lok,
der
;
lockes/-Ø, lök, löcke, löcken
.
1.
›Haar (des Menschen, vereinzelt: von Tieren)‹; speziell: ›Locke, gelocktes Haar; Haarschopf; Bartwuchs‹; dem
lok
wird mehrfach Zeichenwert zugeschrieben: für Hoch-, Übermut, Hoffart, Weltverhaftetheit, Nichtigkeit, Schönheit des Menschen, auch göttlicher Personen.
Oft Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
kein, nicht ein lok, eines lockes
o. ä. ›nichts, in keiner Weise‹ o. ä.;
der lockichte stern
›Komet‹ (a. 1507);
der minne lok
›Schamhaar‹;
jm. in die löcke fallen
›jm. aufs Haupt steigen‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
1,
2
 1; vgl. ,
1
(
die
1,  3.
Syntagmen:
löcke tragen, die löcke binden, jm. den l. scheiteln / flechten, jm. die löcke scheren, einen l. schwarz machen
;
die löcke jm. grauen
, [wo]
wachsen, sinwel sein
, [wann]
erstehen
›auferstehen‹,
der l. nicht verderben
;
jn. bei seinem l. tragen, bei den löcken etw
. (z. B.
gedanken
)
verstehen, mit den löcken hoffärtiglich gebaren, js. füsse waschen
;
der l. hares, die löcke des hauptes
;
der böse / dicke / falbe / graue / grosse / klare / rauhe / reide / reine / süsse / verfluchte l
.;
der l. har, vom bart
;
har von löcken, der scheitel des lockes
.
Wortbildungen:
lockicht
,
löckelwolle
›Schafwolle‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz niemant eines lockes sol | Von mannen noch von wibe | Darben an sime libe.
Luther, WA (
1542
):
ein grosser Lock, vom Bart Beelzebub, der an der selben Fanen bekleben blieb.
Drey schoener Lock har des Absaloms.
Voc. inc. teut.
p ijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Lockelwolle Villus od’r pil’ lane ouis.
Froning, Alsf. Passionssp. (
ohess.
,
1501ff.
):
er vorfluchten lock: | ich wel nicht mene gehen als eyn tock!
Feudel, Evangelistar
122, 12
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
ir sullit alczu male nicht swern noch by dem hemele [...]. Noch by dem houbete, wen du inmacht eynen locken wedir swarcz noch wiz gemachen.
Jahr, H. v. Mügeln
991
(
omd.
, Hs.
1463
):
Ir [Nature] har in bruner farb erschein, | ir löckel reid und dabi lank.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3721
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
si sal ir haubet nicht uss smocken | [...] | nach hoffertichlichen gebaren | mit yren locken unnd auch haren.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
si begonde mit iren trênen zuͦ begîzene sîne fuͤze und zuͦ wischene mit den lockin
[
Luther
1545:
haren
]
ires houbites.
Gille u. a., M. Beheim
311, 78
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der
[
per
›Bär‹]
sprach: ,ich wil im [fuchs] scheren | die lök von seiner prust‘.
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
27, 23
(
Coburg
1626
):
daß wann sie [Weibervolck] mit solcher Thorheit vor den Richterstuel Jesu Christi kaͤmen / gewiß von allen Außerwehleten vor lockichte Boͤck angesehen wuͤrden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sol man vier ding war nemen mit allem flisse in vier kreften, da [...] gar schedelichen boͤse loͤcke inne wachsent.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Die falwen loͤcke des schoͤnen hoͮbtes [Christi] sint gedrungen sam die wunnenclich heide.
Schmidt, Rud. v. Biberach
167, 16
(
whalem.
,
1345
/
60
):
als ein lok mag nuͥt verderben von dem hoͮbte, also mag oͮch daz minst stuͥkli des zites nvͥt verderben.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
gott der zerbrichet die haubt seiner veind: vnd die scheittel des hars
[Var. 1475
1
:
lockes
;
Froschauer
1530:
harigen schopff
;
Dietenberger
1534:
harschaͤdel
;
Luther
1545, Ps. 68, 22:
Harschedel
]
der durchgenden in iren wollusten.
Bremer, Voc. opt.
1007
(
wobd.
,
1328ff.
):
Capillus [...] lok [...] est conuolucio multorum crinium uel pilorum. Et dicitur (capillus) quasi capitis pilus; vel (dicitur) quasi capiens pilos. (Et sciendum, quod capilli) ideo facti (sunt), vt decorem prestent et cerebrum aduersus frigus muniant atque a sole defendant.
Ebd.
50093
(
wobd.
/
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Capillus ueneris [...] der min lok.
Adrian, Saelden Hort
2387
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ains kembels tier ruhen loͤk | daz warent sin
[Johannes]
roͤk.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Ain mitdiern? Kaumb enthalt ich mich, das ich dir nit in die loͤck fall.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Von chelt gewunn ich graben lokch.
Niewöhner, Teichner
9, 12
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
hiet er nicht verwent den roch, | so waͤr auch der schaff chain loch | nymmer mer erfunden laider.
Buijssen, Dur. Rat.
28, 16
(
moobd.
,
1384
):
Zwm dritten mal chemelt man daz haupt, wenn bey den lochen zw versten sind uberfluzzige gedenkchen.
Klein, Oswald
92, 26
(
oobd.
,
v. 1408
?):
mein ausserwelte schöne tock! | ja flicht ich dir einen weissen lock | und slicht dir deinen rotten rock.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
222
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Lokch Vnser lokch, ob die an dem iungsten tag ersten.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
50, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Er [weissag, Protheus] trueg gra löck, dartzue ein part vil langen.
Helm, a. a. O. ;
Thiele, Minner. II,
3, 128
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2454
;
Koppitz, Trojanerkr. ; ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Niewöhner, a. a. O.
104, 38
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
Vgl. ferner s. v.  1.
2.
›Flausch, Wollbüschel; kleine Menge von etw., Handvoll‹.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Locken wullen (der) Voll floͤck / Kleine steübende faͤtzle von der wullen. [...]. Nit hoͤher dann ein Loͤckle wullen achten / Wenig achten vnd ring schetzen.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
309, 1
(
Genf
1636
):
Ein (lock) Hauff [...], Manipulus Cannabinus.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1446
):
Wer auch planckinger würken wil, der sol sie machen von uswürf, flocken, schnitzlings, lochen, trummern und von andern sachen, was im abgat.