link,
Adj.
1.
›links, im menschlichen Orientierungsraum nach der Sehrichtung linker Hand‹.
Phraseme:
zur linken hand
›links, nach links‹; ˹
sich zur rechten und linken lenken, weder zur rechten noch zur linken ausweichen
›nicht von etw. abweichen‹˺;
mit dem linken bein aufstehen
o. ä.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl. , , ,  1.
Gegensätze:
(Adj.) 3.
Syntagmen:
l. essen / schreiben
;
in got weder rechtes noch linkes sein
;
die böcke zur linken stellen, sich zur linken lenken
;
der linke arm / fus / schatten / zan, die linke hand
(dicht belegt; mehrfach mit Konnotation des Unheilvollen, Bösen o. ä.; vgl. 2),
das linke auge
; subst.:
die linke
›die linke Hand‹.
Wortbildungen:
linkheit
,
linkicht
,
linkisch
1 ›links‹,
linkitus
›Linkshänder‹ (latinisierend),
linkseitig
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 25, 33
(
Wittenb.
1545
):
vnd [des Menschen son] wird die Schafe zu seiner Rechten stellen / vnd die Böcke zur Lincken.
Pfefferl, Weigel. Ges.
18, 5
(
Hamburg
1646
):
böse aber ist sie [Creatur] vnd ein baum des Todes, wen sie sich lencket zur rechten vnd lincken, mit annehmung eigens willens.
Klett, J. v. Soest
11, 1939
(Hs. ˹
wmd.
,
1470
/
80
˺):
lynyg recht geweltiglich | streich er tzu also meisterlich.
Voc. Ex quo S
702
(
15. Jh.
):
Sinister [...] lincke [...] linckeit.
Voc. inc. teut.
p jv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Linck wl. tenck Sinister.
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. (o. O.
1470
):
Sinister linkesch.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
fand ein Kunst Hebraisch zu schreiben von der Rechten zur linken Handt.
Küther, UB Frauensee
369, 9
(
thür.
,
1526
):
gehor alle das, was zur leincken handtt gelegen, den fursten von Sachsenn.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
16, 22
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Der selbe man furet ein hauen in seiner rechten hant und ein schaufel in seiner linken hant.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
wan du gibes dine almûsen, dine linke
[
Mentel
1466:
winster
]
hant insal nicht wizzen waz dîn rechte hant tuͦt.
Böhme, Morg.R.
14, 4
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
ein solcher wird nirgend anders hin als zur lincken hand des Richters unter die stinckende hellische Boͤcke gestellet.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1613
):
Gedenck wie du wirst Aufferstehn, | [...] | Zur rechten oder lincken Hand, | Heilig oder der Hoͤllen brandt.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 5
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wem die nase bluͤtet: ist es rechtend⸗halb, so verbind jm die zehen an dem linggen / fuͦß.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Scæua, Ein lingiduß / lincker der die lingke hand für die rechte brauchet
[bei
Maaler
273v semantisch anders:
Lingituß / der beid he͂d gleychfertig braucht
].
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Do wart zem erst sin lingú hant | Mit ainem nagel uf gespant.
Plant u. a., Main. Naturl.
297rb, 2
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
vf der lingen siten sol man dē slaf vollebringen.
Schmitt, Ordo rerum
729, 20
(
salem.
,
2. Dr. 15. Jh.
):
Sinistrorsum [...] lingsitich.
Maaler (
Zürich
1561
):
Man kan sich vor dem streich deß der Lingk ist nit huͤten.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
liess im auch, so oft es [pferdt] mit dem linken fuss heraustratt, wider in den stal ziehen.
Eschenloher. Medicus (
Augsb.
1678
):
daß [...] die Medici und Chirurgi den Verlurst deß lincken Augs besorgt.
Andreae. Ber. Nachtmal
26r, 21
([
Augsb.
]
1557
):
Damit wir [...] nicht zuͦ weyt von der Warhait auff die Rechten oder lingken seyten gehen.
Ebd.
61v, 21
:
dieweil in Got nichts leiblichs / vnd demnach weder rechtes noch linckes ist.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
46, 16
(
noobd.
,
1347
/
50
):
wundert euch, daz die linken schaten der welde niht gend.
Bechstein, a. a. O. ;
Feudel, Evangelistar
21, 9
;
Rupprich, Dürer ;
Vetter, Pred. Taulers ;
Haszler, Kiechels Reisen ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
98
;
Bremer, Voc. opt.
1165
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 117
;
Rwb (hier bezüglich des Orientierungswertes bei Rechtsritualen wie dem
angang
8, dem
kummer
behandelt und belegt).
Vgl. ferner s. v.  4,
1
 2.
2.
dient der Kennzeichnung von Personen, Haltungen, Handlungen, Gegenständen, die von einer situationsspezifisch unterstellten idealen Qualität abweichen oder ihr entgegengesetzt sind; im einzelnen z. B.: ›falsch (von einer Lehre; ütr. auch von menschlichen Haltungen)‹; ›(Gott) entgegengerichtet‹; ›verdächtig, unecht (von Haltungen)‹; ›hinterhältig‹; ›mißtrauisch‹; ›verräterisch (ütr. von Wunden)‹; ›böse‹.
Phraseme:
(nicht) link im backen sein
›(nicht) schlagferig sein‹.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Wortbildungen:
linkisch
2 ›linkisch‹,
linkwürmisch
›verschnörkelt‹.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
’Keczczerye, du bist linc, | Und di himelische dinc | Dyn vernunft nicht kan verstan.
Ebd. (
preuß.
,
1331
):
Uns ouch sullen wesen link | Der werlde lob, ir prysen.
Gerhard, Hist. alde e
5472
(
omd.
,
um 1340
):
di secte nam ursprinc | Ken gote allerdinge linc.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
In vorevils turste | trettinde dî linkin pfat, | dî ettiswen sin vatir trat.
daz ein mechtig edelinc. | ein Sudouwît, an witzin linc | Lûdewige dâ betrûbete.
Luther, WA (
1518
):
wann die sichtliche und leibliche reich oder guͦter seind genent die linck hand gotes.
ynn der schrifft bedeutt die lincke seytte widderwertigkeytt [...]. Die rechte seytte bedeutt die gluckselickeytt.
Die lincke seytte ist der leypliche verstand.
Voc. Ex quo, S
702
(
15. Jh.
):
Sinister [...] lincke [...] ling [...] dicitur malus, nociuus peruersus vel linckiß.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
er war nit schon empfangen, | man sach in gar linkh ahn.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Meitliche zucht ist da linc | Gepruvet bi dem ballen
[›Tanzen‹].
Zu hant wart im da irkant | [...] wie disse dinc | Weren gemachet vil linc | Wider sines Gotis e.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
eī cleine plut rūß ist do einē die hut biß vff dz fleisch v’wūt ist vn̄ on masen oder linck zeichen geheilt mag werdē.
Lemmer, Brant. Narrensch.
69, 30
(
Basel
1494
):
Er [nydischer man] spricht zuͦ dir / fründt ysß / vnd trinck | Doch ist syn hertz an dir gantz linck.
Schorer, Sprach-Verd.
27, 2
(
1643
):
mit linckwuͤrmischen Zuͤgen gezierte Striche vnd Buchstaben.
Wyss, Luz. Ostersp. vor
9151
(
Luzern
1545
):
Der linngg schacher ret zum Saluattor.