2
malen,
V., unr. abl.;
zu
mhd.
maln
›mahlen‹
().
1.
›mahlen, der Mahltätigkeit in der Folge von  1, , , (V.) 1,
malen
, (V.) 1 nachgehen (speziell vom Müller gesagt); mahlen lassen (vom Kunden, Mahlgast gesagt); als Maschine laufen, fungieren (von der Mühle gesagt)‹.
Gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
malen und backen jm. abgeschlagen sein
›aus der Gemeinschaft ausgestoßen sein‹.
Syntagmen:
mit Subj. d. P. oder d. S., ohne Obj.
Wortbildungen:
2
maler
1 ›Müller‹,
malfrei
›von Abgaben für das Mahlen befreit‹,
1
mal|pfenning
›steuerliche Abgabe für das Mahlen‹ (dies war für den Eigenbedarf nicht abgabepflichtig),
malter
1 ›Mahltätigkeit‹,
malweide
›Bezirk, innerhalb dessen der Müller das Mahlrecht besitzt‹,
2
mal|werk
1 ›das Mahlen‹ (a. 1540),
2
mal|zeichen
›Berechtigungszeichen zum Mahlen von Getreide‹,
malziese
(Gw zu mhd.
zise
›Verbrauchssteuer auf Getreide‹; ; vgl. auch
akzise
).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 34, 37
(
preuß.
,
1437
):
Ist ymands, der sein getregede in die moͤle brenget, und desselben wil uszwarten und malen, der sal nicht pflichtig seyn den malphenning zcu geben.
Luther, WA (
1527
):
zwen harte steine malen nicht wol.
Ders. Hl. Schrifft.
Mt. 24, 21
(
Wittenb.
1545
):
Zwo werden malen auff der müle / Eine wird angenomen.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
swer erst zuͦ der molen kuͦmt, der male ouch erst
(ähnlich mehrfach; s.
Tpma
8, 88).
Herborn u. a., Rechn. Jülich
112, 29
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
wart die molen zu Cast(er) aff gelaicht [...] ind lach darnae VIII daige ledich, e sy gemale(n) kunde.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 138, 36
(
preuß.
,
1453
):
Darzu hab Pawl von Ruszdorff weilent hochmaister land und lewten gesagt [...], das sy malen mochten, wo sy woltten.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
um 1637
):
einem jeden ufrecht zu mahlen
[dies zu 1]
und gut gerech zu thoin, [...], sonderlich aber den Breueren ohne [...] gezeichnete Säck nit zu mahlen.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 480, 17
(
mosfrk.
,
1465
):
ir hant uns [...] unser burgerschaft, schirme und fryheit, backen, malen etc. und alle gemeynschaft uffgesagt.
Küther, UB Frauensee
354, 35
(
thür.
,
1524
):
yr habt myr auch meyn moͤllnn geschwecht myt ander moͤlnn, wan ich wol gemalenn koͤnn wassers halbenn zü, hab ich nicht zü malenn.
Pyritz, Minneburg
1412
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Vernunft und will, ir zwen stein, | Malen uff ein ander clein | Und hertt, daz sie zubrechen eben | Dez mynners hertze.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
109, 9
(
nobd.
,
um 1540
):
daz ettwa ein muller ist hie gewesen, der hat gemalen und gebacken, wiewol er es nit macht noch freyheit gehapt.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Wist ir denn nit, daß zwen hart steyn | Malen weder sauber noch klein?
Grimm, Weisth. (
1622
):
Wie wir dan unserm dorf Zinxem zuerkennen malfrei, backfrei, zapfrei gelden und verkaufen.
Leisi, Thurg. UB
7, 830, 27
(
halem.
,
1296
):
daz die gotzhuses lúte alle da malen son und ir zins gerwen von den oͧgesten.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
es weͣre denn, das semlich wasser groͤssi keͣm, dz si nit gemalen mochten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
671, 23
(
halem.
,
1534
/
5
):
Das allen baͤpstischen / [...] sote verbotten / [...] sin / malen / bachen / wunn und weyden.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
314, 6
(
Genf
1636
):
malen / maͤhl machen.
Müller, Stadtr. Ravensb.
190, 10
(
oschwäb.
