müle,
die
;
–/-en
.
1.
›Mühle, in der Regel wassergetriebene technische Anlage zum Mahlen von Getreide, deutlich seltener zum Mahlen von Früchten‹; als Metonymie dazu: ›Mühlstein‹ (1 Beleg, s. u.
Thiele
); unter Rechts- und Wirtschaftsaspekten: ›Mühle als kleinere, bestimmten Naturalabgaben oder finanziellen Auflagen unterliegende, mit einem „erhöhten Frieden“ ausgestattete (s. ) Wirtschaftseinheit zur täglichen Versorgung der Bevölkerung‹; insofern war die Mühle Gegenstand unterschiedlicher, bis in kleinste näherechtliche Regelungen reichender Bestimmungen; vereinzelt erscheint
müle
in Vergleichen sowie in tropischer Bedeutung; in je 1 Beleg ist
müle
auf die Handmühle im Haushalt bzw. auf die der Mühle verglichene Klapper für Kinder bezogen.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte, mehrfach auch Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
eine scharfe müle in sich haben
›viel Temperament, eine scharfe Zunge haben‹;
das lezte auf der müle haben
›keine Perspektive mehr haben‹;
in der müle böse harfen sein
›[...] nicht gut zu musizieren sein‹;
in der müle nicht unbestoben sein können
.
Bedeutungsverwandte:
 2, ,  2; im Orientierungfeld mit: , ,  1,  1, .
Syntagmen:
eine m. haben / bauen / besehen / besichtigen / angreifen / abbrennen / berauben / dienen
›betreiben‹
/ bessern / estrichen / beschütten
›füllen, in Gang setzen‹
/ schützen / verleihen / wüsten / brechen
(dies gegen die Schutzbestimmung von Mühlen als Einrichtung der Heeresversorgung),
die m. recht, in gang und bau halten, das wasser eine m. treiben, jm. die m. verbieten, fertig machen
(entsprechend einem Recht des Nachbarn);
die müle
(Subj.)
rauschen, x gänge, eine deutung haben, etw. dienen
›zu Abgaben verpflichtet sein‹,
eine m. vor der stat liegen
;
der m. geniessen
;
der m. die malgäste abspenstig machen
;
an der m. bessern / flicken, auf eine m. 1 malter kornes haben
(als Recht),
eine banmeile aus der m. sein, aus einer m. etw
. (z. B.
ein schwein
), [einen Betrag als Abgabe]
geben, in der m. malen / aufkeren
›Mahlreste zusammenfegen‹,
keine rede hören, jn. in der m. angreifen / pfänden, etw. in die m. bringen
(z. B.
korn
)
/ füren
(z. B.
getreide
),
etw. mit mülen zerstossen, über die m. (nicht) richten, von der m. büssen
›Abgaben leisten‹,
der esel das korn zu der m., die säcke gegen die m. tragen, zu der m. eine flutrinne gehören
;
die eigene / fremde m
.;
die schleuse an der m., geld auf einer m., das schwein aus der m
.
Wortbildungen
mülach
›Mühlgraben‹ (dazu bdv.: , , ; Gw zu mhd.
ahe
›Wasser‹; ),
mülampt
,
mülbach
›Wasserlauf als Antriebskanal für das Mühlrad‹ (dazu bdv.: ),
mülbätterich
›Teil des Wassergrabens, in dem sich das Mühlrad dreht‹ (so ; zum Gw vgl. den dortigen Verweis auf
battern
im
Shess. Wb.
