loch,
das
;
-s/-er
+ Uml.
1.
›einen Feststoff, eine umgebende Masse durchlaufende, Eingang und Mündung aufweisende Öffnung verschiedener Weite und Tiefe sowie verschiedenen Zweckes‹ (allgemein); im einzelnen (kaum trennbar) z. B.: ›Schlupfloch, Durchgang, Öffnung (zum Eindringen wie zur Flucht)‹; ›Tür‹; ›Durchlaß (in einer Hecke)‹; ›Nadelöhr‹; ›Guckloch, Hörloch‹; speziell (im Bergbau): ›Durchhau, Durchschlag, offene Verbindung zwischen Grubenbauen‹; die im Folgenden angegebenen Phraseme lassen sich teils von der Variante ›Schlupfloch‹ über die Übertragung ›Ausweg‹ motivieren.
Phraseme:
ein loch boren
›einen Strich durch die Rechnung machen‹;
ein loch haben / durchbrechen
›einen Ausweg haben / suchen‹;
jede hecke hat ein loch
;
ein anschlag gewint ein loch
;
ein loch zumachen
›etw. unbeachtet lassen‹;
jm. ein loch machen
›jm. einen Strich durch die Rechnung machen‹;
jm. das loch verlaufen
›jm. jeden Ausweg versperren‹;
das loch im himmel suchen
›ans Ende denken‹;
jm. ein loch machen
›jm. etw. vereiteln, jm. Fallstricke legen‹;
jm. ein loch in die bank schlagen
›js. Plan vereiteln‹;
ein loch durch einen artikel boren
›etw. verdrehen, verfälschen‹;
keinen lochborer leiden
›unwiderlegbar sein‹;
das loch weit über das feld treffen
›die Beine nehmen und gut davonkommen‹; ˹
ein loch durch einen brief reden, einem brief ein loch machen
˺, jeweils ›einen Brief / eine Urkunde wertlos, ungültig machen‹ (motiviert durch die Sitte, Urkunden dadurch ihre Gültigkeit zu nehmen, daß man sie durchlochte);
jn. so voller löcher stechen als einen vischbehalter
;
jm. steht das loch offen
›j. kann verschwinden‹;
etw
. (z. B.
der handel, die rechtfertigung
)
gewint ein loch
›etw. wird hinfällig / brüchig‹;
auf ein lindes loch pfeifen
›sich demütig verhalten‹;
jn. eines loches näher gürten
›jm. den Gürtel enger schnallen‹;
zu loch kriechen
›sich zurückziehen‹,
alle löcher verstopfen
›jede Möglichkeit verbauen‹.
Syntagmen:
ein l. finden / machen / boren / reissen, ein l. durch etw. graben, löcher durch etw. hauen
(z. B.
durch die tür
›das Tor‹);
das l. jm. zu enge sein
;
des loches warnemen
;
durch ein l. sehen, kein wort durch ein l. reden, das schif durch ein l. ertrinken, sich durch ein l. davon machen, zu einem l. kriechen
;
das l. der nadel, in der -presse, im grund des schiffes, zu einem instrument
;
das kleine l
.
Wortbildungen:
lochborer
(auch ütr., dann: ›Gegenargument‹),
locheisen
›Eisen, das mit einem Loch als Führung für den Bohrer versehen ist‹,
lochgezauwe
›Schmiedegerät zum Schlagen von Löchern‹ (Gw zu  1),
löcherin
Name einer Pflanze mit löchrigen Blättern,
lochret
1 ›voller Löcher und dadurch wachstumsfördernd‹,
lochreuse
,
lochring
›ringförmiges Eisen zum Durchschlagen von Löchern‹.

Belegblock:

Zum allgemeineren Gebrauch:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
151, 12
(
preuß.
,
1441
):
wart [...] bruder Johan von Buch mit desser nachgeschrebenen notdorfft bevolen: [...] 1 deckhamer, 1 pfolhouwe, eyn lochysen, 2 nebeger.
Ders., Gr. Ämterb.
447, 39
(
preuß.
,
1436
):
In der smeden: 1 werghamer, 1 ploczhamer, 2 czangen, 1 louchgeczou, 1 vorslag.
Ebd.
