lutherisch,
Adj.
1.
›der Lehre Luthers anhängend, mit dieser in Verbindung gebracht, dieser entsprechend handelnd oder des entsprechenden Handelns bezichtigt, lutherisch gesinnt oder lutherischer Gesinnung verdächtigt‹, meist von Personen gesagt; je nach konfessioneller Zugehörigkeit der Textautoren erscheinen die
lutherischen
einerseits als , , , (
der
3,
wiedertäufer, wölfe, zertrenner, zerstreuer
; gängige Charakterisierungen sind , (Adj.) 67, ,  3, ,  1, , , , , , in Reihungen auch ,  2; die ihnen zugeschriebenen Handlungen betreffen (tadelnd) das  1, , ,  3 (Bilderstürmerei), die Haltung zur (
die
12, zu den , zur
1
 1, zu den , auch zur sozialen Ordnung. Andererseits erscheinen sie als ,  34, mit besonderer Betonung von
1
. Die Katholiken werden (aus protestantischer Sicht) im Gegensatz dazu als ,  2, charakterisiert und als ,  1, klassifiziert. Die einzelnen Charakterisierungen / Klassifizierungen / Zuschreibungen / Ab- und Aufwertungen sind zum Teil austauschbar.
Gehäuft agitative Texte oder Texteinlagen.
Bedeutungsverwandte:
,  34.
Gegensätze:
 2.
Syntagmen
das herz / j. (gut) l. sein
; meist attributiv:
der lutherische bösewicht / bube / ketzer / kater / pfaffe / schelm / schärmer, die lutherische menge / secte, die lutherischen katzen / fürsten / stätte
; subst.:
die lutherischen verfolgen
;
die lutherischen
(Subj.)
aufrur machen
;
wieder die lutherischen predigen
.

Belegblock:

