lonen,
V.
1.
›jn. (oft
arbeiter
2,
taglöner, ambachtleute
oder Angehörige eines ähnlichen Rechts- und Wirtschaftsstatus) für eine erbrachte Arbeit, einen Dienst, eine Leistung, einen Gefallen (z. B. einen Liebesdienst), eine falsche Aussage o. ä. mit einem Geldbetrag entlohnen, jn. für etw. bezahlen; etw. bezahlen‹;
zu  1.
Vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
 2,  16; vgl. ,  5,  9, , .
Syntagmen
mit Dat.obj. (meist) oder Akk.obj. (seltener) d. P. / d. S. (für den Belohnten bzw. das Belohnte) und Gen.obj. oder Akk.obj. d. S. (für die Belohnung) sowie mit präp. Anschluß (als Komplement oder Angabe); vereinzelt elliptisch; mit Dat.obj. d. P.:
jm
. (z. B.
dem arbeiter / arzet / büttel / diener / gesellen / pfänder / redner / taglöner, der hausmeid
[auch z. B. für Liebesdienste],
den ambachtleuten / türhutern
)
l., jm. l., das [...]
;
jm. gleich / wol l
.; mit Akk.obj. d. P.:
jn
. (z. B.
den büttel / kaplan / zeugen
)
l
.; mit Akk.obj. d. S.:
jm. etw
. (z. B.
das gewelbe
)
l
.; mit Gen.obj. d. S.:
jm. des dienstes l.
; mit präp. Anschluß:
jm. mit etw
. (z. B.
mit dem zehent, mit einer
[bestimmten]
münze
)
l., jn. von etw
. (z. B.
von einer botschaft, von den dingen
, jeweils: ›für [...]‹)
l
., auch:
jn. von etw
. (z. B.
von der zubusse
›aus Mitteln der Zubuße‹)
l.
,
etw.
(z. B.
zeug
)
um etw.
(z. B.
um gülte
)
l
.;
der gelonte priester
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1403
):
was her der selben gewelwen von nuwes machen wirt, die sal man im lonen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,ich [herre] enhân iuch niht geheizen knehte sunder vriunde‘. Waz ihtes begert von dem andern, daz ist kneht, und waz dâ lônet, daz ist herre.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1443
):
dem [dagloner] sal der froener loenen, der dae sumich ist gewêst.
Feudel, Evangelistar
15, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
du hast en unde uns glich gelonet, unde wir han dy burde getragen aldurch den tak in der hitcze.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
,
1499
/
1500
):
Den arbeitern sall [...] mit [...] unnser müntz [...], gelohnet werden.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
189, 8
(
omd.
,
1554
/
1633
):
Mit wahre lohnen ist den vorlegern und schichtmeistern verboten zue ihrem eigenen nucz.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1535
):
Es soll auch furder kein golt vorkauft sonder von gemeiner zubusse gelonet werden.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
So thut sie [haußmeid] im dan pald sein esel ein | [...] | so lont er ir.
Gille u. a., M. Beheim
130, 172
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dem selben diener du furwar | lanest und in pegâbest gar | vil und vast miltigleicher | Dann ainem andern diener.
Köbler, Stattr. Fryburg (
Basel
1520
):
di [Witwen] einem Redner zuͦ lonen nit vermoͤchten.
Schib, H. Stockar
28, 29
(
halem.
,
1519
):
die müsend [...] di schiff mit
[Salz]
beschweren und ar herschafft gain Venedig bringen, davon mans lonatt.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Swer [...] uͤberwunden wirt, daz er valschen zewch umb guͤlt lont, der sol alles dez schuldich sein, als der umb guͦt falscher zewch ist.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das guͦt hiet sein genad seinen türhuͦteren verlihen und ine damit irer dinst gelondt.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 79, 12
;
Loesch, Kölner Zunfturk. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
111, 15
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Bastian, Runtingerb.
2, 248, 17
;
Roth, a. a. O. ;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Rechn. Kronstadt
3, 24, 25
;
Vgl. ferner s. v.  11.
2.
›jn. für ein moraltheologisch meist positiv, vereinzelt negativ bewertetes Verhalten belohnen, js. Taten, Verhalten mit dem gebührenden transzendenten Lohn (im Himmel oder in der Hölle) entgelten‹;
got
erscheint dabei teils als der aus seiner Machtvollkommenheit heraus, teils als der nach Verdienst im Sinne des Dienst-Lohn-Gedankens Zuteilende;
zu  2.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘, auch der Didaxe.
Phraseme:
allen tritten lonen
›überreich beschenken‹;
das dir got lone!
Syntagmen
got
jeweils als log. Subj.; mit Dat.obj. d. P. (unspezifisch, meist pronominal:
dem
) / Dat.obj. d. S. (z. B.
dem werke
[nicht]) / Akk.obj. d. S. (z. B.
die arbeit
)
l
.;
got
(Subj.)
in dem tron, in ewigkeit, mit dem hellischen feuer, mit der helle l
.; mit Gen.obj. d. S. und Akk.obj. d. P.:
got jn. des weingarten
[poetisch])
l
.; subst.:
gottes wesen sein lonen sein
.
Wortbildungen
lonlich
›zur mystischen Einigung mit Gott beitragend‹ (dazu bdv.: ; vgl. ).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
So lon ich [Got] mines wingarten | Dan die da lones warten | Mit gotlicher milde.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Allen dînen werken sol dâ mite gelônet sîn, daz sie dîn got weiz und daz dû in dar inne meinest.
wan der wol tuot, dem wirt ouch wol gelônet, der übel tuot, dem wirt ouch dar nâch gelônet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
En wirt vil mancherhanden | Gelonet irre
[der Auferstehenden]
arbeit: | Ir ein teil werden gemeit | Lebende ewiclichen | Mit Gote.
En wirt der selben unzucht | Gelonet mit der helle.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Got het sich des beraten daz er nút enlone wanne sinen eigenen werken, in dem himmelriche enkroͤnet er nút wan sine werg, nút die dinen.
Sin [Got] wesen ist sin wúrken, sin bekennen, sin lonen, sin minnen, sin richten alles ein, sin barmherzikeit, sin gerechtekeit.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
20, 15
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
da von so waz dekein siner [Christi] wirkunge lonlich der einunge.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 48
(
noschweiz.
,
15. Jh.
):
won got der mag dem werke loͮnen, ob er wil.
Sappler, H. Kaufringer
14, 106
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
sprecht zuo im [wachter] vil schone: | „wachter, das dir got lone, | sag der werden junkfrau dein, | das [...]“.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
38, 91
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
die speis hat solichen sitten, | sie lonet allen tritten, | wer mess in eren hat.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Vetter, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  4.
3.
›jm. etw. (eine Haltung, auch z. B. die erlittene
not
) mit einer der Weltordnung, der herrschenden Moral entsprechenden weltimmanenten Gegenleistung vergelten‹;
vgl.  3.
Syntagmen:
signifikant häufig mit einem Wertausdruck (z. B.
minne
) im Subj.;
jm
. (e. S., Gen.obj., z. B.
des
›für etw.‹)
gelonet werden, jm. etw
. (Akk.obj., z. B.
die not / treue
)
l.,
˹
die minne
/
treue
/
tugend
/
welt, got
˺(jeweils Subj.)
(jm.) l., die weltliebe
(Subj.)
übel l
.,
j. jm. mit barmherzigkeit l.
;
j. e. S
. (Gen.obj., z. B.
des
)
nicht l.