611, 27
(
1447
):
1 rewmer, item 1 lochryncke und 1 nythamer, item 1 hufhamer.
Luther, WA (
1522
):
den der Christus ist die thuͤr in den Schaffstal. Wer anders eingehet, der macht ein eygene thuͤr, ein eygen loch und beisatz.
Ebd. (
1544
):
jr solt auch sehen, wie ich wil ein loch durch kercker und strick reissen.
er wuste sonst kein loch noch rettung zu finden.
[...] Hertzog George haben mich gefangen, sed ego me liberabo. wyl eyn loch yn turm machen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Da kroch ich [Bule] immittelst zum andern Loch, so an der Erden war heraus, vnnd lief dauon, Vnd das Loch war mir schier zu enge gewesen.
Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
sy hewin locher durch die dure | ind erslogen wat da was vur.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6730
(
rib.
,
1444
):
En geyne hegge en is, sij en have doch | An eynchē ende bruch off loch.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1487
):
die scheffen weisen für Mettlach in dem ubersten wer
(in der Saar)
in den lochrusen die dritte nacht, und nit in koben.
Voc. inc. teut.
p ijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Loch dar durch das mel in der mul laufft Ristrū.
Ebd.
p ijv
:
Loch in der wein’pres Forus.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Sie [Taube] sucht, obs finden moͤcht ein loch, | Vnd kundt niergend kein außflucht finden.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk. (
osächs.
,
1343
):
Lîchter ist ein camêl durch einer nâlden loch
[
Luther
1545:
Naddelöhre
]
durch gên, wan den rîchen gên in daz rîche gotis.
Thür. Chron.
6v, 27
(
Mühlh.
1599
):
Das geheuse darauff war so kuͤnstlich vergraben / daß man in allen seinen Gemachen / Gemeur / Loͤchern vnnd Thuͤren [...] kein wort / [...] Reden kondte / man hoͤrt eß in allen Gemachen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
265, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
die gutten [kastanien] setze in einen topf, der da locherich und gros sey und viel locher habe, das die kastanien in dem topf nicht ersticken.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4001
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Der Prouincial macht sich daruon | Schnell durch das loch, do jr kuͤ vßgon.
Lauater. Gespaͤnste
30v, 18
(
Zürich
1578
):
Sy hattend aber ein loch gemachet / dardurch er / wenn er loset / die stim͂ deß tüfelbschweerers hoͤren vnnd verston mocht.
Chron. Augsb. Anm. 2 (
schwäb.
, zu
1562
):
mit demselben er ain löchlen in das plech vor dem venster geport, daß er ain wenig dadurch hinaussehen können.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
[gewelb] darinnen herumb vil loͤcher zuͦsehen / die fein in ein ordnung gericht / vnd mit scheiben so maisterlich versetzt seind / das sie dem gantzen Bad ain [...] schoͤne zierd geben.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
dar umb haizent si
[
pleter
eines
krautes
mit dem Namen
künigskrôn
]
auch ze latein perforata, daz spricht diu löchærinn.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die grueben ein loch durch die maur, die wurden auch uber die maur ausgehangen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
zu dem jüngsten kam ainer und stach ain löchlein under dem feurlein durch den zachen des liechts.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
97, 11
(
tir.
,
1464
):
ist nur ain chlaines löchel in dem grunt des selbigen schëffes. so mag das scheff nicht peleiben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
442, 26
;
730, 2
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
55, 5
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Schmidt, Rud. v. Biberach
163, 20
;
Wyss, Luz. Ostersp.
8972
;
9012
;
Bauer, a. a. O.
16, 41
;
dies. u. a., Kunstk. Rud.
1084
;
2281
;
Vgl. ferner s. v.
2
.
Zu den einzelnen Verwendungen:
Piirainen, Recht Schemnitz. 1986, S. 306, §  
63
(
mslow. inseldt.
,
1513
):
so ein [...] macht ein loch auff den lehenschacht, vnd der lehn schacht wer nicht gerecht, so soll man wychen von dem loch drey viertaill.
Ders., Stadtr. Kremnitz
18
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
das sÿ ein loch cze some(n) macht(e)n, [...] So sol ma(n) deß pergmeisters czaich(e)nn hindurch geb(e)n do damit das das loch verpott(e)nn seÿ.
