loica,
die
;
zu
mhd.
lôicâ
, dies über
lat.
logica
aus dem
Griech.
(
Kluge/S.
2002, 580
).
1.
›Logik, Lehrsystem vom regelgerechten Denken im Rahmen der
künste
‹; metonymisch auch für ›Lehrbuch der Logik‹; meist im Orientierungsfeld mit mehreren bis allen der folgenden Wissenssysteme: , , , ,  1,  2,  1, , , .
Oft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
2
 4,  4; vgl. , .
Syntagmen:
die l. mit im
(refl.)
füren
;
die l
. (Subj.)
eine kunst sein, aus dem grunde des glaubens fliessen
;
viel der l. können
;
aus der l. disputieren, sich durch die l. zieren, in der l. etw. suchen, jn. in l. erweisen
›unterweisen‹,
in der l
. [etw.]
geschrieben stehen
;
die kluge / schöne l
.;
die kunst l
.
Wortbildungen:
loicus
.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Loyca ist ein tief kunst. | Ir ist harte gute begunst | Deme der zu kunsten wil. | Kan er der loyken ê vil, | Swelher kunst er dar nach gert, | Der wirt er deste baz gewert.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
da lebete
[1327ff.]
meister Johannes Buridanus, der zu Paris daz studium hatte geregiret [...]. Der wart geacht der beste loicus unde philosophus uf ertrich.
Jahr, H. v. Mügeln
219
(
omd.
, Hs.
1463
):
Die dritte kunst hiß Loica: | die hilt sich zu dem keiser na. | bleich unde mager ir gestalt, | in scharfen sprüchen was sie balt; | ein tuben truk ir rechte hant, | ein slang sich durch ir linken want.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Der kunyg Alexander der furt mit ym die ander | vnd heisset loyca.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
als da stat an der kunst Loyca, der name soͤlti us sprechen die nature und redelicheit des genemten dinges.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Ich wil schweigen von den gelerten in der gramatick rethorick philozophia naturlichen kunsten
.
geometria vnd in den kunsten von der mas des erdreichs
.
vnd in den kunsten der loyca
.
vnd musica vnd astronomia.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
um 1503
):
ain actum in loyca im summer, so es fünfe, im windter, so es sechse schlecht, anzufahen, den andern in gramatica, [...], und nach mittag den ersten actum in regulis gramaticalibus, in rethorica oder desgleichen.
Niewöhner, Teichner
581, 56
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
in der loyck geschriben stat, | die natuͤr und got sy ains.
Wedler, W. Burley. Liber
122r
(
moobd.
,
v. 1452
):
Dyodorus ain durchlewchtiger loycus vnd hat gelewcht in kryehisch lannd.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
304
;
Thiele, Minner. II,
31, 821
;
v. Groote, a. a. O. ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Sudhoff, Paracelsus ; ;
Eckel, Fremdw. Murners. 1978, S. 
129
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›regelentsprechendes, insofern logisches, aber mißbräuchlich genutztes, dem eigenen Vorteil dienendes Denken und Agieren‹; teils ausdrucksseitiger Bezug auf
lüge
; oft im Orientierungsfeld mit  9,  6,  34, , ,  2 und im Gegensatz zu  34.
Häufig Verstexte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Syntagmen:
l. brauchen / treiben
;
die l
. (Subj.)
jm. beiwonen
;
der l. studieren
;
durch l. etw
. (z. B.
eine böse sache
)
verfechten, in l. gelert sein, etw. in der l. schmecken
;
die neue l
.;
das gedicht, geblümte worte der l
.
Wortbildungen:
loicenmeister
.

Belegblock:

Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
14, 4
(
Frankf./M.
1568
):
Jch procurir vor dem Gericht / | Vnd offt ein boͤse sach verficht / | Durch Loic falsche list vnd renck | Durch auffzug auffsatz vnd einklenck.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
So ich, Ghrechtikait, pin petrogen, | Geplendet woren an dem ort | Durch loica geplümpten wort.
Ebd. (
1567
):
Darnach sind auch begriffen endlich | Schulkünst, straffler, loica, renck | Auch mancherley kurtzweilig schwenck.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
95
(
schwäb.
,
1455
):
Trutz das kain guͦter artzat sei | Er künd dan wol astronomy, | Will im die loyc wonnen bei, | So stifft er alzeit main und mord.
Sudhoff, Paracelsus (
1531
/
5
):
es ist nicht minder ir schmeckent etwas in der astronomia, etwas in der philosophia, etwas in der logica, aber das ir schmeckent is weder kalt noch warm.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
184, 1413
(
Zürich
1526
):
Ich han in der loik gestudiert, | Aristoteles hat mich bi der nasen gfüert.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Deinsgleichen ich nit sag, | Der gelerter sy in loica | Uss nain so machstu ja.
Niewöhner, Teichner
428, 4
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
Ainer vragt mich der maͤr, | wem ein maister geleich waͤr | in den edelen chuͤnsten drein, | in der loyik, philosophein | und auch in rethorica. | do sprach ich: ,den geleich ich sa | besunderleich zu einem man | der verslahen und gaukeln chan‘.
Boot, Cassiodor. Hist. Eccl.
123, 6
(
moobd.
,
um 1385
):
[ein ainvoltiger lay] ward wider dy loykenmaister reden und sprach: „Hort mich, Christus und dy czwelifpoten haben uns nicht geben dy loyken und dy eytel wetriegnuͤz der wart, sunder [...]“.
Klein, Oswald
112, 193
(
oobd.
,
1438
):
aufsätz, trugnuss, loica spil | lernt man zu Rom, wie vil man wil.
Ebd.
242
:
Was von dem reich zu lehen ist, | das mag sich zwar zu kainer frist | auss seinem recht enziehen nicht | mit kainer loica geticht.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
wer loik tribt und phening hât, | der ist gewaltig an dem rât.
die loik treib ich als ein diep | unde hatt unsteten muot.
3.
›einem Text oder Gesprächsbeitrag inhärente Logik, Argumentation‹.
Älteres und mittleres Frnhd.; didaktische Verstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Da warff si mir fur loyca | mit wunderlichen seden.
Gille u. a., M. Beheim
88
, T (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das ist ain loic und hat ainen verporgen sin.
Thiele, Minner. II,
18, 176
(Hs. ˹
wobd.
,
15. Jh.
˺):
ich spräch: ,du redest loyca, | da mit ich dir och gelten wil; | ich kan och cluͤger sprúchlin vil | und gespengelt teding, wie man sol‘.
Wackernell, H. v. Montfort (
soobd.
,
A. 15. Jh.
):
Mit dem rechten gwalteklichen | bricht man all ir artikel ab: | so muoss die loik wichen.
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin .