2
lösen,
1
losen,
V.;
Fortsetzung von
mhd.
lôsen
›los sein / werden‹
, und
lœsen / lôsen
›losmachen‹
().
1.
›(ein Band) aufknüpfen, lösen‹; auch ütr.; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. / sich / ein Tier / einen Körperteil u. a. der Fesseln entledigen und dadurch befreien‹; auch vom Lösen der Zunge u. ä., ütr. vom Aufheben des Gesetzes gesagt; am ehesten an diesen Ansatz anschließbar: ›den Kern von etw. herauslösen‹;
vgl. (Adj.) 1.
Gewisse Beleghäufung in Texten der Sinnwelt ,Religion und Didaxe‘.
Phraseme:
die zunge mit speichel lösen
›Unmögliches tun‹.
Bedeutungsverwandte:
 6,  1,
1
 1,  1.
Gegensätze:
 6.
Syntagmen:
den riemen / strang, die schnur, die bande, den esel l., jm. den strik, das gesez, band der zunge, die zunge
(z. B.
dem beklagten
)
l., dem sünder die sprache, das maul l., jn. / sich selber l
. (z. B.
vom kreuze
),
sich selber die füsse l., jn. ab / von dem galgen, von stricken, aus dem strik l., den kern (des wortes) l
. ›aus der Schale herauslösen‹.
Wortbildungen:
1
losung
1a. ›Geburt (des Kindes), als Lösung aus dem Mutterleib verbildlicht‹;
1
losung
1b. ›Scheidung, Trennung (von einer Frau)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Es ist gar eyn ungereymbts dynck myt speychel die zunge loßen.
Karnein, Salm. u. Morolf
309, 1
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Woltent ir [ritter] mir losen diese bant, | [...] | ich wolte uch fremde mere sagen, | was [...].
Ebd.
547, 1
(
1470
):
Morolff von dem galgen loste den heidenschen man.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
297b, 33
(
Frankf./M.
1649
):
[Folter] welche dem Beklagten die Zung nach jhrem Belieben noch nicht geloͤset hat.
Ebd.
322a, 9
:
diß halte ich vor die allerbeste vnd lieblichste manier zu foltern / damit man den Suͤndern das Maul vnd die Sprache loͤsen mag.
Feudel, Evangelistar
3, 32
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
ich [Johannes] inbyn des nicht wirdik, daz ich mich nydir boyge unde lose den rymen syner schue.
Ebd.
51, 18
:
lose dich selbir, bistu gotes sun, unde stik von dem cruce.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 6
(
thür.
,
1385
):
den [esil] losit vnd brengit mir en.
Neumann, Rothe. Keuschh.
1699
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
bistu zu eime wibe vorbunden, | suche nicht losunge zu den stunden!
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
waz du lôses ûf der erden, daz wirt ouch gelôset
[
Mentel
1455:
entbindest
;
Emser
1527:
auflosen
]
in den himelen.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
350
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
also muz man gotes worder pern, | piz daz si losen iren kern.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 44
(
halem.
,
15. Jh.
):
Genaͮde loͤset die strike der manigualtigen bekorung vnd gelaitet die sele fry durch der fyenden her.
Bachmann, Haimonsk. (
halem.
,
1530
):
Rengnold kamm zuo im und loßt und entbant inn uff.
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich auß dem strick Loͤsen / vnd flux daruon machen / oder entlauffen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Wann es chom͂ vff das rechte zil, | Vnd sich das chindlin wenden wil, | Vnd losung by der muͦter hatt; | Dadurch die muͦter chomt in not.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
196
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
so löse ich den strik des schiffes von dem gestett.
Deinhardt, Ross Artzney
48
(
oobd.
,
1598
):
so nimb ain rebschnuer, bindts [roß] im auf den khegl. Leß darnach wider auf.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
98, 3
;
Karnein, Salm. u. Morolf
114, 1
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
537
;
Strauch, Par. anime int.
90, 38
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Wyss, Luz. Ostersp.
8997
;
Klein, Oswald
67, 64
;
Vgl. ferner s. v.
1
 511.
2.
›(eine Pistole o. ä.) losgehen lassen‹; intrans.: ›losgehen (von der Büchse)‹; hierher die Wendung:
streiche lösen
›Streiche austeilen‹ sowie ›Streiche einstecken‹ (konversosem);
vgl. am ehesten (Adj.) 1.