Ebd.
8
;
13
;
19
.
Zu den Phrasemen:
Luther, WA (
1522
):
ob yemant hie eyn loch durchbrechen wollt.
da kan dir der Teufel also bald ein loch machen und eingeben.
Ebd. (
1523
):
Und haben den glauben also aus gestossen und alle löcher verstopfft.
Ebd. (
1531
):
Wo sol er nu hin der arme Man Christus, wenn man jme das loch also verleufft?
Ebd. (
1535
):
Und haben sich die Arianer und andere hieruͤber meisterlich verdrehet und durch diesen Artikel wollen ein loch boren mit jren glosen.
Ebd. (
1537
/
40
):
[sie] machten darmit das loch zu, das es im Gesetze Moisi nachgelassen were.
gott lob haben wir dem Bapst ein loch in die banck geschlagen.
Ebd. (
1545
):
Qui non vult audire, dem stehet das loch offen.
Ebd. (
1544
):
Solche spruͤche leyden keinen lochborer.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
134, 2843
(
Magdeb.
1608
):
wenn ich spuͤr / das meine feind / | Mir etwas vberlegen seind / | So krich ich durch ein loch hinauß.
Ebd.
138, 2940
:
Hoͤrt er mich nicht / so mach ich doch / | Durch ander in dem Rath ein loch / | Dessen sich Niemand hett versehen.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
):
Und er gedenkt es doch, | und pfiff‘ er einmal noch so auf ein lindes Loch.
Spanier, Murner. Schelmenz.
2
, Überschrift (
Frankf.
1512
):
Eyn loch durch brieff reden. Uersigelt schon der babst mit bley, | So kan ichs wider sprechen frey. | Jch bins, der selbig dapffer man, | Der sigel vnd brieff durch reden kan.
Ebd.
7, 24
:
Do der wirt wolt haben gelt, | do draff ichs loch weyt vbers feldt, | Mit meynen ferssen bzalt ich das.
Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
saß vnsere Gallee so hart auff den Grundt / daß wir meyneten / vnser Anschlag hett da ein Loch gewonnen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
daz man ein loch het, daz wir nit gantz umbgeben weren als in dem vergangen krieg.
Spanier, Murner. Narrenb.
21, 1
Überschrift (
Straßb.
1512
):
Ein loch durch ein brieff reden. Jch red ein loch yetz durch ein brieff
(mit Bild).
Ebd.
16
:
Wie ich dem rechten louffen noch, | So hast mym brieff gemacht ein loch.
Goldammer, Paracelsus
2, 256, 15
(
um 1534
):
sie
[die
alte
]
soll das loch in himmel suchen, er
[ein
junger
]
aber soll zu seines gleichen.
Bächtold, N. Manuel.
120, 230
(
halem.
,
1525
):
Wir wend dich wol eins lochs nächer gürten!
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 173, 3
([
Augsb.
]
1548
):
als bald diser handel ain loch gewinnet / so fellt es alles zuͦ boden.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ich will ainmal ain solchen kelchbueben, der unserm Hergott missrathen ist, so voller lecher stechen, als ain vischbehalter.
do gewann die rechtvertigung ain loch.
2.
›unterschiedlichen Zwecken dienende oder als auffallend wahrgenommene, da vom erwarteten Zustand der Umgebung abweichende natürliche oder künstlich hergestellte Vertiefung‹; Art und Größe der Vertiefung sowie der Aggregatzustand der Unterlage können schwanken; im einzelnen z. B. ›Erdvertiefung‹ (oft, auch ütr.), ›Höhlung in einem Stampftrog (in der Mühle)‹; ›Grübchen im Kinn‹; ›wehrähnlicher Bau an einem Gewässer‹; ›Kolk, Strudel im Wasser (als Folge einer Vertiefung im Bachbett)‹; hier als Ütr. anschließbar: ›wunder Punkt, Abgrund, in dem man sich verlieren kann‹ (s. u.
Luther, WA
16, 112
); ˹›Nagelloch, Bohrloch‹˺, jeweils vereinzelt; im Unterschied zu 1 wird
loch
als ohne Ausgang / Mündung gedacht.
