man,
Indefinitpron.,
3. Pers.; zu
1
.
1.
›man, jemand (allgemein)‹; die Aussage mit
man
ist im Nhd. paraphrasierbar mit Passivtransformationen, mit
es-
und
ist-zu-
Konstruktionen (z. B. ›es finden sich‹; ›es ist zu hören‹), mit Verben niedrigerer Valenz.

Belegblock:

Luther, WA (
1524
):
die keyn man ruret noch erkand | von Gotts wort sie man schwanger fand.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
7, 8
(
Frankf./M.
1568
):
MAn findet / meines erachtens / viel / [...] / Gottlose Menschen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
52, 7
(
Frankf.
1535
):
Feursteyn gepüluert / damit polirt mann alle harte steyn.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
ie mer der mensche danne wechset in die jar, ie [...] erger er wirt von den sunden, als man spricht in einem bispele: [...].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
28, 3
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Bei loben und bei schenden sol fuge und maße sein: ob man ir eines bedürfe, das man des stat haben müge.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
76, 4
(
omd.
,
1487
):
Es ist beÿ vnsern zceitten darzcu kömen das man wenig fragt wie man eldern ere beweise.
Ries, Rechenb.
C 8r, 13
(
Erfurt
1522
):
ein Jar gibt mann eynem knecht 10 flor 16 groschen / wieuil gepuͤrt ym 17 wochen.
Böhme, Morg.R.
13, 6
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
wie soll mans anfahen dich / [...] / zu bewegen / daß du [...].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
so die Sonne mitten am Himmel stehend betrachtet wird / meinet man / das [...].
Henschel u. a., Heidin
123
(
nobd.
,
um 1300
):
Man hoͤrt iz inder werlde wıͤt | Von mannen vñ von wiben.
Stammler, Berner Weltger.
892
(
ohalem.
,
1465
):
Jch tett, als man saget das ding: | Der ze vil wil, dem wirt cze wenig.
Maaler (
Zürich
1561
):
Man glaubt schwaͤrlich den wortten. [...]. Man hat gemurmlet. [...]. Man seit oder sagt.
Sappler, H. Kaufringer
16, 234
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wes man in der juget hat | gewont, das hangt im alter an.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
212
.
2.
›jedermann‹, mit impliziter Verpflichtung, sich selbst als den Mitgemeinten zu verstehen; mit Negationsausdruck: ›keiner, niemand‹.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
39
(
mrhein.
,
um 1335
):
Man git zuͦ erste den besten win.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
gerichte und barmherzikeit unde truͦwe: dise muͦste man tuͦn und jene nicht lâzen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do vorbot der keisser, man sulde den gesten keyne speisse vorkouffen.
Dietrich. Summaria
29v, 4
(
Nürnb.
1578
):
das ist / Man soll beide
[dem
keyser
und
Gott
]
dienen / doch also / wo sich dise zwen dienste wolten stossen / das man es ehe an des Keysers / denn an Gottes dienst soll fehlen lassen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1475
):
sye [Begeynen] sein züfugerin, abesserin, müssiggengerin, man sol in nit geben.
Bauer, Geiler. Pred.
104, 33
(
Augsb.
1508
):
ir vernunfft / lond sy [menschen] allzeit muͤssig ligen / und ligt inen allwegen / als ain acker / den man nitt bauwet.
Klein, Oswald
13, 28
(
oobd.
,
1416
?):
Wer ist die ros an doren, | do von man list und sagt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
21, 38
(
tir.
,
1464
):
Man mües vntertänig sein got vnd nicht dem menschen.
3.
›man‹, die gemeinten Bezugspersonen ergeben sich aus dem Handlungszusammenhang.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jst aber, das se [juncvrowen] getruͦwet wert vnde louchen wolden, daz se zuͦ iren jaren nicht were vuͦlkomen, so sal manz bewisen.
Froning, Alsf. Passionssp.
48
(
ohess.
,
1501ff.
):
darumb sollet ir nu ansehen | mit innikeyt das schone spyell, | das man hie begynnen well.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
135, 14
(
rhfrk.
,
um 1435
):
rident dem hunde noch war er uch vor gene wirdet / dann man mocht da mit die warheit erfaren.
Karnein, Salm. u. Morolf
13, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Da sie [Kunigin] inn das munster kam, | die frone meß hup man an.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
160, 8
(
Frankf.
1535
):
Mann leget den gips auff das ortt da mann bluͦtfluß hat.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
218a, 26
(
Frankf./M.
1649
):
weil man in Arbeit ist / die Zauberer vnd Zauberschen zuverbrennen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Mann zog ihm
[Jesus Christus]
an ein purper kleyd, | Zu spott.
Opitz. Poeterey
11, 10
(
Breslau
1624
):
Mann wil vns [Poeten] auff allen Schuͤsseln vnd kannen haben.
Reichert, Gesamtausl. Messe
1, 27
(
Nürnb.
um 1480
):
wenn dy kirch verbrent wuerd [...], das man der kreutz an den wenden, [...], nit mer gesehen moecht.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
8b, 9
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
doch minnet got dise mine fur gut wann man in dirre minne svͤnde let vnde wuͤrket gvtev werk.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 133, 7
([
Augsb.
]
1548
):
Zum Andern gehoͤrt inns Künigs recht / die Froͤne der dienst / [...] / zuͦ Faren / zuͦ Reiten / zuͦ Fuͦß zu lauffen / ain zeit wann mans bedarff.
Eis u. a., G. v. Lebenstein
73, 15
(
oobd.
,
15. Jh.
):
wolliches kind sein synn verloren hab, dem geb man das wasser zw trincken.
Goldammer, Paracelsus
5, 179, 24
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
15, 18
.
Vgl. ferner s. v.
2
.