Gehäuft wobd.

Belegblock:

Mannack, Rist. Pers.
169, 26
(
Hamburg
1634
):
ich halte nicht daß er sein lebtag eine Pistole geloͤset.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1443
):
also fieng es an zuͦ regnen, das die buchsen nit lossen woltend.
Dierauer, Chron. Zürich (
halem.
,
15. Jh.
):
Die zugen zuͦ inen wider den kúng, [...], vnd zugen also die selben knecht in Hochenburgunn ze maͤngem mal und losten underwilent streich und verlurent vil knechte.
Maaler (
Zürich
1561
):
Streich Loͤsen / Geschlagen seyn. Verbera ferre, Plagas dare, Plagas accipere. Streich leyden oder Loͤsen / vñ nit ein wort darzuͦ sagen. Plagas ferre silentio.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1519
):
In dem was den von Rottwill bottschafft kumen uß den Aidgenossen, sy sollten illentz abziehen, oder sy wurden straich lœssen.
3.
›heucheln, sich unehrlich, falsch, trügerisch verhalten, jm. schöntun, schmeicheln‹;
vgl. (Adj.) 8.
Älteres und mittleres Frnhd.; Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
ane / sonder losen
(verwahrformelhaft).
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl.  2,  2.
Syntagmen
jm. l
.; subst.:
bei losen lügen sein, js. losen süsse sein
.
Wortbildungen:
1
losner
›Heuchler, Schwindler‹.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
da mite ich eren [Rebecke] lip krone | sundir valsch und ane losen.
daz sullit ir wol sunder losen | allez vinden an der glosen.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 31, 14
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
her Hof, wie lesterlich ir stat | Al hie zu disen ziten | und loset durch die hele schon
›Ihr heuchelt, um die Wahrheit zu verbergen‹ (so der Apparat, Bd. 2, S. 896).
Ebd.
12, 4, 8
:
Swaz rete ein valscher bringet, | die komen uz swachem grunde, | swie süze si sin losen.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
um 1509
):
DAs .iij. Capitel sagt von Loßnern | Von dene͂ magst du hören gern.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Di nicht ern wirdig sein, | die losen unde smaichen, | Veder lesen, straichen | Chuͤnnen paide spatt und vrue, | Die dringen ser den fursten tzue.
Er sprach: „Jch sol nicht losen, | Wenn losen da ist liegen pey“.
Der euch mit suͤzzem gelimphen | Chan losen unde schimphen.
Fischer, a. a. O. .
4.
›etw. (Bezugsgrößen verschiedener Art, meist
versezte, verpfändete
, liegende oder fahrende Gegenstände, verpfändete Güter, Schuldverschreibungen, Rechte o. ä., auch z. B. das darauf liegende Pfand) durch Tilgung einer Forderung, Zahlung einer Summe frei machen, aus-, einlösen und dadurch an sich bringen‹; damit zugleich (mit Bezugsgrößenverschiebung:) ›sich / jn. aus einer rechtlichen Bindung, Verpflichtung, Abhängigkeit herauslösen, befreien‹; das
lösen
vollzog sich teils rechtsförmlich innerhalb bestimmter Zeitgrenzen über die Teilhandlungen
anbieten
1; 2,
aufbieten
4 und anschließendes
ablegung tun, bezalen
1; 5; 6; auch: ›etw. durch Ausübung des Vorkaufsrechtes erwerben‹; ›etw. durch Kauf an sich bringen‹;
vgl. (Adj.) 3.
Zu rechtlichen Differenzierungen s. ff.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
,  4,  1; vgl.  2,
1
 2,  3.
Syntagmen:
etw
. (z. B. ˹
das pfand / gut
˺, dicht belegt,
das erbe / gewand / recht / essende pfand / rind / ros / vieh / kleinod / haus, den ablas / brief / ring / garten / wald / zins / zehenten, die ambrust
)
l., etw. an eine herschaft, zu js. handen l., sich von etw
. (z. B. von
blutrunst
)
l., jn. von den Juden l
.
Wortbildungen:
lösbar
›ablösbar‹,
loszeit
.

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
116, 12
(
preuß.
