märz,
der
;
-en
, auch
-ens/–
.
›März (der Monat)‹; die Belege betreffen die Wechselhaftigkeit der Witterung, den Beginn des Frühlings und des Wirtschaftsjahres, die Pflanzenwelt, die hauswirtschaftlichen Produkte, biblische Hintergründe, die Rechtspraxis.
Syntagmen:
den ersten manen marcium nennen
;
den märzen
(Akk. der Zeiterstreckung: ›im Laufe des Märzes‹)
das laub ausschnellen
;
der m. für das erste manat gehalten werden, die türne
(eines symbolischen Tempels)
m. genant sein
;
im märzen alten / sterben, fische fangen, getreide mähen, etw.
(z. B.
wurzen
)
graben, im märzen nebel sein, die sele im märzen hinnen faren, die gizlein im märzen gesäugt werden, der apfel
(des Paradieses)
im märzen gegessen sein, got im märzen der gnade kerzen zünden
, [eine Wunde]
im märzen böser sein dan [...], das jar mit dem märzen anheben, zu märzen das erdreich umkeren
;
der grausamliche m
.;
ein tag, die blut / kraft / zeit des märzen, den x. (tag) martii
o. ä. (in Datumsangaben).
Wortbildungen:
(bei den Komposita wechselt genitivisches
märzen-
oft mit
märz-
, auch
märze-
; in der folgenden Liste wurde jeweils die am häufigsten belegte Form angegeben. Die genauen semantischen Konnotationen und der Handlungswert der Komposita sind aus den Belegen wie auch aus den Kommentaren und Ausgabenglossaren teils schwer, teils überhaupt nicht erschließbar; falls dennoch genauere Angaben gemacht werden, scheint mir ihre Verläßlichkeit zum Teil fraglich):
märzanke
(a. 1658; Gw zu
1
; dazu bdv.: ),
märzenbad
,
märzenbier
›im März gebrautes dünnes Nachbier‹ oder (so
Öst. Wb.
2, 154
) ›Lagerbier hoher Qualität‹,
märzenblume
(zu den Bezugsmöglichkeiten s.
Marzell
5, 345
),
märzenblust
›Baumblüte im März‹ (16. Jh.),
märzenbrunnen
›Brunnen, der infolge von Schneeschmelze und Niederschlägen im März fließt‹ (dazu bdv.: ),
märzenbutter
›zur Zeit der ersten Grünfütterung gewonnene Butter‹ (dazu bdv.: ),
märzenfeld
›Campus Martius in Rom‹,
märzenfeuer
ein Frühlingsfeuer (a. 1601),
märzenflek
›Sommersprosse‹ (a. 1563),
märzenhase
,
märzenkalb
1 ›im März geborenes, als besonders groß geltendes Kalb‹; 2 ütr. ›dem Weingenuß Verfallener‹,
märzenkeute
(zum Gw s. ),
märzenkind
›Bösewicht‹,
märzenschmalz
,
märzenschrunde
›im Frühling auftretender Hautriß‹ (a. 1583),
märzenspalt
dasselbe (a. 1563),
märzenwädel
›Mondphase im März‹; Periode für bestimmte Tätigkeiten (zum Gw s. , s. v.
wadel
›Periode‹),
märzessen
›ein anläßlich des
märzgedinges
für die Gerichtspersonen ausgerichtetes Mahl‹,
märzgalle
(zum Gw s.
Galle
›feuchtes Grundstück‹; ),
märzgedinge
,
märzgericht
,
märzisch
1 ›märzlich, unwirtlich‹; 2 ›im März gebraut / gezogen‹ (letzteres von Hechten gesagt),
märzkonvent
ein dünnes Klosterbier (zum Gw s.  3),
märzling
›im März geborenes Ferkel‹ (a. 1528/9),
märzmet
,
märzstern
eine Pflanze (a. 1574; s.
Marzell
2, 527
),
märzvieh
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
20, 36
(
preuß.
,
1440
):
drey tonnen collacienbir, item 24 tonnen covent, item 1 tonne merczcovent.