v. d. Broek, Suevus. Spieg.
176v, 29
(
Leipzig
1588
):
wenn die Hertzen in der Religion getrennet sein / das eines Juͤdisch / das ander Tuͤrckisch / eins Lutherisch / das ander Papistisch / eins ein Christ / das ander ein Vnchrist ist / Da kan keine rechte Freuntschafft sein.
Bobertag, Schwänke (o. O.
1555
):
derhalben jm [obseruantzer münch] alle menschen, die nicht zuͦ seiner predig kamen, muͦsten lauterische ketzer sein.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Da redt mich auch an ein papist, | [...] | Wo der glaub, hoffnung und die lieb | Iczund pey uns Luthrischen blieb.
Der papist sprach: Solch christling wandel | Sicht man bey der lutrischen mennig | Sünder schir weder vil noch wenig.
Ebd. (
1524
):
Eyn gesprech eynes evangelischen Christen mit einem Lutherischen, darin der ergerlich wandel etlicher, die sich lutherisch nennen, angezaigt [...] wirt.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
die luterischen fursten mit iren anhengern wollten nit consentieren.
Die lutterischen schwermer understanden sich die een liederlich zu schayden.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1527
):
und sich aber die pruder sant Franciscus ordens [...] der verfurischen luterischen sekt und anders halben unordenlichen, dem gemeinen volk zu bösem vorbild, ergerlichen [...] gehalten.
Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1427
):
man fing den pfarer von Grießen, der was och guͦtt Luters gewessen, und stach im och die ogen uß.
Ebd. (
1522
):
Das tett, das die von Straßbuͦrg Luters warend, fritag und samstag flaisch außend.
Lauater. Gespaͤnste
32r, 21
(
Zürich
1578
):
zuͦ diser zyt sind die Luterischen / wie man sy neñt / verfolget worden.
Ebd.
33r, 28
:
dañ er sunst auch ernstlich wider die Luterischen geprediget.
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 11, 5
([
Augsb.
]
1524
):
mayster hans / wañ jr etwan da werent / wañ die Lutherischen bey ainander seynd / vñ bringe͂ ainen vnder sich / der nit Lutherisch ist / da hoͤren jr wie sy der leüt verschonen / [...] / da halten sy Faßnacht mit jm / vnd legen sich alle über jn / der muͦß jr Romanist / papist / gleyßner / vnnd werckhellig sein / vnd reden jm so spoͤtlich vnd hoͤnisch zuͦ / das er vnder jnen sitzt / wie ain pfeüffer.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
du bist ain luterrischer schelm und bösswicht.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1551
):
das disse tyffliche weltt so gar verrucht ist, das glaub zu der zeit Sodoma und Gommora ist [...]. Gott erbarm sich iber uns. 1. zum allerestenn ist die sektt zwinglisch, 2. die ander ist schwengfeldisch, 3. die dreytt ist lutterisch, 4. es ist die babstlich, 5. es sind die widertöffer.
die lutterisch sextt wer woll recht mit mess hallttenn, mitt lobgsang, predicyrenn und andern zerimonienn, [...]. Aber das gmein peffell, [...], die habentt allwegenn bey dem ringer taill herwist
[haben immer Erntezeit],
flaischessenn, kein zins gebenn, aller bschwerd ledig sein, das war das recht und die getzenn in denn kyrchenn herumstyrmenn und dem babst und denn pfaffenn ibell redenn, das was ein recht ewangellisch man.
Schottenloher, Flugschrr.
49, 13
(
Landshut
1523
):
Ann euch falschen gebuͦrten der schwartzen teuflischen Luterischen Katzenn, zestreuͤrer aller frümmer hertzen, zertrenner und unterdruͤcker aller ordnung des christenlichen gelaubens.
Ebd.
24
:
ir werdent sy an den wercken erkennen, hie die werck und nütz der falschen Luterischen katzen mit iren Herodischen und Chayscher kinder, der bluͦtdürsstigen ungehorsamen Adls, alle vergifft von dem Luterischen Kather.
Ebd.
51, 14
:
dy gemein frag ist: Bistu guͤt luterisch, damit der guͤt selig christlich namen gantz und gar zuͦruck gedrungen.
Ebd.
62, 13
:
Knecht. Seit jr auch guͤt Lutherisch? Schnaphan. Potz marter, was fragst du, kenst du mich do wol; wer den der pfaff nit guet Lutherisch, sand veltin züch mit jm.
Rosenthal. Bedencken
36, 23
;
43, 7
;
Roder, a. a. O. ; ; .
Vgl. ferner s. v.
3
 1,  2,  2, , .
2.
›der Lehre, Theologie Luthers entsprechend, von der Lutherischen Theologie her begründet‹; im Unterschied zu 1 auf Sachen (
lere
u. ä.) bezogen, durchgehend mit negativer Wertung.
Syntagmen:
der lutherische (aber)glaube / handel / posse, die lutherische ketzerei / lere / sache, das lutherische furnemen / wesen
.

Belegblock:

Enders, Eberlin ([
Eilenb.
]
1524
):
Munch [...] welcher auch dem Euangelio so feind ist, das er zweymal verbrant hat Lutherische bucher.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
um 1525
):
hie zu Rotenburg die luterisch und carolstadisch ketzerey, bose und falsche ler ser uberhant nam.
Ders., Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Eß nam ach des lutterisch und ketzerisch wesen [...] fast zu.
Also stunden die andren zwen ach von irem lutterischen furnemen, [...], begerten cristenlicher begrebtnuß.
von allen seinen ketzerischen irtungen, so er auß lutterischer [...] ler gesogen hett.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 10, 2
(
Straßb.
1524
):
es sol niemant in den würtßheüsere͂ / oder sunst hinder dem weyn / võ Luterischen / oder neüwen sachen nichts reden.
Lauater. Gespaͤnste
31r, 14
(
Zürich
1578
):
Als er aber zuͦ verston gab das die vrsach siner verdãnuß die Luterisch kaͤtzery were.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
aws denen numals worden seinn Hayden, türcken, sarracen, marran, hussen, Luterisch vnd mer ander aberglawbe.
Lauater. a. a. O.
33r, 27
.
Vgl. ferner s. v.
1
 2,  2, .