linse,
die
;
oder
-n/-n
.
1.
›Linse (als Frucht)‹; vereinzelt auch als Pflanze (Lens culinaris); mehrfach zur Kennzeichnung der Nichtigkeit e. S. gebraucht.
Zur Pflanze:
Marzell
2, 1234
 f.
Phraseme:
nicht einer linsen wert sein
;
etw. um ein linsenmus verkaufen
o. ä.;
lieber mit got fisch als mit Esau linsen essen
.
Syntagmen:
linsen klein stossen / essen / verkaufen
;
linsen zu dem kleinen zehent gehören, kleiner dan keine l., leichter zu lassen sein als eine l.
;
ausser linsen mel machen, jm. an linsen schaden zufügen
;
der mut / scheffel, das luder linsen
;
die speise der l.
Wortbildungen:
linsebolle
(16. Jh.; Gw zu
1
 2),
linsenacker
,
linsengericht
,
linsenhülse
,
linsenkorn
,
linsenmäuchel
(a. 1646; Gw zu mhd.
mouch
eine Art Brot; ),
linsenmus
,
linsensame
,
linsenwal
.

Belegblock:

Luther, WA (
1537
):
daß er [Esaw] dyse guter nicht helt, Sondern gering, verachts, verkeuffts umb ein Rot linßen muß.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dem menschen wæren alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein erweiz oder ein linse oder als niht.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1603
):
Zu jezgemeltem kleinen zehenden gehört rüben und kraut, obs, linsen und erbsen, sommergerst, heidenkorn, hirsen, flachs, lemmer.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
Es mögen wol linsen heissen und haben den nammen mit irer wirckung, antwort der Baier, denn sie sind jo so leins von mir geschlichen, daß ich es im schlaff nit bin innen worden
[hier Anspielung auf den Bauchwind].
Gerhard, Hist. alde e
1036
(
omd.
,
um 1340
):
Di erstekeit siner geburt | Er verkoufte uberal | um ein lutzel linsenwal
[Hs.:
-val
; Konjektur zu
-wal
; s.
Lexer
3, 646; möglich wäre auch
-mal
›Gericht‹].
Thür. Chron.
42v, 9
(
Mühlh.
1599
):
der hatte eine weisse Tauben / welche er gewehnet / das sie ihm Korn vnnd Linsen auß den Ohren laß.
Gille u. a., M. Beheim
187, 91
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sand Augustinus sprichet: ,ich | ess lieber visch mit got messlich, | dann mit dem Esau linse‘.
Hirschmann, Roger-Glosse 225 vb,
5
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
Ploster: / Nÿm fenum grecom. linsen somen, / dÿ wurczeln von wilden papeln.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Hienoch geschach, das Jacop hette ein lynsin muͦs gekochet.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
Vnd verkauft die ersten geburt: | vnd alsust enpfieng er [jacob] das prot vnd die speys der linsen
[
Luther
1545, 1. Mose 25, 34:
Linsengericht
].
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Folliculus lentium, Lynsen hülße.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
649, 13
(
halem.
, o. J.):
ungelt zuͦ den toren uß. Item linsi, erws. bonen, hirs, gersten und kernen, von ye dem mútt iiij denar.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
308, 23
(
Genf
1636
):
Linsenacker [...] Ager lenticularis.
Ebd.
25
:
Lensenmuß / Linsensupp [...] lus lenticulare.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
„Ach des volien böswichts pfaffen! er sit doch nit ainer linsen wert“.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
12, 26
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Wanne e die natur eitel lid, e prech ain erein hafen von geprechen ains linsenkornes.
Munz, Füetrer. Persibein
198, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
ergreiff ich dich zw meiner henndt, | ich zerprich ich clainer dann ye ward kain linsen.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
262, 30
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
habent mein herrn daselbs gancz traidczehent [...]; ze veld von traid, waicz, chörn, gersten, habern, hanif, lins, chrawt, etc.; ze darff huner.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
460, 9
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
209r, 17
;
Rohland, Schäden
467
;
Schnyder, a. a. O.
928, 35
;
Leisi, Thurg. UB
5, 272, 18
;
6, 487, 27
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 50, 24
;
Deinhardt, Ross Artzney
210
;
Bremer, Voc. opt.
13142
;
2.
›Lemna minor L., Kleine Wasserlinse, Entenflott‹.
Zur Sache:
Marzell
2, 1224
 ff.

Belegblock:

Hirschmann, Roger-Glosse
214ra, 1
(
omd.
, Hs.
15. Jh.
):
tranck: / Nÿm [...] dÿ linsin dÿ off dem wasser swimmen, vnde wegebreit.