Phraseme:
zu loch kriechen
;
jm. ein loch
›eine Grube‹
graben
;
die finger in alle löcher stecken
(auch zu 1 stellbar).
Bedeutungsverwandte:
 1,
1
,  1, ,
2
,  1,
1
, (
die
5, .
Syntagmen:
ein l. sehen / finden / ausräumen / boren / machen, jm. ein l. zeigen
;
ein l. in dem felse sein
;
aus einem l., in ein l. kommen
;
das l. an kinbacken, im wasser, in einem gang, unter der brücke, die löcher des felses
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Spelunca. Grub hoͤle huͤly dolen kling klufft krufft spelunck ¶ hol loch lucken.
Luther, WA (
1524
):
Alhie ist ein tieffes loch, da man solt viel von predigen.
Ebd. (
1527
):
Wo der Luther nicht were, die schwermer solten gar bald [...] zu loch kriechen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
573, 2109
(
Magdeb.
1608
):
wer eim andern grebt ein Loch / | Der mus darin abstuͤrtzen noch.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2071
(
Köln
1476
):
Dayr zu waegen lyff ind leuen, | Myt storme in dat loch
›Sturmmine‹
tzu koemen.
Voc. inc. teut.
p ijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Loch im wasser. Loch am kinbacke͂.
Froning, Alsf. Passionssp.
5607
(
ohess.
,
1501ff.
):
disße hant
[Christi bei der Kreuzigung]
wel zu dem loch nyt reichen!
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
[Wer] Sein finger in alle loͤcher steckt, | Dem werdens auch zu zeiten bdreckt.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
(Zeiget jhm in der Höhe ein Loch, vnd spricht weiter:) Lieber Thomas, Sehet jhr das Loch wol? Da könte man wol einen hinstecken.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
124, 19
(
osächs.
,
1570
/
7
):
so bore mit einem neberich ein loch in den stamm bis auf den kern.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
237, 1
(
nobd.
,
1405
):
wie daz ir dez reiches strassen auf den Meyne verpauet, ein loche und were gemachet habt, davon den leuten mit schiffunge und flossen grosse verdurplich scheden auferstunden.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
44
(
Nürnb.
1517
):
,in den löchern des fels und in der klunst der ungekelkten wandt,‘ das ist: in den wunden Christi, des felsen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
das er [...] ein loch koͤnde vinden uf geton, das er sin hoͧbt koͤnde us gestossen.
Argovia (
halem.
,
1484
):
von einem loch voll werche in der blewe ein denar.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1600
):
wo auch alte marken und lochen
[›Erdvertiefung, die als Grenzmarkierung fungirt‹]
verloren werden.
Morrall, Mandev. Reiseb.
17, 11
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
do er sie [junckfrowen] sach komen uß dem loch so fraischlich und so schúßlich, do kert er sich umb.
Maaler (
Zürich
1561
):
Das Loch / die vorderest hoͤle an einem langlaͤchten oder holen gang.
Meisen, a. a. O.
1156
;
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
49, 22
.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›Loch unterschiedlicher Größe als Behausung von Tieren‹; im einzelnen z. B. ›Mäuseloch‹; ›Bau, Grube, Höhle (von Füchsen, Löwen)‹; ›Schlangengrube‹; ›Käfer-, Wurmloch‹; ›Bienenwabe‹.
Phraseme:
die mäuse
(ütr.: ›Widerspenstige‹)
in die löcher jagen
.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  15,  4,
1
(
der/das
4.
Syntagmen:
löcher
[wo]
finden (im wurmstichigen apfel)
;
des loches pflegen
(von der
maus
),
viel lochs haben
(vom
fuchs
);
ane l. nicht bleiben
(vom Fuchs),
junge in den löchern haben
(vom
lewen
),
die jungen in dem loche erhalten
(von den
bienen
),
in ein l. gehen
(von
würmen
)
/ entlaufen / weichen
(von der
maus
)
/ kriechen
(vom
käfer
),
zu dem l. fliegen
(von
bienen
)
/ keren
(von der
schlange
)
/ springen
(von der
maus
);
das schöne löchlein
›Bienenwabe‹.
