lochret,
löch(e)rig,
löchlecht(ig),
Adj.;
Suffix ersterer Bildung auch
-echt, -icht, -ot, -ach
(
lochrecht, locherecht, lochricht, lochericht, lochrot, locherot, lochrach, locherach
); letztere beiden Bildungen seltener belegt.
1.
s.  1.
2.
s.  8.
3.
›unzuverlässig, unbeständig, zweifelhaft, unvollkommen, falsch, ungültig (von Absprachen, Verträgen, von der Zunge)‹; vgl.  1 (Phras.).
Phraseme:
die stube wird lochret
›die Verhandlungsbasis entfällt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1,  2,  1.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1542
):
Ob wir künden ein löcherigen friden machen.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 452, 23
(
preuß.
,
1500
):
wie sie keinen bestendigen radt finden mogen, nachdem der handel lochrich sei.
Luther, WA (
1521
):
der grosz hauff [...] hat forteyl, mit eytell ritzichten, locheretten, loszen stucken bestehen.
Ebd. (
1527
):
Was wil Zwingel sagen zu solcher loͤcherichten sachen?
Ebd. (
1529
):
Alles was sie in der Anklage fuͤrbringen, Das ist loͤcherich.
Ebd. (
1536
):
Ego non venio, quod multa feci [...], ut non sis heimlich hesser Euangelii. Et tamen quanquam noch lochericht.
Ebd. (
1537
):
haben sich die Ketzer unterstanden solche klare Spruͤche mit jren Glosen loͤchericht zumachen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Ich
[Habgier]
sagen dir
[Pilger]
das sij [zonge] so locherecht | Ist von sweren und sagen unrecht.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
dann sunst wer es ain lochereter frid, blib ain ay im nest ligen.
und wer also die stub löcheret worden, darfur er nit könnt.
Luther, a. a. O. .
4.
›bröckelnd, rissig, voller Löcher‹;
vgl. am ehesten  2.
Phraseme:
in einen löchreten beutel sammeln
.

Belegblock:

Luther, WA (
1535
):
Der Prophet Haggai saget von den geitzigen, das sie ,jnn einen loͤcherten beutel‘ samlen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
164, 10
(
Frankf.
1535
):
[Salniter] Jst warm vnd trucken im andern grad / [...] / das liecht ist / brichig / schipfferig / blaͤterig / loͤcherig / hol.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Ietzo flogen daher swarz, löcheret, pesengt pimsenstain und ander verprent zersprungen stain von der prunst.
Ebd. :
under dem himel muest man fürchten der löchreten und g’ringen pimsenstain fallen.
5.
›löchrig, durchlässig, in seiner genuinen Funktion / Qualität beeinträchtigt‹, von Bezugsgegenständen unterschiedlicher Art gesagt (oft von Kleidungsstücken);
vgl.  6.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  1, ,
1
 2.
Syntagmen:
das insiegel l. sein
;
das kraut l. machen
;
der löchrete ars
/
1
hafen / sak / schuh, die löchrete büne / kutte, das löchrete fas
(mehrfach).
Wortbildungen:
lochrechte
(
die
) personif. für  2 ›Gefräßigkeit‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Das ist ein geslechte lude die | Von eime locherten sack machent yren got.
Durch sij bin ich ubermessig bekant, | Dar umb bin ich locherechte genant
[vgl. ebd. 10463:
,Leckerie‘, sprach sij, ,ich die | In mynen lochereten sack stoßen so wil | Das is da inne wirt smacken viel‘
].
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
24, 14
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ein mensche [...] ist ein besmirter binstock, [...], ein faules aß, ein schimelkast, ein bodenloser sack, ein locherete tasche.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Do sach er einen menschen wazzer schepfen vz eime sode vnd schuttez in ein locherecht vaz; dar vz ran ez wider in den sot.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1494
):
Ein lochereter ars der hat kein herren.
Ebd. (
Straßb.
o. J.):
Die ab eim zun ein anspraach brechend | Und etwan ein armen mann ansprechend | Umb ein löchlete haselnuß.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dise unreinen wúrme [...] essent das edel guͦt krut und machent es locherechtig.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
269, 36
(
schwäb.
,
1386
):
Wer, das der insigel aller ains oder me bruͤchig oder misshenkt, wuͤrden [...] oder wi diser brieff mausig, misshandelt, loͤchrot oder gebreschaft wurde, [...], das sol ... dehain schad sin.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
iez war er uf der bösen, löchereten binin, dann hoch im turn doben.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Sein [prior] angesicht was vast playch, sein kwtt lochratt und beschaben.
v. Maren, Marquard. Ausgabe
62, 33
(
Venedig
1483
):
vnd den lon den ir gesamet habt den habt ir in einen loͤcherethen sack gelegt.
Vock, a. a. O.
342, 39
;
Bremer, Voc. opt.
10112
;
Vgl. ferner s. v. .