgröße als wenig oder als viel gewertet; vgl. die Belegkommentare.
Syntagmen:
ein m. eier haben, unter die henne legen, eine m. von etw. kriegen
;
etw. mer dreier dan mandel eier kosten
;
eine ganze m
.;
x mandel(n) bratwürste / bakfisch / ferkel / fleisch / geldes / gelöte / groschen / hüner / lämmer / schüsseln, spiesse rindfleisch, x mandel holzes
;
x schleien m
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
87, 5
(
preuß.
,
1402
):
3 m. und 4½ sc. vor 3 mandel eychens holczs czu pfelen.
Ders., Gr. Ämterb.
116, 5
(
preuß.
,
1477
):
vihe im hofe: item 4 klepper, item 1 schock alde schofe unnd 18, item 3 mandel junge lemmer.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 692, 38
(
preuß.
,
1522
):
1 slein mandel, von der mark 1 schill.
Luther, WA (
1541
):
Wir kriegen, quanquam pauci nos audiunt, ja ein Mandel
(›eine ganze Menge‹) /
vom grossen hauffen.
Ebd. (
1544
):
Heut hat sie ein Mandel Eyer, dieselben leget sie unter eine Henne.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
236, 5902
(
Magdeb.
1608
):
Danck ich Gott / das der Teuffelin / | Fuͤr zorn nicht war kommen in sinn / | Das vielleicht mein Peltz goͤlt mehr dreyer / | Denn sonst jhr Hun / vnd mandel Eyer
(hier eine geringe Menge).
Lippert, UB Lübben
2, 59b, 20
(
osächs.
,
1428
):
Cerstan Lederman hod gelabit 3 sch. von Peter Geternicz wegen und Pawil Stelmecher fumff mandil g. deme rathe.
Skála, Egerer Urgichtenb.
245, 9
(
nwböhm.
,
1578
):
In pächen [...] gefischt, etlich hecht, Vnd Je Wol beÿ [...] 3 mandl
[hier möglicherweise Gewichtsangabe]
backVisch gefangen.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
191r, 9
(
Leipzig
1588
):
Das sind also die furnempsten Regeln / an der Zahl eine gantze Mandel
[›eine ganze Menge‹] /
Die vns erinnern / das es nicht ein schlechte oder leichte Sache sey / gute Freundschafft zu bestettigen.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
61, 16
;
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
102, 22
;
113, 43
;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
51, 24
;
243, 20
;