Ders., Gr. Ämterb.
201, 25
(
preuß.
,
1516
):
22 fas bir im mertzschen keller, 16 thonnen mertzbir, 20 fas bir im coventskeller, 5 fas mertztcovent.
Ebd.
383, 21
(
1415
):
2 vas mit merczenbyre das vas von 3 tonnen.
Ebd.
589, 3
(
1414
):
4 vas donnes metes im kellir, 2 vas merczmete.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
die schefferey wer sunderlich gut gegen Konigsperg, das man den winter das beste mertzviehe da hientriebe, wol futerte.
in den kleinsten [teich] sollen im vorjar mertzisch hecht eingesatzt werden.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1494
):
zomme nuinden plaigen wir alle jaire vor uns ind ons gesinde zwei merzebier zo haven und gelijch anderen burgeren zo verzinsen.
Ebd. :
Zo gedenken der merzekeute zo bruwen ind duerre zo geven. Zo gedenken der gruis.
Beckers, Bauernpr.
55, 10
(
Köln
1515
/
18
):
wie vyll neuell synt in dem Mertzen soe vil guͦß synt jm jair.
Grimm, Weisth. (
alem.
,
1532
):
das ain maierher [...] nach der aschrigen mittwuchen sein ehaft merzengericht halten [...] möge.
Ebd. (
mosfrk.
,
16. Jh.
):
so sollen die forsthofer holen vier die beste fare
›vor‹
ausz [...] zu steuer einem vollkommenen merzessen.
Dieweilen dasz m. gn. h. allhie gewesen ist sein frei richtliche merzgedinge, so [...].
Spanier, Murner. Schelmenz.
26, 25
(
Frankf.
1512
):
Meyne sün, die mertzen kindt, | Wer sy strofft, dem sindt sy findt.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
do starb Octavianus der keyser, [...] unnd wart begraben uff deme merczenfelde.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
73, 20
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
In dem aprille unde merczin [...] so veet man do vil vischis.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
172, 11
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die hammel für Jacobi nicht vorkauft, das wehr- und merzvieh
[im Glossar der Ausgabe als ,überzählig‘ charakterisiert]
aber umb Michaelis.
Keil, Peter v. Ulm
93
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Wiltu ein grün wunt-salben machen, so nym mertzen-smaltz vnd apprillen-smaltz vnd nym des meyschen als vil als dißer peyd.
Ebd.
99
:
Aber ein salbe. Nym meng-wurtz vnd sewd die in mertzen-puttern, vnd ochssen-zungen-wurtz.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 194
(
1658
):
grab im mertzen wedel zwüschen 9 und 10 breitwägerich würtzen.
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Es ist aber zuwissen / daß die Franzosen in ihren Geschichtschrifften / das Jahr mit dem Mertzen anzuheben / vor alters im gebrauch gehabt.
Thiele, Minner. II,
13, 418
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
so sich myn leben krencket | [...] | als andern alten gewonlich in dem merczen, | so brennent [...], | fur mich zudrost, ein pfuͤndig wachsen kertzen.
Ebd.
14, 27
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
Hie mit an vacht das glentz mit heil, | wenn des mertzen krafft gat in.
Ebd.
35
:
den mertzen und den abrellen | sicht man das lob uß schnellen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
glich eime ackermanne der sine boͮme besnidet [...] und sin ertrich umbkeret zuͦ mertzen.
Spanier, Murner. Narrenb.
18, 65
(
Straßb.
1512
):
Schlaffet dann das mertzen kalb, | Vnd ist der wyn im also gsundt, | Wie das graß ist vnserm hundt, | Vnd brichet im syn leben ab
[vgl. den Kommentar zur Textstelle in der Ausgabe].
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
die Huͤbsche [Frau] bleibt nit lang, als wenig als Mertzenbluͤt, Winterschoͤn, Volmon, Favor populi und Pfaffenstreit bleiben nit lang.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Mertzenkinder seins genant: | Das ist der lutherisch stand.
Roloff, Brant. Tsp.
1463
(
Straßb.