4, 804
),
mülbeschau
›amtliche Besichtigung und Kontrolle eines Mühlenbetriebs‹,
mülbet
›Mühlgraben, Mühlbach‹ (dazu bdv.: ),
mülbosler
›j., der einfache Arbeiten ausführt‹ (Gw zu  1, ),
müldam
,
müledös
(zum Gw s. ),
mülegespan
(Gw zu
1
,
das
, 1),
mülekan
,
mülekaste
,
mülenarzet
›Handwerker, der Mühlen instandhält, repariert‹,
mülenfrei
›frei von obrigkeitlichen Auflagen für die Inanspruchnahme einer Mühle‹,
mülengar
›in mahlfertigem Zustand‹,
mülengezeug
(Gw zu ,
das
, 1),
mülenhof
,
mülenkannel
(Gw zu mhd.
kanel
›Kanal‹, dies aus lat.
canalis
; ; vgl. auch unser
kanel
und
kengel
),
mülenmächer
›Mühlenbauer‹ (a. 1359 f.),
mülentrippel
›Geräusch der Mühle‹,
müle|sel
›Wasserschwelle im Mühlbach‹ (dazu bdv.: ; a. 1582; zum Gw s. ),
mülfal
›Abgabe an den Grundherren für den Betrieb einer Mühle‹ (a. 1653; ),
mülfang
›Mühlwehr‹,
mülflecke
›Mühlengrundstück‹,
mülfure
›Recht der Mühle zur Abholung und Zurückbringung des Mahlgutes‹,
mülgast
›Person, die gemäß herrschaftlichen Rechtes zur Nutzung einer Mühle berechtigt und verpflichtet ist und dafür eine Abgabe zu leisten hat‹,
mülgebäue
›Gebäude einer Mühlenanlage‹,
mülgeld
›vom Pächter einer Mühle zu entrichtende Abgabe an die jeweilige Obrigkeitsinstanz‹ (Differenzierungen im ),
mülgeräte
(dazu bdv.: vgl. ),
mülgericht
›für Mühlen zuständiges Organ der Niedergerichtsbarkeit‹,
mülgut
1. ›Grundstück mit Mühle‹ (Beleg unter
mülgrube
), 2. ›mahlbares Getreide‹,
mülhaber
›auf einer Mühle lastende Haferabgabe‹,
mülholz
›Holz für den Bau und die Instandhaltung der Mühle, des Mühlengebäudes‹,
mülhund
›molossischer Hund, ein größerer, bissiger Jagdhund‹ (dazu bdv.: , , ),
mülmas
(wie
mülmetze
),
mülmel
eine steurliche Mehlabgabe bzw. eine Mehleinnahme,
mülpfanne
›Pfanne, in der sich das Mühlrad dreht‹,
mülpferd
,
mülrälle
›Mühlwerk‹ (zum Gw s. ),
mülsaz
›Mühlgang, Geräteeinheit von Mühlentricher, Mühlsteinen u. a.‹,
mülschauer
›amtlich bestellter Mühlenbeschauer, -besichtiger, -kontrolleur‹,
mülschirholz
›Nutzholz für Mühlengerätschaften, -bauteile‹,
mülschus
›Wassersturz vom Mühlgraben auf das Mühlrad‹,
mülschwal
(Gw zu mhd.
swal
, nhd.
Schwall
; ; ),
mülschweike
,
mülstul
›Balkengerüst für die Mühlsteine (oder einer Mühle?)‹,
mülteil
1 ›Anteil an einer Mühle‹; 2 ›Anteil am Mahllohn‹ (dazu bdv.: ,
der/das
, 2; a. 1518 f.);
mülwagen
,
mülwagenpferd
,
mülwer
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Konventsb.
85, 34
(
preuß.
,
1402
):
1 m. vor ½ schog delen gekoufft den luthen, dy czu Ragnith den moltam schutten sullen.
Ebd.
175, 18
(
1406
):
10 m. das molschirholcz von Thorun ken Marienburg czu fliessen.
Ebd.
259, 19
(
1411
):
8½ m. vor eyn swarcz pfert [...] dem selben molmeyster in den molwayn.
Ders., Gr. Ämterb.
30, 15
(
preuß.
,
1431
):
8 waynpferde, 6 molwaynpherde.
Ebd.
146, 9
(
1441
):
ist geandwert alle molgerethe, kochengerethe und pflucgerete in allen molen.
Ebd.
287, 8
(
1432
):
25 scheffel malcz im molecasten.
Ebd.
