mördlich,
Adj.
1.
›übel, übeltätig, verbrecherisch, heimtückisch, hinterhältig, gewalttätig, eine Tötung, einen Mord in Kauf nehmend oder beabsichtigend, todbringend, tödlich, mörderisch‹ (von Handlungen und Haltungen des Menschen und deren Bezugsgröße gesagt); speziell auf die Passion Christi bezogen; Gegensätze:
›mit der Geduld eines Schafes‹.Syntagmen:
js. blik m. sein, m. etw. begehen
(z. B. eine grausamkeit
), mit jm. umgehen, jn. m. erschlagen / ertöten / niederlegen / verkaufen, auf einen zaun spiessen, jm. m. jn. nemen, jm. etw. m. entweren
; der mördliche has / neid, das mördliche mord, der / das mördliche mein, die mördliche geschichte / tat
; das mördliche ziel
.Belegblock:
Sî ructin vreislîch mit unzucht | den mûtren den vil armen | dî kindir von den armen | und spîtztin sî mortlîchen sâ | ûf dî zûne.
Sie
[Martyrer]
ensazten lib und gesunt | Vor irre viende schult | in schefiner gedult, | Nicht durch mortlichen nit. gar giftik ist sin
(des im Zeichen des Skorpions geborenen
menschen)
arger will, | sin blik ist mortlich und schil. das vil der weltlichen haupter, [...] sölichs alles uff iren aigen vortail und nutz, auch gewaltig, tetlich frevenlich, rauplich und mörtlich handlung und furnemen zu ziehen [...] understunden.
ich [Venus] won im gunstlich by | und han in auch alweg | gehabt in myner pfleg, | als ich dan furbaß wil, | biß in das moͤrtlich zil
[›der Tod‹]
| zu dienen myr benympt. ob aber denen von Villingen etwas mortlich, roblich oder dieblich endtwert
[würde].
Owe, wie hat man mir genun | So mortlich minen lieben sun.
mordlichen und verholen, | in rechter diebes weyse, | habt ir mein guete statt mir vor verstolen!
Ich [Judas] han das unschuldig pluet | Verkawfft übel und mördleich.
2.
›tödlich, zum Töten gebraucht oder geeignet‹ (von Waffen und waffenähnlichen Gegenständen gesagt); Belegblock:
Es sal nymant swert, messer, barten ander mortliche wehr tragen.
wy daz er [...] yme met syner morttlichin were in synen koph [...] gehouwen habe.
alle stecher und merlich
[Var.:
mordlich, mörderliche]
hacken sein verpoten.3.
›grausam, blutig, für den einzelnen nicht mehr kontrollierbar‹ (vom Gemetzel in Kriegen und kriegsähnlichen Zuständen gesagt); Syntagmen:
jn. m. schlagen
›niedermetzeln‹; der mördliche krieg / überfal, die mördliche not, das mördliche niederlegen der stat
.Belegblock:
Als dann laider ain mortlicher krieg gewesen ist.
4.
drückt auf dem Hintergrund der in 1 bis 3 genannten Bedeutungsansätze den je nach Bezugsgröße spezifisch ausgeprägten Grad von etw. aus; im einzelnen z. B.: mördlich
(Gradadv.) feind
›todfeindlich‹, das mördliche geschrei
›überlautes Geschrei‹, die mördliche pein
›Pein der Hölle‹ usw.Belegblock:
ER sticht und hawet hiemit umb sich auff die falschen Apostel und Prediger, Denn er ist moͤrdlich feind solchen tropffen.
So hebt sich ein murren vnd klagen / | Vnd endlich ein Moͤrdlich geschrey.
Auff das dir fort an hang der graus | Zu flihen sülch groß mörtlich pein.
Moͤrtlich schwür duͦt man by dem wyn | Vnd by dem spyel.
gedencken das solche vbeldaten [...] vß menschlicher bloͤdigkeit beschehen / vnd nit in dem heiligen geist gesündet wurt / [...] / vnd nit alle ding also zuͦ dem mortlichsten vßlegten.