Wortbildungen:
˹
locher
1 (a. 1579),
lochhund
(a. 1563)˺ ›kleiner, zum Ausstöbern von Tierbauten abgerichteter Hund‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1527
):
das der hirsch die natur hat, das er die schlangen uß dem loch zeucht mit seinem athem, [...], Deßgleichen auch das ein weselein, wenn es für der schlangen loch mit dem schwantz webelet.
Ebd. (
1534
):
on Loch kan er
[Fuchs]
nicht bleiben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
103, 1895
(
Magdeb.
1608
):
Die Stadmauß sprang zu jhrem loch.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
34, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen abir dy slange widir kert czu irme loche, so wundit si sich.
Gille u. a., M. Beheim
45, 12
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
die vochs | haben vil lochs.
Ebd.
65, 28
:
Du tume maus, | weich in dein loch!
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
weil ihnen Rudolphus allenthalben auf den dienst wartete / und die maͤuse wieder in ihre loͤcher jagte.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
wie si [oͤphele] doch gar schoͤne uswendig schinent, ie in dem grunde vint man locher.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
also binnen die zuͦ iren loͤchern in iren binnekorp vs vnd in fliegende sint.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Er [Paris] baitztte zü der erde. | In daz loch [der würme] er do gie.
Maaler (
Zürich
1561
):
WAaben (die) Heüßle der ymmen oder die schoͤnen loͤchle / dar inn sy jre jungen erhaltend.
Peil, a. a. O.
684, 5614
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
33, 23
;
Gille u. a., a. a. O.
25, 28
;
4.
›Gefängnis, Knast‹; ütr. auch: ›Ausweglosigkeit‹.
Phraseme:
zu loch mit jm.! im loch aufstehen
euphemistisch für ›im Kerker landen‹;
ausser dem loch ist gut dingen
.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl.  2, ,
1
 12,  18, , , (
der
2,  1, (
der/die
7,  4,  2, ,
1
,  2, ,  9, ,  2.
Syntagmen:
j. in dem l. verstrikt liegen, zu l. müssen, zum l. ausgehen
;
jn
. (z. B.
die gefangenen
)
aus dem l. lassen, jn. in das l. legen
(häufig)
/ füren / setzen / stossen / werfen, jn. im l. mit ruten schlagen
;
das heimliche gemach im l
.
Wortbildungen:
lochgeld
›Zahlung des Gefangenen an den Gefängniswärter‹ (a. 1533),
lochheim
(fiktiver Name für
loch
›Gefängnis‹),
lochhüter
,
lochmeister
,
lochrodel
›Verzeichnis über Eingang, Ausgang und Kosten der Gefangenen‹ (17. Jh.).

Belegblock:

Luther, WA (
1533
):
darinn sie
[Zwinglische Gaukler-Prediger]
das volck wöllen leren und sagen jnen doch nichts, Sondern weisen sie jnns finster loch und sprechen: [...].
(hier ütr. im Sinne von: ›in die geistliche Ausweglosigkeit‹). Foltz, UB Friedb. (
Friedberg
1386
):
daz si unsern gertener eynen gefangen han und in daz loͤch gelacht.
Froning, Alsf. Passionssp.
813
(
ohess.
,
1501ff.
):
mer woln en stossen in disße loch!
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
300b, 20
(
Frankf./M.
1649
):
eine die auff der ersten / zweyten oder dritten Tortur nicht bekenne͂ will / wolan / wieder zu Loch mit jhr.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1388
):
ded. dem lochmeister 16 ₰ hl. für einen, der sechtzehen tag in dem loch gevangen was gelegen.
Ebd. (
1450
/
80
):
wurden die juden [...] gefangen und daselbs die reichen auff die burg und die armen in das loch gelegt.
Ebd. (
1460
):
ee wolt er [...] mit willen in das loch oder uf ein turn von stundan geen, oder ee ein büttel oder ein lochüter auß im machen lassen, oder ee sein kopf lassen abhauen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
So muß man alle jar das heimlich gemache im loch dem lochhütter raumen lassen.
Von dem lochhütter. In das loch macht man dem lochhüeter wes im not thut.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Das [schlupffwinckel] nicht die schergen nach mir dappen, | Darnach mit mir gehn Lochhaim sappen.