738, 21
(
1402
):
im karwan 24 pfert, 2 sweyken, 1 moelsweyke.
Ebd.
744, 26
(
1416
):
26 karbispferdt mit dem molegespan, 22 coventspferde.
Ders., Marienb. Ämterb.
59, 12
(
preuß.
,
1435
):
1 kutelschiff mit allem gerethe, dor zcu 1 nuwe segel, 1 molekan.
Ebd.
150, 17
(
1430
):
im molenhofe: 4 steyne czu molen, 2 sleppkethen, 2 czappen.
Ebd.
38
(
1441
):
im 41
ten
jare [...] wart bruder Frederlich [...] das molampt czu Marienburg derloszen.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
1 m. Kunczen Freyberg dem molner gegeben [...], der mit dem molholze ken Ragnith zoch.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Daß molichen, [...], sal man den tham eines mannes hoch erhoen und die molen new bauen uberschlechtig auff 2 genge.
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 11, 8
(
Wittenb.
1545
):
das volck [...] sties [das Man] mit mülen / vnd zureibs in mörsern.
Ebd.
Jes. 47, 2
:
[tochter Babel] Nim die müle
[
Cranc
:
quirn
]
vnd male mehl / flicht deine Zöpffe aus / entblösse den Fus.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
687, 5676
(
Magdeb.
1608
):
wenn ein vnerfahrnes Kind / | Mit seiner Muͤhl leufft widdern Wind / Vnd sich gar frech vnd Manlich stelt / Biß das es Maul vnd Naß zerfellt.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
An einem Weib vnd einer Muͤhl ist jmmer zu bessern vnd zu flicken.
Wer das letzt auff der Muͤhl hat / der wandelt im schatte͂ des Tods.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
min munt sal ruschen also mullen | tun uf dez wazzeres riveren.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
128, 17
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
des maindaigs lacht ma(n) die moelen zu Cast(er) aff ind machde die arcke ind dat moelenbedde nuwe.
Aubin, Weist. Hülchrath (
rib.
,
1549
):
so wisen de scheffen zu Anstell m. g. heren domcusters underdaenen [...] zinsfry, muelenfry, und wanne sy zu malen brengen, sall man in umb halven multer malen.
Struck, Marienst. Wetzlar
570, 37
(
hess.
,
1400
):
4 fl. 8 tn. unde 4 h. von den schwinen uß der molen.
Loersch, Weist. Boppard (
mosfrk.
,
1588
):
und sol das korn
›die Zinsfrucht‹
sein von dem fernsten und nit von dem nechsten wurf und sol sein molen gar.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. Anm. 1 (
mosfrk.
,
1484
):
fure der man mit dem kern so ferne von der muelen, dass er den mulentrippel nit enhoret.
Voc. inc. teut.
q vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mulhunt molossus vol. pure͂ rud. [...]. mulschuß Catadupla.
Kollnig, Weist. Schriesh.
93, 3
(
rhfrk.
,
1496
):
5 malter habern geben sy zu mülhabern unserm gnedigsten hern uf den marstal.
Ebd.
251, 13
(
1369
):
min herre hat alle iar uf Hartmuͦtes muͤle eilf malter kornes.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
40, 3
(
Frankf./M.
1568
):
Der Muͤller. Wer Korn vnd Weitz zu malen hat / | Der bring mirs in die Muͤl herab.
Perez, Dietzin
1, 208, 14
(
Frankf.
1626
):
solte ich auff meinen Fuͤssen stillstehen / [...] / so hette es mir / als die ich ein scharpffe Muͤhle in mir hat / nit wol angestanden.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
160, 9
(
omd.
,
1388
):
Luete haben eyne mol vnd nedewendeg der mol eynen molgraben, der daz wasser, daz von der mol fellet, dorynne von der mol wegtret vnd flisse, daz die mol icht gehindirt vnd geschuczit werde an erim malewerke.
Ebd.
289, 34
(
1503
):
das dye moller [...] sich vor eynem erbarn rote beclagit habin, ich tete en schaden mit meyner mölfure.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
27, 25
(
omd.
