lumpe,
der
,
für 2 nach dem natürlichen Geschlecht auch
die
;
–/-n
;
oft im Pl.
1.
›Lumpe, Stück Tuch, Fetzen; abgetragenes Kleidungsstück‹; perspektivisch ütr. auf ›Wertloses, Falsches‹, z. B.
ein lumpe des neuen Evangelii
.
Phraseme:
jm. den lumpenhansen singen
›jn. verprügeln‹.
Bedeutungsverwandte:
,
1
, ,
1
, ,  1.
Syntagmen:
einen lumpen bringen, lumpen arbeiten / aufgürten / ausziehen, einen lumpen um den kopf schlagen, um den finger nemen
;
etw. auf einen lumpen streichen, in / auf einen lumpen schlagen, durch einen lumpen sichten
›sieben‹,
in einen lumpen kucken
, [etw.]
mit lumpen unterschürzen, von den lumpen gehindert werden, vor den lumpen
(›Kleidern der Frauen‹)
fliehen, nicht zum himmel kommen, etw. zu lumpen zerreissen
;
der lumpe des neuen evangelii
;
der alte / gute / saubere / schmutzige / wollene / vertragene
›abgetragene‹
/ zerrissene l
.,
beschissene / faule / lausichte lumpen
›wertlose Redeinhalte‹,
die lumpen Mosi
(mit Bezug auf die Inhalte des Alten Testamentes).
Wortbildungen:
lumpen
(V.) ›herabhängen‹,
lumpen
(Adj.) ›lumpig, wertlos (von einer Aussage)‹,
lumpenhandel
›Bagatellstreit‹ (Gw zu  3),
lump(en)hose
,
lumpenman
1 ›Lumpensammler‹ (a. 1372),
lumpenschneider
(abwertend),
lumpenstruber
›Gerät zum Entfernen von Wergresten aus dem Lauf der Muskete‹ (a. 1618),
lumpentrager
›Lumpensammler‹,
lumpenwäscher
(abwertend auf die Priester der altkirchlichen Konfession bezogen),
lumpenwerk
(dazu bdv.: ),
lumper
(dazu bdv.:  1),
lumpersche
,
lümpleinsbericht
›verlogene Darstellung‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Improbabile. Lame fratzen lumpen vngrundt vnbestendigs furgeben.
Luther, WA (
1521
):
wurden on zweyffel nit szo zotticht lumpenwerk furtragen haben.
Ebd. (
1530
/
2
):
wie unser Lumpen wesscher bisher auff der Cantzel nicht anders denn von fegfewr, Ablas, Cappen, Rosenkrentzen, [...] gegeifert haben.
das sie [Papisten] sich selbs jrer faulen lumpen schemen.
Ebd. (
1533
):
herr gott, fur dir ist mein Sammat, gulden stuck erger denn kein lump. drumb richt ich mich nicht nach meinen wercken, Ich wil gern dein lump, hudel, sein.
Ders. Hl. Schrifft.
Jer. 38, 11
(
Wittenb.
1545
):
EbedMelech [...] nam daselbst zurissen vnd vertragene alte Lumpen
[
Cranc
M. 14. Jh.:
tuchir / cleidir
;
Froschauer
1530:
faͤtzen
]
vnd lies sie [...] in die Gruben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
5835
(
Magdeb.
1608
):
Den Ruͤcken krumb / die Hend verhart / | Die Zitzen lumpten wie die Fleck.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
wann [...] seine [deß weihen] bundte federn, die schönen lumphosen, im [gauch] die narrendeck gar vor die augen ziehen.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Back dich nur bald, eh man dir sing | Den lumpenhansen mit meim gesind.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Ir súllent arbeiten lumpen und lappen in gotminnender meinsamkeit.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
811, 13
(
els.
,
1362
):
Sú kleidet sich dicke in eins bettelers wise [...], kekende in den lumpen, vnd beschowete sich selben.
Goldammer, Paracelsus
6, 74, 9
(
1530
):
secht auf eur fabelwerk, [...], eur wirdigkeit: daß nit lumpenwerk werd, nit in dreck fall.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da kamen inen die Lumben
[s.
lumbe
, hier pars pro toto für
metze
]
in die Sporen und kunten nit darfor gon. Da kart sich Cista mit seinem Folck widerumb umb, und erschuͦgen die Boͤhemer alle, wan sie kunten nit fliehen vor den Lumpen
[Wortspiel
lumbe/lumpe
].
Ebd. :
geistlich davon zuͦ reden, das mancher nit kan kumen zuͦ dem Himel vor den Schleiern und vor den Lumpen, die Weiber und die Metzen ligen in dem Weg.