,
1477
):
ouch hat der alde pfleger 15 armborste gen Heilsberg geschicket zu bessern, die sall her Conrad Lichtenhayn losen von 15 postelatische gulden.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
66, 16
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
nae Dyonisii was ich zu Aichen [...] ind betzailde(n) dae gelt ind loisden cleynoit van myns lieve(n) genedige(n) h(er)n wege(n).
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
war Derich van Oss, [...], an die vurs. 6 malder korns erfrenten komen und dieweil dieselb loisbar, hat sei min fatter mit idellem radergelde geloist.
Köbler, Ref. Nürnberg
179, 16
(
Nürnb.
1484
):
so dieselb parthey soͤlliche pfand darumb behalten vnd loͤsen wil. das mag sy thun in achttagen darnach den nehsten.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
20, 42
(
nobd.
,
1466
):
ob eyner derselben gutere eyns verkauft, so mögen die herren dasselbe gute des weinkaufs neher zu iren handen losen und das gute eynem andern leihen oder ine selbs behalten.
Goedeke u. a., Liederb. (
1525
/
35
):
das gelt leih ich dir allessant; | bist du dan frum, so lösest du es wider.
Enders, Eberlin (
Basel
1521
):
Wer fürhin ablaß verkindt oder leset
[›kauft‹],
soll offentlich gestrafft werden.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1377
):
und gab den ... von Berne vollen gewalt ze lidigenne und ze loͤsenne iren teil an den phantguͤtern.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
Vindet aber er oder der banwart dehein ve in sinem garten [...], da sol man ieclich houpt an rossen vnd an rindren loͤsen vmb zeͣchen schilling.
UB Zug
2522, 12
(
halem.
,
1520
):
vermerck ouch witer in irem schriben, daß sÿ nit des willens sind, den urteil brieff zu lösen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
kamen zu zewten die armen bauren und lößten die roß wuder, ach die gefangnen bauren thedigt man auß.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 129, 4
(
moobd.
,
1353
):
vnd hat auch damit derselb Jacob Freymanner dazselb haus geledigt und geloͤst von dem spital.
Hör, Urk. St. Veit
77, 4
(
moobd.
,
1358
):
so schullen sew vns daz egnant guͤt gentzlich herwider ze losen geben.
UB ob der Enns
10, 406, 19
(
moobd.
,
1386
):
daz der von Zelking zu der nachsten losczeit, als derselb satzbrief losung lautt, loset, so [...], geschicht aber derselben losung zu derselben nachsten losczeit nicht, so [...].
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
sint verpotten all unzimlich wer zu tragen oder waffen. ob aber ainer oder mer weren die sölch verpot wollten verachten, so soll man in di wer nemen. kumbt er aber und wilß lesen, so ist di losung von ain spies 4 helbling.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1478
):
lost er dann dasselb sein guet mit dem wandl inner vierzehen tag nit, so soll unser lantrichter das phant darnach in negstem landsrahten offentlich austailen und verkaufen.
Zingerle, Inventare (
vorarlb.
/
tir.
,
15. Jh.
):
iren mähelring, gestundt sechs ducaten, den er löset von dem Mosse juden wol vmb xxv lib. perner.
Piirainen, Stadtr. Sillein
108a, 18
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
DEr des andern wette nicht lenger halden wil der sol iz drey stund vor gericht pringen vnd auf pyten wil iz den gener nicht loͤzen so sol er iz wol vorchaufen.
Ebd.
139b, 37
:
bestet er vmb ein handt odir mit zehē marken loͤst er sich.
Große, Schwabensp. ;
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ; ;
Köbler, Ref. Wormbs
228, 6
;
ders., Ref. Franckenfort
57, 15
;
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 248
f.;
Behrend, Magd. Fragen ; ;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
13, 36
;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 109, 3
;
Dirr, Münchner Stadtr. ; ;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 451, 15
;
ders., Salb. Heiliggeistsp.
18, 17
;
Wackernell, Adt. Passionssp. Vsp.
1301
;
Bastian u. a., Regensb. UB
72, 3
;
Vorarlb. Wb.
2, 301
.
Vgl. ferner s. v.  3, ,  5.
5.
›jn. durch Übernahme der Herbergskosten seiner Zahlungspflicht entledigen‹;
vgl. (Adj.) 3.