,
n. 1474
):
Dorch den genanten garten flussit gar eyn frisch lebende wasser, das eyne moͤl tribit.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sy konden do nicht gemale, dy mollen worn zu brochen.
Küther, UB Frauensee
219, 21
(
thür.
,
1446
):
Hinrich Werman sal en alle jar gebin uß der muͤln drey guldin addir eyn swin.
Ebd.
331, 23
(
1518
):
Wir [...] bekennen [...], daz wir [...] vorlehen unde vorlassenn habenn unsser molen unde molstadt [...] dem hersamen Hanß Conczen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
Und zwuͦ malinde in der muͦlen: di eine wirt ûf genůmen und di andere vorlâzin.
Hertel, Hall. Schöffenb. (
osächs.
, zu
1415
):
daz eygen, daz dar lyt vor der myle mit allem rechten.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
150, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Er [muhlmeister] soll [...] auf die muhlwehre, mühlgerinne [...] mit vleis sehen.
Ebd.
36
:
soll der hausmarschalch das zeugholz [...] mit den muhlpferden [...] zur stette schaffen.
Ebd.
152, 15
:
Auch auf die [...] leufte und anderen mühlengezeug vleissige achtung haben.
Ebd.
154, 15
:
Die sollen itzlichem mühlgaste, [...], willfährig sein, ihr getreide, [...], ohne vorweigerung in die muhle und das mehl wider daraus zu führen.
Ebd.
156, 3
:
dem muhlgast gebuhret hinwider ein gehaufter schöffel mehl.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
108, 5
(
schles.
,
1382
):
von den molteilen der molen, do der Alde her Nickel wersing, [...], teil an gehabt hat.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
70
(
schles. inseldt.
,
1453
):
das her em den fleckin, [...] neest dem möl fleckin, gancz vnd gar beczalt hot.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
85, 21
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
es sol auch niemant kein muln brechn, noch kein geschirr, das zu der muln gehordt.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
dem mülknecht vom sümer 1 dn., item dem mülboßler zu fegen vom sümer 1 haller.
Gille u. a., M. Beheim
97, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
gen schul so kum ich [esel] nümmer mer, | vil senffter ich dy sek vil swer | gen mulen het geprachte.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 81, 12
(
nobd.
,
1464
):
[wiszmat], die schaden von dem muͤlswale genomen haben.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
52, 39
(
moobd.
,
1536
/
49
):
Auch weißn wir, so ein nachbar oder inwoner selbst mhalen wolle, so sol yhme der moller die muhlen fertig machen.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1653
):
Der Muͤhlen sind unterschiedliche Arten als Mahlmuͤhlen / Schrotmuͤhlen [...] Handmuͤhlen [...] Eine Muͤhl hat die Deutung eines sehr beschaͤfftigten und von dem Stand seiner Tugend unbeweglichen Mannes.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
in
[den
pfarkyrchen
]
geschicht als dem esel, der trayt das kornn zü der mülen und gibt man im das gesude zü essen.
Goldammer, Paracelsus
5, 178, 10
(
1530
):
daß ir keiner das wort gottes horen mag, als wenig als in der mule ein gemeine red.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
das vom gedon der büchsen oren sausen rc erwachsen mit einem glocken gedon oder müledös.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
want man kum geseyn mag in der müllen unbestoben.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Muͤle / ein ort da man korn stosset.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1448
):
[ein iegklich moͤnsch] mag reder setzen in die wasser, [...], es syent muͥlinen, sagen, bloͤwen, schliffen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1457
):
Die buͦs sollent inziehen die egenanten muͥlischower vnd vnserm seckelmeister anttworten.
Boner, Urk. Aarburg
126, 55
(
halem.
,
1516
):
an haber 27 malter 3 muͥt 1 fiertel, an muͥliguͦt 8 muͥt.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
das ain jeder möcht badstuben, pfisterien, metzgen, schmitten, müllinen und anders buwen, vermaint min gnediger herr, das selb stand ainer oberkait zuͦ.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
[der löw] sach den wurmm kommen gegen im, der schluog sine zenn uff den andern, wie ein mŭllyrellen thuot.