Ebd. :
O wie vil werden in geistlichem und weltlichem Stant gehindert von den Lumpen.
ein Eschengruͤdel, und dient den Frawen allen und het schmutzige Lumpen umb den Kopff geschlagen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Des lumpenwercks ist also vil, | Das ich sein nit me dencken wil.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1474
):
was lumpen oder lims der genant Wilhelm uͥberkomen mag, die sol er dem Michel [...] geben
[für die Papierherstellung].
Ders., Wirtsch. Bern
662, 22
(
halem.
,
1519
):
Der bapirmüly lumpentragern ordnung und fryung.
Jörg, Salat. Reformationschr.
542, 14
(
halem.
,
1534
/
5
):
wie die von Bern ein lümplisbericht / und schantliche taͤding mit den Underwaldern angnan und gmacht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lumpen / Alt hudlen. Assumenta. Mit Lumpen vnderschurtzen. Suffarcinare.
Schorer, Sprachposaun
10, 5
(o. O.
1648
):
da brauchen sie / (auch wol das Lumpengesind die Schneider) das Adi, Attressiern, datum.
Ebd.
74, 7
:
vnd siehet / daß jhr der Rock forn etwas kurtzer schiene als hinden / spricht sie / du Lumpen Schneider.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
311, 26
(
Genf
1636
):
Lumper / lumpenmann / der alte lumpen samlet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
die [zelt] zerriß der wind zuͦ klainen lemplen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
da er [...] die hohen heuser in iren langen nachtbelzen und den hochen hüeten, [...], hett gesehen wandlen? oder in den grossen, langen lumpenhosen wie die monstra einher huedlen?
Meisen u. a., J. Eck
28, 8
(
Ingolst.
1526
):
Da bringet ir ain lumpen des neüen evangeli herfir.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1608
):
auch komben [...] verdräte roßtauscher- und vergleich-, krumpe, vorschmizte, löze, ringe, fitschlfätschl- und lumpenhändl unter man und weibern etc. für.
Rosenqvist, Frz. Einfluß. 1943, S. 
362
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib. 1989, S. 
187
f.;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 80
;
2.
›Lump, verkommener Mensch‹ (im Beleg
v. Keller
auf eine
keiserin
bezogen).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7,  2, , .
Wortbildungen:
lumpengesinde
(a. 1626),
lumpenhaft
,
lumpenleute
›Lumpenpack, Gesindel‹,
lumpenman
2 ›Schwächling‹,
lumpenprediger
,
lumpenring
›Halseisen am Pranger‹ (a. 1589),
lumpenstecher
(Schimpfwort; a. 1596),
lumpentros
,
lumperei
›Geschwätz‹ (a. 1606; dazu bdv.: ),
lumpersbube
(a. 1609),
lumphaftig
(von verachtenswert erachteten einfachen Personen gesagt).

Belegblock:

Luther, WA (
1523
):
Dy lumpenprediger duxerunt euangelium quo voluerunt.
Ebd. (
1544
):
Herr, hie kombt ein armes luͤmplin, ein altes [...] hederlein, oder wie Paulus sagt, ein stinckender dreck.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
469, 1
(
Bremen
1647
):
Bettler / jtem sonsten Lumphaffte Persohnen / Narren / wahnwitzige / thorhafte Leute / werden in allen rechten bey der zeugen verhoͤr verworffen.
Ebd.
470, 8
:
als sie [Persohn] ist Lumphafftig / veraͤchtlich / meineydig / ein scholderer rc.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
Das machen ewer lumpenprediger, die schreyen, es sey ketzerey.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Ich richtet den schelm von dem leben | Mit sambt der Lumpen, der Keiserin.
Kurz, Murner. Luth. Narr, Überschr. v. (
Straßb.
1522
):
Der lumpen troß. Wer lutherisch wil sein, der muͦß mit luͦgen vnd lumpenwerk mit dem troß vff land faren.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
358, 2115
(
Zürich
1548
):
Wir sind nit sömlichs lümplis lüt, | Dass wir sin ietzund lougnen wellen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lumpenmann / Der nichts waͤrt ist / Vnuermüglich. Homuncio.
Ukena, Luz. Sp.
615
(
halem.
,
1575
):
Das erst ist grecht das ander nütt | Was graten hand die lümplis lütt.
Schweiz. Id. (hier
lump
als eigenes Lemma angesetzt aufgrund semantischer Einschränkung sowie Verkürzung der Form); ; ; ;
Öst. Wb.
3, 1233
.