,
1380
):
Wela malher aber ze wit zargen an siner muͥli hat [...] uͥber daz recht mess, der sol es bessren.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 301, 27
(
schwäb.
,
1608
):
Klag, daß fremde Müller nach K. fahren und dem Müller zu K. und Sinnigen also ihr Malwaid wider alt Herkommen zugrund richten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
muesten die leut von im ackern säen schneiden dreschen malen pachen pelzen, viech ziehen, imp setzen, paumgärten züglen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1590
):
daß auf der [...] hausmül nicht allain zu diser herrschaft betürftige malter verricht [...] werde.
Luther, WA / 27;
Boner, Urk. Aarau
351, 5
;
865, 13
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Dirr, Münchner Stadtr. ;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
229, 17
;
2.
›etw. (prototypisch:
getreide
) mahlen‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
erbsen / getreide / gerste / haber / hirse / korn / weisse
, mit effiziertem Obj.:
mel
)
m., etw. m., das
[›damit‹...].
Wortbildungen:
˹
malbauer
,
malgast
˺ ›j., der sein Getreide mahlen läßt‹,
malgrosche
eine obrigkeitlich verordnete Getreidesteuer,
malgut
›zu mahlendes Getreide‹,
2
mal|haufe
›Trichter, durch welchen das Getreide auf den Stein fällt‹,
malknecht
,
malmel
,
malkorn
,
malrad
›Mühlrad‹,
malsieb
›Getreide-, Mehlsieb‹ (a. 1646).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 27, 32
(
preuß.
,
1453
):
eine moel mit 6 redern, mir und en zu notze, iglichem teile die helffte des malmels.
Ebd.
5, 162, 13
(
1465
):
allerley, das men pfleget zcu malen, es sey korn, weesze, erbis, gerste etc., [...], sal men vam scheffel vier pfennige geben.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 28, 28
(
Wittenb.
1545
):
Man malet
[
Mentel
1466:
wirt gemynnert
;
Wormser Proph.
1527 /
Froschauer
1530 /
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
wirt zermalet
o. ä.]
es / das Brot werde / vnd dresschet es nicht gar zu nicht / wenn mans mit wagenraden vnd Pferden ausdresscht.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7170
(
rib.
,
1444
):
as de moelen zo wryvet sich | Die umme geit ind neit en hait zo malen | Ind sich selver meelt
[dies zu 3]
zo pulver zuo male, | Also zo wryven ich mich ouch | Van verdrosse.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
40, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Wer Korn vnd Weitz zu malen hat / | Der bring mirs in die Muͤl herab.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
147, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Der müller soll auch daran sein, das den mahlgesten ihr getreide gutt gemacht und gemahlen [...] [werde].
Ebd.
150, 39
:
Der müller noch sein bestalt gesinde sollen auch in der muhlen nicht aufkehren, es haben dann zuvorn die scheider und helfere den becken und mahlgesten das ihre zusammengekehret, eingesackt und vorwahret.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1667
):
Wie dass die [...] fürsten und stände [...] ein allgemeinen accis vom getrank, wie auch mahlgroschen fleischpfennig vieh- und rauchfangsteuer angeleget.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
darumb so mul man hirß zu muesmel.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
fur ein eichen schauffel pant zu dem segrat oder einem malrat, ie fur eins 1 pf.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
ouch mahte die stat eine guͦte müle under der Rynbrucken die alle tage 20 viertel kornes oder drissig muͦl.
Merz, Urk. Lenzb.
155, 26
(
halem.
,
1642
):
soll die Stadt an ihrer Vogtsmüli nur einen mahlhuffen vnd ein waßerrad inhencken, der andere nüwe mahlhuffen soll zuͦ oberest an der Vogtsmüli vffgerichtet werden.
Morrall, Mandev. Reiseb.
117, 24
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz
[getrocknetes Baumharz]
malend sie, so ist es wiß und schoͤn, und machent da von brot.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 88
, Anm. (
schwäb.
,
1607
):
Der müller soll vorthin [...], wochentlich zweymahl in daß dorf Ersingen fahren und daß mahlkorn in die mühlen füeren.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
185, 67
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
das hercz ist als ein müll: dyweil dy müll waycz mëlt, so mag sy nicht haberen gemallen.
Staub, Qu. Wien (
moobd.