1554
):
Und sieh die [hündlin] lauffen auff dem wasen | Zuͦ suͦchen mir ein Mertzen hasen.
Ebd.
1470
:
Es ist heüt der grien donderstag | So ist es noch des Mertzen zeit | Heüt sucht man hasen ferr und weit / | die man thuͦt schencken guͦten freunden.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
300
(
schwäb.
,
1455
):
Mercz, aberell und may | So sind die türn genant.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
2249
(
schwäb.
,
1453
):
Ich förcht der küng trüg falschen list, | Als Aberell des Merczen bluͦt.
Sudhoff, Paracelsus (
1527
):
das er schrepfen für raude und krezig erdacht hat. ist gleich als dan die merzenbeder
[hier als Schwindel beschrieben],
ist das eine für mucken, das ander für fliegen, das drit für die hornussen. also ist es auch mit disem schrepfen.
Ebd. (
1536
):
was nach mitag verwunt wird ist auch böser dan vor mitag, [...], im merzen und aprilen böser dan in allen andern monaten.
Adrian, Saelden Hort
547
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
Daz indem mertzen wart der apfel | gessen und wir von dem stapfel | vielen aller sælden kait.
Ebd.
561
:
Got zunt ús indem mertzen | siner gnaden kertzen
[die Erschaffung der Menschen, der Sündenfall sowie die Empfängnis Christi erfolgten nach mittelalterlicher Ansicht im März; vgl. den Kommentar zum Beleg in der Ausgabe].
Ebd.
6721
:
uf wallende man dringen | da siht ain mertze brunnen.
Plant u. a., Main. Naturl. 301vd,
14
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
den ersten manden nante er marciu͂. wande sin vater mars hiez oder als die heidene gloͮbit mars dc ist ein stritgot nach dem mac och dirre mande wol heizin.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mertz / Der dritt monat im jar. [...]. Der erst tag deß Mertzens / an woͤlchem tag der brauch was den weybere͂ schencke oder gaaben zeschicken. [...]. Blauw Mertze͂bluͤmle / Ein hüpsche blauwe glentzbluͦmen mit einer boͤllenwurtzen. Vaticinium.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1626
):
mit werfen und ruͤren kein muͤy sparen, insonderheit aber daßelbige [getreydt] von sant Gallen biß in mertzen järlichen ufs wenigest zweymal, namlich im Gallen- und mertzenwädel, werfen laßen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1463
):
das man füro dehain flaisch verkaufen noch hingeben sol, es sei dann vor geschawet, usgenomen in der vasten die mertzenkelber.
Rot
327
(
Augsb.
1571
):
Mertz, Ein Monat also genant / vom Latein Martius. Jst bey den alten für das erst Monat gehalten worden / an dem sie das Jar angefangen / soll seinen namen haben vom Vatter Romuli vnd Remi / dem Marte.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Wen der Mertz nicht will / den nimbt der Aprill. Wer nicht stirbt im Mertzen / der hat zu sorgen im Aprill
[und weitere Sprichwörter].
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 43
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Hinfür merz, abril die zwen mon | als ain topasion | sich gilben
[bezogen auf die ersten Blüten]
schon.
Klein, Oswald
58, 11
(
oobd.
,
1431
/
2
):
das macht der merz, der irs [bül] tüt kund, | als ich von ärzten han gehöret.
Ebd.
67, 15
:
Emphacht her Merz frau Kunigund. | Adrianus, der ward gesund | phinztages in merzischem bad
[aut
Öst. Wb.
2, 72: ›Bad von besonderer Heilkraft‹].
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
45, 4
;
96, 36
;
ders., Gr. Ämterb.
203, 36
;
743, 37
;
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 677, 28
;
Loose, Tuchers Haushaltb. ;
Gleinser, a. a. O.
1989, 193/4
;
Martin, a. a. O. Tempel,
576
;
Leisi, Thurg. UB
8, 98, 11
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
67, 2
;
Vorarlb. Wb.
2, 364
ff.;
Vgl. ferner s. v.  11, , , ,  1.