malefiz,
(vereinzelt:)
maleficium
;
der / die / das
(für ersteres);
(für
die
und
das
),
-es
(für
der
und
das
)
/-Ø
und
-ficia
(nur für 3 belegt);
aus
lat.
maleficium
(vgl.
Georges
2, 778/9
; ;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 131
).
– Gehäuft wobd. / oobd.; diese Zuordnung gilt auch für weite Teile des Wortbildungsfeldes.
1.
›von jm. begangenes oder (perspektivisch umgekehrt, selten:) erlittenes Verbrechen von einem erheblichen, daher oft unter die Hochgerichtsbarkeit fallenden Schweregrad‹.
Vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  2,  1,  1, , ,  2,  3, ,  1,  1, ,  1,  2, , .
Syntagmen:
(eine) m. begehen / tun / belangen / berechten, eine m. abklagen
›leugnen‹,
auf jn. bringen
;
eine / die m
. (Subj.)
sich begeben, jm. ein maleficium begegnen, m. eine getat gedeuten
›bedeuten‹;
etw. für eine m. erkennen, über / um eine m. richten, um eine m. austreten
›sich absetzen‹,
um m. richten, jn. um m. fangen, zu feste legen, jn. (!) um m. nacheilen, richter über das m. sein, strafe von der m. wegen beschehen
.
Wortbildungen:
malefikant
,
malefizenz
,
malefiztat
(a. 16. Jh.),
malefiztäter
(n. 1620),
malefiztitel
›als
malefiz
betrachtete Kränkung‹.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
316, 1
(
Worms
1499
):
ob ein Man so grosse vbelstat vñ malefuz thette darümb syn guͦt vnnser Stat fisco verfallen [...] were.
Schwartzenbach
L ijr
(
Frankf.
1564
):
Malefitz. Jnzicht. Vbelthat.
Ebd.
L ijv
:
Missethat. Suͤnd. Verbrechung. [...]. Malefitz. Todswehrte handlung.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1501
/
16
):
das die von Villingen ainen oder mer umb malefitz oder der glich hendel nachilen.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1571
):
rechtssachen, das malefiz und andere derglychen väl belangend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Malefitz (das) Misszthaat / mißhandlu͂g. Maleficium.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Dem ist in der jugendt ein solchs starks maleficium begegnet, das (er), wie er erwachsen, sich kainer frawen annemmen dörfen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1477
):
dagegen dem rappen fürgehaltten, das doch solliche hanndlung kain malafitzia und allain nur wort weren.
Rot
326
(
Augsb.
1571
):
Malefitz (vom Lateinischen wort malefacere & maleficium) allerley missethat / mißhandlung vbertrettung. Maleficentz, Jtem.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
ain übeltaeter, der des malefitz vnd strengen vrtails des tods begeben ist.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
Wann ainer dem andern ainen dieb schelmb mörter [...] mit einem malefiztidtl schildt und ihme also sein guet geruech [...] zue nehmen vermeint, kan ers darthuen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
):
haben ain statgericht und uber das malefiz so si von dem landsfursten pan und acht emphachen zu richten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
17. Jh.
):
das ain landrichter zu Matrei ze richten hat [...] umb alle malefitz, umb deuphait mit stock und parten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
17. Jh.
):
Da aber in dißen purkfridt ein mörder, todtschläger, rauber, dieb oder sonst ein anderer maleficant, [...], betreten und ergriffen wurde.
kampt aber ein clag und dieselbe [...] der mallefizthat überwissen wirth, [...], soll man [...].
Mieder, Lehmann. Flor.
356, 7
;
Laufs, Reichskammergo.
148, 19
;
Bischoff u. a., a. a. O. ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Vorarlb. Wb.
2, 342
;
Öst. Wb.
4, 916/923
.
Vgl. ferner s. v.  4.
2.
›Malefiz-, Hochgerichtsbarkeit; Hochgerichtsverfahren; hochgerichtliche Rechtsprechung; Textstelle des Malefizrechtes‹; jeweils Metonymieverhältnis zu 1 und untereinander; fließende Übergänge und mehrere Möglichkeiten der Einordnung; Versuch klarer Trennungen im f.
Rechts- und Wirtschaftstexte, berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
, ,  4, (
das
13; vgl.
2
 1, , .
Syntagmen:
die m. haben
›innehalten‹ / ˹
berüren / antreffen
˺ ›angehen‹
/ volfüren, auf im tragen, jm. die m. vorbehalten
;
die m.
(Subj.)
gegen jn. gebrauchen
;
die herlichkeit bis an das m. haben, unter einem m. gesezt sein
;
die regierung des malefizes
.
Wortbildungen:
malefizbusse
›vom Hochgericht verhängte Strafe‹,
malefizfal
›in die Zuständigkeit des Hochgerichts fallende Straftat‹,
malefizkost
›Kosten eines Hochgerichtsverfahrens‹,
malefizrichter
,
malefizzehent
›Hochgerichtsverfahren‹.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
260, 7
(
rhfrk.
,
1623
/
48
):
Auch malefiz- und rugcent allhie abgehalten worden.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Wo der [fürst] zu gäch, kühn und gedürst | Ein urtheyl geb, welches hernach | Antreff malefitz peynlich sach.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1491
):
Wurde aber iemande [...] umb einen frevel, der noch nit mit recht usfúndig noch gichtig wer und der kein malefiz [...] uf im trüge, angezogen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Quæstor, Ein Malefitz richter.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1524
):
und stalt man die buren im Hege ab zuͦ recht ge Stocka, on das das malleficz beruͤrt, das was dem her forbehallten.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
so stond er / vnd der rechtthaͤter vmb ir lyb vnd guͦt in vnser straff / wie dañ im nachgenden letsten Tractat vnder dem malefitz / ouch gesetzt ist.
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
2, 30, 3
(
Luzern
1526
):
dan in den malefitzen wurt der wil vnd nit die geschehene dadten oder das end angesehen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
884, 10
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie dann die selben [Die von Bern] all herlickeytt etc. / bis an das malefitz / zuͦ Kriegstetten hand.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1559
):
wie sin fürstlich gnad von Römischen keysern [...] mit allen regalien und friheiten nit weniger als ein ordt der Eidtgnoschaft gefriet, es sige mit der mannschaft, malefitz, vogtyen, eigenschaft der lüten zöllen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1666
):
ob darunder auch die malefitz- und dergleichen hoche bueßen, [...] begriffen sein söllind.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Cunrat von Rot der sollt sein leben lang [...], den malefitz haben.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1611
):
möchte aber einer so gefehrlichen uff den andern warten [...], er würde dessen höchlicher gestraft und das malefitz gegen im gebraucht werden.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
so müessen die Vischawennger [...] dem freiman alle handnotdurft [...] hergeben und leihen sambt holz und stro, welches inen aber von dem maleficzcossten bezalt werden mueß.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15.
/
16. Jh.
, Hs.
18. Jh.
):
der straffen, büess und wandl halben, so sich ausserhalb obbewelter dreüer malefizfällen in bemelten zweien hofmarchen durch die denselben innwohnen zuetragen.
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Müller, a. a. O. ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Schwarz, Awürt. Lagerb.
2, 609, 8
;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Hulsius
O rv
;
Vorarlb. Wb.
2, 343
.
3.
›beschwerliche Krankheit‹.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Nun war ain kreutlerarzet im Algew, der sich uf die maleficia ganz wol versteen solt.