lotter,
der
;
-s/-Ø
, auch
-e
und
-en
.
›erwachsene, in aller Regel männliche Person, die man sozial am unteren Ende der gesellschaftlichen Schichtung einordnet, der man ein Leben als Taugenichts, Gaukler, Fahrender sowie jede Art des Verbrechens vom Betrug bis zum Diebstahl und Mord, auch das Verbrechen der Ketzerei zuschreibt und der man demzufolge mit einer entsprechenden Haltung gegenübertritt bzw. die man entsprechend behandelt‹.
Keine omd. Belege; vielfach Texte der Sinnwelt ,Didaxe / Religion‘.
Phraseme:
alles lotters
(in Flüchen).
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  12, , ,  3,  1, , ,  2, ,  2, , , , (
der
), (
der
; s. v.  1), ,  2, ,  1, (
der
1, ›Bettler‹, ,  2, (
der
3, , , , , , (mehrfach), , , .
Syntagmen:
den l. rädern, blutübel schlagen, in der segi
›Netz‹
haben
, mit doppeltem Akk.:
jn. einen l. heissen, ein weib einen l. handeln
›als
lotter
behandeln‹;
der l
. (Subj.)
betören / betriegen, scheltrede tun, mäusmist für arznei trinken, verdienen
[geschlagen zu werden];
eine geselschaft die lotter genant sein
;
des lotters abkommen
;
den lottern nicht geben
;
von einem l. geboren sein, jn. von den lottern erlösen
;
der öffentliche / unreine l
.;
die busse des lotters
.
Wortbildungen:
lotte
,
lotterarzet
›Quaksalber, Kurpfuscher‹,
lotterfure
›Lotterleben‹ (Gw zu mhd.
vuore
›Lebensweise‹; ),
lotterin
,
lotterpfaffe
›herumziehender Geistlicher‹, auch auf unzuverlässige Handwerker ütr. (),
lotterwerk
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Verbero. Lotter ffreyhart / vel freyher holhipper ¶ lotterbub landstreicher ¶ schariant bub schelm boͤßwicht.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
eine geselschaf is mir bekant, | die sint lodere genant, | die woren mit den eirsten dabi, | hie ave wil ich loven
[perspektivisch gemeint]
si.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
Dar zwischen wirt manch frau und mait | Betast, gekusst und ir furpoten. | Do wirt dann mancher zu eim Lotten, | Der dann die eigen tochter sein | Beschlief.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Und was nymant der dich [Jhesus] erlost | Von den lötern unreyne.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. (o. O.
um 1470
):
Scurra lotterin.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Johannis, den man nendt den tauffer, | Ein verfürer, lotter und gauffer | Deß gantzen lands Galilea.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
so du lugest daz du dester bas gevallest, als der lotter und der spilman, der umb gabe lobet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Der basthart daz ist der do ist geborn von eim lotter
[Var. 1475
1
:
einer huͦrn
; 1475
2
–1518:
kebsweib
]
der gee nit in die kirchen.
Ebd. Var.:
Du do sest an den wegen zebaiten ir als der diep
[Var. 15. Jh.:
loter
]
in der ainoͤd.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
der ist wie seine geschriften ausweisent ein löderlis
[dazu s. v.
lörle-
]
arzet gewesen.
Bremer, Voc. opt.
34015
(
alem.
,
15. Jh.
):
Lotricus lotter [...] est homo vanus et inuerecundus, qui insistit factis scurrilibus, vt inde habeat nutrimentum.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Main swerer und main tæter, | Lotter, glisner und verræter, | Klaffer, lüssmer und speher, | Landzwinger und heller | Sind als bœsz als die steler.
Ders., Zim. Chron. 2, 301, 7;
Kurz
, Murner. Luth. Narr
3463
(
Straßb.
1522
):
Lother, Lother, bistu fro, | Das du mich findest hie also
[hier Anspielung auf
M. Luther
].
Bächtold, N. Manuel. Elsli
261, 106
(
Basel
1530
):
Schelm, schelm, keib, keib, böswicht, ketzer, | Mörder, lotter, lügner, schwetzer! | Ei, dass dich alle plag und straf angang.
Wyss, Luz. Ostersp.
6485
(
Luzern
1545
):
Amalech zuͦ saluator | Wenn hat din lotterwerch ein ennd?
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.,
1265
(
Mühlh./E.
1556
):
Darnach so richt dich ob du witt | Daß dich skalt wee als lotters schütt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Lotter / Speyuogel / Der vil glaͤchters anricht / damit vnd er mulefe moͤg machen. Scurra, Furcifer, Verbero.
Lauater. Gespaͤnste
38r, 14
(
Zürich
1578
):
Es sind vil natürliche ding / die allein zuͦ nacht schynend oder glantzend / als etliche edelgestein / [...] / die schynwürm / das schynholtz / damit ouch boͤse lotteren zun zyten die andern broͤgend / dz sy nit anderst meinend dann sy habind vngehür gesaͤhen.
Ukena, Zuger Trag.
2364
(
halem.
,
1598
):
So kumm ich dises Lotters ab.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 217, 27
([
Augsb.
]
1548
):
Schmaichler / Lotter / Pregeler | Seind des Teüfels schwegeler.
Chron. Augsb. 2, 77 Var. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
ain pfaff [...], der hieß pfaff Wölflin
(Zusatz:
das was sicher ain lotterpfaff
).
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der mäus mist waicht in dem leib gar sêr, dar umb trinkent in die loter mit wein oder mit wazzer für erznei.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
wer ein freiß weib, ein lotter oder ein andere unerberg übel handlet, der ist umb drei helbling.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wann mein vater wand, ich waͤr ze schuel, | so was ich an der loterfuͦr.
Palmer, Tondolus ;
Gille u. a., M. Beheim
193, 2
;
234, 143
;
Barack, a. a. O.
8479
;
11584
;
12676
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ;
Müller, Stadtr. Ravensb.
64, 16
;
Barack, Zim. Chron. ;
Winter, a. a. O. ;
Schmitt, Ordo rerum
267, 17
;
19
;
Voc. inc. teut.
p iijr
;
Vgl. ferner s. v.
1
 15.