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
127, 8
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Got [...] sal uch auch wol lonen nach dem ir dan verdient hant.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
wele [aventúrer] es da aller best tuͦt, dem git man die ere und im wirt gelonet.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 186, 13
(
Hagenau
1534
):
Die welt liebe heysset man wollust / aber sie ist one frucht und lohnet ubel.
Ebd.
215, 14
:
Wer auff gnad dienet / dem lonet man mit barmhertzigkeyt.
Sappler, H. Kaufringer
2, 117
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wie hast du gedienet mir | mit deiner schar? das will ich dir | hie wol lonen ze der stund.
Klein, Oswald
71, 4
(
oobd.
,
1418
):
Dein schallen und scherzen | liebet mir, | das nim ich zwar; | dir lon mein treu.
Ebd.
101, 11
(
v. 1408
?):
O nachtigal, dein spëher don | mir pringet qual, des ich nicht lon.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
an etlichen ennden prachen sy [hawsphleger] dy mawr, des in darnach gelonet ward.
Damit lonet der kunig den, die in der stat gewesen warn, ire trew und not.
Henschel u. a., Heidin
880
;
Gilman, a. a. O.
2, 10, 4
;
Lauchert, Merswin ;
Roloff, Brant. Tsp. Widm.
39
;
Munz, Füetrer. Persibein
519, 6
;
528, 1
.
4.
›jn. für seine (negativ beurteilten) Taten, für sein Verhalten mit entsprechender Reaktion belohnen, jm. etw. mit Strafe ent-, vergelten‹;
vgl.  4.
Gehäuft didaktische Texte.
Phraseme:
jm. mit haberstroh lonen
;
jm. lonen wie der teufel seinem knecht
;
lone euch der teufel!
Syntagmen:
jm. l., jm. e. S
. (Gen.obj., z. B.
der werke, der minne
)
l., (jm.) mit etw
. (z. B.
mit übel / pestilenz
)
/ für etw
. (für ein Fehlverhalten)
l., faulheit mit armut l.
,
das werk jm. gelonet werden
.

Belegblock:

Luther, WA (
1525
):
[sie] werden darnach an den lichten galgen gehangen, so lohnet jnen denn jr Gott, der Teuffel.
Gott wird seines gepots nicht vergessen und yhn auch lohnen, wie sie gedienet haben.
Ebd. (
1518
/
34
):
so gehe auch hin und las dir deinen konig oder den Pabst lonen.
Ebd. (
1544
):
schau nur du, wie er mit der zeyt lohnen werde, mit Pestilentz, teurer zeyt.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Lont in wie der teuffel seim knecht.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Gebt jhr mir nichts, lohn euch der Teufel!
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 73, 10
(
Hagenau
1534
):
Wir wissen auch / daß vil kinder yhren eltern da fur
[für schlechte Erziehung]
gelonet haben.
Ebd.
26
:
Faulheyt lohnet mit armut.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der bübrig hand si [Kuppler] vast gewont, | Die in och ze jungst lont, | [...] | Das si dem henker werdind ze tail.
Wiessner, Wittenw. Ring
3228
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
so hab kein ungemach, | Ob dir deineu kinder nicht | Dankin nach deinr zuoversicht, | Won du deinen vordern so | Gelonet hast mit haberstro!
Sappler, H. Kaufringer
6, 78
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ich sol im lonen seiner minn, | das er fürbas ewiclich | mit guotem frid muoß lassen dich.
Eggers, Psalter
9, 20
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Primisser, Suchenwirt ;
Kummer, Erlauer Sp. ; .