Ebd. (
1551
):
Wilt mit schalckstücken du umbgehn, | Du magst baldt in dem loch auffstehn.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
261, 5
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
es was groser zodel am brodt, undt man legt etliche beckhen in das Loch.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ausser dem loch ist gut dingen. Extra carcerem suam causam agere commodissimum est.
Oorschot, a. a. O.
231a, 3
;
425b, 39
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
158, 40
;
Engel, a. a. O.
173, 21
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
5.
›als Loch gedachter Ort des Zweifels, der Bosheit, Gottferne, der Vorhölle (bzw. der Hölle)‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Und wirst mich in das schwartze loch nicht bringen, das man mir fuͤrstellet, da ich ungewis bin.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
wo frasheit, kargheit ist, do ist ze mole ein unrein grob loch, das ze male boͤs ist.
Lemmer, Brant. Narrensch.
66, 35
(
Basel
1494
):
Masß ouch nit wie tieff wer das loch | Do hyn er muͤst / vnd sitzet noch.
6.
›Loch, freie Stelle auf / in einem Bezugsgegenstand, den man allgemein als glatt, kontinuierlich erwartet‹.
Syntagmen:
ein l. gewinnen
(von Tuch),
der bütrich ein l. haben, ein l. in den brief schneiden
(zu dessen Entwertung),
dem bein ein l.
(für ein Pflaster)
lassen
;
ein donnerstein ane l. sein, die nase, die augen, das maul durch löcher
(in einem burkaähnlichen Kleid)
sehen, blätter mit löchlein durchlöchert sein
;
das gesäs
(›Hosenboden‹)
voller löcher
.

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
104, 14
(
Worms
1551
):
Das gseß voll loͤcher ist ein lust.
Keil, Peter v. Ulm
155
(
nobd.
,
1453
/
4
):
vnd wo das pein zerprochen ist, do laß im ein loch, daz du es mügst pflastern.
Schib, H. Stockar
2, 14
(
halem.
,
1519
):
so hattens sy [junkfrowen, dochteren] vermacht mit schwarzam duch, und sach mian nütt dan die ougen und die nasen und das mul durch die liecher in.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu [pleter] sint gestalt sam der basiligen pleter und sint alle durchlöchert mit vil löchlein.
Bastian, Runtingerb.
2, 300, 18
(
oobd.
,
1396
):
Auch sol man ain loch in den haubtbrif sneyden, wan er geloͤst wirt.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
273
(
oobd.
,
1607
/
11
):
4 donnerstain [...], die zwen sein durchlöchert, die andere zwen gantz ohne loch.
Hajek, Guͦte spise
88
;
Keil, a. a. O.
37
; S. 
418
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Sappler, H. Kaufringer
12, 204
.
7.
›Körperöffnung (des Menschen sowie vereinzelt größerer Tiere)‹; belegt für den Mund, die Nase, den After, die Geschlechtsöffnung.
Phraseme:
jm. die schüssel für das loch schlagen
›jn. kalt abservieren‹.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wann das Loch vnter der Nasen zu were / blieb viel boͤß vnterwegen.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
56, 2
(
Frankf.
1535
):
So mann nimpt ein koͤrnlin von seinem stücklin / vnd das gelüwet würt an die spitzen des eisens mit roͤmer leim / vnd dann gelassen in die blaß durch das loch der mansruͦten / so bricht er den steyn.
Schmitz, Schiltb.
132, 20
(
Frankf.
1597
):
Jch saß auff dem Ploͤchlin / | Vnd sahe mir selbs ins Loͤchlin.
Ebd.
133, 3
:
Loch gegen Loch / | Haar vmbs Loch.
Ebd.
23
:
Loch auffs Loch / | Zapff ins Loch / | Tetsch fuͤr den Arß. | Rhat was ist das
(jeweils Rätsel).
Hirschmann, Roger-Glosse
233rb
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
von den dingen / dÿ do waschen in dem loche / des arses vnde heisen carvunculi.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
29, 19
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
ein jegliches ganz gewurktes mensche hat neun löcher in seinem leibe.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
v. 1486
):
So sagt mir, frau, seit ir es doch, | Frau Fenus mit dem stroem loch
(Symbol der Sinnlichkeit).