Kläui, Urk. Hermetschwil
154, 14
(
halem.
,
1580
):
größere büw als namlich der mülistul, mülistein, [...], kett und wur
macht das Kloster auf seine Kosten
.
Merz, Urk. Lenzb.
155, 22
(
halem.
,
1642
):
zwen mahlhüffen vnd mülisetz und nötigenfalls einen nüwen waßerfahl vffzuͦrichten.
Grimm, Weisth. (
schwäb.
,
1424
):
darum soll man im [müller] die mülachen unverkümbert lassen.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 79, 9
(
schwäb.
,
1432
/
3
):
Ingenomen [...] 15 malt. vogthabern zu 4 ₰ 6 h. Mülmel zu Horb 9 lb.
Ebd.
282, 9
(
1410
/
1
):
Dem vogt zu Horw für mülmeler vischentz und vogthabern 25 lb.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 224, 10
(
schwäb.
,
1495
):
Wir [...] setzen auch, daz alle unser underthanen [...] in unser mu  ͤlin malen soͤllen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Welcher ehe | In die müli kumpt, wurt ehe gemalen
›wer zuerst kommt, mahlt zuerst‹
.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 243, 36
(
moobd.
,
1388
):
vmb den pawngartten, [...], zwischen der zwayer schelmuͤl vnd der selben zwayer muͤlpaech.
Ebd.
324, 2
(
1410
):
so sol yn ir muͤlgericht hinwider auch volgen vnd wideruaren, als ander vnserr muͤllner recht ist.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
185, 66
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann das hercz ist als ein müll: dyweil dy müll waycz mëlt, so mag sy nicht haberen gemallen.
Bastian, Runtingerb.
2, 14, 9
(
oobd.
,
14.
/
15. Jh.
):
Also widerraittent die vier mein herren den ungelt, das muͤlgelt und Stauff [...], rechtt und redlich, einnemmen und ausgeben, wider.
Winter, Nöst. Weist. (
1543
):
Ain amptman soll alle jar zwier, [...], in der herrschaft geen auf die mulbeschau.
Ebd. (
M. 15. Jh.
):
das haissent kaiserleiche recht, ze veld ze dorf [...] auf mul auf mulfank auf waid auf weg.
Bischoff, Steir. Landr. (
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Wer ain mûl mit getraid dînt, der wert wol mit getraid, daz im ze mawt wart auf der mûl an geuêrd also, daz [...].
Purkchrecht, mul vnd weingart ist arm lewt erb.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
da von sweigt an diser frist, | wann in der muͤl poͤs haͤrphen ist, | und luͤsent unserm reimen zuͦ – | di sind hubsch als ein chuͦ.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
so zwen müllner umb ir wasser oder müllgepeẅ, [...] mit einander strittig werden, den soll man fünf müllner zueschaffen, die [...].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
die mülmass soll nach dem dreissigisten tail gemacht werden.
Rechn. Kronstadt
2, 543, 27
(
siebenb.
,
1538
):
Jacobo fabro quod paravit [...] 3 myl fannen, [...]
[einen Betrag].
Joachim, a. a. O. ;
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
150, 15
;
ders., Marienb. Konventsb.
162, 21
;
ders., Gr. Ämterb.
752, 10
;
758, 24
;
767, 39
;
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 418, 26
;
Große, Schwabensp. ;
Loersch, a. a. O. ;
Mosler, UB Abtei Altenb.
2, 146, 4
;
Brinkmann, Bad. Weist. ff.;
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Bindewald, a. a. O.
136, 6
;
Dinklage, a. a. O.
74, 20
;
115, 47
;
Maag u. a., Habsb. Urbar
2, 1, 422, 8
;
Leisi, Thurg. UB
7, 582, 1
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ; ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ; ;
Barack, a. a. O. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Winter, a. a. O. ;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
206, 21
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 85
 f.;
Öst. Wb.