Vielfach berichtende Texte.
Wortbildungen:
1
losung
2.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1432
):
3 firdung Polakan herzog Swittirgails dyner us der herberge zu losen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der rad zu erffort loste on uss der herberge.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
wir haben sie hie aus der herberg gelost.
Ebd. Anm. 1:
costet 109 gulden 7½ ß. in gold, zusampt den vischen und losung auß der herberg.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
470, 29
(
halem.
,
1508
/
16
):
Er verggot oͧch die boten erlich ab, won er lost si ab der herberg.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Da belaitet in
[Herzog Heinrich]
der ungerisch künig bis in Teutschland, löst in überal aus der herberg.
Opel, Spittendorf ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 168, 25
;
Bastian, Runtingerb.
2, 251, 10
.
6.
›jn. aus physischer Bedrohung, von inneren Zwängen, Nöten, Verzweiflung, von der Zufügung seelischer Verletzungen, von einer Strafe befreien‹; auch ütr.;
vgl. (Adj.) 35.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  3,
1
.
Syntagmen:
jn. aus dem banne, aus der not, aus der ärge stricken, von nöten / träumen, vom feuer, von einem sere l.
;
j. des leides gelöst sein
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
):
Kan doch keyn Bischoff loͤßen, was der Bapst bindet.
So mus widderumb losen, so viel heissen, als gesetz abthun.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Wand sine gotliche craft | Tet Danyelen sigehaft | Losende en uz der not | Der lewen.
Leman, Kulm. Recht (
Kulm
1584
):
wy lute sy [iuncvrouwe] hette geschrygen. so hette sy doch nymant gehort der sy geloset hette.
Strauch, Par. anime int.
90, 36
(
thür.
,
14. Jh.
):
criec cumit fon zwein sachin. etlichin cumit he fon vrefile, und di insint nicht zu losine.
Jahr, H. v. Mügeln
129, 2110
(
omd.
, Hs.
1463
):
das hoffen in Caldea lost | die kinder von der flammen für.
Wyss, Luz. Ostersp.
744
(
Luzern
1583
):
So thuͦ dim kind kein v̈bells nitt, | Wann alls dins leids bist glößt hiemitt.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
2 pauren die kamen an des officials haus, die wolten sich aus dem pan lössen.
Munz, Füetrer. Persibein
226, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
[o ritter kúen] löes mich hewt von herczenlichem sere.
Hübner, a. a. O. ;
Munz, a. a. O.
156, 6
.
Vgl. ferner s. v.  5.
7.
›jn. durch eine geeignete Maßnahme, meist durch Zahlung eines Lösegeldes, auch durch eine List aus dem Gefängnis, aus Gefangenschaft, aus der Gewalt eines Anderen befreien, jn. freikaufen‹; am ehesten hier anschließbar: ›sich von jm. (einem Gewaltherrscher) befreien‹;
vgl. (Adj.) 4.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
den gefangenen / bruder / man / son
)
l., sich der fängnis l., sich mit gute l., jn. / sich aus dem gefängnis / kerker l., jn. von einem tater
›Tataren‹,
von türken l
.
Wortbildungen:
lösgeld
,
lösig
2.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
das sie Johan [...] us dem gefengnusse losten.
Helm, Maccabäer (
omd.
/
nrddt.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
wie das sie [lande] nimmer gelosten | des irluhten Antiochi.
Quint, Eckharts Pred.
210, 6
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
verkoufe daz und gilt dîne schult und lœse dîne zwêne süne.
Ebd.
555, 2
:
Kæme ein mensche dar, er müeste gevangen sîn und enmöchte niht dannen komen, er enkünde denne liste, dâ mite er sich dannen lœste.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
211, 11
(
els.
,
1362
):
kunde er toten lebendig gemachen, er losete oͮch sich selber us dem kerker.
Chron. Strassb. (
els.
,
1362
):
der loset vil manig tusent gevanger lute mit der cristenheit schatz.
Ebd. (
A. 15. Jh.
):
der herzoge von Burgunde tedigete sich us der gefengnisse und loste sich selbe sehzehenste mit grossem guͦte.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
300, 4
(
Genf
1636
):
Loͤßgelt der Gefangenen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
darumb wolt sie [fraw] iren man lösen, der lag gefangen.