,
1378
):
und dıͤnt alles hincz den Predigern vıͤr phunt und zwen muͤtt waiz umbsust ze malen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1441
, Hs.
1565
):
Wier ruegen auch mer das niemant kain semel herfueren soll und anders nichts herfueren soll dan malguet.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 3, 4115c, (
moobd.
,
1466
):
Von einem Mut
oblais und mallgut 3 sh.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
Malpauern bedrangnusz so inen von den mülnern zuegefüegt wierdet.
Vgl. ferner s. v.  1, .
3.
›etw. (z. B. Gewürze, auch Erz, Gold, Speisen) zerreiben, zerkleinern, zerpulvern, mahlen‹; ütr. auch: ›sich selber aufreiben, zermürben‹ (Beleg unter 2).
Phraseme:
gemalenem golde vertrauen
›auf Sand bauen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
,  1,  3, ,  2,  3, ; vgl.  2, , .
Wortbildungen:
malkost
›Kosten für das Mahlen / Zerkleinern erzhaltigen Gesteins‹,
2
malung
1 (dazu bdv.: ).

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
32, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Auch mag man das Golt maln vnd reibn / | Ein Guͤlden Schrifft darmit zu schreybn.
Hajek, Guͦte spise
26
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
vnd nim dri gesoten huͦnes lebern. Mals zvͦ sammene mit ezzige vnd mit huͤner sode.
Ebd.
48
:
Mal kuͤmel vnd enis mit pfeffer vnd mit ezzige.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203v, 23
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
nim gemalen pfeffer vnd / geriben senff: das hab in dem mund, so / fúrbet es dir das hoͮpt.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
206, 27
(
osächs.
,
1537
):
Es sol sich der Hottißkey mitt denjenigen vortragen umb die malkost, was es anlangt.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Molitura, Ein malung / zerreybung.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es gehoͤrt vil glaubens darzu / wo man einem gemalen Gold / vnd ungemessen Ertz / vnd Silberkuchen vertrawen soll.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1342
):
Was auch von werch
[hier: ›Erz‹]
gemalen wirt, da sol das drittail chomen an unsern wechsel umb ein pfunt.
Ott-Voigtländer, a. a. O.
211r, 29
;
Lehmann, Rezeptb.
217
.
4.
›etw. (meist: Mehl, auch Tierfutter) durch Mahlen von Getreide o. ä. herstellen‹; ütr. auch (hier anschließbar? s. u. den Zweifelskommentar zum Beleg): ›etw. (Schaden) anrichten, bewirken‹.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
494, 2
(
preuß.
,
1394
):
off dem huse: 5 leste gemalens melis, item 314 lemmir.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
2 m. den molknechten vor 30 leste mels zu malen.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 162, 13
(
preuß.
,
1465
):
allerley, das man pfleget zcu malen, es sy korn [...] ader sweine osz.
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 47, 2
(
Wittenb.
1545
):
Nim die müle vnd male
[
Wormser Proph.
1527:
mach
]
mehl / flicht deine Zöpffe aus.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
81, 32
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wann man die kelber abgewehnet [...] Man mus ihnen auch [...] von aftergetreide gemahlen mehl mengen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 30, 3
(
nobd.
,
1464
):
deszgleichen auch alles huͤntzasz, so das gemalen wuͤrt, mit korben und gemesszen den jegern geben wuͤrde.
Niewöhner, Teichner
428, 51
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
do
(an den
hohen schulen
)
man tugent von in [chunsten] noz, | daz si nieman schaden muoln.
5.
›etw. zerkauen; an, auf etw. kauen‹.
Phraseme:
ein hungertuch kauen
›am Hungertuch nagen‹.
Wortbildungen:
˹
2
malung
2,
malzan
˺ ›Backenzahn‹.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 33
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Da sint in dem munde zene, alles leibfuters tegelichs malende einsacker
[Var. M:
malunge
].
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus,
84
(
schwäb.
,
1455
):
Manig gouch der nimpt sich ertzny an, | Der nie gelas Galienus buͦch. | Den gelich ich wol zuͦ ainem man | Der allzeit malet ain hungertuͦch
[hierher? oder zu
1
malen
2?].
Kohler, Ickelsamer. Gram. (wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das, d, vn, t, werden gemacht mitt ainem anschlag der zungen an die malzene.