2, 12
.
Vgl. ferner s. v.  1,  4,  1,
2
 1,  4.
2.
›einer Mühle verglichener bzw. als ,Mühle‘ metaphorisierter Mechanismus, der Gewinn abwirft (erster Beleg) oder gegen dessen Gewalt man machtlos ist‹; als Bild oder Ütr. an 1 anschließbar.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, Lieder.
Phraseme:
jm. geht die müle nimmer
.

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Weil ich ir pfenning geben thett, | kundts freundlich mitt mir lachen – | jetzundt, wen mein mül nimmer ghett, | thuetts mir den affen machen.
Pyritz, Minneburg
1404
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die [frawe] ist fur war eygenlich | Einer muln gar gelich. | Ire reder gen von waßer, | Daz sinen ursprink furbasser | Uz quellendem leide hat genomen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
und ran also man und wagen neiswi verr abwert gen einr múli sines undankes
›gegen seinen Willen‹ (gen. explicativus).
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Mein aller liebsts | nym͂ eben war | Wie die Mül sey berichtet | Vnd ir yngepëw betichtet. | Mein hertz ist der Mülstain. | Das rad ist die ere dein.
3.
›Pochwerk, mit einer Grubenanlage verbundenes Werk zum Zerschlagen von Erzen‹; auch: ›Papiermühle‹.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte (meist bergbaubezüglicher Art).
Bedeutungsverwandte:
,  3.
Wortbildungen:
mülarbeiter
,
mülmeister
2 ›Leiter eines Pochwerkes‹,
mülsteiger
›Mühlenaufseher‹ (Gw zu  2).

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
5, 40, 35
(
md.
,
1545
):
vnnd kompt aus deme das die muhlsteiger den zienstein nicht reine machenn.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
18, 2
(
Frankf./M.
1568
):
Jch [Der Papyrer] brauch Hadern zu meiner Muͤl | Dran treibt mirs Rad deß wassers viel.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
58, 35
(
omd.
,
1450
?):
Wir halden auch in unsern czynwergken in kauwen, hutten, mulen, in der wage [...] groͤßer fryunge.
Ebd.
62, 28
(
1514
/
8
):
Dye gewercken haben macht, steger und hutleuͤt, schmeltzer und mulmeister, [...] tzu setzen und tzu entsetzen.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
120, 15
(
osächs.
,
1548
):
So hat er im eingesatz zu einem gutwilligen pfanden seine molle und hitte mit sampt allen vierrot.
Ebd.
158, 29
(
1544
):
hab ich, [...] der erbarn und tugentsamen frau Walpurg Ruprichtin, [...] meine zwittermoll, [...] sampt dem kleinen mölichin und schmelzhutten negst dorbei, [...] eigentumblich gegeben.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1518
):
Nochdeme der erbar namhaftig Caspar Behr [...] eczlich bergteil hutten molen [...] an sich gebrocht.
Ebd. (
1528
):
dass sie sollen und mogen frei ufrichten und bauen heusr hütten mulen zur notturft desselbigen gemelten bergwergs.
Ebd. (
1533
):
Es soll vornemblich der pergmeister recht haben die mutung und lehen uf allerlei metall sambt hütten mulen und was zum pergwerg gehort [...] zu vorleihen.
Ebd. (
1536
):
Wir begaben sie auch auf allen unsern welden und gepirgen bei solchem bergwerg gelegen mit freiem holz zu heusern hutten moelen schechten stoeln.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[papier] gemacht von alten hadern und haderlumpen, an aigen mülen und stempfen zu mel und pulver gestossen.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
58
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
Das Ein Ied(er) pergkarbaÿter vnnd mularbaÿter zu rechter zeÿt [...] vrlab nem.
Helbig, a. a. O.
4, 14, 31
;
Wutke, a. a. O. ;
Piirainen, a. a. O.
36
;
39
;
46
;
Schweiz. Id. (hier genaue Sachbeschreibung).
Vgl. ferner s. v. (Präp.) 1.