Niewöhner, Teichner
450, 57
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
der hundert tausent jar und me | in einem tuͦrn laͤg gepunden, | er hiet doch trost von stund zu stunden | daz er losig wurd der van.
Weber, Füetrer. Poyt.
273, 5
(
moobd.
,
1478
/
84
):
das ich mich lösen sollte der väncknüsse | gen viertzig starcker risen.
Qu. Brassó
5, 475, 20
(
siebenb.
,
1513
):
Losten einen Schuller von einem Tater pro fl. 35.
Joachim, a. a. O. ;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
316, 7
;
Rechn. Kronstadt
3, 326, 27
;
8.
›jn. (auch: die Seele) aus ihrer als geistliche Gefangenschaft, Tod, Sünde gedachten Existenz, aus den Verstrickungen in Sünde, Selbstbezogenheit befreien, lösen, jn. erlösen‹;
vgl. (Adj.) 6.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch ,Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1,  1,  1, ,  4; vgl. ,  2,  6.
Syntagmen:
oft mit
got, son, Christus
, auch
Maria
im Subj.;
jn. / das herz, die sele (aus dem fegfeuer) l., jn. aus banden, aus im
(refl.)
selber, aus der not, ausser dem leide, vom leibe / fleische, von den feinden, vom tode / übel, von der sünde / helle, von acht und ban, vom bösen gewissen l., es
(Subj., unpersönlich)
das wesen l
. ›freisetzen‹ (von
eigenschaft, weise
),
jn. mit seiner marter l., christi bande, die warheit jn. l
.;
die gnade lösend heissen
.
Wortbildungen:
löseampt
,
löseschlüssel
(dazu ggs.: ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sus ist die werlt gebuwet, | wenz hute in disen tac, | daz sie nieman losen mac | von ahte noch von banne, | iz entu got selbe danne.
Luther, WA (
1521
):
Wie gern were der Bapst ein got, das er mocht pinden was got loset, und losen was got pindet.
alßo lößet das Euangelium das hertz von allem ubel, von sunden, von todt.
Ebd. (
1544
):
die suͤnde zu tilgen, die seelen aus dem fegfeur zu loͤsen.
Warumb loset er [Bapst] nicht auch [...] umb der seelen not willen? Jch meinet aber, der Loseschlüssel solt so gros sein vnd so weit und ferne losen, als der bindeschlussel bindet.
einen odder zween hilfft er [Bapst] aus solchem banden, doch nicht aus krafft seines loseampts, Sondern aus vorbitt [...] des grossen Gottes Mammon, on welchen sein loseampt gar tod und abe were.
Der Loͤse schluͤssel ist die macht oder ampt, den sunder, [...], los zu sprechen von sunden.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez ist ein kraft in der sêle, und niht aleine ein kraft, mêr: wesen, und niht aleine wesen, mêr: ez lœset wesen.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
wer lœset mich von disem tœtlîchen vleische vnd lîbe?
Froning, Alsf. Passionssp.
7204
(
ohess.
,
1501ff.
):
das hie nu kommen ist | und wel uns loßen zu disser frist!
Jostes, Eckhart
81, 16
(
14. Jh.
):
Wir ensoln unser selbes niht gelosen, ee uns got loset, dez gevangen wir sein.
Eggers, Psalter
33, 25
(
thür.
,
1378
):
Er loste
[
Froschauer
1530:
erloßt
;
Eck
1537:
hat erledigt
;
Luther
1545, Ps. 18, 18:
errettet
]
mich von minen starken vienden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
leite
[
Luther
1545:
füre
]
uns nicht in bekorunge. Sundern lôse uns von ubele.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
himitte locket und loste er [herre] sú uz in selber und usser allem leide der gevengnisse der leiden creaturen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
loͤset úch der sun, so werdent ir warlichen fri.
Steer, Schol. Gnadenl.
3,
M1, 244 (
alem.
,
M. 15. Jh.
):
Die würchent genad haist fürköment vnd anuahent vnd lösent, wann sy treybt dy sünd aus.
Goedeke, Fischart Kinderzucht,
119
(
Straßb.
1578
):
Der sie von sünden, höll und tod | Auch mit seins sons blut glöset hat.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 186, 20
([
Augsb.
