mördig,
mördisch,
Adj.;
beide Ableitungen mit ungefähr gleicher Häufigkeit belegt; Wurzelvokal oft -u
oder -ü
.1.
›gewalttätig, grausam, blutgierig, böse (vom Menschen, seinen Haltungen und Handlungen gesagt)‹; Syntagmen:
js. rat mördig sein
; jm. mördiglich an die wange schlagen, jn. mördiglichen notzwingen / erschlagen, jm. mördiglich nahen
; der mördische geist / kanonist / jurist / ratschlag / verräter, die mördische art / atter / tat / tücke / verräterei, das mördische kind / wort, die mördischen deutschen, der mördige sin / schade / man
.Wortbildungen:
mördischheit
Belegblock:
Luther, WA
22, 16, 20
(1544
): Das solcher nichts besser ist denn der Bruder Moͤrder Cain, und sein hertz gewislich blutgirig und moͤrdisch ist wider seinen Bruder.
Ebd.
30, 2, 213, 20
(1530
): Da sihestu offenberlich den moͤrdisschen, aufrurisschen, rachgirigen geist, dem der odem nach dem schwert stinckt.
Ebd.
30, 2, 329, 26
: jhr werdet [...] nicht mehr solche schendliche, moͤrdissche, tolle Canonisten odder Juristen sein.
Päpke, Marienl. Wernher
8650
(halem.
, v. 1382
): Also begundent sú nachen im | Vil múrdekliche und grim.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 52, 10
(schwäb.
, 1471
): Das weib stuͦnd allain dört | Vnd sprach mordische wort.
Panzer, Seifrid Füetrers
113, 6
(moobd.
, 1478
/84
): ob si [risen] wärn aus vellsen hertt gemachet, | durch ir vntrew̆ vnnd mördischait | secht ir, das dy hilff gottes bey vnns bachet.
Vetter, Pred. Taulers
48, 20
; Koppitz, Trojanerkr.
9539
; Päpke, a. a. O.
8907
; Bartsch, Reinfrid
25113
; Niewöhner, Teichner
293, 42
.‒
Vgl. ferner s. v. .2.
›blutdürstig, mordgierig, auf Tötung, Mord gesinnt‹ (vom Menschen und seinen Handlungen gesagt); teils mixtura verborum, dann z. B.: ›tödlich, todbringend‹ (von einem schaden
, einem stich
), auch räumlich auf den Ort einer Bluttat bezogen; Bedeutungsverwandte:
.Syntagmen:
j. gegen jn. mördisch sein, ein venin
›Gift‹ mördig sein, jn. mördiglich erschlagen
; der mördige Äneas / wolf / schade, der mördische stich, die mördische hand / waffe / walstat, das mördige urteil
.Belegblock:
Luther, WA
22, 16, 20
(1544
): Das solcher nichts besser ist denn der Bruder Moͤrder Cain, und sein hertz gewislich blutgirig und moͤrdisch ist wider seinen Bruder.
Thiele, Minner. II,
32, 958
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): so mordich es des bornes venyn | dat mer virdryft lyf und moet.
Chron. Nürnb.
5, 655, 9
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): die warn in dem wald auf der mordischen walstat ümbgangen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
165, 2
(Bamb.
1507
): So einer yemant mit einem moͤrdischen waffen oder werh [...] schlecht.
Vetter, Pred. Taulers
112, 26
(els.
, E. 14. Jh.
): dis ist mit allen dingen, dis mordige urteil, und dem volget denne vernúten in dem hertzen.
Bihlmeyer, Seuse
260, 16
(alem.
, 14. Jh.
): wie mohten sú gegen dir suͤzen lemblin so gar unmilt sin, die wuͤtigen löwen, die múrdigen wolfe.
Koppitz, Trojanerkr.
13831
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Du murdiger Eneass, | Gott der trag dir dar umbe hasz | Daz du mitt falschem rautte | Zerstortest also tratte | Ain suss wunnekliches leben!
Qu. Brassó
4, 49, 28
(siebenb.
, 1626
): 6. Febr. ist meines Bruderen [...] Sohn Hans Forgatsch wegen des mördischen Stich gestorben.