Fischer, Folz. Reimp.
2, 35
(Hs.
um 1480
):
indem allz sie ir aufflaucht, | Do het in ye einß, zwey bedaucht, | Der locher weren mer dan einß.
Goedeke, P. Gengenb. (o. O.
1516
):
Der ich doch gern wolt dienen noch, | So schlecht sie mir dschusslen fürs loch, | Thuͦt mich bald vff die gouchmat jeichē.
Wan̄ sich ein narr do bald bedaͤcht, | Vnd ein kuͤbel mit wasser braͤcht, | Das man dem buren das loch berib, | Vnd jm die boͤse hitz vertrib.
Morrall, Mandev. Reiseb.
118, 7
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da sie [clain lút] den mund hond soͤllent, da hond sie ain claines loch.
Stedtfeld, Roger-Glosse
86
;
Jungbluth, a. a. O.
25, 30
;
Deinhardt, Ross Artzney
288
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
8.
›durch ein Geschwür o. ä. verursachtes Loch in der Haut; als Loch gedachte / wahrgenommene Wunde, Verletzung am oder im Körper‹; in 1 Beleg: ›Pore‹; vielfach im Orientierungsfeld mit ,  23,  2,  8,  3, , ,  1, , , (
der
8, , .
Oft sachbezogene Texte.
Phraseme:
es hat dir kein loch gehauen
(von übler Nachrede gesagt).
Syntagmen:
j. löcher
[wo]
haben, das / ein l. (zu)heilen
(mehrfach)
/ reinigen / verstopfen, mit wolle füllen, ein l. in ein apostem ätzen, das pulver ein l. machen
;
das / ein l. enge / weit sein / werden, löcher in den leib gehen, ein l. im wege des harns sein
;
der löcher acht haben
;
in den löchern faulfleisch sein, etw. in das l. streichen
(z. B.
salbe
)
/ drucken
(z. B.
saft
),
ein tuch in das l. gehen, zu den löchern lugen
;
das l. in der haut, im fleisch, im arm / bein
;
das faule / auswendige / inwendige / fixe / fliessende / fressende / hydropische / unreine / verborgene / starke l
.
Wortbildungen:
locheracher zagel
Bezug auf ›weicher Schanker, ulcus molle‹,
löcherarzet
(hierher?),
lochret
2 ›durchstoßen, durchlöchert‹ (in:
die hände l. sein
, von den Wundmalen Christi).

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
110, 12
(
Frankf.
1535
):
hart apostemen auff zu etzen / nimm vngeleschten kalck [...] / vnd den kalck vff ein hart apostemen gelegt / etzt ein loch drinn.
Keil, Peter v. Ulm
151
(
nobd.
,
1453
/
4
):
zu den faulen schenckeln, die do groß sind geschwollen vnd faule locher dorein haben.
Strauss, A. v. Villanova dt.
155v, 13
(
obd.
, Hs.
1421
):
zu kalt baden duͦt dy locher
[›Poren‹]
yn dem fleysch nicht recht uff.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
daz mir denne die scharpfen snidenden isin das fleisch vf zerren soltent vnd mir starke loͤcher in minnen lichamen soltent gonde werden.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
das sie sie loͤcher hette͂ gemacht an die nid’sten teil des apostems / vñ hette͂ vß gezogen de͂ eytter mit einer spritzen.
Fastnachtsp. (
Straßb.
o. J.):
Die fistlen, löcher, ölschenkel groß, | die wassersucht plaag on underlaß | Werd dir ewig niemer ab!
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 288, 19
(
Hagenau
1534
):
Redet dir eyner zuͦnahendt / er hatt dir darumb keyn loch oder wunden gehawen
[Var. in Z. 11:
Ist doch eyn wort keyn pfeil nit
].
Sudhoff, Paracelsus (
1527
/
8
):
Von dem stant der löcherarzten, was für leut seind.
Goldammer, Paracelsus
2, 90, 7
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
240r, 8
;
Belkin u. a., a. a. O.
78, 9
;
Rohland, Schäden
468
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 185
;
Eschenloher. Medicus ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Lehmann, Rezeptb. S. 
214
.
Vgl. ferner s. v.  4.