]
1548
):
Eva brachte uns in not / Ave loͤßte uns vom tod.
Piirainen, Stadtr. Sillein
56, 8
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
biz an dy czeit daz got vns loste mit seyner martir.
Froning, a. a. O.
7086
;
Eggers, a. a. O.
8, 5
;
44, 1
;
Schönbach, Adt. Pred. ;
Feudel, Evangelistar
23, 12
;
Gille u. a., M. Beheim
76, 271
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 167
;
Kummer, Erlauer Sp. .
9.
›Erlös aus dem Verkauf von etw. erzielen‹; auch: ›etw. (z. B.
ablas
) verkaufen‹.
Syntagmen:
ablas l.
;
geld aus etw
. (z. B.
aus dem pfand, aus 1 eimer biers, aus dem pferd
)
l., gold mit etw. l
.
Wortbildungen:
losschaft
›Verkaufserlös‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1539
):
Den sie, wie das ablas losen so viel leuthe betroge. Dan sie gaben fhur: wer ablas losete, der hette [...] vergebung der Suͤnden.
Froning, Alsf. Passionssp.
2813
(
ohess.
,
1501ff.
):
man het disse salbe woil vorkaufft, | [...] | man het gold damidde gelost | und arme lude damidde getrost!
Köbler, Ref. Wormbs
270, 21
(
Worms
1499
):
[So] der schuldner dem schulthern nit bezalung thet von de͂ gelde das er vss dem pfande geloͤst hett. so [...].
Ders., Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
was vß den guͤtern geloͤßt wirt / sol das gelt yede͂ schultherren welcher der erst im insatz gewesen ist / bezalt werde͂.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
so lost man auß den 38 eimer foders pirs auß dem eimer 4 ℔.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Mehr hab ich auß kunst gelöst 3 gulden 20 stüber.
Adrian, Saelden Hort
10274
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
daz si leitent samenthaft | an aller slaht gedinge | den lósschaft, die pfenninge | hin zuͦ der junger fúessen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
dz er dem cleger ze stund guͦte pfender geb, dannen vß er sin gelt loͤsen moͤg.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Auß den Rossen vnd anderm loͤsete man 284. fl. war vnder die Soͤldner außgetheilt.
Rueff, Rhein. Ostersp.
947
;
959
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
45, 13
;
10.
›jm. etw. (einen fraglichen Tatbestand) erklären‹.
Wortbildungen:
1
losung
3.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
91, 33
(
thür.
,
14. Jh.
):
di dritte losunge: Dyonisius sprichit: ,kein dinc inist daz alse glich si gotlichin werkin alse fuir‘.
Ebd.
92, 2
:
Waz ist selikeit? selikeit ist ein inphahin und ein innemen und ein habin des ubersten und des leistin gudis. dit sint di widerreide und ir losunge.
Niewöhner, Teichner
564, 3468
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
Do sprach ich: ,nu tut mir loͤsen, | wem ein ketzer gleichen chunn!
11.
›jn. in seiner Funktion ablösen, an seine Stelle treten‹.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
losbote
›Person, die eine andere ablöst; Stellvertreter‹,
löser
›Person, die eine andere ablöst; Stellvertreter‹,
lösung
.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1530
):
stehet also an der arbeit bis auf den montag frie wiederumb 4., so kombt sein schüchtgeselle oder loser wiederumb, loset ihm mit arbeit bis auf den abend.
Ebd. (
1509
):
wo nach dem ausleuten der glocken der anlasser oder loser in der hütten an seiner arbeit nicht befunden würde.
Ebd. (
1529
):
dass auch ein ieder huitman seine schicht vorfare, wie recht ist, und vor der lösung nicht abstehe.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 437, 2
(
halem.
,
1508
/
16
):
ist oͧch abermals beret, das kein hobtman vom zuͦsaz sol lassen abziehen, er habe denn sinen loͤser.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1549
):
das der richter von Laa nicht sein lospoten da soll haben bei dem taiding.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
25
(
mslow. inseldt.
,
1504
):
Vnd ayn yder huttmann(n), myth seynen arbettern der Löser wartt auff den örtter(e)n.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
211
f.
12.
bedeutungsverwandt zu  1 .
13.
bedeutungsverwandt zu (›etw. aus etw. herauslösen‹).