mürbe,
1.
›ungefestigt, schwach‹ (vom Menschen und seiner Haltung); ›mürbe (ütr.), nachgiebig, wankelmütig; im Willen gebrochen‹; bei Luther
positiv konnotiert: ›selbstlos, milde‹.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
j
. (z. B. der mensch
), js. natur m. werden / sein, j. von furcht m. sein
; jn
. (z. B. Adam
) / etw. (das menschliche gespring) m. machen
; m. des mutes
.Belegblock:
wend er von mutwiller kur | also cranc und also mur | von nihte in hiez werden.
Wen her [Got] nach sines selbes kor | Adamen machet also mur | Daz her waz bewegelich | Von art unde ervalte sich.
sô suntte er ôt mûtis mur | und von vrier willekur, | want andirs nicht wen wullust | zu der sundin abekust | in î schuntte unde treib.
[Christus] der yderman fruntlich ist, niemant voracht, niemant vorsagt unnd gantz schlachtig, merb und genietig ist.
das sie [Jüden] durch jr Elend zu letzt muͤrb und gezwungen werden, zu bekennen, das Messias sey komen.
so lest man sie
[eine Frau]
dennoch nicht loß. sondern legt sie in ein haͤrter Gefaͤngnuß / da sie dañ wohl ein gantz Jahr in liegen / vnd gleichsam ein beytzen muß / biß sie muͤrb werde. Sust Jacob vort uberquam, | Van grozer vorchte was er mur.
Vürste, ein name gewaltig, | mür si im al unstete.
[da] aber vnter den Juden nicht ein han vmbkame / wurde er [Pharao] kuͤrr vnnd muͤrb.
noch dan sint sv́ [menschen] muͤrwe vnd weich vnd bedoͤrfent milche vnd weicher spisen.
Luther, WA ;
Kochendörffer, Tilo v. Kulm ;
2.
charakterisiert Gegenstände unterschiedlichster Art als gegensätzlich zu einem jeweils angenommenen Härtegrad: ›weich, zart, milde‹ (im positiven wie negativen Sinne); im einzelnen z. B.: ›locker‹ (vom Erdreich; dazu ggs.: , Adj., 1); ›brüchig‹ (vom Eis; dazu bdv.: 1
2); ›biegsam‹ (von Ästen; dazu bdv.: , ); ›reif, weich‹ (von Äpfeln; dazu bdv.: , Adj., 5, 1
, Adj., 1); ›zart, klein‹ (von einem Körperglied); ›locker‹ (vom Ackerboden); ›sanft, angenehm‹ (von der Form der Nase); ütr. z. B.: ›frei; e. S. enthoben‹ (z. B. des Lasters); ›milde, nachsichtig‹ (vom Alter); ›Gott wohlgefällig‹.Syntagmen:
etw
. (z. B. ein ast, eine materie, das eis
) m. sein, etw. m. werden, die unstäte jm. m. sein
; ˹etw. m. zu acker machen, ein hun m. braten
˺ (jeweils objektbezogenes präd. Attr.), j. m. schmecken
(subjektbez. präd. Attr.); der mürbe acker / apfel / zweig, die mürbe nase, das mürbe lied
›Glied‹.Belegblock:
ich wil nemen von dem marke des hoen cedirs und wil legen von dem wippele siner zwige eynen moryn
[
die múrbeMentel
1466: ; Var. 1475
zarten2
-1518 / Luther
1545: ]
zwig. hîvon dô der Memlen is | was murwe unde dunne.
Der saffran will haben ein geil mürb erdreich.
Ebd.
138, 36
: Rasenfeld soll im Jacobsmonden [...] gar wohl murbe zu acker gemacht [werden].
tu uf die tür, | des lasters mür; | sich in den spiegel, darzu spür, | ob sich kein meil darin erbür.
Ebd.
12, 5, 2
: Vür-ste, ein name gewaltig, | mür si im al unstete.
loͮf durch senfmuͤteclichen mit getult, so wurstu so wunderliche múrwe und smackest denne unserm herren úber alle masse wol.
Múrwi huͤnr mit pfeffer / oder lembrin flaisch [...]; die zway súllent gesotten sin.
so sein [feigbaum] asst ietzund ist múrbe
[nd. Bibel 1478:
week;
weichLang
1521: ;
safftigLuther
1545, Mt. 24, 32: ]
vnd die leúber geborn. so wisst das der sumer ist nachent. und ez [kint] dur dich da liden | nach der e besniden | im sinú jungen murmen lider.
Murb / Weich. Vescum. Ein Murb ring erdtrich / daß sich geleych wie pulffer zermalen laßt. [...]. Murb / teig vnd matt werden von elte. Fracescere. Reyff vnd Murb werden. Mitescere. Murb oͤpffel / milt / reyff. Mitia poma.
3.
von Gegenständen gesagt, die einem angenommenen Qualitätsstandard nicht entsprechen; im einzelnen: ›bröckelnd‹ (von gummi
); ›morsch‹ (von einem Strang, von Holz).Belegblock:
Das gumme ist nit guͦt daz sich balde lesset brechen vnd hoell vnd muͦrbe vnd fast styncket.
es jst je der strang ent zweÿ gerissen, | [...] | er war gar merb!